Drei neue Stolpersteine in Dortmund sollen ab Samstag (15. September 2018) an verfolgte schwule Männer in Dortmund erinnern. Einer von ihnen war obdachlos. Mit den lange vergessenen Opfergruppen der sogenannten Asozialen und der Homosexuellen beschäftigt sich bereits am Freitag ein Diskussionsabend.
Der Stolperstein für Kurt Dorr ist der erste Stein für einen Obdachlosen in Dortmund
Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird am Samstagmorgen in der Dortmunder Innenstadt und in der Nordstadt erneut drei Stolpersteine für verfolgte schwule Männer verlegen. Den Anfang macht um 9 Uhr der Stolperstein für Kurt Dorr am Rathaus. Bei seiner Verlegung wird auch OB Ulrich Sierau anwesend sein.
Kurt Dorr wurde im Juni 1938 wegen Bettelei und Homosexualität aufgegriffen und geriet in eine geplante Vernichtungsaktion gegen sogenannte Asoziale. Er wurde in das KZ Sachsenhausen und von dort nach Mauthausen verschleppt, wo er am 17.2.1940 im Alter von 30 Jahren starb. Der Stolperstein für Kurt Dorr ist der erste Stein für einen Obdachlosen in Dortmund.
Anschließend folgt am Westenhellweg 91/93 (vor Conrad Electronic) der Stolperstein für den Arzt Dr. Hugo Cohen. Auch er wurde wegen seiner Homosexualität verhaftet und verurteilt, woraufhin ihn die Ärztekammer Westfalen ausschloss und er seine Zulassung als Arzt verlor. In der Dortmunder Tagespresse wurde er fälschlich mit vollem Namen als „Jugendverführer” denunziert.
Nach dem Judenpogrom vom 9.11.1938 kurzzeitig ins KZ verschleppt, versuchte Hugo Cohen auszuwandern, was ihm nicht gelang. 1942 wurde der 63-jährige Hugo Cohen als Jude in das Ghetto von Riga verschleppt und ermordet.
Der dritte Stein wird vor dem Haus Münsterstraße 44 in der Nordstadt an den Kaufmann Friedrich Heimann erinnern. 1939 wegen seiner Homosexualität zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, wurde auch er als Jude verschleppt. Der 53-jährige Friedrich Heimann starb vermutlich 1942 im heutigen Polen.
Sogenannte Asoziale und der Homosexuelle – lange vergessene Opfergruppen
Aus Anlass des Stolpersteins für Kurt Dorr wird am Freitagabend (14. September 2018) um 19 Uhr bei Bodo über die lange vergessenen NS-Opfergruppen der sogenannten Asozialen und der Homosexuellen sprechen.
Umrahmt von Swing-Musik und moderiert von Bastian Pütter von Bodo (Schwanenwall 34-36), diskutieren die Historiker Dr. Frank Ahland und Markus Günnewig, stv. Leiter der Gedenkstätte Steinwache. Bodo, das Lesben- und Schwulenzentrum KCR Dortmund und die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache laden dazu ein.
Mehr zum Leben und Sterben der drei NS-Opfer gibt es als PDF zum Download:
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