„Dortmunder Zukunftsbäume“ wie Trauben- und Säuleneichen sollen die kranken Rosskastanien am Wallring ersetzen

Der Wallring ist grün. Doch drei Viertel aller Bäume sind Rosskastanien. Die meisten sind erkrankt.
Der Wallring ist grün. Doch drei Viertel aller Bäume sind Rosskastanien. Die meisten sind erkrankt.

Es sind stadtbildprägende Bäume. die entlang des Wallrings in der City wachsen. Doch viele der Rosskastanien sind erkrankt. 80 der 560 Bäume mussten schon entfernt werden – hunderte weitere müssen folgen. Darauf hat die Stadt Dortmund nun reagiert und Grundsätze zur Neugestaltung und Neubepflanzung erarbeitet. Darüber muss der Rat entscheiden.

Stadtweit gibt es 2275 Rosskastanien in Dortmund – alleine am Wall stehen 560

Im Baumkataster der Stadt Dortmund sind zurzeit 2275 Rosskastanienstandorte gelistet. Große Bestände verzeichnen die Stadtbezirke Innenstadt-West, Innenstadt-Ost, Innenstadt-Nord, Hombruch und Aplerbeck.

Seit 2007 weisen diese Bestände stadtweit jährlich zunehmende erhebliche Schadsymptomatiken auf, die die Vitalität der Kastanien, ausgehend von einer Infektion mit dem Pseudomonas-Bakterium und nachfolgenden Pilzinfektionen soweit schwächen, dass sie diese in der Regel in wenigen Vegetationsperioden zum Absterben bringen.

Der derzeitige rasante Krankheitsverlauf und die perspektivische Entwicklung machen konzeptionelle Überlegungen zur Umgestaltung ganzer Alleebereiche Dortmunds wie Stadtkrone-Ost, Hermann-Löns-Straße und insbesondere der Wallanlage notwendig, da ein einfacher Ersatz abgängiger Kastanien mit der gleichen Art nach derzeitigem Wissensstand keine Problemlösung darstellt.

Keine Heilung: Ein Großteil der befallenen Rosskastanien muss gefällt werden

Allein am Wallring mussten bereits 80 der 450 Rosskastanien gefällt werden.
Allein am Wallring mussten bereits 80 der 450 Rosskastanien gefällt werden. Fotos: Alex Völkel

„Da spielt die Natur nicht so mit, wie wir gerne wollten. Denn die Rosskastanie ist der prägende Baum – drei Viertel der Bäume am Wallring sind Rosskastanien“, bedauert Planungsdezernent Ludger Wilde.

„Wir können sie nicht sterben und umfallen lassen. Daher haben wir schon angefangen, die zwingend zu fällenden 80 der 560 im Wallbereich zu entnehmen“, berichtet der Dezernent. Mit weiteren erheblichen Entnahmen sei im Verlaufe der nächsten Jahre zu rechnen.

Die Lücken sollen mit geeigneten Baumarten geschlossen werden. „Wir wollen das nicht weiter dem Zufall überlassen, sondern auf Konzepte, wie der Wallring zu gestalten ist“, so Wilde.

Beginnend in 2017 soll die Umgestaltung der Kastanienbestände, abhängig vom Krankheitsverlauf, beginnen und voraussichtlich in 2021 abgeschlossen sein. Alle neuen Standorte werden mit Bäumen aus der Liste der Dortmunder Zukunftsbäume bestückt.

Trauben- und Säuleneichen für den Abschnitt vom Königswall bis zur Kuckelke 

Im ersten Bauabschnitt vonm Königswall bis zur Kuckelke sollen Traubeneichen gepflanzt werden. Die Seitenbereiche entlang der Hausfassaden sollen mit schmalkronigen Stieleichen bestückt werden, um an allen Standorten eine optimale Kronenentwicklung zu erreichen.

Die Baumarten für die nachfolgenden Abschnitte sollen in Abstimmung mit den Fachleuten des Umwelt- und Stadtplanungsamtes ausgewählt werden.

Zukunftsgerichtet leisten die Maßnahmen für diesen stadtbildprägenden Innenstadtbereich einen spürbaren und nachhaltigen Beitrag zur Feinstaubbindung, CO2- und NOx-Reduktion sowie zur Temperaturnivellierung bei austauscharmen Wetterlagen in den Sommermonaten und somit praktische Beiträge zu Klimaschutz und Aufenthaltsqualität für die Stadt Dortmund.

Tiefbauamt hat eine Liste mit „Dortmunder Zukunftsbäumen“ erarbeitet

 Martin Rüthers und Ludger Wilde stellten das neue Zukunftskonzept für den Wallring vor.
Martin Rüthers und Ludger Wilde stellten das neue Zukunftskonzept für den Wallring vor.

„Wir haben uns umfassend Gedanken gemacht und eine Liste mit Dortmunder Zukunftsbäumen zusammengestellt“, berichtet Martin Rüthers, Bereichsleiter Technische Dienste Grün im Tiefbauamt.

Diese Bäume haben eine besondere Widerstandsfähigkeit gegen Klimaveränderungen und Temperaturerhöhungen, kommen mit Innenstadtlagen, hohen Kohlendioxid- und Stickshoffbelastungen sowie Salzspritzwasser aus.

Um ihnen bessere Wachstumsbedingungen zu schaffen, sollen die neuen Bäume künftig zwölf Kubikmeter durchwurzelbare Fläche bekommen. Außerdem werden beim Umbau die Bordsteine im Mittelbereich erhöht, um den Streusalzeintrag zu reduzieren und Anfahrschäden zu vermeiden. „Wir müssen vier bis fünf Bäume pro Jahr erneuern, weil sie angefahren werden“, so Rüthers.

Gravierende Stadtbild-Veränderungen am Ostwall zu erwarten

Einschneidend werden die Veränderungen am Ostwall sein – hier steht der älteste Baumbestand der Rosskastanien. „Der Ostwall wird anders aussehen. Das tut richtig weh“, warnt Ludger Wilde schon jetzt vor, wenn im kommenden Jahr viele der befallenen Bäume weichen – zeitgleich zur Kanalsanierung.

Zwar werden schon neue Bäume mit einem 25 Zentimeter großen Stammumfang und einer Höhe von vier bis fünf Metern gepflanzt. Doch der jetzige Baumbestand ist mehr als 15 Meter groß. Die gute Nachricht: Im Bereich des Hiltropwalls wird sich nichts ändern: Hier sind Platanen der bestimmende Baum.

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Reaktionen

  1. Tiefbauamt Dortmund

    Bodenuntersuchungen erfordern Sperrung jeweils einer Richtungsfahrspur an Königs- und Burgwall

    Aufgrund von Bodenuntersuchungen im Rahmen der Neukonzeption zur Wallringbepflanzung ist voraussichtlich bis Freitag, 30. Juni, im Bereich Königswall und Burgwall in jede Fahrtrichtung jeweils der ganz linke Fahrstreifen gesperrt.

    Zur Durchführung von Suchschachtungen, bei denen der Boden bis zwei Meter Tiefe freigelegt wird, besteht das Erfordernis, den jeweils äußerst linken Fahrstreifen in beiden Richtungsfahrbahnen zu sperren. Der Kraftfahrzeugverkehr wird über zwei Fahrbahnen an der Baustelle vorbeigeführt. Die Zufahrt zu den Anliegergrundstücken ist grundsätzlich möglich. Der Fuß- und Radverkehr wird verkehrssicher geführt.

    Es handelt sich um vorbereitende Arbeiten in den Straßen Königswall und Burgwall im Bereich zwischen der Hansastraße und der Kuckelke im Zuge der geplanten neuen Baumpflanzungen am Wall.
    Diese sogenannten Suchschachtungen über die volle Breite der Mittelinseln und mit einer Tiefe von zwei Metern sind erforderlich, um den Untergrund beurteilen zu können.

    Diese Beurteilung wird für die Ausschreibung der Bodenaustausche benötigt. Im Zuge der Neukonzeption zur Wallringbepflanzung ist geplant, in den Mittelinseln Böden auszutauschen, um bessere Standortbedingungen für die zukünftigen Bäume zu schaffen.

    Geplant sind insgesamt sechs Suchschachtungen, die voraussichtlich noch bis 30. Juni andauern. Aufgrund des Bodendenkmals Wallanlage wurde ein Denkmalpfleger/Archäologe hinzugezogen. Im Falle von archäologischen Funden muss mit Zeitverzögerungen gerechnet werden.

    Das Tiefbauamt der Stadt Dortmund bittet um Verständnis für nicht zu verhindernde Beeinträchtigungen.

  2. Stadt Dortmund

    Kastanienfällung auf dem Wallring im Bereich Freistuhl bis Bornstraße und in der Kleppingstraße

    Das Tiefbauamt der Stadt Dortmund wird in der Pflanzsaison Herbst 2017/ Frühjahr 2018 mit der Umsetzung der Neukonzeption der Wallbepflanzung beginnen. Über diese Neukonzeption wurde bereits im Juni intensiv in den Medien berichtet.

    Zunächst sind hierfür auf Grund der Schädigungen durch die Kastanienkomplexerkrankung (Pseudomonas syringae pv. aesculi) und ihren Folgen (holzzersetzende Pilze, parasitäre Insekten) zur Wahrung der Verkehrssicherheit weitere 31 Kastanien – hauptsächlich im Mittelstreifen des Wallringbereiches zwischen Freistuhl und Bornstraße – zu entnehmen.

    Zur Verbesserung der Bodenqualität im Hinblick auf ein gesundes Wachstum der neuen Bäume wird hier ein kompletter Bodenaustausch vorgenommen. Die Baumfällung wird bis Mitte Februar 2018 abgeschlossen sein. Im Anschluss daran werden dann die bautechnischen Maßnahmen zur Erweiterung des Wurzelraumes der neu zu pflanzenden Bäume durch das Tiefbauamt durchgeführt.

    Die Ersatzpflanzungen werden entsprechend dem Konzept “Neue Bäume für die Stadt“ mit Traubeneichen erfolgen. Diese heimische Baumart ist bodentolerant, robust, frosthart, stadtklima- und windfest sowie trockenheitstolerant und somit als Stadtbaum gut geeignet. Zudem hat die Traubeneiche, wie auch die Stieleiche, einen hohen ökologischen Wert durch ihre Funktion als Biotopbaum für mehrere hundert einheimische Insektenarten wie Schmetterlinge, Hautflügler und andere Käfer. Darüber hinaus bietet sie vielen Vogelarten Nahrungsgrundlage und Lebensraum. In Abhängigkeit von der Witterung werden die Ersatzpflanzungen noch im Frühjahr 2018, spätestens aber im Herbst 2018 abgeschlossen sein.

    Die infolge des fortschreitenden Krankheitsbefalls sukzessive zu entnehmenden Kastanien in den Baumscheiben der Gehwegbereiche werden jeweils zeitnah durch säulenförmige Stieleichen ersetzt. Stieleichen ergänzen gestalterisch bestens die zuvor dargestellten Mittelstreifen-Pflanzungen mit Traubeneichen.

    Auch an der Kleppingstraße im Bereich von der Kreuzung Ostwall bis Stadthaus werden die dort verbliebenen sechs Kastanien ersetzt (dort mussten bereits im Frühjahr 2017 zwei Bäume entnommen werden). Die Fällung der Bäume erfolgt hier bis Ende November 2017. Die Ersatzpflanzung wird im Frühjahr 2018 ausgeführt. Die Nachpflanzung erfolgt wie im Konzept „Neue Bäume für die Stadt“ vorgesehen. Hier werden Platanen gepflanzt, die damit die in der Kleppingstraße vorhandene Allee ergänzen bzw. vervollständigen.

  3. Führung auf dem Zukunftsbaumpfad auf dem Dortmunder Hauptfriedhof informiert über widerstandsfähige Baumarten (PM)

    Die Stadtbäume leiden unter Klimawandel, Schadstoffen und Krankheiten. Untersuchungen helfen, widerstandsfähige Baumarten zu identifizieren. Der „Zukunftsbaumpfad“ auf dem Dortmunder Hauptfriedhof präsentiert diese Arten und liefert Informationen zu ihren Eigenschaften und Anpassungsfähigkeiten.

    Interessierte können auf einer Führung am Freitag, 7. Juli, 14:30 Uhr, mehr über den Zukunftsbaumpfad erfahren. Gärtnermeisterin Silvana Reimers leitet über den Hauptfriedhof und erzählt Wissenswertes über die Baumarten- und Sorten. Dauer: ca. 2 Stunden. Weitere Informationen über den Zukunftsbaumpfad stehen online zur Verfügung: https://www.dortmund.de/zukunftsbaeume.

    Treffpunkt ist die große Platane am Vorplatz des Hauptfriedhofes (Am Gottesacker 25). Um telefonische Anmeldung unter der Nummer 0231/50-11600 oder per E-Mail an sreimers@stadtdo.de wird gebeten. Die Teilnahme ist kostenlos.

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