Dortmund möchte 2022 Gastgeber für das „World Urban Forum“ der UNO werden – über 20.000 Gäste erwartet

Die bisherigen Entwürfe sind grobe Skizzen, die gemeinsam mit dem Dortmunder Architekten Udo Greif erarbeitet wurden.
Zukunftsträchtiger Stadtumbau: „World of Walas“ könnte einer der Vorboten für das „World Urban Forum“ der UNO sein.

Die Stadt Dortmund präsentiert sich gerne als gute Gastgeberin für Großveranstaltungen. Nach der Fußball-WM („Die Welt zu Gast bei Freunden“) möchte die Stadtspitze nun, in eine andere Liga vorstoßend, 2022 Gastgeberin für das von den Vereinten Nationen ausgerichtete „World Urban Forum“ – die Weltkonferenz der Städte – werden.

Urbanisierung ist damit zu einem der Megatrends des 21. Jahrhunderts geworden

Kuala Lumpur (2018) und Abu Dhabi (2020) sind vor Dortmund oder Kattowitz dran (gewesen).
Kuala Lumpur (2018) und Abu Dhabi (2020) sind vor Dortmund oder Kattowitz dran (gewesen).

Im Jahr 2001 hat die UNO erstmals diese Konferenz organisiert, um das Thema der wachsenden Urbanisierung in den Mittelpunkt zu rücken. Denn bis zum Jahr 2050 wird sich die Weltbevölkerung fast verdoppeln. Urbanisierung ist damit zu einem der Megatrends des 21. Jahrhunderts geworden.

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Diese Entwicklung spüren gerade die Kommunen. Das von UN-Habitat ins Leben gerufene Forum hat zum Ziel, mit Menschen aus der ganzen Welt zu erörtern, wie Städte in Anbetracht der Herausforderungen der Zukunft künftig geplant, gestaltet, entwickelt, regiert, finanziert und verwaltet werden können. Das Forum soll Wege aufzeigen, die zur Umsetzung der New Urban Agenda beitragen.

Es ist die weltweit wichtigste Konferenz in diesem Zukunftsfeld, die alle zwei Jahre ausgerichtet wird. Nachdem das World Urban Forum nach Nairobi, Barcelona, Vancouver, Nanjing, Rio de Janeiro, Neapel, Medellin, Kuala Lumpur (2018) und Abu Dhabi (2020) vergeben wurde, ist es nun an der Zeit, das Forum wieder in Europa abzuhalten. Neben Dortmund ist noch die polnische Stadt Kattowitz im Rennen. Eine Entscheidung wird die UN-Gliederung im April treffen.

Zu der siebentägigen Konferenz werden mehr als 20.000 Teilnehmende erwartet

Mit den Westfalenhallen verfügt die Stadt Dortmund über einen geeigneten Konferenzort – die  Einbindung weiterer Veranstaltungs-Locations (Dortmunder U, Zeche Zollern, Phoenix-West, Phoenix-Ost, Deutsches Fußballmuseum u.v.m.) soll den gelungenen Strukturwandel zeigen.

Die Idee ist, diese siebentägige Konferenz in Dortmund gemeinsam mit der Metropole Ruhr, aber auch mit dem Land Nordrhein-Westfalen von „Bonn bis Bielefeld“ durchzuführen. Das Forum auszurichten, stellt eine außergewöhnliche Chance für die Präsentation dar und hat eine Strahlkraft weit über Nordrhein-Westfalen.

Die letzten beiden Veranstaltungen (Medellin, 2014, und Kuala Lumpur, 2018) wurden von je 22.000 Menschen aus der ganzen Welt besucht. So soll Dortmund zwar als Ausrichterstadt agieren, aber längst wissen die Verantwortlichen in Stadt und Land, dass komplexe Sachverhalte wie nachhaltige Stadtentwicklung gerade in polyzentrischen Metropolregionen nur gemeinsam „veranstaltet“ werden können.

Dortmund als Beispiel für eine erfolgreiche Transformation zur Wissenschaftsregion

„Dortmund ist zu einer vielfältigen, modernen und offenen Metropole geworden. Gemeinsam mit der Metropole Ruhr gelten wir weltweit als best practice für eine Nachhaltigkeitsorientierung im Strukturwandel“, betont Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau.

Die Transformation der Region erfolgte in den letzten Jahrzehnten vom wichtigsten Industriestandort Deutschlands hin zu einer dienstleistungsorientierten Wissenschaftsregion.

„Gerade die Stadt Dortmund hat sich in den letzten Jahren zu einem Hochtechnologie-Standort gewandelt, an dem die Menschen aus vielen Kulturen gerne leben. Um die Transformation zu meistern, hat die gesamte Stadtgesellschaft die Herausforderungen des Strukturwandels mutig in Angriff genommen“, so Sierau weiter.

Bundesregierung kommt nicht aus dem Quark und eiert bei der Finanzierung rum

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau war voll des Lobes für die Unterstützung aus Düsseldorf.

Während die Unterstützung des Bundes bisher sehr zur wünschen übrig lässt – hinter den Kulissen gab es massive Kritik an der schwachen Performance der (nicht mehr sehr) Großen Koalition in Berlin. Dortmunds Stadtspitze hatte mehr durch Zufall – bei einer USA-Reise – von der Konferenz erfahren und darauf hin den Hut in den Ring geworfen.

Ursprünglich hatten nur Hamburg, Bonn und Hannover auf deutscher Seite Interesse bekundet. Dortmund war der vierte Interessent. Letztendlich blieb nur noch Dortmund übrig. Doch eine Bewerbung erfolgt auf Ebene der Nationalstaaten. Die Bundesregierung, die die Ausrichtung der Konferenz sogar im Koalitionsvertrag vereinbart hat, reagierte aber mehrere Monate nicht, ob sie Dortmund ins Rennen schicken wollte.

Erst einen (!) Tag vor dem Bewerbungsschluss kam das seit Monaten eingeforderte grüne Licht aus Berlin. Entsprechend mit heißer Nadel wurde an der Bewerbung gestrickt und Minuten vor dem Meldeschluss nach Nairobi versandt, verriet ein sichtlich genervte Oberbürgermeister. Auch die Kostenfrage ist noch nicht endgültig geklärt: Erwartet wird, dass der Bund den Löwenanteil der geschätzten 40 Millionen Euro Kosten übernimmt.

Allerdings liegt erst eine Zusage von rund acht Millionen Euro auf dem Tisch. Daher wird die Stadt die Bewerbung nur unter Finanzierungsvorbehalt auf den Weg schicken. Für die Stadt Dortmund wird ein Eigenanteil von 600.000 Euro festgesetzt, der sich auf die Jahre 2020, 2021 und 2022 verteilt. Der Eigenanteil muss auch nicht zwangsläufig in Geld, sondern kann auch durch die Bereitstellung von Sachleistungen und Veranstaltungslogistik geleistet werden.

Große Unterstützung aus Düsseldorf – persönlicher Einsatz von Armin Laschet

Wahlkreisvertreterversammlungen zur Aufstellung der CDU-Kandidaten für die Landtagswahl 2017 im Helmholtz-Gymnasium. Armin Laschet
Ministerpräsident Armin Laschet setzte sich persönlich für die Dortmunder Bewerbung ein.

Deutliche Unterstützung gab es hingegen aus Düsseldorf: „Als Ministerpräsident setze ich mich dafür ein, große internationale Konferenzen nach Nordrhein-Westfalen und ins Ruhrgebiet zu holen. Dass sich die Stadt Dortmund im Vorfeld der Bewerbung für das World Urban Forum eng mit der Region abgestimmt und so die Kräfte gebündelt hat, entspricht auch dem Geist der Ruhr-Konferenz“, betont Armin Laschet.

„Ich bin mir sicher: Dortmund bietet mit Blick auf fachliche Expertise, Unterbringungsmöglichkeiten, Infrastruktur und Logistik die besten Voraussetzungen, um ein hervorragender Gastgeber der Konferenz zu sein. Wir unterstützen die Bewerbung mit ganzer Kraft“, teilt Armin Laschet mit.

Hintergrund:

  • Die New Urban Agenda wurde im Jahr 2016 auf der Habitat III-Konferenz in Quito beschlossen.
  • Sie ist auch für die Dortmunder Stadtverwaltung von großem Wert. Denn sie stellt klare Forderungen für eine moderne Stadt auf: intelligente Siedlungsentwicklung mit angemessenen Freiräumen, sorgsamer Umgang mit Ressourcen, Stärkung öffentlicher Verkehrsmittel und gesunde Lebensbedingungen für die BewohnerInnen in Städten.
  • „Wir in Dortmund richten unser Handeln nicht erst seit der Habitat III-Konferenz darauf aus – wir orientieren uns schon lange an den aufgestellten Prinzipien“, betont OB Ullrich Sierau. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise geben der Dortmunder Stadtspitze recht.
  • 2014 hat die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis“ an die Stadt Dortmund verliehen.
  • Im Jahr 2017 mit dem Projekt „nordwärts“ den European Public Sector Award (EPSA) gewonnen. Die Auszeichnung mit dem EPSA honoriert das innovative Verwaltungshandeln unter „nordwärts“ als Best Practice.
  • 2018 ist Dortmund „Digitalste Stadt“ geworden und hat den „Deutschen Städtebaupreis“ für „Phoenix – Eine  neue Stadtlandschaft in Dortmund. Dreiklang der Stadtentwicklung PHOENIX West – Hörde Zentrum – PHOENIX See“ gewonnen.
  • „Wir begreifen Nachhaltigkeit als wirksame Strategie zur Unterstützung des Strukturwandels. Und daran arbeiten wir intensiv weiter“, verspricht Sierau.
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