Die neue Ausgabe der „Heimat Dortmund“ erzählt ganz ausführlich die 140-jährige Geschichte des Schach

Zur Eröffnung des Stadion Rote erde am 13. Juni 1926 gab es eine "lebende Schachpartie" des Dortmunder Arbeitersports. Archivbild: Gerd Kolbe
Zur Eröffnung der Roten Erde (13.06.1926) gab’s eine „lebende Schachpartie“ des Arbeitersports. (Archiv Kolbe)

Von Joachim vom Brocke

„Das Heft ist sehr schön geworden, richtig gut gemacht“, schwärmte Schachhistoriker Siegfried Zill schon beim Durchstöbern des gedruckten Exemplars.

Zill lobte die neue Ausgabe von „Heimat Dortmund“, der vom Historischen Verein und die Grafschaft Mark herausgegebenen Zeitschrift, der dritten Ausgabe in diesem Jahr. Diesmal wird auf 68 Seiten ausführlich über die Geschichte von 140 Jahren Schach in Dortmund informiert.

Ganz viel Stoff sorgte für 20 zusätzliche Seiten

„Wir hatten 48 Seiten geplant“, plauderte Gerd Kolbe, Mitglied vom Historischen Verein und Ideengeber bei der Vorstellung aus dem Nähkästchen, „doch bei soviel Stoff sind es 68 Seiten geworden“.

Für Dortmund seien 140 Jahre schon eine stolze Zahl, meinte Altbürgermeister Adolf Miksch und Vorsitzender vom Historischen Verein, „doch in der über 1000-jährigen Geschichte des königlichen Spiels nur ein Augenblick“.

Liebeserklärung an Schachpionier Salomon Elkan

Dr. Stefan Mühlhofer, Direktor Stadtarchiv, Autor Siegfried Zill, Altbürgermeister Adolf Miksch, Vorsitzender des Historischen Vereins, Michael Liskatin, Sparkasse sowie Ideengeber und Autor Gerd Kolbe. Foto: J.v. Brocke
Dr. Stefan Mühlhofer, Siegfried Zill, Adolf Miksch, Michael Liskatin und Gerd Kolbe. Foto: J.v. Brocke

Mit Schachhistoriker Siegfried Zill hatte sich Autor Gerd Kolbe auf die Spuren des Schachs von 1876 bis heute begeben.

„Der Beitrag ist insbesondere eine Liebeserklärung an den jüdischen Herrenausstatter und Schachpionier Salomon Elkan, der den den wichtigsten Gründern des Schachvereins von 1875 gehörte und damit als „Schach-Vater“ Dortmunds gelten kann“, meinte Kolbe bei der Vorstellung des Heftes.

Letztlich sind die Schach-Begeisterten auch ein wenig stolz. Knapp 2000 Kinder und Jugendliche stützen die Nachwuchsarbeit: „Ein unheimliches Pfund“, so Gerd Kolbe.

Historiker Zill ergänzt, dass es zwischen 1926 und 1945 in Dortmund 133 Schachvereine gegeben habe. Sein Ziel sei es, von jedem Verein eine Dokumentation zu machen.

Stadion Rote Erde mit Lebend-Schachspiel eröffnet

Mit der Schachgeschichte untrennbar verbunden ist zum Beispiel das Stadion Rote Erde. Es ist wohl das einzige Stadion, das mit einer Schachpartie eröffnet wurde – anno 1926 und mit menschlichen Spielfiguren auf dem Rasen.

Dortmund ist ebenso eine wichtige Station für Schachgenie Garri Kasparow, dessen Weltkarriere bei der Jugend-Weltmeisterschaft 1980 im Westfalenpark begann. Gerd Kolbe widmet beiden Highlights Artikel.

Sparkassen Chess-Meeting zählt zu wichtigstem Welt-Turnier

Junge Schachfans: Mona und Kim zeigen stolz die Unterschriften der Schach-Großmeister des Sparkassen Chess-Meetings, die sie anlässlich eineer Autogrammstunde in dr Sparkasse bekommen haben. Foto: Michael Wiczoreck
Mona und Kim zeigen stolz Autogramme der Großmeister des Sparkassen Chess-Meetings. Foto: Michael Wiczoreck

Informiert werden die Leser außerdem über die Geschichte des Sparkassen Chess-Meetings, das sich von kleinen Anfängen 1973 zu einem der drei wichtigsten Turniere der Welt entwickelte.

Dabei schaut Kolbe u.a. auf den zehnfachen Dortmund-Sieger Wladimir Kramnik, stellt die drei großen Damen des Weltschachs Nona Gaprindashwili, Judith Polgar und Hou Yifan vor und berichtet über die legendäre Partie des Jahrzehnts aus dem Jahr 2003 zwischen Virolei Bologan und Viswanathan Anand.

Porträtiert wird von Gerd Kolbe Eugen Schackmann, ehemaliger Pressesprecher der Stadt Dortmund, der zu den Begründern des Sparkassen Chess-Meetings zählt. Zudem erzählt er von persönlichen Begegnungen und Eindrücken rund um das weltweit renommierte Turnier.

In einem Interview, das Oliver Volmerich mit Sparkassendirektor Uwe Samulewicz geführt hat, unterstreicht der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, welche Relevanz das Turnier für sein Haus und das Image der Stadt Dortmund besitzt.

Nachwuchsförderung kann sich sehen lassen

Hinter die Kulissen des traditionellen Sommerschachturniers schaut Pit Schulenburg, der dieses Erfolgsformat vor Jahren selbst aus der Taufe gehoben hat.

Was Dortmund tut, um den Nachwuchs an Schach heranzuführen, schildern Gerd Kolbe und Ralf Schreiber – von der „Schachschule“ bis zur Initiative „Schach für Kids“. Siegfried Zill beschreibt im Selbstporträt „Ein Leben für den Schachsport“ seine persönlichen Erfahrungen aus acht Jahrzehnten.

Die aktuelle Schachszene des Jahres 2015 kommt nicht zu kurz. Gerd Kolbe blickt auf das Jubiläumsturnier des Schachvereins von 1875 im September im Rathaus, präsentiert den Schachbundesligisten SC Hansa Dortmund und die Schachgemeinschaft Dortmund als örtlichen Dachverband und stellt mit Ralf Chadt-Rausch den aktuellen Vizepräsidenten des Deutschen Schachbundes vor.

Viele historische Bilder gibt es zu sehen

Besonders gewürdigt wird Schachpädagoge Sebastian Siebrecht. Er ist als Schachgroßmeister in der Bundesliga aktiv, kommentiert das Sparkassen Chess-Meeting und präsentiert darüber hinaus im September in der Thier-Galerie neue Formen der Nachwuchsarbeit mit Grundschülern.

Viele, zum Teil historisches Bildmaterial, machen die neue Ausgabe von „Heimat Dortmund“ zusätzlich lesenswert.

Mehr Informationen:

  • „140 Jahre Schach in Dortmund“. Die Zeitschrift des Historischen Vereins ist ab sofort im Buchhandel und im Stadtarchiv zu haben.
  • Ein Exemplar kostet 5 Euro.
  • Von der Sparkasse Dortmund wurde die Herausgabe mit 3000 Euro gesponsert.
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