SERIE Nordstadt-Geschichte(n)

Die ersten Pferderennen in Dortmund wurden an der Hobertsburg veranstaltet

Pferderennen um 1900, Ansichtskarte (Sammlung Klaus Winter)
Pferderennen um 1900, Ansichtskarte (Sammlung Klaus Winter) Klaus Winter | Nordstadtblogger

Von Klaus Winter

Pferderennen als Sportereignis gab es vor der Mitte der 1880er Jahre in Dortmund nicht. Wer bei einem solchen Rennen zusehen wollte – und das sollen damals sehr viele gewesen sein –, ging zum Beispiel zu den Renntagen nach Castrop. Um den Rennsport auch in Dortmund zu etablieren, gründete sich in der Stadt der Dortmunder Rennverein. Er wurde am 25. Mai 1886 ins Leben gerufen.

Wann war der erste Renntag in Dortmund?

35 Mitglieder traten ihm an dem Tag bei. Zum ersten Vereinspräsident wurde der Arzt Dr. W. Blanke gewählt. Den Aufgabenbereich des Geschäftsführers übernahm Wilhelm Rüsche.

Das Vereinsziel, Pferderennen in Dortmund zu veranstalten, wurde zügig in Angriff genommen. Gemäß der Festschrift „100 Jahre Dortmunder Rennverein 1886-1986“ war der 18. September 1887 der erste Renntag.

Dortmunder Reitklub organisierte ein Rennen im Oktober 1886

Tatsächlich war das Herbst-Rennen 1887 das erste, bei dem der Dortmunder Rennverein als Veranstalter in Erscheinung trat. Es gibt jedoch zeitgenössische Presseartikel, die bereits von früheren Renntagen berichten.

So findet sich in der „Dortmunder Zeitung“ vom 9. September 1886 die Ankündigung eines Pferderennens für Sonntag, 3. Oktober des Jahres. Veranstalter war der Dortmunder Reitklub. Das Gesamtpreisgeld wurde mit 1.200 Mark angegeben.

Der Redakteur wies in seiner Ankündigung darauf hin, dass Näheres zum Rennen „in Nienabers Reitbahn auf der Bornstraße zu erfahren“ sei. Vor allem aber drückte er bereits vier Wochen vor der Veranstaltung den Wunsch aus, dass „aus diesem vielversprechenden Anfange eine dauernde Einrichtung“ entstehen würde.

Hobertsburg war ein bekanntes Ausflugsziel an der Schützenstraße

Die Hobertsburg, auch Schützenhof genannt, lag am nördlichen Ende der Schützenstraße (Sammlung Klaus Winter)
Die Hobertsburg, auch Schützenhof genannt, lag am nördlichen Ende der Schützenstraße (Sammlung Klaus Winter) Klaus Winter | Nordstadtblogger

Heute ist „Hobertsburg“ der Name einer Kleingartenanlage am nördlichen Ende der Schützenstraße, am Rande des Fredenbaumwaldes. Ursprünglich, also ab 1862 war es die Bezeichnung für eine Gastwirtschaft. Ihr Name leitete sich vom Familiennamen des Wirts, Hobert, her.

Das markant gelegene Ausflugslokal mit großzügigen Außenanlagen war bis in die Zwischenkriegszeit Schauplatz ungezählter Veranstaltungen. Vor allem war es schon früh ein beliebter Treff der Schützenvereine. In den 1870er Jahren pachteten diese sogar das Lokal. In der Folge wurde es vorübergehend in „Schützenhof“ umbenannt.

Der Herbstrenntag 1886 war ein voller Erfolg – verschiedene Rennen lockten die Besucher

Programm des Renntags vom 3. Oktober 1886 (Dortmunder Zeitung, 01.10.1886)
Programm des Renntags vom 3. Oktober 1886 (Dortmunder Zeitung, 01.10.1886) Klaus Winter | Nordstadtblogger

Auf Hobert folgte der Wirt Frigge. Er konnte im Dezember 1885 den Abschluss der Arbeiten zur Vergrößerung seines Saals feiern. Dieser war zu der Zeit mit 150 x 60 Fuß der größte der Stadt, denn den Saalbau Fredenbaum gab es noch nicht. Man rechnete also für die Zukunft auf weiteren Zuspruch!

„Auf den Kämpen der Hobertsburg“ fand dann im folgenden Jahr auch das erste Rennen des Dortmunder Reitklubs statt. Der hatte mit den Vorbereitungen dieses Ereignisses Pionierarbeit geleistet und wurde dafür durch den Erfolg des Renntages belohnt.

Dabei verlief durchaus nicht alles plangemäß. Bereits bei dem Eröffnungsrennen über eine zurückzulegende Bahnlänge von 2.000 Metern zog sich eine Fuchsstute einen Fesselbruch zu.

Das zweite Rennen war ein Trabreiten, eine schwierige Disziplin. Selbst die Siegerpferde hielten den Trab nicht vollständig durch und gingen mehrfach in den Galopp über. Dem im Ziel an zweiter Stelle liegenden Jockey wurde deshalb gar seine Position aberkannt und ein „nicht näher bezeichnetes Pferd“ des Brauereibesitzers Lehmkuhl erhielt den Preis.

Auch Jockeys erlitten schwere Verletzungen

Das Hauptereignis im September 1886 war jedoch das Hürdenrennen über 3.000 Meter. Hierbei stürzten die Reiter von Herrn Ivens „Fleur de Petrole“ und von Herrn Bonkhoffs „Massi“. Während letztgenannter nicht verletzt wurde, blieb ersterer besinnungslos auf der Rennbahn liegen.

Zwei anwesende Ärzte kümmerten sich sogleich um ihn. Ihre Diagnose lautete Gehirnerschütterung und Verrenkung der linken Schulter. Nachdem er zu Bett gebracht worden war, kam der Jockey wieder zu Besinnung, und man rechnete mit baldiger voller Genesung.

Unfälle führten nicht zum Abbruch des Renntages

Der Unfall hatte die Stimmung an der Rennbahn etwas gedrückt. Doch auch der letzte Durchgang, ein Trostrennen wurde noch gestartet.

Die Zahl der Zuschauer an diesem Tag soll sich auf Tausende belaufen haben. Viele hatten gemäß Presseberichterstattung jedoch nur „Zaunbillets“ gelöst. Das soll wohl bedeuten, dass sie zwar am Rande der Bahn die Rennen verfolgt, aber keinen Eintritt bezahlt hatten.

Im Rennsportjahr 1887 gab es das erste Frühjahrs-Rennen

Dennoch endete der Renntag mit einem finanziellen Erfolg für den Reitklub. Die Einnahme sollte als Grundstock eines Fonds dienen, durch den eine in 1887 durchzuführende Rennveranstaltung finanziert werden konnte.

Änkündigung des Frühjahrrennes 1887 (Dortmunder Zeitung, 03.04.1887)
Ankündigung des Frühjahrsrennens 1887 (Dortmunder Zeitung, 03.04.1887) Klaus Winter | Nordstadtblogger

So organisierte der Dortmunder Reitklub am 24. April 1887 tatsächlich den ersten Frühjahrs-Renntag in Dortmund. Die Zahl der Zuschauer wurde mit „überaus groß“ beschrieben, doch „doppelt oder dreifach so groß war aber die [Zahl] der verehrlichen Zaungäste“. – Immerhin dokumentiert diese Aussage das große Interesse der damaligen Dortmunder am Pferderennsport!

Von der Hobertsburg ging es über die Seilerstraße zur Buschmühle

Der in der Festschrift des Dortmunder Rennvereins erwähnte Renntag vom 18. September 1887 war der erste, bei dem er als Veranstalter auftrat. Bis 1890 fanden die Rennen weiter an der Hobertsburg statt.

Renntag an der Buschmühle (Sammlung Klaus Winter)
Renntag an der Buschmühle (Sammlung Klaus Winter) Klaus Winter | Nordstadtblogger

Es folgte ein dreijähriges Intermezzo an der Seilerstraße. Dann war die Naturbahn an der Buschmühle so weit fertiggestellt, dass am 24. September 1893 dort die ersten Rennen ausgerichtet werden konnten.

1913 wurde die Rennbahn in Wambel eröffnet

Die Pferderennen an der Buschmühle zogen die Massen an. Wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg musste man sich jedoch um eine neue Anlage bemühen, weil das Gelände an der Buschmühle nicht mehr lange zur Verfügung stand.

In Wambel entstand eine neue Bahn. Sie wurde am 3. Juli 1913 eröffnet. Die Wambeler Rennbahn mit Tribünen und Nebengebäuden ist noch heute in Betrieb – und Publikumsmagnet an Renntagen!

Hindernissrennen auf der Pferderennbahn Wambel (Sammlung Klaus Winter)
Hindernisrennen auf der Pferderennbahn Wambel (Sammlung Klaus Winter) Klaus Winter | Nordstadtblogger
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