Der Verein „Hand in Hand für Menschen“ gibt in der Nordstadt Essen und Kleidung an 950 meist obdachlose Menschen aus

Ein umfangreiches Lager mit Spenden hat der Verein. Fotos: Susanne Schulte
Über ein umfangreiches Lager mit Spenden verfügt der Verein „Hand in Hand für Menschen“. Fotos: Susanne Schulte

Von Susanne Schulte

Diana Kollotzek und Kerstin Schraft kommen aus dem Erzählen nicht heraus: 950 Personen, die meisten männlich, bekommen vom Verein „Hand in Hand für Menschen“ Essen und Kleidung, zweimal die Woche füllt der Edeka-Inhaber in Löttringhausen den Lieferwagen mit Lebensmitteln für den Mittagstisch, 150 bis 300 Essen servieren die Ehrenamtlichen jeden Montag und Donnerstag den Gästen, 80 Winterjacken aus dem eigenen Lager gaben sie jetzt an die Männerübernachtungsstelle in der Unionstraße weiter. „Und wir müssen die Sachen nicht kaufen. Wir bekommen viele Spenden.“

An der Gronaustraße 44 wird zweimal in der Woche ein warmer Mittagstisch serviert

Seit 2014 ist „Hand in Hand“ aktiv. Erst gingen die Frauen und Männer mit heißen Getränken und warmer Kleidung in die Stadt, zu den Plätzen und Ecken, wo sich die Menschen ohne Obdach aufhielten. Später konnten sie eine Garage an der Disco Spirit nutzen, öffneten diese zweimal die Woche, dann mieteten sie das Hinterhaus an der Gronaustraße 44.

Dort ist der Verein noch immer untergebracht, möchte aber wieder umziehen. Die Immobilie ist zu feucht, zu eng und an vielen Stellen ziemlich marode. Das Geld, das der Verein durch Mitgliedsbeiträge und Spenden erhält, geht zum großen Teil für die Miete drauf, sagen Kollotzek und Schraft.

Zur Weihnachtsfeier erhält jeder Gast ein Geschenk – ein Päckchen mit ein wenig Luxus

Wie seit einigen Jahren üblich, haben sie auch in diesem Advent wieder an einem Sonntag zur Weihnachtsfeier eingeladen.

Die Vorstandsmitglieder stehen am Grill, in der Küche und am kalten Büfett, drehen die Steaks, geben an die Gäste die geräucherten Forellen aus und verteilen den selbstgebackenen Kuchen.

„Wir gucken nach Bedürftigkeit“, so die Frauen. Wer als Hilfeempfänger*in registriert werden will, muss eine Meldeadresse bei der Diakonie oder bei der DROBS (Drogenberatungsstelle) vorweisen, oder als Rentner*in den Grundsicherungsbescheid mitbringen.

Für die Weihnachtsfeier gilt dieses Prinzip nicht. „Wir schicken auch sonst niemanden weg. Aber wer zum zweiten Mal kommt, muss eines der Papiere zeigen.“

Der Verein hat viele großzügige Unterstützer*innen wie eine Versicherung und eine Stiftung

Wer an diesem Adventssonntag satt ist, keine Lust mehr auf Unterhaltung hat und deshalb gehen möchte, wird vorher noch an den großen, beladenen Geschenketisch gebeten.

Jeder und jede sucht sich ein Paket aus. „Wir haben darum gebeten, ein wenig Luxus in die Päckchen zu packen: einen Schal, Handschuhe oder auch Tabak und Blättchen.“

Dafür gibt es nach jedem Essen dann auch, so sie benötigt wird, Kleidung. Und Schlafsäcke. Und Toilettenartikel. „Wenn alle gegessen haben, beginnt die Ausgabe.“ Das Lager ist gut gefüllt. Der Verein hat viele großzügige Unterstützer*innen.

Da sind der Waltroper „Mensch des Jahres“ 2018 Detlef Pourie und die Signal Iduna Versicherung, die Stiftung „Leuchte auf“ und der BVB-Fanclub Einigkeit. „Der Fanclub hat uns die neue Küche gekauft und eingebaut“, erzählen die Frauen.

Der Verein hat sich personell neu geordnet – Zu den Bandidos gibt es keine Verbindung mehr 

Gruppenbild von Vorstand und einigen der Aktiven von „Hand in Hand“.
Gruppenbild von Vorstandsmitgliedern und einigen der Aktiven von „Hand in Hand“.

Auf ihre Gäste lassen die Frauen nichts kommen, und die Gäste lassen nichts auf „Hand in Hand“ kommen. „Von denen hören wir immer noch, dass in der Stadt erzählt wird, wir seien ein rechter Verein.“

Ja, den ersten Aufruf zur Gründung gab es damals von einem führenden Mitglied der Bandidos. Ja, auch seine Lebensgefährtin sei Vorsitzende des Vereins gewesen bis zur letzten Vorstandswahl. Aber seitdem, seit zwei Jahren, habe man sich völlig neu aufgestellt, so Diana Kollotzek und Kerstin Schraft. Über eine Namensänderung sei nachgedacht worden, „aber das war zu aufwendig“.

Heute heißen die Vorstandsmitglieder und die Aktiven Michael Langen, Diana Kollotzek, Stephanie Lamhardt, Kertin Schraft, Rüdiger Engler, Doreen Wülfing, Doro Kawa und Nora und Denny. Man sei überparteilich, helfe allen obdachlosen Frauen und Männern sowie armen Rentner*innen, unabhängig von Religion und Herkunft, Sprache und Alter. Und man helfe auch anderen Vereinen, die sich um Obdachlose kümmerten. „Wenn wir etwa im Überfluss haben, geben wir immer ab.“ So wie jetzt an die städtische Übernachtungsstelle. 

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Reaktionen

  1. Inge Meierkord

    Im Rahmen meiner ehemaligen ehrenamtlichen Arbeit für und mit Flüchtlingen habe ich Hand in Hand kennengelernt. Ich schätze die Arbeit der Vereinsmitglieder sehr. Sehr gerne würde ich die Arbeit in der Gronaustraße tatkräftig mit unterstützen, was leider meine gesundheitliche und familiäre Situation nicht zulässt.
    Ich wünsche allen, die in der Obdachlosenhilfe tätig sind, ganz viel Kraft und Freude für die weitere Arbeit

  2. Erika Porte

    Liebes Hand in Hand Team, ich las das Ihr auch andere Vereine helft die Obdachlose unterstützen. Da wir schon alt sind und der Weg nach Dortmund zu weit, wo finden wir im Bereich Unna Vereine, die Obdachlose unterstützen
    Lieben Dank
    Erika Porte

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