Arbeitslosenquote steigt auf 11,2 Prozent - es gibt wenig freie Stellen

Der Arbeitsmarkt im Januar 2023: Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahresstart

Die Zahl der offiziell als arbeitslos gezählten Menschen in Dortmund im Jahresvergleich - jeweils im Januar.
Die Zahl der offiziell als arbeitslos gezählten Menschen in Dortmund im Jahresvergleich – jeweils im Januar. Grafik: Agentur für Arbeit

Zum Jahresanfang ist die Arbeitslosigkeit in Dortmund erwartungsgemäß angestiegen. Das ausgelaufene Weihnachtsgeschäft, der Kündigungstermin zum Jahresende, das Ende der zweieinhalb- und dreijährigen Ausbildungen führen alljährlich zu Jahresbeginn zu steigender Arbeitslosigkeit. Die Arbeitsagentur zählt mehr als doppelt so viele Zugänge in Arbeitslosigkeit als Abgänge in Erwerbstätigkeit. Betroffen sind nahezu alle Personenkreise, insbesondere aber ausländische Mitbürger:innen.

Die positive Entwicklung der letzten Beschäftigtenstatistik als Lichtblick

„Die gute Botschaft zu Jahresbeginn ist, dass sich der Arbeitsmarkt trotz der anhaltend angespannten weltpolitischen Lage stabil zeigt. Eine Trendwende ist auch im Januar nicht erkennbar. Der Anstieg bewegt sich mit 3,3 Prozent im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Unternehmen tun aktuell alles dafür, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten“, kommentiert Melanie Flusche, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Dortmund, die Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.

Melanie Flusche ist Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit in Dortmund. Foto: Arbeitsagentur Dortmund

Ein hoffnungsvoll stimmender Lichtblick sei die positive Entwicklung der letzten Beschäftigtenstatistik: „Auch in diesen schwierigen Zeiten gibt es Wachstumspotenzial auf dem Arbeitsmarkt. Für qualifizierte Kräfte bieten sich weiterhin gute Chancen. „Der Winter ist aber noch nicht vorbei, somit ist mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen“, so Flusche weiter.

Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen für Januar zeigen auch in der Grundsicherung eine Zunahme der Arbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Dezember sind 460 Menschen mehr als arbeitslos gemeldet und 62 zusätzliche Bedarfsgemeinschaften in der Betreuung des Jobcenters. „Der saisonale Anstieg nach dem Weihnachtsgeschäft und der damit verbundenen Personalfreisetzung ist ein bekanntes Phänomen. Jedoch liegen sowohl der Bestand der Arbeitslosen als auch der Bedarfsgemeinschaften deutlich über dem Vorjahresmonat“, berichtet Marcus Weichert, neuer Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund.

„Hier kann der Zugang der Geflüchteten aus der Ukraine in den vergangenen Monaten eine Rolle spielen. Neben der Förderung aller unserer Kunden, werden wir als Jobcenter uns weiterhin dafür einsetzen, den Menschen aus der der Ukraine, den Zugang zum Arbeitsmarkt durch Spracherwerb, Qualifizierung und weitere Förderungen zu  ermöglichen“, so Weichert.

Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar

Im Januar wurden 36.058 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 7.747 Personen bei der Arbeitsagentur und 28.311 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 1.166 Personen oder 3,3 Prozent gestiegen, sie liegt gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent (+1.096 Personen) höher.

Marcus Weichert ist neuer Chef des Dortmunder Jobcenters.
Marcus Weichert ist der neue Chef des Dortmunder Jobcenters. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Seit Juni 2022 haben alle geflüchteten Ukrainer:innen die Möglichkeit, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen. Im Berichtsmonat Januar waren im Jobcenter Dortmund 1.768 Menschen aus der Ukraine arbeitslos gemeldet. Im Vormonat waren es 1.735 Personen.

Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Januar 5.316 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 2.031 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 572 Personen mehr als im Vormonat. 4.180 meldeten sich im Januar bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 932 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 310 Personen weniger als im Vormonat.

Allerdings bildet das nicht das Gesamtbild ab: In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden. Insgesamt sind im Januar 48.066 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 960 Personen mehr. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung steigt im Januar weiter leicht auf 75 Prozent. Die Unterbeschäftigungsquote liegt bei 14,6 Prozent (Vormonat: 14,3 Prozent).

Jugendarbeitslosigkeit steigt leicht – Arbeitskräftenachfrage auf niedrigem Niveau

Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand.
Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Jugendarbeitslosenquote in Dortmund ist im Vergleich zum Vormonat leicht um 1,0 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent gestiegen. Im Januar waren damit 3.008 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 29 Personen mehr als im Vormonat. Damit liegt die Jugendarbeitslosigkeit weiterhin noch deutlich über Vorkrisenniveau. Im Januar 2020 waren 2.849 Jugendliche unter 25 Jahren in Dortmund arbeitslos gemeldet.

Im Januar ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat gesunken. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 526 neue Stellen gemeldet. Das sind 215 Stellen weniger als im Dezember und 166 weniger Stellenmeldungen als im Vorjahresmonat.

Der aktuelle Stellenbestand hat sich mit 4.263 offenen Stellen im Vergleich zum Vormonat weiter verringert. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Minus von 247 Stellen auch deutlich niedriger als im Januar des Vorjahres. Die meisten der Agentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Berufsgruppen Lagerwirtschaft, Verkauf, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege.

Alle Zahlen und Informationen als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_Januar_2023

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Reaktionen

  1. Beschäftigungsboom in Dortmund – SPD-Ratsfraktion fühlt sich in ihrer Wirtschaftspolitik bestätigt (PM)

    „Wir freuen uns über die seit Jahren positive Entwicklung der Beschäftigungszahlen in Dortmund. Dies bestätigt den Weg, den die Dortmunder Wirtschaftsförderung gemeinsam mit der Politik schon vor langer Zeit eingeschlagen hat. Als SPD-Fraktion werden wir die Arbeit weiter positiv begleiten und Vorschläge einbringen“, erklärt die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, Silvya Ixkes-Henkemeier, zu den aktuellen, von der Wirtschaftsförderung vorgelegten Beschäftigungszahlen in Dortmund.

    Dieser positive Trend der vergangenen Jahre bei der Gesamtzahl der Beschäftigten setzte sich – entsprechend der vorgelegten Zahlen – auch im Jahr 2022 fort. So ist seit der Finanzkrise 2007 die Gesamtzahl der Beschäftigten kontinuierlich, mit einer kleinen Stagnationsphase während der Corona-Pandemie, gewachsen (2007: ca. 185.000, 2022: 257.885) und befindet sich auf einem Allzeithoch seit der offiziellen Erfassung der Beschäftigungsstatistik im Jahr 1976.

    Dank der vorausschauenden Sozialdemokratischen Politik der letzten Jahrzehnte konnte Dortmund seine montanindustrielle Vergangenheit hinter sich lassen und sich zu einem ökonomischen „Tausendfüßler“ mit einer technologieorientierten mittelständischen Struktur entwickeln. Das Gründerzentrum mit dem Technologiepark, die Entwicklungsgeschichte von Phönix-West, die noch lange nicht beendet ist, das wachsende Kreativzentrum um das Dortmunder U, die derzeitige Entwicklung an der Speicherstraße sowie des Energiecampus, der Erhalt des Industriehafens, aber auch die bisherige Ansiedlung benötigter Logistik-Standorte mit der Schaffung vieler wichtiger Arbeitsplätze und vieles mehr sind die Erfolgsgaranten unserer Stadt.

    Dabei darf jedoch nicht unterschlagen werden, dass die prozentuale Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist (Januar 2022: 10,9 %, Januar 2023 11,2 %). Die trotz des Fachkräftemangels leicht ansteigenden Arbeitslosenzahlen zeigen, dass hier auch künftig noch vorausschauendes Handeln erforderlich ist, wie z.B. eine Qualifizierungsoffensive. „Insbesondere im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit müssen wir auch in Dortmund weitere Kraftanstrengungen aufbringen. Hier gilt es den Übergang von der Schule in den Beruf und die Chance auf eine Ausbildung weiter zu verbessern, zum Beispiel mit einer Dortmunder „Ausbildungsgarantie“. Denn nur das Zusammenspiel von guter Schulbildung und erfolgreicher Berufsausbildung bzw. abgeschlossenem Studium verringert die Wahrscheinlichkeit von Langzeitarbeitslosigkeit im Laufe der Erwerbskarriere nachhaltig und verringern zusätzlich den Fachkräftemangel. Als SPD-Fraktion wollen wir hier verstärkt weiterarbeiten“, erklärt Silvya Ixkes-Henkemeier abschließend.“

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