Dortmund, Vergangenheit und Gegenwart: „Blindgänger“ musste kontrolliert gesprengt werden

Dortmund, seine Vergangenheit, ein großes Loch: ein sog. Blindgänger. Fotos und Video: Karsten Wickern

Eine Stadt möchte wachsen, sich entwickeln, nach vorne schauen. Dafür wird gebaut, gebuddelt. Doch inmitten von betriebsamer Hoffnung auf Wohlstand und Frieden taucht die Vergangenheit auf – da war was: Es regnete während des 2. Weltkriegs Bomben. Eine davon, ein „Blindgänger“, wurde mit einer gezielten Initialsprengung am Wall unschädlich gemacht. 7200 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen – noch bevor klar war, ob es sich tatsächlich um eine Bombe handelt. Nicht alle wollten sich an die Sperrmaßnahmen halten. Für einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes endete der Einsatz im Krankenhaus.

Nur eine statt vier ursprünglich vermuteten Bomben wurde zum Problem

Um 8:45 Uhr war klar: es ist eine Bombe. Direkt neben dem Schwanenwall. Damit bestätigte sich eine Befürchtung, die nach Auswertung von Luftbildern und Sondierungen aufgekommen war. Mehrere andere Verdachtspunkte hatten sich bereits im Vorfeld als „Schrott“ erwiesen. Nichtsdestotrotz: Wegen dieses einen gefährlichen Sprengkörpers war eine Evakuierung von 7200 Menschen – einschließlich eines Senior*innenheims und der JVA – nötig geworden.

Für die Sprengung wurde auch der Bus- und Bahnverkehr teilweise unterbrochen.

Denn die Bombe musste kontrolliert gesprengt werden. Weil der Zustand des Zünders es den Sprengstoffexpert*innen vom Kampfmittelräumdienst nicht erlaubte, ihn sicher zu entfernen. Viele Tonnen Sand mussten infolgedessen als Dämmungsmittel für die Sprengung an die Fundstelle gebracht werden.

Das braucht Zeit, weshalb sich die Planung verschiebt – und der Umkreis gesperrt bleibt. Fast zwangsläufig kommt es zu Problemen: es melden sich Menschen. Da war einer, der sich noch im Evakuierunggebiet befand und einen Krankentransport benötigte.

Was tun? Auf dem Wall, etwa 250 Meter entfernt von der Bombe? – Der Hinweis des Ordnungsamtes erreicht die Entschärfer*innen aber nicht mehr. Das „Ding“ aus dem 2.Weltkrieg wird kurz nach 17 Uhr mit Hilfe einer angebrachten Initialzündung hochgejagt. – Es geht glücklicherweise alles gut.

Randnotiz: Ein ungeduldiger Anwohner konnte während der Aktion des Kampfmittelräumdienstes nicht warten, versucht den Gefahrenbereich zu betreten. Verletzt dabei – laut Stadt Dortmund – einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes, der ihn daran hindern wollte, schwer. Der Mitarbeiter wurde in ein Krankenhaus gebracht und der Angreifer festgenommen.

„Kollateral-Event“: Beratungsresistenter Anwohner verletzt Mitarbeiter des Ordnungsamts

Verdreckt von Sand: die umliegenden Gebäude nach der Sprengung

Entschärfer Andreas Brümmer, Holger Raue-Bach und Karl-Friedrich Schröder zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis der Sprengung. Es sei alles so gelaufen, wie sie es erwartet hätten; technisch wie menschlich.

„Wichtig ist, dass es keine Personenschäden gegeben hat und von unseren Leuten alle gesund nach hause fahren“ resümiert Brümmer.

Auch Einsatzleiter Mario Niedzialkowsk vom Ordnungsamt zeigte sich – abgesehen vom Angriff auf seinen Mitarbeiter – zufrieden mit dem Einsatz. Die Evakuierung sei problemlos gelaufen. Aber auch für ihn war die Sprengung nichts alltägliches. „Ich mache das jetzt seit über 14 Jahren, das ist meine dritte Sprengung“, berichtet er.

Welche Schäden in der Umgebung entstanden sind, wird derzeit noch eruiert. So auch, wer dafür aufkommt. Eins ist sicher – es wird nicht die letzte Entschärfung in Dortmund gewesen sein. Es gibt eben eine Vergangenheit, an der wir nicht vorbeischauen können. So – oder so.

BILDERGALLERIE:

 

VIDEO: Entschärfen und Ordnungsamt-Einsatzleiter berichtet

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Video: Alix von Schirp und Karsten Wickern

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