Gewaltverbrechen erreichen traurigen Höchststand seit zehn Jahren

Bei hohen Aufklärungsquoten steigt die Kriminalität in Dortmund um 12 Prozent

Die Schwerpunkteinsätze der Polizei in der Nordstadt zeigen immer mehr Wirkung.
Schwerpunkteinsatz der Polizei in der Nordstadt. Trotz hoher Aufklärungsquoten ist die Kriminalität in Dortmund um 12 Prozent gestiegen und folgt somit dem Landestrend. Besorgniserregend ist die starke Zunahme der Delikte im Bereich Gewaltkriminalität. Archivfoto: Alexander Völkel

Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange hat gemeinsam mit dem Leiter der Direktion Kriminalität, Jörg Ziegler, die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 für Dortmund und Lünen vorgestellt. Der landes- und bundesweite Trend für das vergangene Jahr geht dabei auch an Dortmund nicht vorbei. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist die Gesamtkriminalität in der Stadt um knapp 12 Prozent von 62.761 auf 70.241 angezeigte Straftaten gestiegen.

Aufklärungsquote liegt in Dortmund bei über 50 Prozent

Von diesen Straftaten konnten die Beamtinnen und Beamten auch im vergangenen Jahr wieder mehr als die Hälfte aufklären: Mit einer Aufklärungsquote von 57,14 Prozent liegt die Polizei Dortmund nicht nur mehr als zwei Prozentpunkte über 2022, sondern auch vor allen anderen vergleichbaren NRW-Großstädten.

Die Zahlenentwicklung hatte sich für die Behörde bereits in den ersten Monaten des vergangenen Jahres abgezeichnet. „Früh haben wir schon einen signifikanten Anstieg der Kriminalität festgestellt“, erklärt Gregor Lange.

„Eine Entwicklung, die wir als Polizei und somit als Garant für die Sicherheit in dieser Stadt so natürlich nicht hinnehmen können. Aus diesem Grund haben wir bereits im Laufe des Jahres begonnen gegenzusteuern.“

Die Polizei habe dafür nicht nur die Man Power, sondern auch die unterschiedlichsten Instrumente und Maßnahmen zur Verfügung. Dass diese immer wieder überprüft und flexibel eingesetzt würden, habe die Behörde bereits in der Vergangenheit bewiesen.

Besorgniserregender Anstieg der Gewaltkriminalität

So bündelte die Behörde Mitte des Jahres Personal sowie Kontroll- und Präsenzmaßnahmen in der Innenstadt und der Nordstadt, um hier das Sicherheitsgefühl von Anwohnerschaft, Gewerbetreibenden sowie Besucherinnen und Besuchern zu stärken – auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund.

Die Gewaltdelikte haben 2023 den Höchststand der letzten zehn Jahre erreicht.
Die Gewaltdelikte haben 2023 den Höchststand der letzten zehn Jahre erreicht. Grafik: Polizei Dortmund

Zu diesem Zwecke wurde ein gemeinsamer Sonderstab ins Leben gerufen. Zudem machte die Polizei mehrfach Gebrauch vom Instrument der Strategischen Fahndung, setzte auf Schwerpunkteinsätze zum Beispiel zur Bekämpfung der Straßen- und Jugendkriminalität und auch auf Videobeobachtung – mit dem neuen Standort im Dietrich-Keuning-Park.

Die größten Sorgen bereiten dem Polizeipräsidenten die Zahlen der Gewaltkriminalität: Hier weist die Statistik 3.423 Taten aus – und damit ein Plus von 17,55 Prozent im Vergleich zu 2022 (2.912 Taten). Mit dieser Zahl ist der Höchststand der letzten 10 Jahre erreicht.

Ebenso wie bei den Straftaten gegen das Leben, die zwar mit einem Anteil von 0,05 Prozent nur einen geringfügigen Anteil der Gesamtkriminalität darstellen, deren Anzahl aber von 25 auf 37 angezeigte Taten stieg.

Rund zwei Drittel der Gewaltdelikte konnten aufgeklärt werden

„Ich bin ehrlich: Diese Entwicklung kann einen Polizeipräsidenten nicht zufrieden stellen“, kommentiert Gregor Lange die Entwicklung.

Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange Archivfoto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger.de

„Und sie bestätigt ein Gefühl, das wir als Polizei schon länger haben. Das Gefühl, dass die Pandemie offenbar die Verrohung unserer Gesellschaft noch weiter vorangetrieben hat.“

Gerade auch in der jüngeren Generation. Waren Normüberschreitungen in Zeiten der Corona-bedingten Einschränkungen kaum möglich, seien sie mittlerweile an der Tagesordnung. Konflikte würden immer häufiger nicht mehr nur mit Worten, ja teilweise nicht mal mehr mit Fäusten, sondern mit Waffen wie Messern, aber auch Schusswaffen ausgetragen. „Die Hemmschwellen sind gesunken“, konstatiert Lange.

Froh ist der Behördenleiter, dass die Aufklärungsquote bei diesen Delikten mit 65,26 Prozent nicht nur in etwa auf dem Vorjahresniveau (66,47 Prozent) liegt. Sondern sie bedeutet auch, dass rund zwei Drittel dieser Straftaten im vergangenen Jahr geklärt werden konnten.

Trotz Anstieg von Straßenkriminalität 43 Prozent weniger Fälle als vor zehn Jahren

Anstiege hat die Polizei Dortmund auch in den Bereichen der Straßenkriminalität, der Raubüberfälle und der Wohnungseinbrüche zu verzeichnen. 15.518 angezeigte Straftaten waren im Jahr 2023 der Straßenkriminalität zuzuordnen – das sind 1.790 Fälle oder rund 13 Prozent mehr als in 2022 (13.728).

Trotz Zunahme der Fallzahlen im Bereich Straßenkriminalität, bleiben die Delikte noch weit hinter den Spitzenwerten von 2014 zurück.
Trotz Zunahme der Fallzahlen im Bereich Straßenkriminalität, bleiben die Delikte noch weit hinter den Spitzenwerten von 2014 zurück. Grafik: Polizei Dortmund

Vom Höchststand in 2014 mit 23.003 Fällen sind diese Zahlen allerdings noch immer weit entfernt (Rückgang um 32,55 Prozent). Bei den Raubüberfällen gab es einen Anstieg um 39 Taten oder rund 10 Prozent auf 400.

Auch hier bleibt die Langzeitentwicklung jedoch ähnlich wie im Bereich der Straßenkriminalität: Seit 2014 steht ein Rückgang um knapp 43 Prozent und damit fast die Hälfte in der Statistik.

Mehr als die Hälfte ist es sogar bei den Wohnungseinbrüchen. Denn auch die leicht gestiegene Anzahl von 1.248 Einbrüchen in 2023 (rund 16 Prozent mehr als in 2022) stellt noch immer nur rund ein Drittel der Zahlen aus dem Jahr 2015 (3.357) dar.

Dass die präventiven Maßnahmen, die die Polizei im vergangenen Jahr forciert hat, wirken, zeigt die Versuchsquote, die weiterhin mit rund 43 Prozent bei fast der Hälfte der Taten liegt.

Taschendiebstähle sind meist nur schwer aufzuklären – Präventionsarbeit zeigt Wirkung

Bei den Taschendiebstählen trägt die Präventionsarbeit der Polizei Früchte. Grafik: Polizei Dortmund

In all den vorgenannten Deliktsfeldern ist es der Polizei Dortmund im vergangenen Jahr gelungen die Aufklärungsquote zu verbessern: um 1,24 Prozentpunkte bei der Straßenkriminalität (18,29 Prozent), um fast vier Prozentpunkte bei den Raubüberfällen (37,5 Prozent) und um 6,3 Prozentpunkte bei den Wohnungseinbrüchen (17,55 Prozent).

Ebenfalls gestiegen ist die Aufklärungsquote bei den Taschendiebstählen. Mit 6,7 Prozent fällt diese allerdings weiterhin gering aus – was in der Natur des Delikts liegt. Denn zumeist bemerken Opfer den Diebstahl erst weit nach der Tat, zeigen diese somit verspätet an und können keine Täterhinweise liefern – nicht selten nicht einmal Hinweise auf den genauen Tatort.

Aus diesem Grund ist hier vor allem Prävention wichtig, die Sensibilisierung für einen aufmerksamen Umgang mit den eigenen Wertsachen. Mit zahlreichen Vorträgen und Gesprächen haben die Beamtinnen und Beamten aus der Prävention der Dortmunder Polizei 2023 offenbar genau dies erreicht.

Sexualdelikte in etwa auf dem Niveau des Vorjahres – weniger Fälle von Kinderpornographie

Denn die Zahl der Taschendiebstähle ist um knapp zehn Prozent von 1.930 auf 1.747 gesunken. „Nachdem wir im vergangenen Jahr das Gefühl hatten, dass die Menschen nach all den Einschränkungen der Pandemie aus lauter Freude über das wiedererstarkte öffentliche Leben etwas nachlässig geworden waren im Umgang mit ihren Wertsachen, scheint sich hier wieder eine höhere Sensibilität eingestellt zu haben“, erklärt Gregor Lange.

Die Entwicklung der Fallzahlen im Bereich Kinderpornographie.
Die Entwicklung der Fallzahlen im Bereich Kinderpornographie. Grafik: Polizei Dortmund

In etwa auf dem Niveau des Vorjahres bewegt sich die Zahl der Sexualdelikte. 1.122 angezeigte Taten in 2023 stehen 1.082 in 2022 gegenüber. Im Bereich der Kinderpornographie wurden 220 Fälle registriert – 26 und damit knapp 11 Prozent weniger als 2022.

Aufgrund der intensiven Ermittlungsarbeit der Sonderkommission Kipo liegt die Aufklärungsquote hier bei 92,27 Prozent und damit in etwa auf dem Vorjahresniveau. „Dieser Deliktsbereich ist in jeglicher Hinsicht belastend: für die Opfer, für die Angehörigen – und auch für die ermittelnden Beamtinnen und Beamten. Umso wichtiger ist ihre konsequente Ermittlungsarbeit aber und daher habe ich großen Respekt vor den hier eingesetzten Kolleginnen und Kollegen“, so der Polizeipräsident

Alleine im Jahr 2023 haben die Mitglieder der Soko Kipo 320 Durchsuchungen im gesamten Zuständigkeitsbereich durchgeführt und 124 Terabyte an Daten sichergestellt, die ausgewertet werden müssen. „In dieser Konsequenz werden wir auch 2024 nicht nachlassen.“

Das Handout mit der kompletten Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2023 und detaillierten Ausführungen finden Sie für Dortmund und auch für Lünen hier.

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Reaktionen

  1. Senior*innen sensibilisieren – Präventionstheater klärt gegen Trickbetrug auf – Mehrere Termine geplant – Eintritt kostenfrei (PM)

    Das erfolgreiche Theaterstück zur Aufklärung von Trickbetrug wird auch 2024 wieder an verschiedenen Begegnungszentren aufgeführt.

    Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr setzen die Stadt Dortmund, Polizei Dortmund und der Weisse Ring ihre Zusammenarbeit mit dem „#spontanTheater – präventiv in Dortmund“ fort. Das Theaterstück zielt darauf ab, ältere Menschen über aktuelle Betrugsmaschen aufzuklären.

    „Jeder denkt: das passiert mir doch nicht… – doch die Realität sieht anders aus“ lautet der Titel des Theaterstücks. Es zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie gängige Betrugsmaschen im Alltag funktionieren. Durch lebendige Szenen werden typische Tricks und Manipulationen von Betrüger*innen veranschaulicht, die ältere Menschen ins Visier nehmen.

    Betrüger*innen nutzen perfide und sich schnell verändernde Maschen: Mit Schockanrufen, Enkeltricks oder dem Einsatz falscher Handwerker werden vorwiegend ältere Menschen um hohe Geldsummen oder wertvolle Gegenstände gebracht. Opfer empfinden häufig starke Scham und behalten das Erlebte für sich, sie leiden zum Teil über Jahre hinweg an den Folgen eines Verbrechens. Das „#spontanTheater – präventiv in Dortmund“ wendet sich mit kurzen Spielszenen an Senior*innen, um sie für mögliche Gefahren zu sensibilisieren.

    Kostenfreie Aufführungen

    Die Aufführungen sind kostenfrei und finden an verschiedenen Standorten in Dortmund statt. Eine Anmeldung vorab wird empfohlen, um eine reibungslose Organisation zu gewährleisten.

    Termine und Spielorte:

    19. April, 16 Uhr: Städt. Begegnungszentrum Lütgendortmund
    Anmeldung: 0231/ 50 29670 oder seniorenbuero.luetgendortmund@dortmund.de

    24. April, 17 Uhr: AWO Begegnungsstätte Brackel, Geschwister-Scholl-Gesamtschule
    Anmeldung: 0231 50 29640 oder seniorenbuero.brackel@dortmund.de

    14. April, 16:30 Uhr: AWO Seniorenbegegnungsstätte Sölde
    Anmeldung: 0172/ 1503540 oder m.woelk@awo-dortmund.de

    18. Oktober, 16:30 Uhr: Wilhelm-Hansmann-Haus
    Anmeldung: 0231 50 23357 oder whh@dortmund.de

    22. November, 17 Uhr: Städtisches Begegnungszentrum Huckarde
    Anmeldung: 0231 39 4247 oder bz_huckarde@dortmund.de

    inen Film über das Präventionstheater gibt es unter https://vimeo.com/786044428/f6cdc6a612.

  2. Ermittlungserfolg und Festnahmen nach Tatserie von Taschendiebstählen in der Dortmunder Innenstadt (PM)

    Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft und Polizei Dortmund:

    Seit Ende des vergangenen Jahres kam es in der Dortmunder Innenstadt vermehrt zu Taschendiebstählen. Das Ziel der unbekannten Täter war es, Mobiltelefone zu entwenden. In dem Ermittlungsverfahren gelang es der Polizei Dortmund nun, zwei Männer festzunehmen.

    Nach intensiven Ermittlungen erhärtete sich der Verdacht, dass es sich bei den Tätern der Taschendiebstahl-Serie in der Innenstadt um eine dreiköpfige Tätergruppierung handelt.

    Beim Amtsgericht Dortmund wurde ein Beschluss zu einer Observation erwirkt. Am Montag (14. April 2024) beobachteten Kriminalbeamte gegen 14:30 Uhr zwei Tatverdächtige, die in einem Fanshop in der Strobelallee mehrere Trikots im Wert von über tausend Euro entwendeten. Die Beamten nahmen die beiden Männer daraufhin auf dem Max-Ophüls-Platz vorläufig fest.

    Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um einen 49-Jährigen und einen 20-Jährigen aus Dortmund.

    Dem 49-Jährigen konnte eine Beteiligung an einer Tat aus der Serie zugerechnet werden. Die besonderen Voraussetzungen für eine Untersuchungshaft lagen nicht vor.

    Dem 20-Jährigen können aus der Tatserie insgesamt acht Beteiligungen an Diebstählen zugerechnet werden. Ein Haftbefehl wurde unter strengen Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt.

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