
Ein Stück Dortmunder – oder genauer gesagt Hörder – Musikgeschichte liegt nun im Stadtarchiv: Gerhard Stranz hat über die letzten Jahre zu Wilsing geforscht, verschollen geglaubte Dokumente gesammelt, Nachforschungen angestellt und Archive durchsucht, um das Vermächtnis des Hörder Komponisten zu sichern und bekannter zu machen. Im Pianohaus van Bremen übergab er seine Forschungen an das Stadtarchiv. Die gesammelten Erkenntnisse sind nicht nur für die Musikwissenschaft, sondern auch auch für Heimatkunde und Familienforschung von Bedeutung.
Die Nachforschungen stellten sich als schwierig heraus
Im Pianohaus gab es dazu auch eine Präsentation zu Wilsing. Behandelt wurden sein Leben und Wirken im Zusammenhang mit der Musikgeschichte. Begleitet wurde die Ausstellung musikalisch von Stanislava Ovdiichuk, welche Stücke von Wilsing und Bach auf dem Klavier spielte.

Eduard Wilsing wurde 1809 in Hörde als Sohn eines strengen Predigers geboren. Sein Geburtshaus stand in der Nähe des heutigen Phönix-Gymnasiums. Er war bis 1864 musikalischer Berater bei dem Verlag Bote & Bock.
Seine eigene musikalische Karriere war schwierig: Die Familie Wilsing hatte nur begrenze Mittel zur Verfügung. So dauerte es, bis er Förderungen durch die Preußische Akademie der Wissenschaft erhielt und sich seiner eigenen Werke widmen konnte. Die Familie hat musikalische Wurzeln: Sein Urgroßvater Johann Gottlieb Preller.
Seine 16stimminge Psalmvertonung „De profundis“ und das Oratorium „Jesus Christus“, woran Eduard Wilsing 46 Jahre lang arbeitete, gelten als seine herausragendsten Werke. Im September 1890 schloss er die Arbeit am Oratorium „Jesus Christus“ ab. Im hohen Alter begann er noch ein letztes Oratorium. Doch „Gott allein die Ehre“ konnte er nicht mehr vor seinem Tod am 2. Mai 1893 fertigstellen.
Es gibt zwar keine Todesanzeige von Eduard Wilsing, doch sein Sohn machte es sich zur Aufgabe, seine übrigen Unterlagen zu sammeln und zu sichern. Er selbst schlug keinen musikalischen Weg ein, sondern machte sich innerhalb der Astrophysik einen Namen: Heute sind einige Krater auf dem Mond auch als „Wilsing-Krater“ bekannt. Zudem untersuchte er die Radioaktivität der Sonne und war dadurch einer der Grundlagengeber für die Forschung von Max Planck.
Ehrung des Chronologie im Dortmunder Stadtarchiv
Stranz hat sich diesem Erbe angenommen und dies nun in einer Chronologie zusammengetragen. Sie zeichnet den Weg eines Menschen, der unter nicht privilegierten Bedingungen in seinen Werken Weltstimmungen in seinem Lebensgefühl ausgedrückt hat.

Aus einer außerordentlichen Nähe zu den Werken unter anderem von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Wolfgang Amadeus Mozart habe er ihre Musik „verstanden“ und bearbeitet, so Stranz.
Aufbauend auf dem Wirken seines Urgroßvaters Johann Gottlieb Preller – er gilt als Begründer der Dortmunder Philharmoniker – sei seine Bedeutung für die Musikgeschichte bisher nur unzulänglich wahrgenommen worden, findet Gerhard Stranz.
Er selbst ist kein Musikhistoriker, gewann aber immer mehr Interesse daran. Seine Chronologie, nach vielen Jahren der Arbeit und Recherche, wurde nun dem Leiter des Stadtarchivs Dr. Stefan Mühlhofer übergeben, um sie feierlich sichern zu lassen. Mehr über das „Wilsing-Projekt“ in Dortmund gibt es unter www.eduardwilsing.de.
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Reaktionen
Gerhard Stranz
Mit dem Beitrag hat Sina Sakrzewa eine sehr zutreffende Zusammenfassung geschaffen.
Diese geht dabei nicht nur auf die Inhalte der Veranstaltung ein, sondern verweist auch auf bedeutsame Aspekte, die bisher dazu geführt haben, dass Eduard Wilsing nicht die notwendige Aufmerksamkeit erfahren hat, sie aber verdient!
Danke, für den informativen Beitrag.
Gerhard Stranz