Frauen beweisen mehr Mut als Männer – Handwerkskammer Dortmund zum Thema Gründungen während der Pandemie

Vor allem Frauen und AusländerInnen haben im ersten Halbjahr 2018 den Weg in die Selbstständigkeit gewagt. Fotos: HWK Dortmund
Im letzten Jahr gab es weniger Neugründungen im Bezirk der HWK Dortmund als in den letzten Jahren. Die Frauenquote erreicht mit 35,4 Prozent hierbei jedoch einen neuen Höchstwert. Fotos (3): HWK Dortmund

Die seit über einem Jahr währende Corona-Pandemie hat das Gründungsgeschehen im Bezirk der Handwerkskammer (HWK) Dortmund verändert. Angesichts der vielen Unwägbarkeiten, die damit verbunden sind, wurden im vorigen Jahr weniger Betriebe gegründet oder übernommen. Für dieses Jahr sieht es bislang leider nicht besser aus. Doch auch wenn die Neugründungen und Übernahmen einen Tiefpunkt der vergangenen zehn Jahre erreicht haben, gibt es auch positive Entwicklungen. Die Frauenquote an den Neugründungen stieg auf einen neuen Höchstwert – ihr Anteil lag bei 35, 4 Prozent. Gabor Leisten, Leiter der betriebswirtschaftlichen und technischen Unternehmensberatung bei der HWK Dortmund, gibt Einblicke in die aktuelle Gründungsdynamik und zeigt auf, welche Unterstützungsangebote es für Gründer*innen und Übernehmer*innen gibt.

Wie ist es aktuell um die Gründungsdynamik im Kammerbezirk bestellt?

Abteilungsleiter der HWK-Unternehmensförderung Gabor Leisten. Foto: HWK Dortmund
Abteilungsleiter der HWK-Unternehmensförderung Gabor Leisten. Foto: HWK Dortmund

„Die Corona-Pandemie hat insbesondere Gründer*innen verunsichert. Deshalb haben viele die oftmals auch lang geplante Gründung erst einmal aufgeschoben.

Andere konnten, wenn man beispielsweise an die Schließungen im Dienstleistungsbereich denkt, trotz kreativer Ansätze ihr Vorhaben schlichtweg noch nicht in die Tat umsetzen.“

Haben sie dafür konkrete Zahlen?

„In 2020 gab es im Kammerbezirk Dortmund 1.519 Gründungen, davon 1.387 Neugründungen und 132 Betriebsübernahmen das sind so wenig wie seit zehn Jahren nicht mehr.“

Wie sieht der Vergleich zum letzten Nicht-Corona-Jahr aus?

„In 2019 waren es noch 1.707 Gründungen. Erfreulich ist aber, dass sich die Frauenquote positiv entwickelt hat: Ihr Anteil lag im vergangenen Jahr bei 35,4 Prozent. Das wiederum ist ein neuer Höchstwert! Wenn man sich den bisherigen Verlauf dieses Jahres anschaut, müssen wir leider damit rechnen, dass sich das Gründungsgeschehen weiter abschwächt.“

Wie kommen Übergeber und Übernehmer am besten zusammen?

„Von den fast 20.000 Handwerksbetrieben im Dortmunder Kammerbezirk stehen in den kommenden fünf Jahren rund 4.000 zur Übergabe an. Eine Pauschallösung für eine Betriebsübergabe gibt es nicht, jede Nachfolge muss individuell umgesetzt werden, denn es gibt ja zahlreiche rechtliche, familiäre und steuerliche Aspekte, die zu beachten sind.“

Welche sind die größten Herausforderungen bei der Übergabe?

Das Handwerk benötigt qualifizierten Nachwuchs.

„Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir: Von der Suche nach dem richtigen Nachfolger bis zur tatsächlichen Übergabe vergehen in der Regel Jahre.

Stehen in der Familie oder im Betrieb keine geeigneten Kandidat*innenzur Verfügung, empfehle ich einen Blick in die Unternehmensnachfolgebörse nexxt-Change sowie die Betriebsbörse der Handwerkskammer Dortmund zu werfen (Anm. der Redaktion: Links im Anhang des Artikels).

Unternehmer*innen können bei uns unkompliziert ein anonymisiertes Verkaufsangebot erstellen und sich dabei von unserer Nachfolgelotsin unterstützen lassen.“

Wie konkret Unterstützen sie bei der Übergabe

„Unsere Berater stehen Übergeber*innen und potentiellen Übernehmer*innen bei der Planung einer Betriebsübergabe zur Seite – von der Bewertung des Unternehmens, der Klärung rechtlicher Fragestellungen bis hin zur Erstellung geeigneter Übernahme-und Übergabekonzepte, einschließlich Finanzierungs-und Kapitalplanung.“

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Gründer*innen?

Schulden können die Existenz bedrohen und verfolgen die Betroffenen oftmals über viele jähre hinweg.
Eine Gründung aus der Arbeitslosigkeit heraus kann durch den Gründungszuschuss gefördert werden. Archivfoto: Sascha Fijneman

„Für Existenzgründer*innen gibt es zahlreiche Förder-und Beratungsprogramme von Land und Bund, etwa Zuschüsse, Darlehen oder Bürgschaften. Eine Gründung aus der Arbeitslosigkeit heraus kann durch den Gründungszuschuss gefördert werden.

Insbesondere Gründungen von Handwerksmeister*innen in Nordrhein-Westfalen werden durch die zu Jahresbeginn neu aufgelegte und maßgeblich verbesserte Meistergründungsprämie gefördert –und häufig erst ermöglicht. So wurde die Förderung von bislang 7.500 Euro auf bis zu 10.500 Euro erhöht.“

Wer wird gefördert?

„Gefördert wird, wer sich selbstständig macht, einen Betrieb übernimmt oder sich an einem Unternehmen beteiligt. Die Gewährung der Meistergründungsprämie ist dabei an eine Existenzgründungsberatung bei uns im Haus sowie an die Schaffung oder auch Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen geknüpft.

Wie bei fast allen Förderprogrammen, übrigens auch beim Gründerstipendium NRW, ist ein tragfähiger Businessplan Voraussetzung für die Beantragung. Wir bieten Gründer*innen dazu kostenfreie Beratungen im Rahmen der Startercenter Initiative NRW an.“

 

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Reaktionen

  1. SPD-Ratsfraktion stellt Nachfragen zu Frauen und Gründungen bzw. Frauen und Wirtschaft (PM)

    SPD-Ratsfraktion stellt Nachfragen zu Frauen und Gründungen bzw. Frauen und Wirtschaft

    „Frauen gründen anders als Männer, das ist keine neue Erkenntnis, sondern eine längst erwiesene Tatsache. Unternehmerinnen müssen daher in der Regel anders begleitet und unterstützt werden. Für Dortmund und die Dortmunder Wirtschaftsförderung ist es daher unerlässlich strategisch gut aufgestellt zu sein, um Gründerinnen zu fördern und mehr Frauen in der Wirtschaft an entscheidenden Stellen zu etablieren“, erklärt die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, Silvya Ixkes-Henkemeier.

    Seit 2010 gibt es in Dortmund das Gründerinnenzentrum. Es hat sich im Laufe der Jahre aus verschiedensten Gründen von einer eigenständigen Einrichtung mit eigenem Standort zurück in einen Bereich innerhalb der Wirtschaftsförderung entwickelt und ist nun in den Räumlichkeiten der Wirtschaftsförderung Dortmund untergebracht. Formuliertes Ziel ist es, die Erwerbstätigkeit von Frauen zu erhöhen, adäquate Angebote zur beruflichen Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben zu schaffen sowie unternehmerische Initiativen von Frauen besonders zu stärken.

    Um der derzeitigen Situation rund um das Gründerinnenzentrum sowie Frauen und Gründungen bzw. Frauen und Wirtschaft in Dortmund nachzugehen, hat die SPD-Ratsfraktion nun eine Reihe von Nachfragen im zuständigen Wirtschaftsausschuss gestellt. „Durch die Antworten erwarten wir Informationen dazu, wie Dortmund bei der Frauenförderung im Bereich der Wirtschaft derzeit aufgestellt ist und wie die weiteren Planungen sind. Für die weitere positive wirtschaftliche Entwicklung Dortmunds sehen wir hier großes Potential, das es weiter zu fördern gilt“, so Ixkes-Henkemeier abschließend.

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