Die AWO-Tochter fördert die berufliche und soziale Eingliederung

25 Jahre dobeq: Ein Brückenbauer zwischen Bildung und Arbeitswelt in Dortmund

De dobeq-Geschäftsführerin Heike Henze-Brockmann (blau-weiß gestreifte Bluse) mit dem dobeq-Leitungsteam.
De dobeq-Geschäftsführerin Heike Henze-Brockmann (blau-weiß gestreifte Bluse) mit ihrem Leitungsteam. Foto: Alexander Völkel

Die AWO-Tochter dobeq feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Die „Dortmunder Bildungs-, Entwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH“ oder kurz dobeq fördert die berufliche und soziale Eingliederung von Menschen, die von Arbeitslosigkeit und gesellschaftlicher Ausgrenzung bedroht sind, und setzt sich für Bildungsqualität und Chancengleichheit an Schulen ein.

Professionalisierung der sozialen Arbeit

Dabei ist die Geschichte schon doppelt so lang. Bereits seit 1978 widmet sich die AWO den Feldern Jugendberufshilfe und Jugendsozialarbeit. Mit der Jugendwerkstatt und der Beratungsstelle ging es los. 1981 folgte – gemeinsam mit der RAG-Bildung – die überbetriebliche Ausbildung von 400 Azubis.

„Wir wollten dem Bereich ein eigenes Profil geben und dafür sorgen, dass er nicht zwischen den anderen Angeboten untergeht“, beschreibt dobeq-Geschäftsführerin Heike Henze-Brockmann die Motivation, 1998 die dobeq als eigenes Unternehmen aufzustellen.

Dabei ging es auch um Professionalisierung. Denn in dem Bereich gibt es zahlreiche Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten. Ausgangspunkt war der Strukturwandel und der damit verbundene stetige Rückgang von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Anders als im Handwerk gab es in der Industrie vor allem einige wenige große Betriebe. Doch die Zechen und die Kokerei schlossen, die Stahlwerke bauten massiv Personal ab und verschwanden teilweise.

„Benachteiligtenförderung“: Das Land förderte den Übergang von Schule in den Beruf

Immer mehr Jobs fehlten – es mussten Alternativen her. Das war die Grundlage der sogenannten „Benachteiligtenförderung“ – das Land förderte den Übergang von Schule in den Beruf. Am 23.6.1998 war der offizielle Geburtstag – die dobeq wurde ins Handelsregister eingetragen. Die Landesjugendplan-Maßnahmen bildeten die Basis der Arbeit. Weitere Felder, Zielgruppen und Kostenträger kamen hinzu.

Seitdem ist die dobeq gewachsen: Waren es vor 25 Jahren rund 40 Beschäftigte, zählt das Unternehmen heute mehr als 360 Mitarbeiter*innen. „Das sind sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, keine Programmteilnehmer*innen“, unterstreicht Heike Henze-Brockmann.

„Wir hatten im vergangenen Jahr 2022 circa 1600 Teilnehmer*innen in den Projekten und Maßnahmen sowie circa 3500 Schüler*innen in KAoA (Kein Abschluss ohne Anschluss) die an Potenzialanalysen oder Berufsfelderkundungen teilgenommen haben“. Dazu kommen circa 2700 Schüler*innen die an 18 Schulstandorten von dobeq Mitarbeitenden im OGS betreut werden.

2008, zum zehnten Geburtstag, starteten die Kulturwerkstatt und PlanB-Maßnahmen. 2012 kamen die großen Förderzentren hinzu, 2016 kamen Flüchtlinge und zugewanderte Menschen aus Südost-Europa verstärkt als zusätzliche Zielgruppe in den Blick. So ist die dobeq im Trägerverbund auch in der Anlaufstelle „Willkommen Europa“ mit Unterstützungsprojekten aktiv. Waren es zunächst nur das Arbeitsamt und das Landesjugendamt, die Maßnahmen finanzierten, sind heute Arbeitsagentur und Jobcenter, aber auch Kommune, Land, Bund und EU bei Finanzierungen dabei.

Differenzierte Angebote für Menschen von sechs bis 63 Jahren

Denn nach Ansicht der Politik ging es nun nicht mehr nur um Ausbildung, sondern um differenzierte Angebote für differenzierte Gruppen. Waren ursprünglich nur junge Menschen von 14 bis 25 Jahren die Zielgruppe – die ersten Maßnahmen entstanden aus einer großen ersten Welle der Jugendarbeitslosigkeit – gibt es heute auch (fast) keine Altersgrenze mehr.

Der Offene Ganztag ist eines der Betätigungsfelder der dobeq. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Zwischen 6 und 63 Jahre alt sind heute die zu Betreuenden. Denn auch Schulen sind heute Arbeitsfelder – für Schulsozialarbeit an den weiterführenden Schulen ebenso wie im Offenen Ganztagsbereich der Grundschulen (OGS), der seit 2004 von der dobeq zum Start an zwei Schulstandorten angeboten wird.

Die Problemlagen der Klienten*innen und die Zielgruppen sind heute vielschichtiger und differenzierter: „Wir sind in unterschiedlichen Arbeitsfeldern unterwegs und bieten für die unterschiedlichen Bedarfe und Zielgruppen Hilfestellungen an“, so Heike Henze-Brockmann.

Die dobeq teilt sich auf in zwei Betriebsteile. Im Betriebsteil Angebote an Schulen sind der OGS, Brückenangebote für unversorgte Kinder und Schulsozialarbeit im Sekundarstufe I Bereich verortet.

Die Arbeitsbereiche müssen regelmäßig auf aktuelle Bedarfe reagieren

„Die Brückenprojekte für Kinder sind hier ein gutes Beispiel, wie flexibel die Arbeitsbereiche auf aktuelle Bedarfe reagieren. Seit letztem Jahr bietet die dobeq 15 Plätze für neuzugewanderte Grundschulkinder, für die es aktuell keinen freien Schulplatz gibt. Die Kinder werden dort vorbereitet auf den Einstieg in die Schule und können, sobald ein Platz frei wird, gut gerüstet ihre Schulkarriere starten“, so Henze-Brockmann.

Teilnehmende eines Qualifizierungsprojektes der AWo-Tochter dobeq gestalteten die Bänke.
Teilnehmende eines Qualifizierungsprojektes der AWO-Tochter dobeq gestalteten die Bänke auf dem Dorstfelder Wilhelmplatz. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Im Betriebsteil Arbeitsmarkt finden sich alle anderen Angebote der dobeq. Die Vielfältigkeit wird hier deutlich durch die Projektbereiche, die es gibt: Jugendsozialarbeit, Schulsozialarbeit an Berufskollegs, Produktionsschule/BvB-Pro, Förderzentren, Potenzialanalysen und Berufsorientierung, Beschäftigungsprojekte I und II und die Angebote für zugewanderte und geflüchtete Menschen.

Als besondere Projekte sind hier exemplarisch zu nennen: Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose Menschen (AGH) im Schatzkästchen und der AGH Pilot. Im Schatzkästchen werden in Kooperation mit der EDG Spielzeug und Kinderkleidung gesammelt und von den Teilnehmenden wieder repariert und aufgearbeitet. Im Ladenlokal „Schatzkästchen“ haben dann Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit, diese Dinge zu erhalten.

Im AGH Pilot haben langzeitarbeitslose Menschen mit psychischen Problemlagen die Möglichkeit, sich in einem geschützten Rahmen und kleinschrittig wieder an Arbeitsstrukturen zu probieren.

Dumping-Anbieter auch sind im Sozialbereich als Problem

Allerdings gab es auch Niederlagen für die dobeq: Denn aus einigen Maßnahmen mussten die Dortmunder aus Kostengründen aussteigen. „Die Ausschreibungspolitik ist das Problem: Wir zahlen nach dem AWO-Tarif, haben gute Leute und Konzepte, können aber nicht mehr mitbieten, weil immer häufiger ,Billigträger‘, die den Tarif der Weiterbildungsbranche zahlen, den Zuschlag bekamen“, ärgert sich dobeq-Geschäftsführerin Heike Henze-Brockmann. „Mit dem AWO-Tarifvertrag sind wir häufig nicht wettbewerbsfähig. Deshalb gibt es auch keine überbetriebliche Ausbildung mehr bei der dobeq.“

Dobeq-Geschäftsführerin Heike Henze-Brockmann
Dobeq-Geschäftsführerin Heike Henze-Brockmann Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Doch die dobeq hat nicht resigniert, sondern neue Geschäftsbereiche erschlossen. Themen und Arbeitsfelder gibt es genügend: „Wir werden weiter auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren“, verspricht Henze-Brockmann. Fachkräftemangel, Zuwanderung, Folgen der Corona-Pandemie, Gesundheitsorientierung, die Zunahme von psychischen Erkrankungen und die Erkenntnis, dass Langzeitarbeitslosigkeit krank machen kann, sind Herausforderungen, bei denen die dobeq Angebote machen will.

„Ich glaube, dass der Bereich ,Bildung und Arbeit‘ ein großer Zugewinn für den AWO-Unterbezirk Dortmund war. Wir haben uns vorbildlich etabliert und stehen landesweit gut da. Für die AWO Dortmund sind wir gut aufgestellt“, zieht Henze-Brockmann ein positives Fazit. Das 25 jährige Jubiläum wird die dobeq am 18. August 2023 auch gebührend mit Partner*innen, Kostenträgern, Netzwerkpartnern*innen und den Mitarbeitenden feiern.

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