
Anlässlich des bevorstehenden Weltflüchtlingstags trat das Dortmunder Amt für Migration, auch bekannt als Ausländerbehörde, ins Gespräch mit sowohl haupt- als auch ehrenamtlich Engagierten der Flüchtlingsinitiativen. Neben dem direkten Austausch in Kleingruppen mit Mitarbeitenden der Behörde informierte die Leiterin des Amtes für Migration, Melanie Schmickler, im Reinoldinum über die neue Struktur des Amtes und den organisatorischen Veränderungen.
Stetige Entwicklung der Flüchtlingsinitiativen seit 2015
Zehn Jahre ist es nun ungefähr her, als sich die meisten Flüchtlingsinitiativen im Zuge der Fluchtmigration 2015 gebildet haben und nun Jubiläum feiern. In dieser Zeit hat sich nicht nur die Zahl der geflüchteten Menschen in Deutschland verändert, sondern auch die Zahl der haupt- und ehrenamtlich Engagierten in den Initiativen. Ebenso haben sich die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gewandelt.

„Viele Initiativen, auch unsere, sind damals recht spontan aus einer Notwendigkeit heraus entstanden. Heute arbeiten wir strukturierter, aber es gibt auch andere Herausforderungen“, erklärt Paul-Gerhard Stamm, Vorsitzender der Flüchtlingshilfe Aplerbeck e. V..
Neben der fortlaufenden Unterstützung für Geflüchtete stehe inzwischen auch der Dialog mit Behörden im Fokus: „Manchmal fehlt es an gegenseitigem Verständnis. Umso wichtiger ist der Austausch auf Augenhöhe und dass wir als Zivilgesellschaft sichtbar bleiben.“
Was die Arbeit zunehmend erschwere, seien die ständig verändernden gesetzlichen Vorgaben. Für Ehrenamtliche sei es kaum noch möglich, alles im Blick zu behalten. „Wir merken, dass sich manche zurückziehen. Nicht aus Desinteresse, sondern weil die Komplexität zugenommen hat“, so Stamm. Umso wichtiger sei daher diese Veranstaltung, um Transparenz zu schaffen und den Austausch mit Mitarbeitenden des Amtes für Migration zu ermöglichen.
Die Ausländerbehörde ist jetzt das Amt für Migration
Melanie Schmickler, Leiterin des Amtes für Migration, hat die Herausforderungen der Behörde selbst miterlebt, wie sie bei der Veranstaltung erklärte: „In den vergangenen zehn Jahren hat sich auch unsere Arbeit stark verändert. Was 2015 noch eher reaktiv und improvisiert war, ist heute Teil einer strukturierten Verwaltungsarbeit, die sich stetig weiterentwickelt.“

Seit dem 1. Januar 2024 ist die ehemalige Ausländerbehörde nicht mehr Teil des Ordnungsamtes, sondern als eigenständiges „Amt für Migration“ organisiert.
„Die Entscheidung, die Ausländerbehörde organisatorisch neu zu ordnen, war notwendig, um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden und die Prozesse zu verbessern“, so Schmickler.
Dabei geht es nicht nur um Fluchtmigration, sondern auch um Arbeitsmigration, Einbürgerungen und Rückkehrmanagement. „Migration ist heute ein breit gefächertes Thema, das die gesamte Verwaltung und Gesellschaft beschäftigt und uns vor immer neue Herausforderungen stellt.“
Mehr Abteilungen sorgen für bessere Erreichbarkeit und Austausch
Mit der Umstrukturierung des Amtes für Migration gehe laut Schmickler mit einer stärkeren Beteiligung in allen Themenfeldern einher. So sei das Amt heute in vielen Abteilungen aktiv , um „mehr sichtbar zu werden als Amt“ und „besser ansprechbar zu sein in ganz unterschiedlichen Formaten“.

Diese Umstrukturierung sei dabei nicht nur eine Erwartung des Gesetzgebers, sondern auch ein eigener Anspruch, den Austausch mit verschiedenen Partnern zu intensivieren. Früher habe es im Vergleich nur wenige Ansprechpartner gegeben:
„Da gab es immer nur mich und ein paar Teamleitungen, und wir mussten gucken, wie wir das irgendwie hinkriegen“, so Schmickler. Durch die neue eigenständige Organisation erhalte das Amt nun mehr Raum und Möglichkeiten, um flexibler und gezielter auf Anliegen zu reagieren und seine Aufgaben zu erfüllen.
Trennung der Zuständigkeiten verbessert Beratungsprozesse
Im Zuge der Umstrukturierung wurde der Bereich Fluchtmigration vom Bereich Aufenthaltsbeendigung getrennt. „Früher waren dieselben Mitarbeitenden für Bleiberechtsfragen und Ausreiseanordnungen zuständig, was für alle Seiten schwierig war“, erläutert Schmickler.

Durch die klare Trennung können Geflüchtete ohne Bleibeperspektive gezielter an andere Abteilungen weitergeleitet werden. Das sorgt für mehr Transparenz und Effizienz im Beratungsprozess.
Schmickler betont zudem, wie wichtig es ist, flexibel auf neue gesetzliche Vorgaben zu reagieren, zum Beispiel den geplanten Rechtskreiswechsel bei ukrainischen Geflüchteten. Dabei wechseln sie von der Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in das reguläre Sozialleistungssystem.
Besonders bei einer Vielzahl an Fällen helfe eine solche Zuordnung der Zuständigkeiten dabei, Abläufe effizient zu gestalten. Aktuell betreut das Dortmunder Amt für Migration rund 30.000 Personen mit humanitärem Aufenthaltstitel, darunter viele Geflüchtete aus der Ukraine. Etwa 800 Menschen befinden sich in laufenden Asylverfahren, rund 1.300 haben den Status einer Duldung. Im Vergleich zu anderen Großstädten sind diese Zahlen relativ gering, was auf die unterschiedliche Zuwanderungsgeschichte zurückzuführen ist.
Weitere Information:
- Anlässlich des Weltflüchtlingstags wird in den kommenden Wochen ein Mahnmal in der Dortmunder Innenstadt aufgestellt wird. Die Initiative „Beim Namen nennen“ setzt damit ein Zeichen des Gedenkens für Menschen, die auf der Flucht gestorben sind.
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