
Das Zentrum für Ethnische Ökonomie (ZEÖ) bleibt auch über 2025 hinaus erhalten: Der Rat der Stadt Dortmund hat beschlossen, das bundesweit einmalige Beratungsprojekt bis Ende 2026 zu verlängern. Damit folgt die Politik der Empfehlung der Verwaltung, die das ZEÖ wegen seiner nachweisbaren Erfolge weiterführen will.
Hintergrund: Ein Pilotprojekt wird zum Verstetigungskandidaten
Das Zentrum begleitet seit 2020 Kleinstunternehmer:innen und Arbeitnehmende mit Zuwanderungsgeschichte auf ihrem Weg in die berufliche Selbstständigkeit. Ziel ist es, die Strukturen in der ethnischen lokalen Wirtschaft zu stärken, Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Bis heute wurden laut aktueller Bilanz fast 950 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert – eine Zahl, die auch einige Kritiker:innen überzeugt hat.

Die Verwaltung verweist darauf, dass das ZEÖ nicht nur Gründungsberatung anbietet, sondern auch Anträge vorbereitet, Sprachbarrieren abbaut und als Schnittstelle zur Stadtverwaltung dient. Kleinstunternehmer:innen werden bei Behördengängen begleitet, viele Fachbereiche wie Ordnungsamt, Gewerbemeldestelle oder Ausländerbehörde arbeiten eng mit dem Zentrum zusammen.
Auch über die Stadtgrenzen hinaus gilt das Projekt als Vorbild: Das ZEÖ stärkt Teilhabechancen, stabilisiert Quartiere wirtschaftlich und schafft Ausbildungsplätze in Mangelberufen wie Handwerk, Pflege oder Erziehung. Zudem leistet es Beratung zu Umweltschutz, Ressourcenschonung und nachhaltigen Lieferketten.
Die Grünen-Ratsfraktion will eine Entfristung

Martina Stackelbeck (Bündnis 90/Die Grünen) machte in der Ratsdebatte deutlich, dass ihre Fraktion das Projekt nicht nur bis 2026 verlängern, sondern dauerhaft sichern möchte: „Wir geben die Anregung mit auf den Weg, dass das Projekt jetzt mal bald entfristet wird und die Verwaltung sich Gedanken dazu macht.“
Als AfD-Vertreter Helferich das Projekt grundsätzlich infrage stellte, wurde Stackelbeck deutlich: „Ich glaube, Herr Helferich kennt das Projekt gar nicht. Es geht darum, die Besonderheiten der Kulturen aufzugreifen, zu erklären, wie Verwaltung hier funktioniert. Menschen, die nicht hier groß geworden sind, brauchen da mehr Beratung. Diese Aufgabe nimmt das ZEÖ hervorragend wahr. Wer das nicht weiß, sollte lieber den Mund halten.“
Die Ratsfraktionen von SPD, CDU und Linke+ loben die Erfolge

Udo Reppin (CDU) betonte, dass die Zahlen für sich sprechen: „Die CDU-Fraktion hat dieses Projekt von Anfang an positiv begleitet. Die Bilanz zeigt, dass fast 1.000 Arbeitsplätze geschaffen wurden – das ist eine sehr positive Entwicklung.“
„Die Aufwendungen dafür sind überschaubar. Deshalb unterstützen wir das Projekt auch diesmal wieder und stimmen zu, dass man die Entfristung prüft“, so der CDu-Politiker.

SPD-Ratsfrau Silvya Ixkes-Henkemeier lobte das Zentrum als wichtiges Instrument.
„Ich könnte das alles wiederholen, mache es aber kurz: Es ist ein sehr gutes integratives, arbeits- und beschäftigungspolitisches Werkzeug. Wir unterstützen die Verlängerung und finden eine Verstetigung auch sinnvoll“, betonte Ixkes-Henkemeier.
Erfolgreiche Wirtschaftsförderung: „Ich sehe nicht, was man daran kritisieren kann“

Fatma Karacakurtoglu, Co-Fraktionsvorsitzende und Oberbürgermeister-Kandidatin der Fraktion „Die Linke+“ erinnerte daran, dass sich die Investition in das Zentrumauch für die Stadt rechnet.
„Alle meine Vorredner, alle demokratischen Vorredner, haben bestätigt: Das Projekt ist erfolgreich. Und ja – es bringt auch Steuereinnahmen. Deshalb sollten wir langfristig eine Entfristung hinkriegen“, so Karacakurtoglu.

Michael Kauch (FDP/Bürgerliste) hielt dagegen, dass das Zentrum keineswegs eine Belastung, sondern ein effizientes Förderinstrument sei: „Wir haben uns angeschaut: Wie viel wird investiert, was kommt dabei raus? Das Ergebnis ist positiv.“
„Wenn wir mit einem gezielten Projekt mehr Menschen mit Migrationshintergrund für Selbstständigkeit gewinnen, ist das super. Ich sehe nicht, was man daran kritisieren kann“, befand der FDP-Politiker.
„Wenn das Projekt so erfolgreich ist, kann es sich doch selbst tragen“
Matthias Helferich (AfD) blieb bei seiner Ablehnung: „Wir haben das Jobcenter, den Integration Point, Handwerkskammer, IHK – die unterstützen alle Gewerbetreibenden, egal welchen Hintergrund sie haben. Wenn sich Migranten selbst organisieren wollen, ist das aller Ehren wert. Aber das muss nicht der Steuerzahler bezahlen.“

Später legte er nach: „Wenn das Projekt so erfolgreich ist, kann es sich doch selbst tragen. Dann sollen die migrantischen Unternehmer einen eigenen Topf füllen und selbstverwaltet arbeiten.“
Am Ende beantragte Cüneyt Karadas (SPD) das Ende der Debatte – erfolgreich. Der Rat beschloss die Verlängerung bei einigen Gegenstimmen der AfD. Die Finanzierung umfasst 119.500 Euro an Personalkosten sowie 100.000 Euro Sachkosten für 2026. Noch ist die Entfristung nicht beschlossen – die Forderung ist jedoch klar auf dem Tisch.
Mehr Infos zum Projekt: dortmund-nordwaerts.de/zeö
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Mehr auf dazu auf Nordstadtblogger:
Die erfolgreiche Arbeit des Zentrums für Ethnische Ökonomie in der Nordstadt soll weitergehen
Zentrum für Ethnische Ökonomie bietet in Dortmund kultursensibles Beratungsangebot an