„Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ vor 50 Jahren in Dortmund gegründet – Großes Jubiläumsprogramm

Die Organisator*innen freuen sich auf viele Veranstaltungen im Jubiläumsjahr. Der „Werkkreis Literatur und Arbeitswelt“ feiert sein 50-jähriges Bestehen. Los geht’s am Samstag im MKK mit einer Podiumsdiskussion. Foto: Joachim vom Brocke

Von Joachim vom Brocke

Von Dortmund aus wurde Literaturgeschichte geschrieben. An die Gründung des „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ vor 50 Jahren  (genau am 7. März 1970) soll mit einem großen Jubiläumsprogramm in der ganzen Stadt gefeiert werden. Bei diesem Werkkreis handelt es sich um eine Vereinigung schreibender Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellten, die mit ihren Texten und Kunstwerken „unmittelbar in die Wirklichkeit eingreifen“ und das Arbeits- und Alltagsleben reflektieren wollten. Als Nachfolgevereinigung der „Dortmunder Gruppe 61“ um Max von der Grün und Fritz Hüser war der Werkkreis in den 1970er- bis 90-er Jahren bundesweit in lokalen und regionalen Gruppen erfolgreich tätig.

Eröffnung am 7. März mit Podiumsdiskussion im MKK

Der Reigen der zahlreichen Veranstaltungen wird am Samstag, 7. März, im Museum für Kunst und Kulturgeschichte eröffnet. In einer Podiumsdiskussion unterhalten sich Dr. Jörg Albrecht (Künstlerischer Leiter der „Burg Hülshoff – Center for Literature“), Dramaturg und Performer Steffen Neupert sowie die (ehemaligen) Werkkreis-Mitglieder Erasmus Schäfer und Ilse Starter über alte und neue Formen kollektiver künstlerischer Zusammenarbeit.

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Video- und Audiokollagen von Michaela Wiegand und Roland Mikosch berichten vom Wirken und Arbeiten des Werkkreises und stellen die Frage nach der Aktualität der Themen heute. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen werden unter eMail anmeldung@stadtdo.de erbeten.

Die Themen der Werkstätten wie Migration, Armut oder Ökologie sind bis heute relevant

Das erste offizielle Auftreten des Werkkreises. v.li.: Fritz Hüser, Max von der Grün, Peter Kühne, Erwin Sylvanus, Günter Wallraff (sprechend), Dr. Peter Schütt, Erasmus Schöfer. Foto: FHI

Die in den Werkstätten entstandenen Arbeiten wurden im Fischer Taschenbuch Verlag veröffentlicht. Lesungen, Büchertische und Grafik-Ausstellungen sorgten für Öffentlichkeit. Die Themen sind bis heute relevant:

Macht und Ohnmacht von Arbeitnehmer*innen, Migration, Armut und Elend, Ökologie, Kapitalismuskritik und Selbstermächtigung. „Das sind Sujets, die bis heute bewegen“, sagt Dr. Iuditha Balint, Direktorin des Fritz-Hüser-Institutes (FHI), das den Nachlass des Werkkreises bewahrt und laufend ergänzt.

Im Jubiläumsjahr wird das FHI an die Anfänge, Motiven Themen und Wirkung des Werkkreises erinnern. Unter dem Titel „works & circles – 50 Jahre Werkkreis Literatur und Arbeitswelt“ gibt es bis November eine Reihe von Veranstaltungen und allen Kunstsparten, die sich an ein breites Publikum und an alle Generationen richten. Gefördert wird das Programm von der Kunststiftung NRW, der LWL-Kulturstiftung und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.

Kulturdezernent Jörg Stüdemann lobte das „phantastisch gutes Programm“

Das „phantastisch gute Programm“ lobte Kulturdezernent und Stadtdirektor Jörg Stüdemann bei der Vorstellung. Es werde nicht nur eine Traditionsfeier geben, sondern auch die Gegenwart mit einbezogen. Vielleicht vereinbar sei die Begeisterung und das Engagement des Werkkreises mit einigen Bloggern im Internet.

Eigens für das Jubiläum wurden Videoinstallationen gestaltet, die auch im öffentlichen Raum zu sehen sind – unter anderem in der Berswordt-Halle, in der Thier-Galerie und in der Stadt- und Landesbibliothek. Enthüllt werden diese Installationen am 9. März.

Künstlerische Performances und Schreibwettbewerb für junge Erwachsene

Zum weiteren Programm gehören künstlerische Performances im öffentlichen Raum in der Nordstadt (im Juli), ein Schreibwettbewerb für Jugendliche und junge Erwachsene, Lesungen, Vorträge und eine Grafik-Ausstellung. Das Jubiläumsprogramm wird im November beendet mit einer wissenschaftlichen Konferenz zum Thema „Korrigieren – eine Kulturtechnik“.

Erasmus Schöfer, Gründungsmitglied des Werkkreises und Schriftsteller, sieht die schriftstellerische Darstellung der heutigen Arbeitswelt, bedingt durch die großen Veränderungen in den letzten fünf Jahrzehnten, schon als eine besondere Herausforderung an. Gleichwohl möchte man in den Diskussionen und Veranstaltungen des Jubiläumsjahres versuchen, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Der Nachlass des Werkkreises befindet sich im Fritz-Hüser-Institut. In einem Vertrag von 1980 vereinbarten der damalige Werkkreisprecher Horst Hensel und das Fritz-Hüser-Institut, dass die einzelnen Werkstätten und die verschiedenen Funktionsträger des Werkkreises Akten und sonstige Unterlagen ans FHI abzugeben haben. Der in Dortmund bewahrte Bestand umfasst zurzeit rund 50 Regalmeter und wird laufend ergänzt.

 

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Weitere Informationen:

  • Das komplette Jubiläumsprogramm und weitere Informationen gibt es unter www.fhi.dortmund.de
  • Sitz des Fritz-Hüser-Institutes ist in Bövinghausen, Zeche Zollern, Grubenweg 5
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Reaktionen

  1. Schreiben über Arbeitswelten: Fritz-Hüser-Institut vergibt literarisches Stipendium (PM)

    Das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt vergibt zum zweiten Mal ein Arbeitsstipendium für Autor*innen. Dotiert ist es mit 4000 Euro. Eingereicht werden können Texte in deutscher Sprache, die sich inhaltlich mit Phänomenen der Arbeitswelt beschäftigen – sei es Prosa, Lyrik, Drama oder literarisches Essay. Bewerbungen bitte bis 30. Juni an Arnold Maxwill, amaxwill@stadtdo.de.

    Im Fritz-Hüser-Institut werden deutschsprachige Literaturen der Arbeitswelt gesammelt, erschlossen, untersucht und der Forschung wie der Öffentlichkeit bereitgestellt. Die vier tragenden Tätigkeitsbereiche sind literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung, Bibliothek, Archiv und Literaturvermittlung.
    dortmund.de/fhi

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