Tarifauseinandersetzung im privaten Bankgewerbe

ver.di organisiert bundesweiten Commerzbank-Streiktag mit Kundgebung in Dortmund

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert den Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Archivfoto: Leopold Achilles für nordstadtblogger.de

Im Rahmen der Tarifauseinandersetzung mit dem Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) am Mittwoch (10.11.) die Beschäftigten an allen Commerzbank-Standorten bundesweit ganztägig zum Streik auf. In NRW sind die fünf großen Commerzbank-Standorte in Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund und Bielefeld mit landesweit rund 100 Filialen und internen Arbeitsbereichen, wie Kreditabteilungen, betroffen. Darüber hinaus werden auch Angestellte der Commerzbank-Tochtergesellschaften ComTS (Commerzbank Transaction Services) zum Streik aufgerufen, für die bislang kein Tarifvertrag gilt. ver.di fordert die Aufnahme von Tarifverhandlungen, dies wird von Arbeitgeberseite bisher abgelehnt. Pandemiebedingt verzichtet ver.di in vielen Städten auf Streikkundgebungen und Demonstrationen. Die Streikenden werden deshalb zu einer bundesweiten digitalen Streikversammlung zusammenkommen (Link im Anhang des Artikels). In Dortmund jedoch werden am Mittwoch rund 100 Streikende ihren Unmut über die Tarifsituation zum Ausdruck bringen. Um 11.15 Uhr findet dazu am Hansaplatz vor dem Commerzbankgebäude eine Kundgebung statt.

Bisheriges Arbeitgeberangebot würde einen Reallohnverlust bedeuten

„Die Tarifrunde für die privaten Banken steckt in einer Sackgasse! Wir werden den Druck auf die Arbeitgeber nun deutlich erhöhen, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dort erwarten wir ein faires Angebot“, erklärte ver.di-Gewerkschaftssekretär Roman Eberle. „Reallohnverluste für die nächsten drei Jahre sind inakzeptabel.“

Foto: ver.di Dienstleistungsgewerkschaft

Die Bankentarifrunde war im Juli dieses Jahres gestartet und nach drei Verhandlungsrunden ergebnislos geblieben. Zuletzt hatten die Bankarbeitgeber drei Gehaltserhöhungsstufen (1,2 Prozent und zweimal 1 Prozent) ab April 2022 angeboten, bei neun Nullmonaten und einer Gesamtlaufzeit von 36 Monaten.

Aus Sicht von ver.di würde die Annahme dieses Angebotes zu einem Reallohnverlust von mehr als fünf Prozent führen. Auf dieses erste Angebot ließen die Arbeitgeber keine neue Verhandlungsbereitschaft folgen, weshalb eine mit den Bankarbeitgebern verabredete vierte Verhandlungsrunde im Oktober abgesagt wurde.

Die Forderungen von ver.di umfassen: 4,5 Prozent auf 12 Monate – mindestens aber 150 Euro monatlich als soziale Komponente. Außerdem fordern sie Regelungen, die eine analoge Dynamisierung der übertariflichen Gehälter und eine gleiche Bezahlung gleicher Tätigkeiten sicherstellen. Beschäftigte sollen eine Wahlmöglichkeit bekommen, ob sie die vereinbarten Tarifsteigerungen in Form von mehr Geld oder mehr Freizeit erhalten. Auch die Azubis sollen nicht leer ausgehen: ver.di fordert eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 150 Euro.

Forderungskatalog von ver.di zum Thema mobiles Arbeiten

YouTube-Aufruf zum Aktionstag. Foto: Web-Screenshot

Ein weiterer Bestandteil des Forderungskatalogs beschäftigt sich mit dem mobilen Arbeiten: Beschäftigte sollen einen Anspruch auf mobiles Arbeiten (inkl. mobiler Arbeit von zu Hause) im Umfang von 20 bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit bekommen. Beschäftigte, die mobil arbeiten, sollen eine Erstausstattungspauschale in Höhe von 1.500 Euro bekommen.

Zudem sollen Regelungen für eine gute und sichere mobile Arbeit erarbeitet werden,. Dies umfasst insbesondere die Facetten Datenschutz, Arbeits- und Versicherungsschutz und zu den virtuellen Zugangsrechten von ver.di.

Auch Angestellte der Commerzbank-Tochtergesellschaften ComTS (Commerzbank Transaction Services) sind zum Streik aufgerufen. Die ComTS hat in NRW zwei Standorte in Duisburg und Hamm mit rund 500 Beschäftigten. Bei den ComTS-Gesellschaften handelt es sich um 100 prozentige Töchter der Commerzbank AG, die sich mit nachgelagerten Arbeiten aus dem Kundengeschäft befassen. Bei den ComTS-Gesellschaften gibt es bislang keinen Tarifvertrag, der die Arbeitsbedingungen regelt.

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Reaktionen

  1. Tarifrunde private Banken: Zu Wochenbeginn Warnstreiks bei Commerzbank und ComTS in NRW (PM)

    Zu Wochenbeginn legen Beschäftigte der Commerzbank sowie ihrer Tochtergesellschaft ComTS im Rahmen der Tarifrunde mit den privaten Bankenarbeitgebern ihre Arbeit nieder. Betroffen sein werden Commerzbank Filialen im Geschäftsgebiet Essen, Düsseldorf, Köln und Bielefeld (14./15.2.). Das Geschäftsgebiet Dortmund wird ab Montag für drei aufeinanderfolgende Tage bestreikt. Die ComTS ist am Dienstag in den Bereichen West (Hamm) und Rhein Ruhr (Duisburg) ebenfalls ganztägig zu Streiks aufgerufen.

    Neben den Filialen trifft der Streik voraussichtlich auch die Kreditbearbeitungscenter der Commerzbank. Es ist mit Auswirkungen auf die gewohnten Bearbeitungszeiten zu rechnen. ver.di und der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) waren Mitte Januar nach der vierten Verhandlungsrunde ohne Annäherung auseinandergegangen.

    „Die Arbeitgeberseite hat die vierte Verhandlungsrunde überraschend bereits nach einer Stunde abgebrochen, obwohl wir Kompromissbereitschaft signalisiert haben. Der AGV ist darauf weder eingegangen, noch haben sie auf unsere Vorschläge reagiert“, erklärt Frederik Werning, Gewerkschaftssekretär bei ver.di NRW. „Dieses Verhalten ist mehr als unverschämt und entbehrt jeglichem Respekt den Beschäftigten gegenüber. Der drohende Kaufkraftverlust wird in Kauf genommen, in dem nur einseitig eine Einmalzahlung von 500 Euro für Tarifbeschäftigte angekündigt wurde. Das würde einen deutlichen Gehaltsverlust bedeuten. Wir setzen deshalb die Streiks nun fort und verschärfen sie zusätzlich!“

    ver.di forderte ursprünglich für die rund 140.000 Beschäftigten im privaten Bankengewerbe eine Erhöhung der Gehälter um 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und eine soziale Komponente über 150 Euro sowie ein Wahlrecht zwischen Gehalt und Freizeit und eine Regelung zur mobilen Arbeit. Die Gewerkschaft fordert, dass die Beschäftigten einen Anspruch darauf haben sollen, bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil zu arbeiten. Dafür sollen sie einen Anspruch auf eine Erstausstattungspauschale in Höhe von 1.500 Euro erhalten. Außerdem fordert ver.di eine Modernisierung der Freistellungsregelung. Diese soll für die Geburt des eigenen Kindes nicht länger nur an den Status der Ehe gekoppelt sein, sondern muss auch für alle anderen Partnerschafts- und Familienbeziehungen gelten.

    Für die bislang tariflosen ComTS-Gesellschaften, Tochtergesellschaften der Commerzbank AG, fordert die Gewerkschaft bereits seit dem Frühjahr 2020 in Tarifverhandlungen zu treten. Dies lehnen die Arbeitgeber ab.

    Neben der Commerzbank und der ComTS werden sich an den ersten beiden Wochentagen auch Beschäftigte der Helaba (Hessische Landesbank) an den Arbeitsniederlegungen beteiligen. Außerdem ist darüber hinaus am Dienstag die nrw.bank an den Standorten Düsseldorf und Münster zum ersten Streik der Unternehmensgeschichte aufgerufen.

    Aufgrund der pandemischen Situation wird der Streik als sogenannter „stiller Streik“ durchgeführt. Am 15. Februar findet hierzu ab 9:30 Uhr ein Videoaktionstag mit Schalten von Streikbetrieben aus ganz Deutschland statt. Erreichbar ist dieser unter http://verdi-streik-banken.de/

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