Ungewöhnliches in bekannter Umgebung: Kunstausstellung „Laue Luft kommt blau geflossen“ macht Betrachter neugierig

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Ausstellung im Langen August: Guntram Walter und Rolf Dennemann. Fotos: Angelika Steger

Von Angelika Steger

Ein weißes Kleid mit Blumenmuster. Man könnte es Ethno-Stil nennen. Schön sieht es aus. Aber daneben eine Hand in gelben Gummihandschuhen mit einem Schälmesser. Hm, was ist denn da los? Denkt man sich als BetrachterIn. Soll jemand ermordet werden? Verwunderung macht sich breit. Darum geht es den beiden Fotografen Guntram Walter und Rolf Dennemann. „Das Bild soll die Leute angucken, sie aus der Eindeutigkeit rausholen“, erläutert Guntram Walter. Die Fotos seien „poetische Augenblicke“, die eine Klassifikation aufbrechen würden. Die Menschen sollten nicht nur auf ihre Bildschirme gucken, in das perfekte Bild, sie sollten sich die Wirklichkeit ansehen.

Bilder aus komponiertem Alltag statt perfekter Inszenierungen

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Rolf Dennemann (l.) und Guntram Walter

Dass die Bilder keine Alltagswirklichkeit abbilden sollen, wird dem/der BetrachterIn aber bald klar. Menschen mit Reh- und Hirschgeweihen, Pumps, die auf einem Tablett serviert werden und das nicht in einem Restaurant oder einer Wohnung, sondern alles draußen auf der Wiese oder auf einem Waldweg.

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Die Performance in der Natur ist das Thema in der Ausstellung. Von 2010 bis 2018 sind diese Bilder bei Theaterinszenierungen entstanden, sind keine reinen, vom Fotografen arrangierte Kreationen. Eine Inszenierung heißt „Rehe auf der Lichtung“ und setzt sich auf humorvolle Weise mit dem Thema Alter auseinander.

„Die Dame, der die Pumps serviert werden, reagiert natürlich konsterniert“, verrät Guntram Walter schmunzelnd. Auch dank ehrenamtlich tätiger Modells konnten diese Theaterprojekte überhaupt stattfinden, nicht alle DarstellerInnen sind professionelle SchauspielerInnen.

Darstellung eines Moments mit ungewissem Ausgang – Spannung erzeugen beim Betrachten des Bildes

Witzig, verwirrend, seltsam oder auch hässlich könnte man diese Bilder finden. Sehenswert ist die Ausstellung „Laue Luft kommt blau geflossen“ im Langen August, weil sie immer wieder neue Überraschungen für die/den BesucherIn bietet.

Die Geschichte stoppt im fotografierten Augenblick; nur einmal gibt es eine Fotoserie, bei der man ihren Fortgang erfährt. Bei den meisten Bildern denkt sich die/der Betrachterin aber: Wie geht es wohl weiter? Was passiert nach dem „Augenblick“, den man auf dem Bild sieht?

Der Titel sei einfach dadurch entstanden, weil die beiden Fotografen gerne fabulierten und Wortspiele machten.

Förderung der Stadt Dortmund macht Kunstausstellung auch möglich

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Das Kulturzentrum Langer August, Braunschweiger Straße in der Nordstadt

Ermöglicht wird diese Kunstausstellung auch durch die Förderung des Kulturbüros der Stadt Dortmund. Die Förderung der Kunst auch in der Nordstadt sei der Stadt sehr wichtig, auch wenn man nicht immer 100 Prozent aller Wünsche erfüllen könne, so Burkhard Rinsche vom Kulturbüro.

Kurator Alexander Pohl betont, dass es ein niederschwelliges Angebot für alle Menschen in der Nordstadt geben solle, um sich mit Kunst zu beschäftigen. Kunst solle nicht elitär sein.

Auf Nachfrage schränkt Fotograf Rolf Dennemann ein, dass sich nur fünf Prozent der Bevölkerung für Kunst interessierten. Dennoch würde hier der kulturelle Bildungsauftrag erfüllt. Ein weiterer Ausstellungsort außerhalb des Langen August ist geplant.

Weitere Informationen:

  • Kunstausstellung „Laue Luft kommt blau geflossen. Die Poesie des Augenblicks“ von Guntram Walter und Rolf Dennemann: Langen August, Braunschweiger Straße 22, Dortmund
  • Eröffnung: 23. Februar 2019 um 14 Uhr. Besichtigung : Dienstag bis Freitag, 15 bis 19 Uhr
  • Ausstellungsdauer vom 23. Februar bis zum 12. April 2019.

 

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