Die Nutzung innerhalb der Testphase hat alle Erwartungen übertroffen:

Wander-Transportrad-Mietsystem verabschiedet sich nach vier Monaten aus Dortmund

Zum Einsatz kommen wird auch ein spezielles „Inklusionstransportrad“, das für die Beförderung einer bzw. eines Rollstuhlfahrenden ausgelegt ist.
Zum Einsatz kam auch ein spezielles „Inklusionstransportrad“, das zur Beförderung von Rollstuhlfahrenden geeignet ist. Foto: Anita Benassi für die TINK GmbH

Am 1. März 2022 war das neue Transportrad-Miet-System mit 15 Rädern im Kreuz- und Unionviertel an den Start gegangen. Jüngst hieß es Abschied nehmen – die vorgesehene Test-Zeit von vier Monaten war am 30. Juni zu Ende gegangen. Zum Leidwesen vieler User:innen.

Wander-Transportrad-Miet-System zieht weiter nach Leipzig

Adieu „Garten Gurker“, „Kinder Kutsche“, „Westpark Wagon“, „Möller Manta“ und „Stadion Sprinterin“ – so ein paar der Namen der Räder. Sie sind bereits abgeholt worden, die Stationen aufgelöst und abgebaut. Das Wander-Transportrad-Miet-System (TMS) von TINK (Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen) zieht – wie geplant – weiter nach Leipzig.

Foto: TINK GmbH

Das kleinräumig angelegte Mietsystem sollte helfen, Hemmschwellen oder Barrieren für die Nutzung eines Transportrads abzubauen. Transport- oder Lastenräder sollten auf diese Weise in der Stadt noch bekannter werden. Dass das geglückt ist, legen die Ausleihzahlen nahe.

In Dortmund gab es insgesamt mehr als 1.305 Ausleihen. Das waren im Durchschnitt 69 Ausleihen pro Woche – bei einer Nutzung der Räder von durchschnittlich zwischen 1 und 2 Stunden. Insgesamt kamen bei allen Ausleihen rund 2.500 Kilometer zusammen. Die Woche mit den meisten Ausleihen (120) war die zehnte Kalenderwoche (7.-13. März), die Woche mit den wenigsten Ausleihen, 29 an der Zahl, die 26ste (4.-10. April).

Dortmunder Ausleih-Werte übertrafen alle Erwartungen

„Das sind Werte, die alle unsere Erwartungen übertroffen haben“, sagt Hendrik Gasde aus dem Team Mobilitätsplanung im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, das die Aktion federführend koordiniert hat.

Foto: TINK GmbH

„Wir werden uns die Evaluation am Ende sehr genau anschauen und daraus Folgen für das weitere Vorgehen ableiten. Klar ist aber jetzt schon: Das Angebot eines öffentlicher Lastenradverleihs soll in Dortmund kommen. Der Aufbau wird schrittweise erfolgen und im Idealfall noch in diesem Jahr beginnen.“

Beim Vorläuferprojekt in Norderstedt gab es nach 3 Jahren 6.000 Ausleihen (2015-2018) berichtet Anita Benassi, Projektleiterin bei der TINK GmbH zum Vergleich. „In einer anderen großen Stadt hieß es bereits, dass man sich über mindestens 100 Ausleihen pro Monat freuen würde.

Dortmund hatte diese Zahl in den starken Monaten pro Woche. In Singen hatten wir 1.000 Ausleihen in sechs Monaten. Da kann man nur sagen: Das war eine gute Zeit hier und die Lastenräder passen gut in die Stadt, sie werden angenommen.“

Kreuz- und Unionviertel haben sich als feste Ausleihstandorte bewährt

Als Betreiber für Ausleihe und Wartung war Europas Bike-Sharing Marktführer nextbike über eine Ausschreibung gefunden worden. Auch das in Leipzig ansässige Unternehmen ist mit dem Test-Zeitraum zufrieden. „Wir sind hier recht erwartungsfrei an den Start gegangen, wohlwissend, dass Dortmund bei Metropolradruhr, das wir ja auch betreiben, mit bis zu 1.500 Ausleihen pro Tag im Sommer eine sehr Bike-Sharing-affine Stadt ist.

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Die Quartiere und die festen Standorte für die Ausleihe für die Transporträder waren gut ausgewählt. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das so gut funktionieren konnte“, sagt Philipp Kleinschnittger von nextbike.

„Und das Feedback der Nutzer*innen über unsere App war großartig. So gut, dass man davon ausgehen kann, dass denen jetzt etwas fehlen wird. Hieran zeigt sich auch: attraktive und nachhaltige Mikromobilitätsangebote sind der Grundstein der Verkehrswende und die Zukunft für lebenswerte Städte.“

Soziale Netzwerke: Bedauern über Ende des Aktionszeitraumes

Dass die Nutzer*innen das Ende des Aktionszeitraumes bedauern, zeigt sich in den Kommentaren in den sozialen Netzwerken gegen Ende der Aktion: „Die können gerne stehen bleiben!“ / „Bitte auch in anderen Stadtteilen!“ / „Das ist sehr schade!“ / „Genau so ein Verleihsystem braucht Dortmund!“. Kommentare zeigen exemplarisch die Richtung an.

Einige berichten auch ausführlicher über ihre Erfahrungen: „Ich habs auch mal probiert und war überrascht, wie tricky das ist mit der Achse vorn aber auch wie gut es funktioniert, größere Lasten zu transportieren. Baumarktholz, Pakete, große Einkäufe… Kein Problem. Find ich, ist ein super Projekt v.a. Für Leute ohne Auto und Platz für so ein Rad zuhause. Darf nach der Bilanzierung gerne wieder kommen!“ (Anmerkung: Fehler in den Zitaten wurden bewusst nicht korrigiert.)

Erfreulich auch: Vandalismus-Schäden hat es kaum gegeben. Und wenn, dann waren sie schnell repariert. Diebstahl kam in den 4 Monaten gar nicht vor.

Nutzung in der Stadt zu den verschiedensten Anlässen

Die Räder wurden übrigens auch für verschiedene Aktionen der Stadt im Rahmen von „Umsteigern“ genutzt: Die Mobilitätstage an den Berufsschulen, Materialtransport für DortBUNT und den Tag der Nachbarschaft sowie für das E-Bike-Festival Dortmund. Sie waren zudem für Orga und Transport bei der Fahrraddemo KidicalMass im Einsatz. Außerdem gab es einige Gruppenbuchungen für längere Ausflüge.

DEW21-E-Bike-Festival, März 2022 in Dortmund Foto: Andi Frank

Nach Abschluss des Gesamtprojekts in allen teilnehmenden Kommunen wird es eine detaillierte Auswertung für alle Beteiligten geben.

Der Austausch mit anderen Städten und Gemeinden in einem lernenden Netzwerk, das das Mobilitätsangebot für alle Bürger*innen verbessern möchte – das ist die Grundidee von TINK. Im Netzwerk können einheitliche Standards für die Angebote entwickelt und Innovationen voran gebracht werden.

Das stadtweite Konzept für ein Transportrad-Miet-System in Dortmund könnte nach Abschluss des TINK-Projektes also auf dieser soliden Erfahrungsbasis aufsatteln.

Überblick zum TINK-Projekt:

  • Dortmund ist mit inzwischen 24 weiteren Kommunen, Verkehrsverbünden und Stadtwerken Teil des kommunalen Netzwerkes TINK (Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen). Das Wander-Transportrad-Mietsystem ist ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) mit Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP).
  • Koordiniert und betreut wird das Projekt durch die „TINK GmbH“. Im Förderzeitraum werden nacheinander in mehreren Städten die 15 Lastenräder (mit und ohne E-Motor) im öffentlichen Raum für den automatischen Verleih (via App), rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche bereitgestellt. Nach der Kleinstadt Singen im Süden Deutschlands war Dortmund die zweite Kommune, die das TMS ausprobiert.
  • Im Juli 2022 startet das Wander-Mietsystem in Leipzig, bevor es im Winter eine Ruhe- und Wartungspause einlegt. Ab März 2023 zieht das Wander-Transportrad-Miet-System in vier kleinere Kommunen in NRW: Ladbergen, Tecklenburg, Lengerich und Lienen kooperieren bei dem Projekt und werden den Testbetrieb im Tecklenburger Land bis Juli 2023 gestalten. Infos auch unter: www.tinknetzwerk.de.
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