Bevölkerungswachstum, Kostendruck und „Sub-Urbanisierung“:

Stark angespannter Wohnungsmarkt: Die Mieten steigen, aber die Bereitschaft zum Bauen sinkt

Dortmund befindet sich seit rund zehn Jahren auf einem Wachstumspfad. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Weiter keine guten Nachrichten in Sachen Wohnen: Die Mieten in Dortmund steigen weiter und die Wohnungen werden noch knapper. Der Grund: Dortmund wächst. Die Zahl der Bewohner:innen ist im vergangenen Jahr um rund 6.800 Personen auf 609.546 gestiegen und dies löste eine erhöhte Wohnraumnachfrage aus.

Bei Neuvermietungen sind die Mieten seit 2017 um rund 25 Prozent gestiegen

Diese und viele weitere Zahlen gibt es im neuen Dortmunder Wohnungsmarktbericht 2023 des Amtes für Wohnen. Er beschreibt die Situation auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt im Jahr 2022. Demnach hat sich die Marktlage im zurückliegenden Jahr weiter angespannt. Das spiegelte sich in erster Linie in der niedrigen strukturellen Leerstandsquote von 1,7 Prozent wider. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie nochmals gesunken (2021: 2,0 Prozent). ___STEADY_PAYWALL___

Grafik: Stadt Dortmund

Parallel dazu stiegen die Angebotsmieten deutlich. Der Mietpreismedian für Bestandswohnungen (Wiedervermietungen) hat sich gegenüber 2021 um 4,4 Prozent auf 8,26 €/m² netto kalt erhöht. Die mittleren Angebotsmieten für Neubauwohnungen stiegen sogar um 5,1 Prozent auf 12,09 €/m² netto kalt.

Für Wohnungssuchende wird es daher zunehmend schwieriger eine passende und gleichzeitig bezahlbare Wohnung zu finden. Seit 2017 ist bei den Wiedervermietungsmieten ein Anstieg um rund 25 Prozent (4,5 % p. a.) zu verzeichnen.

Dortmund befindet sich seit rund zehn Jahren auf einem Wachstumspfad. Seit 2012 ist die Zahl der Einwohner:innen um mehr als 30.000 Personen gestiegen. Nach einer zuletzt eher moderaten Bevölkerungsentwicklung war im Laufe des Jahres 2022 wieder ein deutlicher Anstieg der Einwohner:innenzahl zu verzeichnen. Dieser war vor allem durch Zuzug ukrainischer Geflüchteter bedingt.

Mehr junge Erwachsene, aber auch mehr Hochbetagte

Die beiden Faktoren Zuwanderung und Alterung der Gesellschaft haben die Entwicklung der Altersstruktur in den vergangenen zehn Jahren am stärksten beeinflusst. Durch den Zuzug von Geflüchteten, Studierenden sowie Auszubildenden hat sich die Gruppe der jungen Erwachsenen (18 bis 30 Jahre) gegenüber 2012 vergrößert. 

Grafik: Stadt Dortmund

Zusätzlich hat insbesondere die Fluchtmigration in der jüngsten Vergangenheit zu einem Anstieg bei den 31– bis 45-Jährigen in der Familiengründungs- und bzw. Familienkonsolidierungsphase geführt. Analog stieg auch die Zahl der Kinder deutlich an.

Die Gruppe der 65- bis 79-Jährigen hat sich im Vergleich zu 2012 zwar verringert, dafür gibt es nun mehr Hochbetagte. Durch die sukzessive Alterung der großen Gruppe der Babyboomer-Jahrgänge wird sich die Zahl der 65-Jährigen und Älteren in den kommenden Jahren immer weiter erhöhen.

Große Unsicherheit: „Gewiss ist nur das Ungewisse“

Insgesamt gibt es eine große Unsicherheit: „Gewiss ist nur das Ungewisse – dieser Satz trifft in diesen turbulenten Zeiten auch auf die Entwicklungen am Wohnungsmarkt zu“, betont Stefan Szuggat, Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen.

Grafik: Stadt Dortmund

Die Auswirkungen des Ukrainekrieges sowie die von der Europäischen Zentralbank zur Jahresmitte 2022 eingeleitete Zinswende haben das Geschehen auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt in vielerlei Hinsicht beeinflusst. Vor allem der Zuzug ukrainischer Geflüchteter sorgte für einen deutlichen Anstieg der Einwohner:innen-Zahl um rund 6.800 Personen auf 609.546 und löste eine erhöhte Wohnraumnachfrage aus. 

Außerdem haben die energiekrisen-bedingte Inflation und die Erhöhung der Kapitalmarktzinsen das Bauen, Modernisieren sowie den Ankauf von Immobilien und Grundstücken extrem verteuert. In weiten Teilen der Wohnungswirtschaft und auch bei privaten Bauherr:innen hat sich eine große Zurückhaltung im Hinblick auf neue Wohnungsbauprojekte bzw. beim Kauf von Wohneigentum eingestellt. 

2022 wurden 2.616 neue Wohnungen genehmigt und 2.121 fertiggestellt

Grafik: Stadt Dortmund

Diese Zurückhaltung bzw. Verunsicherung auf Seiten der Investierenden wird sich wahrscheinlich erst im laufenden Jahr oder noch später statistisch ablesen lassen. Denn die Bautätigkeitszahlen des Jahres 2022 sind mit 2.616 genehmigten und 2.121 fertiggestellten Wohnungen sehr positiv ausgefallen.

Jedoch ist die Zahl der neuen Bauanträge im ersten Halbjahr 2023 deutlich rückläufig. Das gilt allerdings nicht für die Nachfrage nach Förderung für den sozialen Wohnungsbau. „Die Nachfrage nach öffentlich geförderten Wohnungen ist ungebrochen“, so der Planungsdezernent.

Grafik: Stadt Dortmund

„Ebenfalls erfreulich war, dass zur Schaffung und Sicherung von bezahlbarem Wohnraum im Jahr 2022 insgesamt 64,8 Millionen Euro für Neubau- und Modernisierungsprojekte mit 337 Wohnungen bewilligt werden konnten“, so Szuggat.

Der öffentlich geförderte Mietwohnungsbestand wird sich trotz der guten Förderergebnisse der vergangenen Jahre aufgrund von auslaufenden Bindungsfristen bis zum Jahr 2032 von aktuell rund 21.100 auf ca. 13.000 Wohnungen drastisch reduzieren. 

Da die Nachfrage nach öffentlich geförderten Wohnungen mit dem vorhandenen Angebot schon jetzt nicht gedeckt werden kann, müssten also in den nächsten Jahren deutlich mehr Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindungen durch Neubau- und Bestandsmaßnahmen entstehen: rein rechnerisch mindestens 900 Wohnungen pro Jahr.

Aufgrund von auslaufenden Bindungsfristen wird sich der öffentlich geförderte Mietwohnungsbestand drastisch reduzieren. 
Aufgrund von auslaufenden Bindungsfristen wird sich der öffentlich geförderte Mietwohnungsbestand drastisch reduzieren. Grafik: Stadt Dortmund

Insbesondere Singe-Haushalte und Großfamilien finden nur schwer Wohnungen

Die Folgen sind jetzt schon mehr als deutlich: Die Anzahl der wohnungssuchenden Haushalte, die am Jahresende nicht mit einer öffentlich geförderten Mietwohnung versorgt werden konnten, hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 1.743 erhöht. Insbesondere für Single-Haushalte sowie große Familien mit fünf und mehr Personen wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Grafik: Stadt Dortmund

Differenziert nach Wohnungsgrößen-Klassen zeigt sich seit einigen Jahren der Trend, dass größere Wohnungen überdurchschnittlich teurer werden. Diese Entwicklung verschärfte sich zuletzt nochmals. Die überdurchschnittlich starke Preisentwicklung bei großen Wohnungen (ab 105 m2) setzt sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr mit zunehmender Dynamik fort. 

Die Mieten von Wohnungen zwischen 105 und 120 Quadratmetern stiegen um 11,4 Prozent, die Mieten von Wohnungen mit 120 Quadratmetern und mehr lagen 9,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Dies deutet auf eine weitere Zuspitzung in dem für (größere) Familien relevanten Segment hin.

Dortmund hat noch ausreichend Flächen für den Wohnungsneubau

Die gute Nachricht: Mittel- bis langfristig seien keine Flächenengpässe zu erwarten. „Dortmund verfügt über ausreichende und vielfältige Wohnbaulandpotenziale im gesamten Stadtgebiet, um den Wohnungsneubaubedarf der nächsten Jahre zu decken“, heißt es im Bericht. 

Grafik: Stadt Dortmund

Ende 2022 standen rund 179 Hektar Wohnbauflächen in rechtsverbindlichen und in Aufstellung befindlichen Bebauungsplänen zur Verfügung. Dort können zukünftig rund 8.900 Wohnungen entstehen: 7.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und 1.900 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern.

Der Beschluss des Rates vom 10. April 2014 zur 25-Prozent-Quote für den öffentlich geförderten Neubau von Mietwohnungen ist ein wichtiges kommunales Steuerungsinstrument zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Seit 2014 konnten auf Grundlage des Ratsbeschlusses im Rahmen der Entwicklung neuer Wohnbauflächen und der Veräußerung städtischer Grundstücke insgesamt 891 Neubaumietwohnungen gefördert werden. 

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 73 Wohneinheiten gefördert, bei denen die 25-Prozent-Regelung zur Anwendung gekommen ist. Seit Ende des Jahres 2021 ist bei der Neuaufstellung von Bebauungsplänen die von 25 auf 30 Prozent erhöhte Quote für den geförderten Mietwohnungsneubau zu erfüllen. 

Die durchschnittliche Dortmunder Haushaltsgröße betrug 1,9 Personen

Im Zuge des Bevölkerungswachstums ist auch die Zahl der Haushalte gestiegen. Zum Stichtag 31.12.2022 gab es in Dortmund 319.541 Privathaushalte und damit 1.360 mehr als im Jahr 2020. Die durchschnittliche Haushaltsgröße betrug 1,9 Personen.

Kommunales Stimmungsbarometer: Einschätzung der Wohnungsmarktsituation in Dortmund durch Wohnungsmarktexpert:innen.
Kommunales Stimmungsbarometer: Einschätzung der Wohnungsmarktsituation in Dortmund durch Wohnungsmarktexpert:innen. Grafik: Stadt Dortmund

Der Großteil der Dortmunder Bevölkerung lebt in Ein- und Zweipersonenhaushalten. Diese Haushaltformen machen zusammen rund drei Viertel aller Privathaushalte aus. Im Jahr 2022 gab es in Dortmund insgesamt 158.853 Einpersonenhaushalte. Gegenüber 2020 war hier eine leichte Erhöhung um 588 Haushalte (+ 0,4 Prozent) zu verzeichnen. 

Die Zahl der Mehrpersonen- bzw. Familienhaushalte ist im Vergleich zu den kleineren Haushalten deutlich geringer. Allerdings bedeutete die Zunahme bei den Vier-Personen-Haushalten um 307 einen relativen Anstieg um 1,3 Prozent, bei den Fünf-Personen-Haushalten ein Plus von 323 (+ 3,9 Prozent) und bei den Haushalten mit mindestens sechs Personen gab es einen Zuwachs von 214 bzw. + 5,9 Prozent.

„Sub-Urbanisierung“: Weiterhin hohe negative Nahwanderungsbilanz

Grafik: Stadt Dortmund

Allerdings ist das Angebot nicht groß genug bzw. zu teuer, so dass weiterhin viele Bauwillige in den Dortmunder Speckgürtel ziehen: Mit Blick auf die Stadtumlandwanderung zeigte sich im Jahr 2022 weiterhin eine hohe negative Wanderungsbilanz.

Der Wanderungssaldo betrug -1.045 Personen. Zwar reduzierte sich das Minus im Vergleich zum Vorjahr, blieb dennoch weiterhin auf hohem Niveau.

Grafik: Stadt Dortmund

Das sei allerdings kein Dortmunder Problem: „Es ist ein allgemeiner Trend in den Großstädten, dass bestimmte Schichten immer auch den Weg ins Umland suchen, weil Grund und Boden im Umland günstiger sind“, betont Szuggat.

„Sie sub-urbanisieren zum Wohnen, arbeiten aber weiter hier.“ Die einzige Gruppe, die einen positiven Nahwanderungssaldo aufweist, ist die der 18- bis 30-Jährigen (Bildungswanderung). 

In allen anderen Altersklassen zeigen sich z. T. deutlich negative Wanderungssalden, insbesondere in der Gruppe der 31- bis 45-Jährigen. Im Vergleich zum Vorjahr ist dennoch auffällig, dass sich der Saldo der 31- bis 45-Jährigen und parallel dazu der der 0 bis 17-Jährigen verbesserte.

Zwar blieb das historisch hohe Fortzugsniveau relativ konstant. Allerdings konnte in diesen Altersgruppen ein starker Anstieg der Zuzüge verzeichnet werden, sodass sich die Bilanz insgesamt verbesserte.

Grafik: Stadt Dortmund

Trotz der vermehrten Zuzüge insbesondere der familiengeprägten Altersgruppen wird mit Blick auf das weiterhin sehr hohe Niveau an Fortzügen aus dieser Gruppe deutlich, dass nach wie vor die Dringlichkeit besteht, mehr und bezahlbare Wohnangebote besonders für Familien zu schaffen.

Mit Blick auf die Preisentwicklung der letzten Jahre – sowohl im Eigentumssegment als auch bei großen, familiengerechten Mietwohnungen – zeigen sich weiterhin steigende Anspannungstendenzen.

Grafik: Stadt Dortmund

Kostendruck: Immer weniger Menschen können umziehen

Die relative innerstädtische Umzugshäufigkeit stagniert seit drei Jahren. Sie liegt mit 64 Umgezogenen je 1.000 Einwohner:innen auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1990er-Jahre. Die geringe Umzugshäufigkeit lässt sich auf den angespannten Wohnungsmarkt mit stark steigenden Angebotsmieten sowie das geringe adäquate Wohnraumangebot zurückführen („Lock-in-Effekt“). Denn ein Umzug wäre mit deutlich steigenden Mieten verbunden.

Grafik: Stadt Dortmund

In Dortmund zeigen sich deutliche räumliche Unterschiede bei den Angebotsmieten. Tendenziell ist im innerstädtischen Bereich sowie in Teilbereichen des südlichen und östlichen Stadtgebietes ein höheres Mietniveau zu finden. Die mittleren Angebotsmieten reichen von 4,95 €/m2 im Statistischen Unterbezirk Hauptfriedhof (327) bis 11,50 €/m2 im Unterbezirk Brackeler Feld (321). 

Innerhalb der Statistischen Unterbezirke werden Wohnungen in unterschiedlichen Preissegmenten angeboten. Beispielsweise liegen die Angebotsmieten im Unterbezirk Hauptfriedhof (327) in einer Preisspanne zwischen 4,47 und 10,50 €/m2 und im Brackeler Feld (321) zwischen 5,24 und 17,42 €/m2.

In den letzten fünf Jahren zeigten sich stärkere (prozentuale) Preissteigerungen, insbesondere in den Unterbezirken Brackeler Feld, Kurl-Süd und Hörde sowie Westerfilde, Sölde-Süd und Oespel. Im Falle von Westerfilde, Sölde-Süd sowie Oespel stiegen die bis dato noch moderaten Angebotsmieten in den letzten Jahren überdurchschnittlich stark.

Wieder mehr Transferbezieher:innen trotz stabiler Arbeitsmarktsituation

Mit rund 260.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat der Dortmunder Arbeitsmarkt im Jahr 2022 einen historischen Höchststand erreicht. Trotz der stabilen Arbeitsmarktsituation ist die Zahl der Haushalte, die Transferleistungen beziehen, im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr aber wieder deutlich angestiegen. 

Stefan Szuggat ist Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dortmund.
Stefan Szuggat ist Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dortmund. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Ursächlich dafür waren vor allem die vielen geflüchteten Menschen aus der Ukraine, die in Dortmund eine Bleibe gefunden haben und zu einem großen Teil Sozialleistungen erhalten. Größere Familienhaushalte sind zudem im Verhältnis zur allgemeinen Haushalteverteilung überproportional häufig auf staatliche Unterstützungsleistungen und damit auf preiswerten Wohnraum angewiesen.

Die Wohnraumversorgung, insbesondere die Sicherung von preiswertem Wohnraum, stellt eine wichtige Aufgabe der örtlichen Wohnungspolitik dar. Neben der Angebotsseite ist die Nachfrageentwicklung für Wohnungen im unteren Preissegment kontinuierlich zu beobachten. Nach preiswertem Wohnraum besteht eine vielfältige Konkurrenznachfrage von Haushalten mit geringen und mittleren Einkommen.

Die Investitionsbereitschaft auf dem Immobilienmarkt ist getrübt

Das Jahr 2022 stellte sich hinsichtlich der Preisgestaltung für Wohnimmobilien zweigeteilt dar. In der ersten Jahreshälfte stiegen die Angebotspreise ähnlich der Entwicklung des Vorjahres weiter an. Ab Mitte des Jahres kam es jedoch weitestgehend zu einem Stopp bzw. zu ersten Preisrückgängen. Die hohen Preise in der ersten Jahreshälfte kompensierten aber die Stagnation bzw. den Rückgang, sodass in der Summe der Anstieg für das Jahr 2022 positiv ausfiel.

Grafik: Stadt Dortmund

Ein Grund – wenn nicht sogar der entscheidende – für diese Entwicklung auf dem Immobilienmarkt ist die Zinswende und die daraus resultierenden deutlich erschwerten Finanzierungskonditionen für den Eigentumserwerb. Deutlich weniger Haushalte werden sich unter den momentanen Bedingungen eine Immobilienfinanzierung leisten können und immer mehr Haushalte werden die Folgefinanzierung nicht stemmen können und somit zum Verkauf gezwungen sein. 

Das somit steigende Immobilienangebot wird in Kombination mit den hohen Zinssätzen zu einem Rückgang der Angebotspreise führen. In welchem Maße und in welcher Geschwindigkeit hängt u. a. von der Anpassung der Preisvorstellung der Eigentümer:innen ab. Im Neubau ist sicherlich die Entwicklung der Bau- und Materialkosten einer der wesentlichen Preistreiber.

Darüber hinaus sorgen die Gesetzespläne zum Heizungstausch und das EU-Vorhaben zur Sanierungspflicht von Gebäuden mit schlechter Energiebilanz für Verunsicherung. Die Sorgen vor teuren Investitionen, z. B. in Heizungsanlagen oder Modernisierung, beschäftigt derzeit sowohl die Eigentümer:innen als auch potenzielle Käufer:innen und trübt die Investitionsbereitschaft auf dem Immobilienmarkt.

Hier gibt es den Wohnungsmarktbericht als PDF zum Download: Wohnungsmarktbericht_2023

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Reaktionen

  1. Warnung vor „grauer Wohnungsnot“: Dortmund braucht in 20 Jahren 20.000 Seniorenwohnungen (PM)

    „Graue Wohnungsnot“ droht: In zwanzig Jahren werden in Dortmund rund 121.000 Menschen zur Altersgruppe „67plus“ gehören – gut 11.300 mehr als heute. Darauf hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hingewiesen und befürchtet durch die kommende Rentnergeneration der Baby-Boomer einen zunehmenden Mangel an altersgerechten Wohnungen. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf neueste Zahlen, die das Pestel-Institut bundesweit für Städte und Kreise ermittelt hat. Die Wissenschaftler haben die Bevölkerungsentwicklung im Rahmen einer Studie zur künftigen Wohnsituation von Senioren für den Bundesverband des Deutschen Baustofffachhandels (BDB) untersucht.

    „In den kommenden Jahren werden in Dortmund immer mehr ältere Menschen eine barrierearme Wohnung brauchen – ohne Treppenstufen, dafür mit bodengleicher Dusche und genügend Platz für das Rangieren mit Rollator und Rollstuhl“, so Gabriele Henter. Die Zahlen müssten den Wohnungsbaupolitikern schon jetzt Kopfzerbrechen bereiten: Nach Angaben des Pestel-Instituts benötigen bereits heute mehr als 19.300 Haushalte in Dortmund eine Seniorenwohnung, weil in ihnen Menschen im Rentenalter leben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

    In zwanzig Jahren werden in Dortmund nach Berechnungen der Wissenschaftler über 20.000 Wohnungen gebraucht, in denen Menschen mit einem Rollator oder Rollstuhl klarkommen. „Damit herrscht auch jetzt schon ein massiver Mangel an Seniorenwohnungen. Und demnächst gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Dann steuern wir sehenden Auges auf eine ‚graue Wohnungsnot‘ zu“, sagt die Bezirksvorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund.

    Neben dem Mangel an altersgerechten Wohnungen befürchtet die IG BAU auch eine zunehmende Altersarmut durchs Wohnen. So drohten bei der Boomer-Generation künftig zwei Dinge „fatal aufeinander zu treffen“: Erstens die Gefahr eines sinkenden Rentenniveaus. Und zweitens steigende Kosten fürs Wohnen. Mieter seien hier genauso betroffen wie Menschen mit Wohneigentum, wenn beim Einfamilienhaus oder bei der Eigentumswohnung Sanierungen fällig würden.

    „Wenn die Wohnkosten weiter in dem Tempo der letzten Jahre steigen, werden viele Senioren, die damit heute längst noch nicht rechnen, ihren Konsum einschränken müssen. Ältere Menschen werden die hohen Mietpreise oft kaum noch bezahlen können. Für viele wird es dann finanziell richtig eng. Deshalb werden auch in Dortmund künftig deutlich mehr Menschen als heute auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so Henter.

    Um den Wohnungsmarkt für die kommende Rentnergeneration besser vorzubereiten, fordert die IG BAU die Schaffung von mehr preiswertem, vor allem aber auch altersgerechtem Wohnraum. Die Bezirksvorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund: „Deshalb brauchen wir auch für den heimischen Wohnungsmarkt klare finanzielle Anreize. Angesichts der drohenden ‚grauen Wohnungsnot‘ ist deutlich mehr Geld für den Neubau von Seniorenwohnungen, aber auch für die altersgerechte Sanierung bestehender Wohnungen erforderlich.“ Hier seien alle gefordert – Kommunen, Land und Bund.

    Das Bundesbauministerium stelle in diesem Jahr einen Fördertopf von 75 Millionen Euro über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für den altersgerechten Umbau von Wohnungen zur Verfügung. „Das Geld wird dringend gebraucht. Aber es reicht bei Weitem nicht. Das hat das letzte Jahr gezeigt. Da gab es exakt die gleiche Fördersumme. Und der Topf war ruckzuck ‚leergefördert‘: Schon nach sechs Wochen war kein einziger Förder-Euro mehr da. Da muss mehr passieren“, fordert die IG BAU-Bezirksvorsitzende Gabriele Henter.

    Zusätzlich schlägt die IG BAU eine Selbstverpflichtung für große Wohnungskonzerne vor. Gabriele Henter: „Mit Blick auf den eklatanten Mangel an Seniorenwohnungen sollten sich die Wohnungsunternehmen verpflichten, einen bestimmen Anteil freiwerdender Wohnungen altersgerecht umzubauen.“ Dieser sollte bei mindestens 20 Prozent liegen.

  2. Wohnungsmarkt weiter angespannt – Mieterverein fordert erneut Mietpreisbremse (PM)

    Der vorgelegte Wohnungsmarktbericht 2023 der Stadt Dortmund zeigt weiterhin die Anspannung auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt. Die Angebotsmieten für Bestandswohnungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 % auf 8,26 €/m², im Neubau sogar auf 12,09 €/m². Der Leerstand sank wieder leicht auf nur noch 1,7 %. Allgemein wird angenommen, dass ein Markt 3-4 % Leerstand benötigt. Erste Ergebnisse einer erstmalig durch die Stadt Dortmund durchgeführten Bezahlbarkeitsanalyse zeigen, dass die Mieten in Dortmund in den letzten Jahren stärker gestiegen sind als die Einkommen. Wohnen wird demnach immer teurer.

    Die Anzahl der öffentlich geförderten Wohnungen („Sozialer Wohnungsbau“) geht weiter zurück. Trotz der Stärkung des geförderten Wohnungsbaus mit durch eine Quotenregelung im Neubau und der Bemühungen der Stadt die Fördermittel in neuen Wohnraum umzusetzen, fallen Jahr für Jahr mehr Sozialwohnungen aus der Bindung. Aus Sicht des Mietervereins ist dies ein strukturelles Problem: „Solange die Preis- und Belegungsbindungen immer wieder auslaufen, müssen über Neubau oder Sanierungen neue Sozialwohnungen geschaffen werden. Wir fordern eine dauerhafte Bindung, um die Zahl der Sozialwohnungen zu stabilisieren. Hierbei könnte z.B. eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit helfen“, sagt Markus Roeser, Wohnungspolitischer Sprecher des Mieterverein Dortmund, „der Wiedereinstieg in den Kommunalen Wohnungsbau über die Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft ist ein erster wichtiger Schritt hierzu auf kommunaler Ebene.“

    Angesichts der Mietenentwicklung sieht der Mieterverein Landes- und Bundespolitik am Zug ihre Spielräume zu nutzen, um Mieterinnen und Mieter besser vor hohen Mieterhöhungen und hohen Neuvertragsmieten zu schützen. So kann die Landesregierung per Verordnung die Kappungsgrenze bei Mieterhöhungen nach dem Mietspiegel von 20 Prozent auf 15 Prozent begrenzen und mit der Mietpreisbremse die bisher nicht regulierte Neuvertragsmieten zusätzlich begrenzen. Auch die Ampelkoalition im Bund hat in ihrem Koalitionsvertrag Verbesserungen an beiden Stellschrauben für Mieterinnen und Mieter beschlossen. Medienberichten zufolge blockiert das Bundesjustizministerium die Vorhaben auf Bundesebene.

    „Bei neuen Mietverträgen sind die Menschen in Dortmund weiterhin nicht geschützt. Wer dringend eine neue Wohnung benötigt, muss immer höhere Preise zahlen, auch für Wohnungen mit geringen Standards. Es wird Zeit, dass die Neuvertragsmieten in Dortmund gebremst werden. Die NRW-Landesregierung hat es in der Hand hier für mehr Mieterschutz zu sorgen.“, fordert Markus Roeser.

    Der Mieterverein und andere Organisationen hatten zum Housing Action Day oder zum Aktionstag der Kampagne Mietenstopp bereits auf die Problematik der steigenden Mieten aufmerksam gemacht.

  3. Klaus

    Schade, die Entwicklung ist auch hier nicht anders als in anderen Bereichen. Überbordende Bürokratie treibt die Preise hoch und macht alles aufwendig und sinnfrei, die Motivation etwas zu verändern wird immer geringer.

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