„Quartiersbranding“ als Selbstvergegenwärtigung: Spar- und Bau möchte Wir-Gefühl durch Fassadengestaltung stärken

Unionviertel, Barmer Straße, Bestand von Spar- und Bau: Identitätsgefühle sind erbeten. Fotos: Spar- und Bau

Der Spar- und Bauverein Dortmund möchte die Identität in seinen Präsenz-Quartieren stärken – das ist Programm. Dabei müssen neben den Bewohner*Innen Umgebungsvariable wie Vergangenheit oder Eigenarten des Immobilienbestands fokussiert werden. Ein Mittel: die Fassaden der Wohnhäuser als Leinwand fürs Plastische einzusetzen. So gehört Optik zum Integrationsziel: sich mit dem direkten Wohnumfeld zu identifizieren, sich schlicht wohl und heimisch zu fühlen. „Wir wollen unseren Teil dazu beitragen und optische Anreize schaffen, die das Gefühl von Gemeinsamkeit bestärken“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft.

Mehr an potentiellem Gemeinschaftsgefühl und Wiedererkennungswert im Unionviertel

Im Unionviertel fiel der Startschuss zum ersten Gestaltungsprojekt. In lebendiger Schrift und mit dem typischen „U“ der Unionbrauerei ziert der Schriftzug „Unionviertel“ die Fassaden einiger Wohnhäuser des Spar- und Bauvereins. Zudem wurden unterschiedliche Motive, welche alltägliche Lebenssituationen zeigen, auf den Hausflächen in der Größe zwischen 10 und 150 Quadratmetern realisiert. ___STEADY_PAYWALL___

Eine Multiplizität von Lebensentwürfen ist es, die das Gründerzeitviertel durch seine Bewohner*innen auszeichnet – und das sollen die Fassaden nach dem Willen der Genossenschaftler*innen zeigen: von „Jung“ bis „Alt“, von „Sport“ bis „Familie“. Nach einer intensiven Planungs- und Umsetzungszeit ist die Flächengestaltung im Quartier nun beendet. Die rund 10.000 Menschen, die hier leben, finden nun fünf neue Murals in ihrem „Kiez“ wieder.

Weiteres Projekt startet in Dortmund Hostedde

In Dortmunds kleinstem Stadtteil Hostedde hingegen konzentriert sich die Motiventwicklung auf die Geschichte der Sparbau-Siedlung zwischen „In der Liethe“, „Pücklerweg“ und „Mohlweg“. Nahe der Zeche Gneisenau, die zeitweise zu den Bergwerken mit der höchsten Jahresproduktion in Europa zählte, ist man stolz auf die eigene Geschichte. Das eigene Paradigma der Genossenschaft, Quartiere ganzheitlich zu betrachten, führte in diesem Falle zur Schaffung neuen Wohnraums durch Aufstockung. Um das Wohngebiet auch für neue Zielgruppen zu erschließen, wie die Genossenschaft begründet.

Die Veränderungen in den Hauskubaturen wurden im Rahmen des gestalterischen Brandings berücksichtigt. Neben der Industriegeschichte ist das nahegelegene Grün ein wichtiger Bestandteil der Hostedder Identität. Genau das spiegeln die Motive wider, welche für die dortigen Fassaden entworfen wurden. Mit „Rose und Hammer“ hatte man rasch ein Design für die „Bergmanns Wiesen“ gefunden.

Von der Grubenlampe bis zum Kanarienvogel: Viele der Motive repräsentieren den Bergbau. Zusätzlich werden diese stets durch botanische Gestaltungselemente begleitet. Florian Ebrecht, Prokurist fürs Technische Gebäudemanagement bei Spar- und Bau, ist optimistisch: „Im Unionviertel hat sich bereits gezeigt, wie gut das Konzept umgesetzt und auch angenommen wurde. Die nun entwickelten Motive für die Siedlung aus dem Ende der 50er Jahre passen zu Hostedde und werden auch diesem Quartier mehr Wiedererkennung verleihen.“

Insbesondere wurde dabei auf den Aufbau der Siedlung geachtet; entsprechend wurden die Wandgestaltungen platziert. So wird auch der neue Kinderspielplatz in das Gestaltungskonzept integriert. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die Fassaden nicht zu überladen wirken und sich die Aufmerksamkeit auf die detailverliebten Motive richtet.

Spar- und Bau-Chef Große-Wilde fasst zusammen: „Das gestalterische Konzept muss aufnehmen, was die Identität des Wohngebiets ausmacht.“ Das seien in diesem Fall – so als wäre der Blick auf die Geschichte in Stein gemeißelt – „die historische DNA des Werkswohnungsbaus rund um die Bergbauvergangenheit sowie das Wohnen in bewusst großzügig angelegten Wiesen- und Freiflächen“.

 

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Reaktionen

  1. Svenja

    Wenn Herr Große-Wilde von der Identiät spricht, kann ich das bei den Wandbemalungen im Unionviertel nicht nachvollziehen. Street Art spricht eher für das Unionviertel und nicht diese Ästhetik der altertümlich wirkenden glatten Bilder. Und die Rechtschreibung ist falsch, was mich am meisten ärgert. Woher kommt der Bindestrich? Die Motive wirken erzwungen. Warum wird für solche Auftragsarbeiten Geld ausgegeben und echte Kunst entfernt? Das ärgert mich, da ich als Nutzerin einer Spar- und Bauwohnung hier gerne MItspracherecht hätte, wenn ich schon zur Vermarktung herhalten soll. Dann möchte ich gerne gefragt werden. So interpretiere ich Rechtsformen wie die der Genossenschaft. Die Vertreter hätten diese Infos einholen und an den Vorstand weitergeben könen. Und meine größte Frage: Warum wurde das identitätsprägende Wandbild Super Bruno vom spanischen Künstler Belin nicht erhalten? Zusammengefasst: Warum konnten die Anwohnenden nicht selbst entscheiden, was Identität im Unionviertel für sie bedeutet? Akteure wie die Urbanisten die kooperative Kunst mit den Menschen vor Ort machen sind da.

  2. Mike

    Auch in Genossenschaften gäbe es Mehrheitsentscheidungen (der Genossen) und eine Entscheidungsfreiheit des Vorstandes.

    Das ist auch gut so: Vielleicht passt das Kunstverständnis der Anwohner nicht in die Marketingstrategie? Stellen Sie sich vor, die Anwohner wären Nazis oder Islamisten. Welche Wandbilder würden die wohl auswählen? Das Beispiel ist in Dorstfeld nicht undenkbar.

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