Rund 15.000 BesucherInnen: „Der Alt-Right-Komplex“ schloss als bislang erfolgreichste HMKV- Ausstellung

„Der Alt-Right-Komplex“ ist mit rund 15.000 BesucherInnen die bis dato erfolgreichste Ausstellung des Hardware MedienKunstvereins im Dortmunder U. Sie beschäftigte sich mit Rechtspopulismus im Internet. Grafik: HMKV

Die bestbesuchte Ausstellung in der Geschichte des HMKV (Hartware MedienKunst-Verein) – „Der Alt-Right-Komplex – Über Rechtspopulismus im Netz“ – schloss im September ihre Türen. Fast 15.000 BesucherInnen haben die Ausstellung gesehen. Die internationale Gruppenausstellung setzt sich mit den Phänomenen Rechtspopulismus und – terrorismus sowie Online-Radikalisierung auseinander. Die zwölf künstlerischen Positionen legen die Strategien offen, mit denen die „Alt-Right“ oder „Neue Rechte“ das Internet und soziale Medien für ihre Verbreitung nutzt, und nehmen dabei sowohl die globale wie auch die lokale Dimensionen in Dortmund in den Blick. 

Online-Radikalisierung wirkt sich zunehmend auf die Offline-Gesellschaft aus

Glossar im Eingangsbereich der Ausstellung. Foto: Hannes Woidich

Ein aktuelles Thema, das während der Laufzeit der Ausstellung an Aktualität noch zu gewinnen schien, wie HMKV-Direktorin Dr. Inke Arns resümierend feststellt: „Was mich wirklich überrascht hat, ist die Tatsache, dass die Ausstellung, deren Thema ja schon bei der Eröffnung Ende März höchst aktuell war, mit jedem Tag aktueller zu werden schien.“

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Man müsse nur aufmerksam die Nachrichten verfolgt haben, man denke nur an den rassistischen Attentäter von Christchurch, der sein perfides ‚Manifest‘ mit „Der große Austausch“ betitelt habe, oder an den Mordfall Walter Lübcke, dessen Mörder sich auf 4chan radikalisiert habe.

„Ich dachte ich nur noch: Ja, all das wird ausführlich in unserer Ausstellung verhandelt. Das war – und ist – ziemlich unheimlich. Zumal sich deutlich zeigt, dass sich diese Online-Radikalisierung zunehmend auf unsere Gesellschaft offline auswirkt“, so Arns weiter.

Das Magazin zur Ausstellung ist weiterhin gedruckt oder digital erhältlich

Auch das anhaltende Interesse der Presse, die weit über die Eröffnung hinaus während des gesamten Ausstellungszeitraums berichtete, sowie das sehr gut besuchte öffentliche Vortragsprogramm würden die hohe Relevanz der von der Ausstellung verhandelten Themen belegen. 

DISNOVATION.ORG, „Online Culture Wars“, 2018–2019 in der Ausstellung „Der Alt-Right-Komplex – Über Rechtspopulismus im Netz“. Foto: Hannes Woidich

Ein zentraler Bestandteil der Ausstellung bleibt allen Interessierten auch nach dem kommenden Wochenende erhalten: Das Magazin zur Ausstellung enthält neben der Dokumentation der Ausstellung in Bild und Text ein umfangreiches kritisches Glossar zu den gängigsten Begriffen, Memes und Personen der „Alt-Right“.

Das Magazin ist gedruckt im HMKV Bookshop oder per Bestellung erhältlich oder kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Der Link zur Bestellung bzw. zum Download des Magazins befindet sich im Anhang des Artikels. Am 26. Oktober 2019 startet die neue Ausstellung des HMKV im Dortmunder U: „Artists & Agents – Performancekunst und Geheimdienste“.

Nach 1990 wurden viele Geheimdienstarchive der ehemaligen Ostblock-Länder für die wissenschaftliche Forschung geöffnet. Dadurch war es erstmals möglich, die Dokumentation von Kunst durch Spitzel und die Einflussnahme der Geheimdienste auf künstlerische Arbeiten zu untersuchen. Die Ausstellung will vor allem die Interaktion von Geheimdienstaktionen und Performancekunst zeigen, jener Kunstrichtung, vor der sich die totalitären Staaten Osteuropas am meisten fürchteten.

Im Oktober präsentiert der HMKV die Ausstellung „Artists & Agents – Performancekunst und Geheimdienste“

Die Recherche für dieses Projekt hat verdeutlicht, dass die Geheimdienstakten wenig über die Beobachteten, viel hingegen über die Ängste und Strategien der BeobachterInnen offenbaren. Diese Ängste und Strategien, die sich selbst bis in die kleinsten Details dieser Akten zurückverfolgen lassen – Narrative, Wortwahl, Abkürzungen, Satzzeichen und Auslassungen –, sind nicht nur für die Kunstgeschichte von besonderer Bedeutung. 

Sie leisten auch einen Beitrag zur Sensibilisierung der heutigen demokratischen Gesellschaften für die Gefahren und Warnzeichen von Diktaturen. Die Geheimdienstberichte dokumentieren, zuweilen bis ins kleinste Detail, künstlerische Tätigkeiten; sie sprechen von der Überwachung und „Bearbeitung“ („Zersetzung“, „Liquidierung“) der KünstlerInnenszene und geben Informationen über das aktive, operative Eingreifen des Staates in die künstlerische Produktion preis. 

Allerdings verwendeten nicht nur die KünstlerInnen performative Techniken; auch die AgentInnen mussten „performen“, um relevante Informationen über Performancekunst zu gewinnen. Um die Relevanz dieser Fragen für die Gegenwart zu verdeutlichen, findet die Ausstellung 2019 statt, in dem Jahr, in dem sich der Fall des Eisernen Vorhangs zum 30. Mal jährt.

In der DDR war es die demokratische Opposition (darunter auch viele KünstlerInnen), die 1989 die Stasi-Zentralen stürmte und die Vernichtung der Akten durch Stasi-MitarbeiterInnen stoppte. Im Vorfeld der Ausstellung wurden umfangreiche und gezielte Recherchen in Geheimdienstarchiven in Ungarn, Polen, der Tschechischen Republik, Rumänien und Deutschland durchgeführt. Die Ausstellung konzentriert sich auf Beispiele aus diesen Ländern aus den Jahren 1960-1990.

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