„World Press Photo“-Ausstellung mit vier Monaten Verspätung eröffnet

Preisgekrönte Pressefotografien aus aller Welt sind wieder im Depot Dortmund zu sehen

Die feierlicher Eröffnung der „World Press Photo“-Ausstellung fand am Freitag im Dortmunder Depot statt. Foto: Jean Pierre Samedjeu für Nordstadtblogger.de

Von Jean Pierre Samedjeu

Endlich ist es so weit: Die bekannte „World Press Photo“-Ausstellung (WPP) feierte am Wochenende  Eröffnung im Depot Dortmund. Eigentlich sollte die Ausstellung bereits im Mai wieder in dem beliebten Dortmunder Kulturort gastieren. Der Ausstellungstermin hatte sich aufgrund von Corona aber um vier Monate verschoben, doch die beim WPP-Award ausgezeichneten Fotografien haben nichts an Aktualität eingebüßt. Das Depot zeigt mit Unterstützung der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) noch bis zum 17. Oktober rund 150 der prämierten Einzelfotos und Serien aus den verschiedenen Wettbewerbskategorien.

Corona-Pandemie zieht sich direkt und indirekt durch alle Wettbewerbskategorien

Pressefoto des Jahres 2020: „The First Embrace“ von Mads Nissen (Politiken/Panos Pictures). Foto: Mads Nissen

Ob Momentaufnahme oder Langzeitprojekt – in den Bildern der „World Press Photo“-Ausstellung offenbart sich wie unter einem Brennglas, was die Welt im letzten Jahr bewegt hat und auch aktuell noch weiterbewegt. Denn die Fragen rund um die gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, die Zuspitzung der Klimakrise und auch die Herausforderungen für die Pressefotografie selbst sind aktueller denn je.___STEADY_PAYWALL___

Von bewaffneten Konflikten in Palästina über die liberalen Waffengesetzte in die USA, Diskriminierung der LGBTQ-Community, Rassismus und den Rückgang der biologischen Vielfalt: Die diesjährige Auswahl der Word Press Foundation unterstreicht auch bei diesen Themen alle Aspekte dessen, was das Jahr 2020 geprägt hat.

Dabei zieht sich die Corona-Pandemie nicht nur thematisch – direkt und indirekt – durch die diesjährigen prämierten Fotografien. Auch die Arbeit vieler Fotograf:innen, die um die Welt reisen um die Geschehnisse durch ihre Fotos zu dokumentieren, sei pandemiebedingt im letzten Jahr stark beeinträchtigt und erschwert gewesen, gibt Babette Warendorf von der World Press Foundation bei der Vernissage im Depot zu bedenken.

Pressefoto des Jahres zeigt erste Umarmung für brasilianische Seniorin nach fünf Monaten

Für Claudia Schenk, Geschäftsführerin des Depots, macht der lebendige und immersive Charakter der Fotografien die Ausstellung besonders. Die Fotograf:innen verbrächten im Rahmen ihrer Reportagen und Dokumentation in den verschiedensten Regionen der Welt viel Zeit mit zunächst Fremden. Die Kunst sei es dann, das Wesentliche ihres Aufenthalts einschließlich der gesamten Bandbreite an menschlichen Emotionen in einigen prägnanten Fotos festzuhalten.

Babette Warendorf von der World Press Foundation hielt die Eröffnungsrede bei der Vernissage im Depot. Foto: Jean Pierre Samedjeu für Nordstadtblogger.de

Dies ist dem dänischen Fotografen Mads Nissen mit seinem Foto „The first Embrace“ (dt. Die erste Umarmung) besonders gut gelungen, befand die Jury in diesem Jahr – und kürte das Bild zum Pressefoto des Jahes. Es zeigt die erste Umarmung, die die brasilianische Seniorin Rosa Luzia Lunardi von der Pflegerin Adriana Silva da Costa Souza seit fünf Monaten erhalten hatte.

Denn im März 2019 mussten auch in Brasilen Pflegeheime infolge der Corona-Pandemie für alle Besucher:innen schließen und die Pflegekräfte mussten den Körperkontakt auf ein Minimum reduzieren. In der Einrichtung „Viva Bem“ in São Paulo ermöglichte nach der monatelangen Isolation „Der Umarmungsvorhang“ aus schützender Plastikfolie den Menschen, sich wieder zu umarmen.

Auch beim Gewinnerfoto in der Kategorie „Umwelt“ spielt Corona eine Rolle

Das Thema Corona spiegelt sich auch in dem Gewinnerfoto der Kategorie Umwelt „California Sea Lion Plays with Mask“ (dt. Kalifornischer Seelöwe spielt mit Maske von Ralph Pace wider.
Das Thema Corona spiegelt sich auch in dem Gewinnerfoto der Kategorie Umwelt wider. Foto: Ralph Pace

Das Thema Corona spiegelt sich auch in dem Gewinnerfoto der Kategorie Umwelt „California Sea Lion Plays with Mask“ (dt. Kalifornischer Seelöwe spielt mit Maske) von Ralph Pace wider.  Der US-amerikanischen Fotograf hielt fest, wie ein neugieriger Seelöwe auf eine FFP2-Maske in einem küstennahen Tauchergebiet in Kalifornien, USA zu schwimmt.

Coronaschutzausrüstung wie Masken und Handschuhe trägt zu den jährlich Millionentonnen Plastikmüll in den Weltmeeren bei, die verheerende Folgen für die Meeresbewohner haben. Denn über 100.000 Meeressäuger jährlich verheddern sich in den Abfällen und sterben qualvoll oder verwechseln den Müll mit Nahrung.

Diese und die weiteren prämierten Fotografien können von Sonntag bis Donnerstag von 11 bis 20 Uhr und Freitag und Samstag sogar von 11 bis 22 Uhr im Depot besichtigt werden. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro.

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Weitere Infomationen:

  • Hintergrund: Jedes Jahr zeichnet die World Press Photo Foundation in einem internationalen Wettbewerb die besten Pressefotografien aus. In einer Wanderausstellung werden die preisgekrönten Fotos rund um den Globus gezeigt und ziehen mehrere Millionen Besucher*innen an. Das Hauptziel der World Press Photo Foundation ist die internationale Unterstützung und Förderung professioneller Pressefotograf*innen.
  • Homepage der Wold Press Photo Foundation; hier:
  • Homepage des Depot Dortmund; hier:

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