Nordstadt: Gisbert zu Knyphausen vertont bei seinem Solo-Konzert im Depot die Hasslieben des Lebens

Gisbert zu Knyphausen wünschte sich für das Solo-Konzert eine intime Stimmung.
Gisbert zu Knyphausen wünschte sich für das Solo-Konzert eine intime Stimmung. Fotos: Alex Völkel

Solo-Konzerte von Gisbert zu Knyphausen im Depot? Unterschiedlicher könnten die beiden bisherigen Auftritte an der Immermannstraße nicht sein. Als der Singer-Songwriter vor neun Jahren das erste Mal in der Nordstadt auftrat, stand er in der Halle in einem Boxring und 15 Interessierte hörten zu. Bei seinem jüngsten Auftritt sah das anders aus: Die 400 Tickets waren binnen von 48 Stunden verkauft.

Intime Stimmung gewünscht: Künstler wollte nicht mehr als 400 ZuhörerInnen

Das Depot hätte für das Konzert noch viel mehr Tickets verkaufen können. Am Platz hätte es nicht gelegen – schließlich war nur ein kleiner Teil der großen Halle für den Auftritt abgetrennt. Doch der Künstler wünschte sich für seinen Solo-Auftritt eine einigermaßen intime Atmosphäre – mehr Tickets sollten daher nicht verkauft werden.

Die Halle ist für jeden Tontechniker eine Herausforderung und für Instrumente wie Schlagzeug völlig ungeeignet. Daher gibt es nur selten Konzerte hier. Große Vorhänge helfen dabei, überhaupt einen einigermaßen guten Sound zu bekommen. Schade nur, dass der Bühnenvorhang direkt vor der historischen Straßenbahn hing. Dabei hätte sie für ein einzigartiges Bühnenbild gesorgt. So war sie ziemlich beliebig und austauschbar.

konzert-von-gisbert-zu-knyphausen-im-depot_0691-nsbVielleicht hängen die Organisatoren beim nächsten Konzert den Vorhang einfach hinter die Straßenbahn – dies hätte den Charme der Industriekultur deutlich besser unterstrichen. Doch unabhängig davon – zumindest der Sound stimmte beim Auftritt von Gisbert zu Knyphausen. Gebannt verfolgten die Glücklichen, die Tickets ergattert hatten, daher das Konzert.

„Fick dich ins Knie, Melancholie“

Der Winzersohn vertont die Hasslieben des Lebens – und das sogar richtig gut. Nicht nur bei „Fick dich ins Knie, Melancholie“ entfaltet der Wahl-Berliner seine große Songwriter-Kunst. Dabei spielt es keine Rolle, dass er kein Konzert ohne Pannen abliefert. Mal sind es die falschen Akkorde, mal vergisst er eine Zeile seiner selbst geschriebenen Gäste. In seiner unnachahmlichen und humorvollen Art überspielt er die Patzer.

Am stärksten ist dieser freundlich zurückhaltende Künstler, wenn er aus sich herausgeht. Als „singender Gefühls— und Gitarrenarbeiter“ (SZ) braucht er eigentlich keine Mitmusiker. Ob als Solist im Depot oder mit seiner Band beim Akustik-Set im Konzerthaus – beide Formate sind hörenswert.

Spätestens seit seinem zweiten Album „Hurra! Hurra! So nicht.“ aus dem Jahr 2010 gehört der Sänger und Gitarrist Gisbert zu Knyphausen hierzulande zur ersten Garde der Songschreiber. Neben diversen anderen musikalischen Projekten machte zu Knyphausen vor allem mit der 2012 gemeinsam mit dem Hamburger Kollegen Nils Koppruch gegründeten Band Kid Kopphausen von sich Reden.

Alte Hits und neues Material beim Solo-Konzert in der Nordstadt präsentiert

Bevor der Berliner sich 2017 an die Aufnahmen neuen Materials macht, macht er nochmal eine Handvoll Solo-Shows. Auch bei seinem Dortmunder Auftriit präsentierte er auch Lieder, welche er nochmals für das nächste Album ausprobieren wollte. Viele der Fans werden es sich zulegen – denn die 100 Minuten Solo-Show im Depot machten Lust auf mehr.

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