Neuer Sachstandsbericht: Nach der Unterbringung rückt nun die Integration der Flüchtlinge in Dortmund in den Mittelpunkt

Die Schiffe zur Unterbringung von Flüchtlingen im Schmiedinghafen haben angelegt
Die Schiffe zur Unterbringung von Flüchtlingen sind leergezogen – die Mietverträge laufen aber noch.

Die Unterbringung von Flüchtlingen in Gemeinschaftsunterkünften tritt in den Hintergrund, die Integration in Wohnraum und die Gesellschaft in den Vordergrund. Denn seit Sommer 2016 bekommt Dortmund – mit Ausnahme von Familienzusammenführungen – keine Flüchtlinge mehr zugewiesen.

Nur noch 1300 von 9000 Flüchtlingen leben in Gemeinschaftsunterkünften

In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt. Dieser Raum wird ein Familienzimmer
Die Osterfeldschule in Eving wurde als erste Einrichtung wieder leergezogen. Fotos (2): Klaus Hartmann

Der größere Teil der Menschen sind mittlerweile in Wohnungen eingezogen – von den 9000 Flüchtlingen in Dortmund leben nur noch 1300 in Sammelunterkünften. Entsprechend des Verteilungsschlüssels liegt Dortmund aktuell bei einer Erfüllungsquote von 105 Prozent – also eine Übererfüllung von 400 Menschen.

Schrittweise werden nun die Gemeinschaftsunterkünfte rückgebaut. Nach der Schließung der Übergangseinrichtung in der ehemaligen Hauptschule an der Osterfeldstraße in Eving zum 30.06.2016 und der Traglufthallen auf der Stadtkrone Ost zum 31.12.2016 werden weitere acht Übergangseinrichtungen zum 31.03.2017 geschlossen – somit sind neben der ZKU noch neun Übergangseinrichtungen „am Netz“.

Um Kosten zu sparen, versucht die Stadt mit den BetreiberInnen und Anbietern die Verträge zu verkürzen. So läuft der Mietvertrag für die beiden Flusskreuzfahrtschiffe noch bis September 2017 – Ende Januar sind dort die letzten Menschen ausgezogen.

Vorzeitige Vertragsbeendigungen sollen Kosten sparen – bisher 6,5 Millionen Euro

In den beiden Traglufthallen auf der Stadtkrone-Ost sollten 600 Flüchtlinge untergebracht werden.
In den beiden Traglufthallen auf der Stadtkrone-Ost sollten bis zu 600 Flüchtlinge untergebracht werden.

Rund 23,9 Millionen Euro waren für die Unterbringung der Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften für 2017 veranschlagt. Bereits um 6,5 Millionen Euro konnte die Stadt Dortmund den Betrag reduzieren.

Noch sind nicht alle Gespräche abgeschlossen – so auch mit den Schiffseignern: „Wir verhandeln weiterhin, ob wir den Vertrag verkürzen können“, betont Sozialdezernentin Birgit Zoerner.

„Der Rückbau zeigt, dass Formate, die beim Aufbau kompliziert waren, auch beim Rückbau sehr kompliziert sind“, erklärt Zoerner. So beschäftigt die Verwaltung beispielsweise die Frage, wie man eine Traglufthalle abbaut und schadensfrei einlagert.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau erneuerte abermals seine Kritik am Bund: „Es sind Unterkünfte, die wir in größter Not anschaffen mussten, weil wir komplett alleine gelassen wurden.“

Auch dass es noch immer kein gemeinsames Lagebild von Bund, Land und Kommunen gebe, sei ärgerlich, ergänzte Zoerner und machte deutlich, dass die Stadt sich bei ihren Prognosen auch weiterhin nur auf eigene Einschätzungen stützen könne.

Integration der Flüchtlinge in Gesellschaft, Arbeitsmarkt, Bildung und Schule

Arbeitsagentur, Jobcenter und Sozialamt haben den Integration Point für Flüchtlinge gestartet, der beim Start in Ausbildung und Beruf helfen soll.
Arbeitsagentur, Jobcenter und Sozialamt haben den Integration Point für Flüchtlinge gestartet.

Die Aufgabe der Integration der Flüchtlinge in Gesellschaft, Arbeitsmarkt, Bildung und Schule rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Dies kann nur vor Ort durch die Kommunen (Zivilgesellschaft, Institutionen und Verwaltung) geleistet werden.

„Bund und Land leisten dazu eine finanzielle Unterstützung, die – gemessen an der Aufgabe – zu gering ausfällt“, heißt es im neuen Sachstandsbericht zum Handlungsfeld Flüchtlinge. Damit hat sich jetzt der Verwaltungsvorstand befasst.

„Da sind weitere Anstrengungen auf der Ebene von Gesprächen und im Verbund mit den kommunalen Spitzenverbänden nötig, um eine angemessene und gerechte Finanzausstattung der Kommunen für diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu erreichen.“

Um zirka 3600 neu zugereiste SchülerInnen in Dortmund beschulen zu können, hat der Fachbereich Schule umfangreiche organisatorische Maßnahmen zur Nutzung vorhandener Schulbauten durchgeführt.

Das Pilotprojekt „Lokal willkommen“ geht vorerst nicht „in Serie“

„lokal willkommen“ befindet sich am Brackeler Hellweg 146.
Die Einrichtung „lokal willkommen“ befindet sich am Brackeler Hellweg 146. Fotos (4): Alex Völkel

Bei der Integration soll das Projekt „Lokal willkommen“ helfen, welches im Oktober 2016 in Räumen der Kommende an den Start ging und für Brackel und Aplerbeck gedacht ist. Ob und wann diese Anlaufstellen auch in anderen Stadtbezirken installiert werden, ist noch offen.

„Wir werden vor oder unmittelbar nach der Sommerpause den Evaluationsbericht vorlegen“, so Zoerner. „Ich glaube nicht, dass wir solche Anlaufstellen in 12 Bezirken benötigen – aber eine Struktur, die stadtweit abdeckt.“

Die Arbeit werde nicht ausgehen, denn es gebe auch andere Gruppen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf – nicht nur aus Rumänien und Bulgarien. „Wir müssen sehen, wie wir die Arbeit sinnvoll zusammenführen. Die Arbeit wird nicht ausgehen.“

Allerdings steht dies alles unter einem Finanzierungsvorbehalt:  „Wir müssen das auch finanziert bekommen“, so Zoerner. Zuschüsse von Bund und Land gebe es nicht. „Alle diese Aktivitäten laufen unter freiwillige Leistungen.“

Dank an die vielen ehren- und hauptamtlichen Aktiven und Beschäftigten

Zahlreiche Dortmunderinnen und Dortmunder haben Spenden für die Flüchtlinge aus Ungarn gebracht.
Zahlreiche DortmunderInnen engagieren sich.

Sie dankte erneut den vielen ehrenamtlich und freiwillig engagierten BürgerInnen Dortmunds, die sich für die Menschen, die aus Not, Krieg und Vertreibung nach Dortmund gekommen seien, auch im letzten Jahr und auf Dauer in herausragender Art und Weise engagiert hätten.

„Dieses Engagement wird weit über die Stadtgrenzen hinaus positiv wahrgenommen und trägt sehr zu Dortmunds weltoffenem und solidarischem Ruf bei.

Ebenso geht ein Dank an die vielen Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung, die mit großem Einsatz, weit über das „Normalmaß“ hinaus, dafür sorgen, dass Dortmund diese Aufgabe bewältigt“, heißt es in dem Bericht.

 

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