Polizei und Staatsanwaltschaft gelingt großer Schlag gegen rumänische Metalldiebe aus der Nordstadt

Pressekonferenz der Polizei, Ermittelungskommission: Schloss
Kriminalhauptkommissar Rainer Buchholz leitet die Ermittlungen. Foto: Klaus Hartmann

Der Polizei ist ein großer Schlag gegen international agierende Metalldiebe gelungen: Staatsanwaltschaft und Polizei haben in Dortmund 100 Rumänen festgenommen, die in straff organisierten Banden Metallfirmen ausgeraubt haben. In fünf Festnahmeaktionen im November, Dezember und Februar wurden 52 Personen aus 5 Tätergruppen festgenommen und 40 Haftbefehle in der Dortmunder Nordstadt vollstreckt. Der Schlag gelang dank dem schlechten Gewissens einer der Einbrecher – die Polizei konnte so rund 230 Einbrüche in Metallfirmen aufklären, geht aber von einer deutlich höheren Dunkelzahl aus.

Junger Rumäne brachte die Polizei erst auf die Spur der Brigaden
Im Sommer 2013 kam ein junger rumänischer Arbeiter aus der Dortmunder Nordstadt zur Polizei und packte aus. Er sei in seiner rumänischen Heimat angeworben worden, um in Deutschland einer regulären Arbeit nachzugehen. Als er in der Nordstadt ankam, erfuhr er, dass er für Familienclans Einbrüche begehen soll. Das Gehalt: 150 bis 200 Euro pro Tat.

Von dem Geld musste er dem Kopf seiner 15-köpfigen Bande Miete und Essensgeld bezahlen. Rund 20 Euro im Monat soll er für eine Matratze bezahlt haben. Für das Auffüllen des Kühlschranks hielten die Chefs wieder die Hände auf. Mit 15 Mann schliefen sie in einer Wohnung: Der Brigaden-Führer im eigenen Zimmer, der Fahrer ebenso. Die Arbeiter teilten sich ein Zimmer mit mehreren Matratzen. Die Arbeiter wurden regelmäßig ausgetauscht.

Sichergestelltes Diebesgut: Messingbarren. Foto: Polizei
Sichergestelltes Diebesgut: Messingbarren. Foto: Polizei

„Die soziale Kompenente, lässt auch die Ermittler nicht kalt“, erklärt Kriminalhauptkommissar Rainer Buchholz. Der Zeuge berichtete in seiner Vernehmung genau, wie die sogenannten „Brigaden“ arbeiten. 15 Männer bildeten einen Trupp: Der Brigade-Führer hatte die Aufsicht über einen Fahrer und mehrere Arbeiter: Die sogenannten „Pfeile“ erkundeten die Ziele im Internet und standen vor Ort Wache, die „Toten“ waren für die Schwerstarbeit zuständig und schafften das Diebesgut aus den Fabrikhallen.

Wenn der Tattag, einzelne Gruppen griffen bis zu drei Mal in der Woche zu, gekommen war, reisten die Täter mit mehreren Fahrzeugen zu den Tatorten. Anfahrt, Tat, Abtransport und Verkauf geschahen unabhängig voneinander. Tatfahrzeuge waren ältere Sprinter-Modelle mit ausländischen Kennzeichen für das Metall. Die Einbrecher reisten mit Großraumwagen wie Ford Galaxy an.
Vor Ort beobachteten die Täter die Firmen weiter. Wenn es so weit war, schnitten sie sich durch die Außenhaut der Firmen. Jetzt begann die Arbeit der sogenannten „Toten“. Ihre Aufgabe war es, per Hand die tonnenschwere Beute in die Sprinter zu schaffen.

Teilweise war die Ausbeute so gut, dass die Brigaden weitere Fahrzeuge nachgeordert haben. „Die Täter waren dann 400 Kilometer unterwegs“, berichtet Rainer Buchholz, der die Ermittlungskommission „Schloss“ leitet.
Das Diebesgut ging zu Händlern in den Niederlanden und in Bochum. Dort häuften sich seit der Eröffnung des beschuldigten Metallhändlers Lastwagen, die in ganz Deutschland gestohlen wurden und dort nur abgestellt waren. Wenn die Kapazität der Sprinter nicht mehr ausgereicht hat, stahlen die Täter weitere Fahrzeuge, so der Ermittler.

Unternehmer aus dem Hochsauerlandkreis ging aufgrund des Einbruchs insolvent

Pressekonferenz der Polizei, Ermittelungskommission: Schloss. Foto: Polizei
Bewegungsprofil der Brigaden. Foto: Polizei

Die Sprinter waren alle älteren Baujahrs, die Beute teilweise so schwer, dass die Fahrzeuge auf der Felge über die Autobahn fuhren. Auf der Pressekonferenz am Mittwoch zeigten Staatsanwaltschaft und Polizei das Bewegungsprofil einer Brigade: Meist waren die Täter im Ruhrgebiet unterwegs, entlang der Autobahnen zieht sich ihre Spur aber durch ganz Deutschland. Durch DNA-Spuren wiesen die Ermittler auch Taten in den Niederlanden, Österreich und Italien nach.

Die Täter seien derzeit für rund 230 Taten verantwortlich, der Schaden geht in den zweistelligen Millionenbereich. Am schlimmsten traf es einen Unternehmer aus dem Hochsauerlandkreis. Der Automobilzulieferer konnte durch zahlreiche Einbrüche der gleichen Täter nicht mehr liefern und ging insolvent.

Staatsanwaltschaft hat bis jetzt 20 Anklagen erhoben

Pressekonferenz der Polizei, Ermittelungskommission: Schloss
Pressekonferenz der Polizei: Oberstaatsanwältin Dr. Barbara Vogelsang. Foto: Klaus Hartmann

Die Einbrüche geschahen alle in den vergangenen sechs Monaten. Durch DNA-Spuren haben die Polizisten in Dortmund den Tatzeitraum erweitert. „Die Spuren weisen auch auf Taten im April 2012 hin“, sagt Kriminalhauptkommissar Buchholz. Die Ermittlungen laufen weiter.

Insgesamt griff die Polizei 100 Einbrecher auf, die Staatsanwaltschaft erließ gegen 40 von ihnen einen Haftbefehl. In vier Aktionen nahm die Polizei die Täter fest, die erste Festnahme geschah am 4. November. Aber auch davon ließen sich die anderen Einbrecher nicht abhalten: „Sie redeten nur darüber, wie blöde ihre Kollegen waren, sich erwischen zu lassen“, berichtet Buchholz. Bei den aktuellen Vernehmungen seien viele Täter geständig, berichtet die Dr. Barbara Vogelsang, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwaltschaft hat 20 Anklagen erhoben: 4 am Landgericht Dortmund, 10 am Amtsgericht Dortmund und 6 in Unna. Vorgeworfen wird den Täter „schwerer Bandendiebstahl“, der eine Haft zwischen einem und zehn Jahre vorsieht.

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