Mehr Anspruchsberechtigte durch Corona: Neue Verträge und mehr Geld für die Arbeit der Schuldnerberatung in Dortmund

Schulden können die Existenz bedrohen und verfolgen die Betroffenen oftmals über viele jähre hinweg.
Schulden können die Existenz bedrohen und verfolgen die Betroffenen oftmals über viele Jahre hinweg.

Die Beratung und Unterstützung im Rahmen der Schuldnerberatung ist eine personenbezogene Dienstleistung, die der Eingliederung in Arbeit und der Stärkung der Selbsthilfe dienen soll. Die Stadt Dortmund stellt diese Pflichtaufgabe durch Träger der freien Wohlfahrtspflege sicher. Eine Anerkennung durch die Bezirksregierung Düsseldorf gemäß Insolvenzordnung ist hierfür Voraussetzung. Wegen der Coronakrise hat sich der Kreis der Anspruchsberechtigten erweitert. Unter anderem deshalb erhöht die Stadt Dortmund das Budget für Beratungen jetzt fast um 50 Prozent.

Kostensteigerung und erhöhter Bedarf sorgen für Budgetsteigerung um fast 50 Prozent

Im Jahr 2019 wurden insgesamt 340 Grundberatungen und 320 Intensivberatungen durch das Diakonische Werk, den Sozialdienst Katholischer Männer e.V., den Sozialdienst Katholischer Frauen e.V., die Verbraucherzentrale, die Schuldnerberatung Hardt sowie die Schuldnerberatung Dortmund durchgeführt. ___STEADY_PAYWALL___

Die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale in der Reinoldistraße 7 bis 9. Foto: Archiv

Damit können Menschen, die nur über geringfügige Einkünfte oder über Sozialleistungen (beispielsweise Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe) verfügen, mehr Beratungsleistungen in Anspruch nehmen. Die Beratungsscheine erhalten Leistungsberechtigte bzw. Bedürftige bei ihrem Jobcenter oder dem Sozialamt.

Durch die Corona-Pandemie ist die Nachfrage zunächst drastisch zurückgegangen. Aktuell kann aber festgestellt werden, dass das Beratungsaufkommen wieder steigt und lediglich ein zeitlicher Versatz zu verzeichnen ist. Ergänzend besteht ein erhöhter Bedarf an Beratung, für die Leistungsempfangenden, welche erst durch die Corona-Pandemie einen Leistungsanspruch haben (z. B. Solo-Selbstständige).

Angesichts dieser Entwicklung und der Tatsache, dass eine Kostensteigerung bei sozialen Dienstleistungen ebenso wie ein erhöhter Bedarf an Schuldnerberatungen gegeben sind, soll das Budget von 429.000 auf 662.240 Euro erhöht werden. Dies hatte der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund beschlossen.

 

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Weitere Informationen:
  • Zur Schuldnerberatung Dortmund geht’s: hier
  • Zur Schuldnerberatung der Diakonie Dortmund geht’s: hier
  • Zur Schuldnerberatung der Verbraucherzentrale geht’s: hier
  • Zur Schuldnerberatung der Caritas geht’s: hier
  • www.schuldnerberatung-hardt.de

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Reaktionen

  1. AWO fordert das Recht auf Schuldnerberatung – bundesweite Aktionswoche (PM AWO WW)

    In Zeiten von rasant steigenden Preisen für Energie oder Lebensmittel und großer Unsicherheit in der Wirtschaft ist der Schritt von der Verschuldung in die Überschuldung manchmal schnell getan – mit verheerenden Folgen. Darauf macht Xenja Winziger aufmerksam, Fachberaterin des AWO-Bezirksverbandes Westliches Westfalen. Anlass ist die Aktionswoche der Schuldnerberatung.

    „Eine Krankheit, eine Phase der Kurzarbeit, eine hohe Nachzahlung beim Stromversorger: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen. Das haben wir in der akuten Phase Pandemie erlebt, das erleben wir jetzt vor dem Hintergrund steigender Preise“, so die Expertin: „Und plötzlich sind die Menschen nicht mehr bloß verschuldet, sondern zahlungsunfähig, und damit gefangen in einem Teufelskreis aus Forderungen, die nicht beglichen werden können, Stigmatisierung und Scham“. Im Rahmen der Aktionswoche mit dem Motto „… und plötzlich überschuldet“ veranstalten die AWO-Schuldnerberatungsstellen vielerorts Aktionen, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

    Wer sich Hilfe holt, hat bessere Chancen, sich aus der Überschuldung zu kämpfen oder gar nicht erst hineinzugeraten. Schuldner- und Insolvenzberatung zeigt Wege auf, um die eigene finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern. Allerdings sind Schuldnerberatungsstellen oft überlastet und Betroffene werden auf Wartelisten gesetzt. Dabei spielt die Zeit gegen alle: die Menschen mit den Zahlungsschwierigkeiten, aber auch gegen die Gläubiger, die auf ihr Geld warten.

    Hinzu kommt, dass nicht alle Menschen ein Recht auf eine kostenfreie Beratung haben. Solo-Selbständige, Rentner*innen oder Student*innen etwa sind davon ausgeschlossen. „Wir fordern ein Recht auf eine kostenfreie Beratung für alle und einen konsequenten Ausbau der Beratungsstellen mit einer stabilen Finanzierung. Denn mit der passenden Hilfe können Existenzen gesichert werden.“

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