Mazid Markt: Ein Hauch von Marokko in der Nordstadt

Der Mazid Markt in der Westhoffstraße. Foto: Dietmar Wäsche
Der Mazid Markt in der Westhoffstraße. Foto: Dietmar Wäsche

Die Familie Mazid ist groß. Als der Opa im Dezember 2012 in Marokko starb, weinten 67 Enkel an seinem Grab. Sie reisten aus ganz Europa an, vor allem aus Frankreich, Belgien und Deutschland.

„Wir Mazids sind weit über 100“, schmunzelt Abdellatif Mazid, der seit 1991 in Dortmund lebt und hier Arbeit als Gummiwerker fand. 2000 nahm er sich dann ein Herz und eröffnete sein erstes und sehr kleines Geschäft mit marokkanischen Produkten in der Nordstadt. In der Münsterstraße. Und sein Mut wurde belohnt: Die Nachfrage war groß.

Das frische Gemüse vor der Ladentür – Tomaten, Peperoni oder Artischocken – ist ein Kundenmagnet

2011 zog der „Mazid Markt“ in die Westhoffstraße. Heute ist Abdellatif Mazid nach einem Arbeitsunfall im Vorruhestand und hat die Geschäfte an die beiden ältesten seiner sechs Kinder übergehen, die Söhne Driss und Mahamed. Verwandte und ein Angestellter helfen im Geschäft.

Der Erfolg ist geblieben. „Die meisten Kunden sind Marokkaner“, erzählt Mahamed Mazid. Deshalb ist der Standort des Geschäfts in der Nordstadt perfekt.

Über 1100 Marokkaner stellen in der Nordstadt die viertgrößte Migrationsgruppe – nach den Türken, Polen und Griechen. Doch auch diese kaufen im Mazid Markt ein, ebenso wie Syrer oder Libanesen. „Nur Deutsche kommen wenig“, sagt Abdellatif Mazid.

Das frische Gemüse vor der Ladentür – Tomaten, Peperoni oder Artischocken – ist ein Kundenmagnet. Ebenso wie die große Theke mit dem frischen Fisch und die Fleischtheke, hinter der Metzger Mohamed Choho steht und Halal-Fleisch anbietet. Das ist Fleisch, das speziell nach islamischem Recht geschlachtet wird.

Der Islam und die arabische Welt sind hier in der Westhoffstraße in allen Regalen zu finden

Der Islam und die arabische Welt sind hier in der Westhoffstraße in allen Regalen zu finden. Tee mit arabischen Schriftzeichen steht dort. Couscous in allen Variationen. Olivenöl aus Marokko.

Und Tajines in allen Farben und Größen. Gesprochen: Tadschinn. Die runden Gefäße sind aus Lehm gebrannt und dienen der Zubereitung von Eintopf. Und damit man sich vorher – wie es der Brauch vorschreibt – die Hände ordentlich waschen kann – gibt es auch gleich noch die kleinen Wasserkannen mit dem dazugehörigen Auffangbehälter.

Doch so sehr Abdellatif Mazid seine „alte“ arabische Welt auch liebt: Sie ist Vergangenheit. Er hat sich bewusst dafür entschieden, mit seiner Familie in Deutschland zu leben. „Es ist die Freiheit hier. Die Demokratie“, sagt er. Das sei doch wirklich nicht selbstverständlich.

Und auch die multikulturelle Nordstadt, der Standort des Geschäfts, sei etwas Besonders, sagt Neffe Abdelelah Mazid, der gelegentlich ebenfalls im Geschäft aushilft und in Dortmund aufgewachsen ist.

„Sicher kann man in der Nordstadt noch vieles verbessern. Aber schauen Sie nach Paris. Da sind solche multikulturellen Stadtteile richtig gefährliche Brennpunkte.“

KONTAKT

  • Mazid Markt
  • Westhoffstraße 6
  • Tel: (0231) 86 44 534

 

HINWEIS:

Nordstadt-Logo farbig

– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”.

– Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)

– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu  “Wir: Echt Nordstadt” ist bis Ende September 2015 am Big Tipi im Fredenbaumpark zu sehen.

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Reaktionen

  1. Reinhard Strecker

    Hallo,

    mein Name ist Reinhard Strecker. Ich bin zwar nicht wohnhaft in der Dortmunder Nordstadt, aber ich habe beruflich viel dort zu tun und gehe regelmäßig in den Mazid Markt für frisches Gemüse oder andere Kleinigkeiten.

    Erwähnenswert, weil leider wirklich wenige deutsch stämmige in den Laden zu sehen sind.

    Mit freundlichen Grüßen

    R.S

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