Die Zuwanderung aus der Ukraine verschärft die Schulsituation:

Kraftakt: Die Stadt Dortmund will 1100 neue Schulplätze an sieben Standorten schaffen

Ehemaliger Gebäudekomplex der Hauptschule Innenstadt-West: dort ist jetzt das Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum beheimatet.
Der ehemalige Gebäudekomplex der Hauptschule Innenstadt-West: dort ist jetzt das Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum beheimatet.

Die Schaffung von Schulplätzen ist ein schwieriges Thema, denn Dortmund ist eine wachsende Stadt – schon vor dem Krieg in der Ukraine gab es lange Wartelisten für Kinder, die nach Dortmund gezogen sind. Seit März 2022 hat sich die Situation deutlich verschärft. Nun will die Stadtverwaltung Tempo machen bei der Schaffung zusätzlicher Plätze. Im Zuge der Dringlichkeit sollen bis zu sieben Schulstandorte (re)aktiviert werden, um perspektivisch bis zu 1100 (!) zusätzliche Schulplätze zu schaffen.

Aktuell stehen noch rund 800 Schüler:innen auf der Warteliste

Dank intensiver Bemühungen aller Beteiligten haben im vergangenen Schuljahr bereits 1.663 Schüler*innen einen Schulplatz in Dortmund erhalten. Es befinden sich aber weiterhin noch ca. 800 Minderjährige auf der Warteliste. „Um ihnen möglichst schnell Teilhabe, Integration und Beschulung zu ermöglichen und damit auch Klagen vorzubeugen, schlägt der Verwaltungsvorstand dem Rat der Stadt vor, in einer Dringlichkeitsentscheidung über die Schaffung weiterer Schulplätze zu beschließen“, berichtet der kommissarische Schuldezernent Christian Uhr.

Auch die ehemalige Hauptschule am Ostpark in der Davidistraße soll als Notunterkunft hergerichtet werden.
Auch die ehemalige Hauptschule am Ostpark wird als Schule reaktiviert – zwischenzeitlich diente es mehrfach als Flüchtlingsunterkunft. Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Der Rat soll in seiner September-Sitzung darüber beraten. In einem ersten Schritt sollen zwei ehemalige Schulstandorte – die Frenzelschule in Hörde und die ehemalige Hauptschule am Ostpark – sowie sechs Räume im Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum am Westpark für insgesamt 580 zugereiste Schüler*innen hergerichtet werden.

Außerdem schlägt die Verwaltung dem Rat vor, weitere Schulstandorte zu prüfen, pädagogische Konzepte für sie zu erstellen und die nötigen Bau-Maßnahmen und voraussichtliche Kosten zu ermitteln. 

An der ehemaligen Frenzelschule sollen 15 Schulklassen für 300 Schüler*innen entstehen, darunter 10 Klassen für die Primarstufe und 5 für die Sekundarstufe 1. In der ehemaligen Hauptschule am Ostpark in der Innenstadt-Ost könnten 8 Klassen der Sekundarstufe 1 für 160 Schüler*innen eingerichtet werden. Zusätzlich sollen im Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum 6 Räume für 120 Sek1-Schüler*innen genutzt werden. Die ehemaligen Schulgebäude müssen zunächst saniert und für den Schulbetrieb hergerichtet werden. 

Projekt „Angekommen in deiner Stadt Dortmund“ soll unterstützen

Das Abendgymnasium, das Projekt „angekommen“, das „km² Bildung“ und Seminarräume sind hier.
Am Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum ist das Projekt „Angekommen in deiner Stadt Dortmund“ angesiedelt. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Schulrechtlich und organisatorisch werden die Schüler:innen einer bestehenden Schule zugeordnet, der Unterricht findet jedoch außerhalb in den neu herzurichtenden Gebäuden statt. Auf diese Weise treffen dort Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Schulen aufeinander. 

An den neu einzurichtenden Schulgebäuden müssen unterschiedliche Betreuungs- und Unterstützungsangebote eingerichtet werden, z.B. zum Spracherwerb, zur Integration, zur Sozialarbeit oder zum Offenen Ganztag. Nach spätestens zwei Jahren sollen die Schüler:innen in eine Regelklasse eingegliedert werden. 

Am Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum ist das Projekt „Angekommen in deiner Stadt Dortmund“ angesiedelt. Es wird mit Mitteln der Walter-Blüchert-Stiftung unterstützt und basiert auf einer Vereinbarung des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW und der Stadt Dortmund. 

Obwohl die Zielgruppe eher ältere Schüler:innen der Berufskollegs sind, ist dieses Projekt grundsätzlich geeignet, die jeweiligen neuen Schulstandorte personell für das pädagogische und integrative Angebot und für das Standortmanagement zu unterstützen. 

In einem zweiten Schritt werden vier weitere Standorte geprüft

Geplant war, dass die ehemalige Grundschule in Dortmund-Derne zur Heimstatt des Sozial-Ökologischen Zentrums Dortmund wird. Doch nun wird sie wieder als Schule benötigt. Foto: Initiativkreis SÖZ Dortmund

Bereits jetzt ist absehbar, dass diese Gebäude nicht ausreichen werden, um allen Zugereisten einen Schulplatz zu ermöglichen. Geprüft werden sollen daher außerdem die aktuelle Dependance der Max-Wittmann-Förderschule in Brackel (16 Klassen für 320 Schüler:innen), die ehemalige Hauptschule Derne (6 Klassen für 120 Schüler:innen), die ehemalige Dependance der Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule in Scharnhorst (4 Klassen für 80 Schüler:innen) und das ehemalige Schulgebäude an der Sckellstraße (18 Klassen für 360 Schüler:innen). 

Aufgrund der unterschiedlichen baulichen Zustände und der teilweise notwendigen Genehmigungsverfahren für eine schulische Nutzung werden die Standorte voraussichtlich zu unterschiedlichen Zeiten in Betrieb gehen. 

Für die Sanierung und Herrichtung der Standorte Frenzelschule und Hauptschule am Ostpark entstehen im Haushaltsjahr 2022 Mehraufwendungen von rund 1,5 Millionen Euro. Insgesamt rechnet Christian Uhr mit mindestens 5,7 Millionen Euro aus kommunalen Mitteln für die Herrichtung und Ausstattung der Räume sowie Lernmaterial, die Einrichtung des Offenen Ganztagsbetriebs sowie multiprofessionelle Teams und Coaches. 

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Reaktionen

  1. Sprechstunde für Ukrainer:innen in der Auslandsgesellschaft (PM)

    Menschen aus der Ukraine bietet die Auslandsgesellschaft eine regelmäßige Sprechstunde.
    Sie findet statt: dienstags von 13:00 bis 15:00 Uhr
    Ort: Auslandsgesellschaft: Steinstraße 48, 44147 Dortmund, Raum 201

    Den Geflüchteten wird bei folgenden Themen geholfen:

    · Individuelle Beratung insbesondere bei den Themen: Arbeitssuche (Bewerbung, Anerkennung von Qualifikationen und Zeugnissen aus der Ukraine), Studieren in Deutschland (Studienformen, Immatrikulationsunterlagen, Finanzierung), Ärztliche Behandlung und Versicherungen in Deutschland (Haus- und Fachärzte, Notfallnummern, Kostenübernahme von Versicherungen)

    · Unterstützung beim Ausfüllen von Dokumenten nach Terminvergabe

    · Gerne kümmern wir uns auch um weitere Themen, einfach vorher per E-Mail anfragen!

    Sprachen: Ukrainisch, Deutsch, Englisch

    Kontaktdaten: brachthaeuser@auslandsgesellschaft.de ;
    Telefonisch erreichbar auf Ukrainisch und Deutsch während der Sprechstunde unter: +49 (0)231 8380013

  2. Gesonderte Schulstandorte für geflüchtete Kinder und Jugendliche – GRÜNE beantragen umfangreiches Integrationskonzept (PM)

    Der Schulausschuss berät in seiner Sitzung am Mittwoch über zusätzliche Schulplätze an gesonderten Schulstandorten für geflüchtete Kinder und Jugendliche. Insgesamt sollen dabei in einem ersten Schritt 580 Plätze an der ehemaligen Frenzelschule in Hörde, der ehemaligen Hauptschule am Ostpark sowie im Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum am Westpark geschaffen werden. Dort sollen die Schüler*innen zunächst separat unterrichtet und vorbereitet werden, um dann spätestens nach zwei Jahren in Regelschulen zu wechseln.

    „Dass wir dringend zusätzliche Schulplätze insbesondere für geflüchtete Kinder und
    Jugendliche brauchen, ist unstrittig. Aus Sicht ihrer Integration in unsere Stadt und Gesellschaft ist es für uns allerdings problematisch, dass sie an gesonderten Standorten und nicht von Beginn an in bestehenden Schulen unterrichtet werden. Wir werden deshalb einen Antrag vorlegen, mit dem wir für diese Kinder und Jugendlichen zusätzliche umfangreiche Integrationsmaßnahmen beschließen wollen“, nimmt Julian Jansen, GRÜNES Mitglied im Schulausschuss, Stellung zur Schaffung der Schulplätze.

    In ihrem Antrag fordern die GRÜNEN, dass die Auslagerung an drei gesonderte Schulstandorte nur eine zeitlich begrenzte Maßnahme bleiben und nicht weiter ausgeweitet werden darf. Grundsätzliches Ziel muss es stattdessen weiterhin sein, die betroffenen Kinder und Jugendlichen möglichst von Beginn an bzw. schnellstmöglich in vorhandene Schulen zu integrieren. Die Verwaltung soll deshalb darauf hinwirken, dass die Klassengrößen an den Regelschulen bis zur Höchstzahl ausgeschöpft werden, um möglichst viele der zugereisten Kinder und Jugendlichen dort unterrichten zu können. Zusätzlich soll geprüft werden, ob an den Ersatzstandorten eine Mischung mit Lerngruppen bestehender Schulen möglich ist.

    Obwohl sie an den Ersatzstandorten unterrichtet werden, sind die Kinder und Jugendlichen schulrechtlich und organisatorisch einer bestehenden Regelschule in ihrer Wohnortnähe zugeordnet. „Diese Stammschulen der drei neu geschaffenen Ersatzstandorte übernehmen damit eine zentrale Aufgabe bei der Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher. Dafür verdienen sie unseren Respekt”, kommentiert Julian Jansen. “Um die Einbindung in den Schulalltag zum Beispiel bei Sportveranstaltungen, Schulfeiern

    oder -ausflügen und anderen Aktivitäten zu erleichtern, wollen wir diese Schulen bei der Entwicklung von zusätzlichen pädagogischen Angeboten unterstützen.“

    Zusätzlich soll die Verwaltung beauftragt werden, in Zusammenarbeit mit Trägern, Verbänden und Vereinen ein außerschulisches Integrationskonzept für die Schüler*innen der Ersatzschulstandorte zu erarbeiten. Das betrifft auch möglichst umfangreiche Programme in den Schulferien und eine verstärkte Schulsozialarbeit.

    Vor dem Hintergrund der insgesamt absehbar weiter steigenden Zahl von Schüler*innen müssen aus Sicht die GRÜNEN die Schulentwicklungsplanung weiter überarbeitet und zusätzliche Plätze an Regelschulen geschaffen werden. Dabei sind vorrangig Erweiterungen der vorhandenen Regelschulen (auch mit kurzfristig zu realisierenden Container-Gebäuden), die Ertüchtigung und Nutzung nicht mehr genutzter Schulen als Regelschulen sowie der Bau neuer Schulen zu prüfen. Ziel muss es sein, langfristig mehr Schulplätze an Regelschulen über den jeweils aktuellen Bedarf hinaus vorhalten zu können.

  3. 800 Schüler*innen unversorgt – GEW Dortmund fordert kluge Lösungen (PM)

    Die Bildungsgewerkschaft GEW in Dortmund fordert realistische, tragbare und zeitnahe Maßnahmen gegen die mangelhafte Schülerversorgung in Dortmund.

    „Wir begrüßen grundsätzlich die notwendigen Bemühungen der Stadt Dortmund, Abhilfe bei der mangelnden Schülerversorgung zu schaffen. Wir brauchen Maßnahmen, die tragbar und die schnell umzusetzen sind. 800 Schüler*innen in Dortmund sind unversorgt – eine monströse Zahl. Sie zeigt, welche gravierenden Folgen es hat, an der Bildung zu sparen“, sagt Martin Heuer, Vorsitzender der GEW Dortmund. „Wir brauchen jetzt ein schnelles Gegensteuern, um eine verlässliche und gute Bildung für alle Kinder und Jugendlichen in Dortmund sicherzustellen.“

    Es ist gut, dass Bezirksregierung und Land durch Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung unterstützen, so Chef der GEW Dortmund. „Die Probleme durch den Lehrkräftemangel und fehlende Räumlichkeiten sind enorm. Es wird jetzt darauf ankommen, genügend Lehrkräfte zu gewinnen und sie schnellstmöglich in die Arbeit vor Ort einzubinden.“

    Zusätzlich zu Lehrkräftegewinnung soll es zu temporären Abordnungen kommen. Der Schulträger bzw. die zuständige Bezirksregierung sollten sehr genau prüfen, wie diese Maßnahme ohne weiteren Druck auf das System erfolgen kann, mahnt die Bildungsgewerkschaft.

    Um schnell Entlastungen zu erreichen, schlägt die GEW Dortmund ein Bündel an kurzfristigen Maßnahmen vor. Mit einer Sofortmaßnahme ‚Schulverwaltung an Schulen‘ könnten Lehrkräfte von Verwaltungstätigkeiten entlastet werden. Dafür braucht es mehr Verwaltungsassistenzen an Schulen, um so Lehrkräften mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit Schüler*innen zu lassen. „Statt Listen zu führen oder Bücher auszuteilen können Lehrkräfte das tun, für das sie da sind: Bildung junger Menschen. Die Entlastung von Lehrkräften ist eine Win-Win-Situation“, betont der Gewerkschafter. Eine Umsetzung der Curricula an den abgebenden Schulen wird nicht möglich sein, auch hier bedarf es einer realistischen Einschätzung vor Ort, mit der Möglichkeit der „Entschlackung der Stundentafel“.

    Örtliche funktionierende Strukturen sollten ebenso in mögliche Schulstandorte eingebunden werden. Die sprachliche Vielfalt der Dortmunder Stadtgesellschaft könnte bei der Überbrückung sprachlicher Barrieren in Schule helfen. „Das wäre das Heben von Potentialen und ein weiterer Schritt für die Integration, wenn wir hier auf Engagierte zurückgreifen könnten. Entscheidend dabei ist aber auch die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen, statt quälend langer Anerkennungspraktiken. Da müssen wir schneller werden.“

    Wichtige Umstrukturierungsmaßnahmen in der Nordstadt, um mehr Grundschulplätze zu schaffen, würden parallel ablaufen und einige Kräfte binden, gibt die GEW zu bedenken. „Wir müssen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mehr Lehrkräfte gewinnen und den Schulstandort Dortmund weiterentwickeln. Diese Anstrengungen dürfen sich nicht gegenseitig neutralisieren. Dafür bedarf es einer schnellen und klugen Planung“, mahnt Heuer.

  4. Anmeldeverfahren fürs nächste Schuljahr startet – rund 6.000 Schulanfänger*innen starten voraussichtlich im kommenden Jahr (PM)

    Obwohl das neue Schuljahr gerade erst angefangen hat, startet schon bald das Anmeldeverfahren für die Einschulung im kommenden Jahr. Die Schulverwaltung erwartet gut 6.000 Schulanfänger*innen. Bedingt durch Zuzüge, insbesondere aus der Ukraine, kann die Zahl auch höher ausfallen. Für das Schuljahr 2023/24 gilt: Alle Kinder, die zwischen dem 1. Oktober 2016 und dem 30. September 2017 geboren wurden, werden schulpflichtig.

    Erziehungsberechtigte, deren Kinder zum Schuljahr 2023/24 schulpflichtig werden, erhalten Ende September ein Informationsschreiben des Fachbereichs Schule. Dazu gehört auch ein Anmeldebogen, mit dem sie sich in der von ihnen gewünschten Grundschule anmelden können. Die Anmeldung soll bis zum 31. Oktober 2022 erfolgen und ist nur an einer Grundschule möglich.

    Auf Wunsch der Erziehungsberechtigten können auch Kinder, die nach dem 30. September 2017 geboren sind, vorzeitig eingeschult werden – wenn sie schulfähig sind. Über die Schulfähigkeit entscheidet die jeweilige Schulleitung unter Berücksichtigung des schulärztlichen Gutachtens. Fragen dazu können mit der Schulleitung der ausgewählten Grundschule geklärt werden. Der Anmeldebogen ist auch über die Grundschulen erhältlich oder kann auf http://www.dortmund.de/schule im Bereich „Service“ heruntergeladen werden.

    Grundsätzlich können Erziehungsberechtigte die Grundschule für ihr Kind frei wählen. Ein Anspruch besteht jedoch nur für die nächstgelegene Grundschule im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten. Besonderheiten gelten bei Bekenntnisschulen. Auch für die Beurteilung eines Anspruchs auf Schülerfahrtkostenübernahme ist nur der Weg zur nächstgelegenen Schule maßgebend: Schülerfahrkosten werden bis zur nächstgelegenen Grundschule übernommen, sofern der Schulweg in der einfachen Entfernung mehr als zwei Kilometer beträgt. Alle weiteren Fragen zur Einschulung beantworten die Schulleitungen der Grundschulen.

    Informationen zum Anmeldeverfahren erhalten Erziehungsberechtigte unter http://www.dortmund.de/schule im Bereich „Service“ oder beim Fachbereich Schule unter Tel. (0231) 50-2 30 98 sowie per Mail: einschulung@stadtdo.de.

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