Kirchenbesuch auf der Nordstadt-Kirmes – Präses Annette Kurschus besucht die Dortmunder Schausteller*innen

So grell geht es in der Kirche nicht zu - wohl aber auf der Kirmes.
Sommergespräch bei Dauerregen: Presse Annette Kurschus mit Schausteller Patrick Arens in der Nordstadt.

Seit Begegnungen mit wenigen Einschränkungen wieder möglich sind, ist Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, wieder in echt unterwegs und nicht mehr ausschließlich digital. Zu ihrem zweiten Sommergespräch ging sie auf die Kirmes und besuchte beim „FreDolino 2021“ Patrick Arens, Vorsitzender des örtlichen Schaustellerverbandes Rote Erde, um sich von ihm und seinen Kolleg*innen über die Situation des Gewerbes informieren zu lassen.

Orgelkonzerte vor Altenheimen und Fahrdienst für die Tafel – Ungleichheiten wurden durch Corona deutlich

Die Kirmesorgel anno 1912 unterhält normal das Publikum auf der Kirmes – während des Lockdowns aber vor Seniorenwohnstätten wie bei der AWO in Eving.

Allein in Dortmund gebe es 70 Schaustellerbetriebe, erfuhr Kurschus von Arens. Er selbst habe den Lockdown genutzt, um mit seinen Kolleginnen und Kollegen auf die besondere Situation einer Branche aufmerksam zu machen, die oft zuerst von Absagen und Schließungen betroffen gewesen war.

Sie hätten Gespräche mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart geführt, aber in der Krise auch an andere gedacht. Mit den Dortmunder Kolleg*innen, so Arens weiter, habe man einen Fahrdienst für die Tafel organisiert und mit Kirmesorgeln vor Altenheimen gespielt. „Wir wollten die Menschlichkeit in den Vordergrund stellen“, berichtet er.

„Bestehende Ungleichheiten sind in der Pandemie noch viel deutlicher hervorgetreten, manche haben sich erheblich verstärkt. Das beschäftigt mich sehr“, sagte die Präses beim Gespräch mit den Schaustellern, an dem auch die Dortmunder Superintendentin Heike Proske und Pfarrer Ralf Radix teilnahmen, der als Referent im Fachbereich Seelsorge der EKvW unter anderem für die Schaustellerseelsorge zuständig ist.

Dortmunder Schausteller*innen wissen ihr festes Winterquartier zu schätzen 

Präses Annette Kurschus (2. von links) im Gespräch mit (von links) Schausteller Rudi Isken, Schausteller Patrick Arens, Superintendentin Heike Proske und Referent Ralf Radix. Präses Annette Kurschus (2. von links) im Gespräch mit (von links) Schausteller Rudi Isken, Schausteller Patrick Arens, Superintendentin Heike Proske und Referent Ralf Radix.
Annette Kurschus (2. v.l) mit (v.l.) Schausteller Rudi Isken, Schausteller Patrick Arens, Superintendentin Heike Proske und Referent Ralf Radix.

Die Dortmunder Schausteller wissen es zu schätzen, so hörten die Besucher*innen der Kirche, dass die meisten von ihnen – anders als kleine Zirkusbetriebe – ein festes Winterquartier haben, in dem sie den Lockdown verbringen und ihre Fahrgeschäfte und Buden auf Vordermann bringen konnten. „Es ist viel wert, wenn man weiß, wo man hin kann“, so Schausteller Rudi Isken.

 

Im Kirmespark „FreDOlino“ stehen vier Wochen lang die Betreiber*innen wieder auf ihrem angestammten Platz im Dortmunder Norden an der Eberstraße. Patrick Arens hat viel Erfahrungen mit der Organisation von Veranstaltungen aller Art.

„Das Organisationskomitee des Dortmunder Kirchentags ist zuerst zu mir gekommen“, erzählt er im Gespräch mit der Präses. Für den Kirchentag selbst hatte er sich vier Tage frei genommen: „So ein Spirit wie 2019 in unserer Stadt ist faszinierend.“

Kirmesleute brauchen Pfarrer*innen, die ihnen hinterher reisen

Im Alltag brauchten die Kirmesleute eine Pfarrer*in, der oder die ihnen hinterher reise, so Arens. „Sie finden hier ein dankbares Publikum. Die meisten sind sehr gläubig in unseren Kreisen.“ Auch nach einer langen Kirmesnacht sei der Zeltgottesdienst stets gut besucht.“

Kirche und Kirmes gehörten traditionell zusammen: Viele Termine von Jahrmärkten und Volksfesten orientierten sich am Kirchenjahr oder gingen auf die Kirchweihe zurück. Oster- und Pfingstkirmes muss in diesem Jahr an vielen Orten schon zum zweiten Mal ausfallen. „Den Weihnachtsmarkt planen wir ganz normal“, berichtete Patrick Arens. Schausteller seien immer optimistisch, bestätigt sein Kollege Rudi Isken.

 

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Reaktionen

  1. Markus Jahn

    Schämt euch!
    70 Prozent aller Deutschen lehnen die sogenannte gendergerechte Sprache ab, die aus der spalterischen Identitätspolitik kommt.

  2. Nordstadtblogger-Redaktion

    Wir schämen und keineswegs – im Gegenteil. Das beflügelt uns, noch stärker darauf zu achten und mehr zu diesem Bereich zu machen.

    P.S.: Niemand ist gezwungen uns zu lesen. Auf Ignoranten wie Sie verzichten wir gerne.

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