Kritik bei IHK-Umfrage - Sorgen bei DORTMUNDtourismus

Gastgewerbe und Reisebranche leiden besonders unter den Folgen der Coronapandemie

Trotz steigender Buchungszahlen blieb für die Reisebüros, die Reiseveranstalter und die Omnibusunternehmen die wirtschaftliche Lage weiter angespannt. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Ein weiteres extrem hartes Jahr für das Gastgewerbe und die Reisebranche im Westfälischen Ruhrgebiet sorgt für eine gedrückte Stimmung in der Tourismuswirtschaft“, fasst Ulf Wollrath, Geschäftsführer bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund, die Ergebnisse der IHK-Tourismusumfrage Herbst 2021 zusammen. Das Gastgewerbe und die Reisebranche in Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna spüren deutlich die Auswirkungen der Coronakrise. Der monatelange Lockdown in der Wintersaison 2020/2021 hat bei den Unternehmen des Gastgewerbes und der Reisebranche deutliche Spuren hinterlassen und Umsätze einbrechen lassen.

Trotz mehr Buchungen weiter angespannte Lage in der Reisebranche

Die Umsatzentwicklung in der Reisebranche. Grafik: IHK zu Dortmund

Mit Umfragebeginn im Mai 2021 wuchs die Hoffnung, dass in den bevorstehenden Sommermonaten mit der schrittweisen Öffnung von Außen- und Innengastronomie wieder mehr Gäste in die Lokale und Restaurants zurückkehren

In der Hotellerie wurden neben dem Geschäftsreisetourismus auch wieder Übernachtungen zu rein touristischen Zwecken zugelassen. Mit Blick auf die anstehende Feriensaison wuchs die Zuversicht bei den Reiseunternehmen und sinkende Inzidenzwerte führten zu einem deutlichen Anstieg des Reiseaufkommens.

Dabei gingen die meisten Urlauber:innen auf Nummer sicher und entschieden sich für Ziele innerhalb von Deutschland. Trotz steigender Buchungszahlen blieb für die Reisebüros, die Reiseveranstalter und die Omnibusunternehmen die wirtschaftliche Lage weiter angespannt.

Weiterhin große Unzufriedenheit im Kammerbezirk

Die Umsätze im Gastgewerbe. Grafik: IHK zu Dortmund

Im Gastgewerbe führten die Öffnungsschritte zu deutlichen Mehrbelastungen in den Unternehmen: Die Einhaltung der Hygienebestimmungen banden dringend benötigte Mitarbeitende. Zudem hatten während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 zahlreiche Arbeitskräfte die Branche gewechselt.

Die Pandemie verschärfte den ohnehin bestehenden Fachkräftemangel. Unternehmen aus der Gastronomie reagierten hier mit Anpassungen bei den Öffnungszeiten und Speisekarten sowie mit einem zusätzlichen Ruhetag. Unter diesen Rahmenbedingungen fiel es den Betrieben schwer, rentabel zu wirtschaften und die Verluste aus der vorherigen Saison auszugleichen.

Die Bewertung der Geschäftslage zeigt, dass 69 Prozent der befragten Reisebüros und -veranstalter mit ihrem Saisonverlauf unzufrieden sind. Im Gastgewerbe bewerten 56 Prozent der Hoteliers und Gastronom:innen ihre Geschäftslage negativ. 28 Prozent der Befragten aus dem Gastgewerbe und 24 Prozent der Reiseunternehmen sind mit der Geschäftsentwicklung zufrieden.

Steigende Energie- und Lebensmittelpreise als Risiko

Bei den Erwartungen an die künftige Geschäftsentwicklung sind die Reiseunternehmen deutlich positiver gestimmt. Hier gehen rund 52 Prozent der Befragten von einer günstigen Geschäftsentwicklung in der Wintersaison aus. Im Gastgewerbe sind es dagegen nur ein Viertel der Gastronom:innen und Hoteliers, die einen besseren Geschäftsverlauf erwarten.

In der Umfrage haben sich die Betriebe außerdem geäußert, wann sie mit einer Rückkehr zur normalen Geschäftstätigkeit rechnen: Bei 12,5 Prozent der Unternehmen befindet sich die Geschäftstätigkeit bereits wieder auf oder über dem „Vor-Corona-Niveau“. Ein Fünftel der Gastronom:innen und Hoteliers glaubt, dass dies erst im 2. Halbjahr 2022 der Fall sein wird.

Weitere 12,5 Prozent der Befragten sehen erst nach 2022 wieder das Niveau ihrer normalen Geschäftstätigkeit erreicht. Elf Prozent der Gastronom:innen erwarten keine Rückkehr zur Normalität und für annähernd ein Drittel der Hoteliers und Gastronom:innen ist zurzeit keine Einschätzung möglich.

Auch der Fachkräftemangel setzt den Unternehmen zu

Sowohl die Betriebe der Reisebranche als auch des Gastgewerbes sehen in steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen sowie in höheren Arbeitskosten die größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens.

Aber auch der Fachkräftemangel und Veränderungen der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen können die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten nachhaltig beinträchtigen.

Die gesamten Umfrageergebnisse finden Interessierte unter: www.dortmund.ihk24.de/tourismusumfrage


Schwere Jahre für Dortmunds Hotellerie

Auch 2022 stand der Tourismus ganz im Zeichen der Pandemie. So kamen laut der aktuellen Meldung des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen 368.416 Hotelgäste nach Dortmund, und da viele länger als eine Nacht blieben, konnten die Beherbergungsbetriebe 675.370 Übernachtungen verzeichnen. Das sind zwar knapp 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr, allerdings sind diese Zahlen immer noch weit entfernt von den Erfolgsjahren vor Corona. Denn im Vergleich zu 2019 müssen 57,3 Prozent weniger Gästeankünfte und 53,1 Prozent weniger Übernachtungen vermerkt werden.

Sabine Loos: „Diese Zahlen sind nach wie vor bestürzend“

Westfalenhallen-Chefin Sabine Loos ist auch Vorstandsvorsitzende von DORTMUNDtourismus.

Damit brachte Covid-19 die Beherbergungsbranche in Dortmund annähernd auf das Niveau von 2003. „Diese Zahlen sind nach wie vor bestürzend. Aber natürlich war das für das zweite Pandemiejahr auch nicht anders zu erwarten“, stellt Sabine Loos, Vorstandsvorsitzende von DORTMUNDtourismus fest.

„Individualreisen gab es nur sehr zögerlich, der Geschäftstourismus fand in kaum merklichem Maß statt. Es fehlten die wichtigen Reisemotivati- onen wie große Events, Heimspiele des BVB mit den gewohnten Publikumszahlen, Messen, Kongresse, Tagungen“, so Loos weiter.

Die Dortmunder Hotels waren weiterhin auf zahlende Gäste. Die Belegungsszahlen sind schlecht. Foto: Andreas Rehkopp für Leonardo-Hotels

Was das heißt, zeigt die jetzt vorliegende Übernachtungsstatistik, denn sie ist ein guter Indikator für die wirtschaftliche Situation des Tourismus in einer Destination. Von der in normalen Jahren durchschnittlichen Zimmerauslastung von knapp 70 Prozent konnte die Dortmunder Hotellerie in 2021 nur träumen.

 

In manchen Monaten wie dem Januar waren die Hotelzimmer der Stadt nur zu circa zehn Prozent gefüllt. Insgesamt sank die durchschnittliche Auslastung um etwa 50 Prozent gegenüber der Zeit vor Corona.

Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert