Eichenprozessionsspinner: Dortmund bereitet sich im Frühjahr wieder auf die Saison vor – Nistkästen für Meisen jetzt putzen

Spezialfirmen entfernen die Nester des Eichenprozessionsspinnern - hier eine Raupe.
Die Brennhaare der Raupen lösen bei vielen Menschen allergische Reaktionen und Atemwegsbeschwerden aus.

Wie stark die Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) in diesem Jahr auftreten werden, kann derzeit niemand sicher abschätzen. Das Grünflächenamt der Stadt Dortmund bereitet sich dennoch auf die anstehende Saison vor, die vermutlich wieder zwischen Ende April und Mitte Mai ihren Anfang haben wird und etwa vier Monate andauert.

Die Erfahrungen der letzten Jahre machen sich in der Bekämpfung bezahlt 

Das Absaugen der Raupenneter hat sich als effektivstes Mittel im Kampf gegen den EPS bewährt. Foto: Gaye-Suse Kromer, Dortmund-Agentur

Nachdem Dortmund wie viele andere Städte im Ruhrgebiet von dem massenhaften Auftreten der Raupen in 2019 überrascht worden war, hatte das Grünflächenamt für 2020 eine gesamtstädtische und einheitliche Strategie gegen die EPS-Raupen entwickelt und koordiniert. 

Diese Strategie war in 2020 erfolgreich, hat dank einiger Experimente mit Fallen und anderen Absaug-Alternativen neue Erkenntnisse gebracht. In 2021 wird sie in den wesentlichen Punkten fortgesetzt. Die Hauptmethode beim Einsatz gegen den EPS bleibt weiterhin das Absaugen der Raupen, sobald sie das Entwicklungsstadium erreicht haben, in dem sich die gefährlichen Brennhaare ausbilden. 

Als vorbeugende Maßnahme gegen die Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) hatte die Stadt Dortmund 2020 an vielen Tageseinrichtungen für Kinder (TEK) von FABIDO Nistkästen für Kohlmeise oder Blaumeisen aufgehängt. Mehr als 200 Mini-Wohnsitze waren es am Ende. Auch die Sport- und Freizeitbetriebe hatten fast 200 Nistkästen aufgehängt. Viele private Eigentümer*innen und etliche Schulen waren dem Beispiel gefolgt. Die Meisen gelten als natürliche Fressfeinde der Raupen.

Vorsicht bei der Reinigung der Nistkästen: einige könnten schon wieder bewohnt sein

Da Meisen als natürliche Fressfeinde der Insekten gelten, sind die Nistkästen eine gute vorbeugende Ergänzung. Foto: Stadt Dortmund

Die Nistkästen konnten Eltern, TEKs und Schulen teils pädagogisch zur Aufklärung von Kindern und ihren Eltern nutzen. Auch wenn sich bei massenhaftem Auftreten der Raupen die Wirkung in Grenzen hält, sind die Nistkästen als sinnvolle ergänzende Maßnahme zu sehen. Grundsätzlich zeigt sich auch ein positiver Effekt für den Erhalt der heimischen Vogelwelt. 

Bevor die die Nistkästen in diesem Jahr wieder neu durch brütende Meisen-Paare bezogen werden, sollten sie gereinigt werden. Aber Vorsicht: einige Nistkästen könnten bereits wieder Bewohner haben. Zur Reinigung dürfen keinesfalls scharfe chemische Reinigungsmittel oder gar Desinfektionsmittel verwendet werden. Es reicht vollkommen aus, wenn der Kasten gründlich ausgefegt wird. 

Bei stärkere Verschmutzung kann man auch mit klarem Wasser und gegebenenfalls etwas Sodalauge ausspülen. Der Kasten sollte danach unbedingt austrocken, bevor er wieder verschlossen und aufgehängt wird.

Absaugen hat sich als effektive EPS-Beseitigung bewährt – acht Teams im Einsatz

xNeben vier Kolonnen von Firmen sind auch vier Trupps des Tiefbauamts im Einsatz. Fotos: Christian Schön
Foto: Christian Schön / Archiv

Bei den Absaugungen kommt vorwiegend eigenes geschultes Personal mit Spezialanzügen und Saugern zum Einsatz. Die Kapazität bei der Stadt Dortmund wurde dafür in 2020 mehr als verdoppelt. Bis zu drei zusätzliche Teams wurden ausgerüstet, so dass sechs Baumteams des Grünflächenamtes eingesetzt werden können. 

Darüber hinaus stehen je ein entsprechend ausgerüstetes Team des Forstbetriebes im Umweltamt und der Friedhöfe Dortmund zur Verfügung. Insgesamt können also acht stadtinterne Beseitigungsteams bereitgestellt werden. Zusätzlich können externe Firmen mit der Beseitigung über bestehende Rahmenverträge aktiviert werden. 

Durch das Grünflächenamt erfolgt eine Gefahreneinschätzung mit Priorisierung. Bei der Festlegung der Priorität ist ausschlaggebend, ob es sich um eine öffentliche Einrichtung (in städtischer Betriebsführung) mit hoher Wahrscheinlichkeit eines Kontaktes von Personen zum EPS handelt.

Wie bereits 2019 werden befallene Bäume in der nachfolgenden Priorisierung abgesaugt: 

  • Schulen, Tageseinrichtungen für Kinder (TEK) und Kinderspielplätze 
  • Sportplätze und Freibäder 
  • andere öffentliche Gebäude 
  • Grünanlagen und Parkwälder 
  • Straßenbäume

Daneben finden bei der Priorisierung auch geplante Großveranstaltungen sowie nicht aufschiebbare anlassbezogene Termine aus städtischen Flächen (z.B. Beisetzungen auf Friedhöfen) ihre Berücksichtigung. 

Ausnahmen bei der weiteren Beauftragung bilden dabei der Zoo, der Botanische Garten Rombergpark, der Westfalenpark und der Hoeschpark. Hier agieren die Mitarbeiter*innen bei einem Befall mit dem EPS nach der Meldung in der zentralen Meldestelle sowie der dortigen Priorisierung durch einen eigenständigen Abruf bei den entsprechenden Rahmenvertragsfirmen. 

Den „Raupenmelder“ gibt es weiter als Mail-Kontakt und Telefon-Hotline 

Die in 2020 optimierte einheitliche Meldekette wird beibehalten, um die Kompetenz zur Gefahreneinschätzung und anschließender Priorisierung zu gewährleisten und zentral zu bündeln. Die Nummer der telefonischen zentralen Raupenmelder-Hotline wird noch bekannt gegeben. Auch die E-Mail-Adresse raupenmelder@dortmund.de wird rechtzeitig wieder aktiviert. Zum Start wird die Stadt Dortmund darüber gesondert informieren. 

Mit Beginn der Saison und nach den ersten Sichtungen der EPS-Raupen stellt die Stadt in Grünanlagen, Parks, Friedhöfen und Wäldern erneut die einheitlichen, temporären Info- und Warnschilder mit international verständlichen Piktogrammen auf. Der Eichenprozessionsspinner ist ein Risiko, mit dem man vor allem in den nördlichen Stadtteilen überall rechnen muss. 

Die Schilder sind ein Appell an die Eigenverantwortlichkeit aller Dortmunder*innen – Betreten auf eigene Gefahr. Absperrungen oder Schließungen von ganzen Parks sollen möglichst vermieden werden. Im Einzelfall aber kann es zu Teil-Absperrungen kommen – z.B. an Eichenalleen, Schulen oder Tageseinrichtungen für Kinder.

In mehreren Feldversuchen wurde mit verschiedenen Fallen experimentiert 

Spezialfirmen entfernen die Nester der Eichenprozessionsspinner.
Ein entferntes Nest. Foto: NSB-Archiv

In 2020 hatte das Grünflächenamt mehrere Feldversuche mit verschiedenen Fallen unternommen. Diese sollten die Raupen in unterschiedlichen Stadien einfangen. Insgesamt 60 EPS-Fallen wurden für ein entsprechendes Monitoring angeschafft. 20 davon waren mechanische Fallen, die aus einen um den Baum umlaufenden Ring und einem mit einen wirtsspezifischen Lockstoff versehenem Auffangbeutel bestehen.

Außerdem wurden 20 Klebefallen angebracht, die aus einem ca. 20 cm breiten Kunststoffstreifen mit einem dauerhaften Klebstoff bestanden. Weitere 20 Fallen waren spezielle Pheromonfallen, die aus einer Klebefläche mit Sexuallockstoff für die unscheinbaren, graubraunen Falter bestanden. Die Fallen wurden sowohl an junge als auch an alte Bäumen angebracht.

An keiner der Fallen wurden mehr als 10 EPS pro Tag gefangen. Als besonders problematisch entpuppte sich die günstigste Falle, die Klebefalle. Dort sind alle Arten von Insekten gefangen worden und die Raupen waren in der Lage die Randbereiche der Falle sogar als Rückzugsmöglichkeit zu nutzen. Nur durch einen Zufall, konnte das Verenden eines kleinen Vogels verhindert werden. Daraufhin ist der Versuch mit diesen Fallen im Juni abgebrochen worden. Die Klebefallen wurden sofort entfernt. 

Weder Pheromonfallen noch der Einsatz von Fadenwürmern brachten die gewünschten Ergebnisse

Die mechanischen Fallen sind, obwohl sie täglich auf richtige Funktion geprüft wurden und die Köderbeutel mehrmals getauscht wurden, praktisch wirkungslos geblieben. Zu keinem Zeitpunkt ist eine nennenswerte Anzahl von Raupen im Beutel gefunden worden. Im Verhältnis sind an Jungbäumen etwas mehr Insekten gefangen worden, als an Altgehölzen mit sehr unregelmäßiger Borke.

Die Pheromonfallen haben sich auch nur als Indikatorfalle bewährt. Es wurden auch hier nur vereinzelt fertige Schmetterlinge gefangen. Allerdings ist es somit möglich den Zeitpunkt zu bestimmen, ab wann die Wanderungen der Raupen aufhören. Davon lässt sich relativ sicher ableiten, dass ab diesem Zeitpunkt ein Wiederbefall dieser Eichen ausgeschlossen ist. Der Zeitpunkt für das nahende Saisonende lässt sich somit ebenfalls gut einschätzen.

Im Fazit lässt sich festhalten, dass keine der Fallen geeignet ist, eine signifikante Reduzierung in einem größeren Bestand zu erreichen. In 2020 wurde außerdem der Einsatz von Nematoden (Fadenwürmer) geprüft. Allerdings ist hier die Wirksamkeit gegen die EPS-Raupen noch nicht valide beweisen worden. 

Eigenverantwortung nichtstädtischer Eigentümer*innen – Info-Flyer und Online-Hilfe 

Den Info-Flyer finden Sie auch im Anhang des Artikels.

Auch die Unverträglichkeit gegenüber anderen Raupen konnte bislang nicht ausreichend belegt werden. Zudem ist die Art der Ausbringung, durch Spritz-Aktionen mit Schleppern von unten in die Bäume hinein, schwierig. Sie wurde als nicht sehr praktikabel bewertet. Die Stadt kann weiterhin nur auf eigenem Gelände eingreifen. Andere Eigentümer*innen stehen auf ihren Arealen selbst in der Pflicht.

Das betrifft nicht nur die privaten Gärten, sondern auch Flächen, die zum Beispiel von Wohnungsgesellschaften, Straßen.NRW und Autobahn GmbH, Deutsche Bahn, Emschergenossenschaft und Lippeverband betreut werden. Diese sollten rechtzeitig eigene Maßnahmen ergreifen. Gleiches gilt auch für Krankenhäuser und Seniorenheime freier Träger, für Kirchen und ihre Grundstücke, sowie für weitere Grundstücksbesitzer mit großem Baumbestand.

In vielen städtischen Dienststellen mit Publikumsverkehr (je nach Corona-Situation) liegen bald wieder Info-Flyer zum Eichenprozessionsspinner zur kostenlosen Mitnahme bereit. Den Flyer zum Download finden Sie auch im Anhang des Artikels.

 

Weitere Informationen:

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