Dreharbeiten in der Steinwache und auf der Wewelsburg: Ein filmischer Appell für Chancengleichheit und Menschenrechte

Dreharbeiten auf der Wewelsburg
Eine Woche lang drehen die Dortmunder auf der Wewelsburg. Foto: Jugendring

Es sind bewegende, emotionale und beeindruckende Momente, die das junge Filmteam auf der Wewelsburg und in der Steinwache entstehen lässt und mit der Kamera einfängt. Es geht um Chancengleichheit, die Verfolgung von Juden und Behinderten, Respekt, Zivilcourage und den Umgang mit der NS-Vergangenheit.

30 Jugendliche machen beim Kooperationsprojekt mit

Am Donnerstag fanden die Dreharbeiten in der Steinwache statt. Foto: Alex Völkel
Am Donnerstag fanden die Dreharbeiten in der Steinwache statt. Foto: Alex Völkel

Der Arbeitstitel: „Chancengleichheit – Nur ein Traum?“ Jugendring, Dobeq und Grünbau haben das thematisches Paket geschnürt: Ein Paket, an dem insgesamt rund 30 Dortmunder Jugendliche im Vorfeld und jetzt beim Dreh fleißig mitgearbeitet haben.

Sie haben mit professioneller Unterstützung das Drehbuch erarbeitet und wirken eine Woche lang tatkräftig vor und hinter den Kameras mit. 35 Mitglieder zählt das Team, welches derzeit an mehreren Orten dreht.

Die Profis, die die Jugendlichen unterstützen, sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Denn es ist bereits das dritte Filmprojekt, welches der Dortmunder Jugendring auf Initiative von Andreas Roshol auf den Weg bringt.

Jugendring arbeitet mit der Jugendberufshilfe Hand in Hand

Erstmalig kooperiert der Dachverband aller Jugendverbände mit der Dobeq und Grünbau bei einem Film. Für die Jugendberufshilfe ist das Projekt ein Geschenk des Himmels: Sonst häufig als „Reparaturbetrieb“ für Jugendliche abqualifiziert, die im schulischen Kontext nicht mehr „funktionieren“, können die Partner hier nun die ganze Bandbreite der Möglichkeiten der Jugendberufshilfe deutlich machen.

„Die Jugendlichen können ihre Fähigkeiten und ihre Grenzen entdecken, ihre Potenziale und Stärken ausloten“, verdeutlicht Roshol, der das Projekt mit Houssi Shirin (dobeq) und Nadja Schramm (Grünbau) betreut. „Die Jugendlichen, die hier vor der Kamera gestanden haben, werden auch bei einem Vorstellungsgespräch ganz anders auftreten“, ist sich Roshol sicher.

Unterschiedliche Altersgruppen und Bildungshintergründe

Mario Azahaf (26) ist angehender Veranstaltungstechniker, Helfer und Komparse.
Mario Azahaf (26) ist angehender Veranstaltungstechniker, Helfer und Komparse. Foto: Alex Völkel

Die Zusammenarbeit ist reizvoll, denn junge Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichem Bildungshintergrund arbeiten hier zusammen: Zwischen 15 bis 27 Jahren alt sind die Mitwirkenden.

Die Spanne reicht von der Schülerin über Studenten und Azubis bis hinzu Schulabbrechern, die sich eine neue Perspektive erarbeiten.

So wie Mario Azahaf (26), der bei dem Projekt neue Erfahrungen sammeln will, um seine Perspektive als angehender Veranstaltungstechniker zu verbessern. Beim Film schlüpft er zudem auch in ein Kostüm: Für seine Rolle als Soldat hat er extra die langen Haare abschneiden lassen.

Jugendliche identifizieren sich mit den Rollen, die sie selbst erarbeitet haben

Die Jugendlichen gehen in ihren Rollen auf, die sich teilweise selbst auf den Leib geschrieben haben.

Nicht das Identifizieren mit der Rolle sei das Problem: „Es ist viel schwieriger, wieder aus der Rolle heraus zu kommen“, betont Lucas Scholz (19), der den SS-Offizier Edmund spielt.„Um aus der Rolle herauszukommen, muss man aus dem Kostüm heraus.“ Denn schnell identifiziere man sich damit: „Ich habe mich darin wohlgefühlt. Das was extrem erschreckend“, gesteht Lucas. Schließlich spielt er einen Nazi.

Eine ähnliche Erfahrung hat Karina Kruszelnicka (25) gemacht, die die Jüdin Rachel spielt. Sie hat im Film mit Edmund eine verbotene Beziehung, die tragisch endet…

Professionelles Filmteam unterstützt die Dortmunder Jugendlichen

Das professionelle Filmteam unterstützt die Jugendlichen bei dem Projekt.
Das professionelle Filmteam unterstützt die Jugendlichen bei dem Projekt. Foto: Alex Völkel

Das professionelle Filmteam unterstützt die Jugendlichen. Regisseur Cem Arslan hat gemeinsam mit Anniki Lee und den Dortmunder Jugendlichen das Drehbuch erarbeitet.

Lee führt zudem die zweite Kamera – die erste Kamera übernimmt wie bei dem früheren Filmprojekt zum Thema Asyl Kameraprofi Nils Witt.

Cem Arslan ist begeistert, wie die Jugendlichen mitziehen: „Sie sind mit Elan und Herzblut dabei und liefern echte Qualität und Emotionen vor der Kamera ab“, betont der Regisseur mit Blick auf die ersten gemeinsamen Drehtage auf der ehemaligen NS-Ordensburg.

Ortsvorsteher von Büren-Wewelsburg öffnete viele Türen

Die ersten Bilder zeigen, wie professionell die Arbeiten laufen. Wesentlichen Anteil hat daran auch Günter Eggebrecht, Ortsvorsteher von Büren-Wewelsburg. Auf der ehemaligen NS-Ordensburg hat das Dortmunder Filmteam in dieser Woche Quartier aufgeschlagen. Auch das Vorbereitungsseminar zum Drehbuchschreiben fand dort statt.

Eggebrecht ließ sich vom Jugendring begeisterten und öffnete den Dortmundern alle Türen. Er sprach mit den Landwirten, die ihre Felder für Drehs zur Verfügung stellten, band die freiwillige Feuerwehr des Ortes mit ein, die das Team nach Kräften unterstützte.

Sie sorgten unter anderem auf Kommando für den nächtlichen Regen beim Dreh. Auch in der Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Wewelsburg war sein Engagement hilfreich. Die Dortmunder wurden aber auch von der Leiterin der Gedenkstätte und dem Jugendherbergs-Leiter tatkräftig unterstützt.

Dortmunder Mahn- und Gedenkstätte Steinwache als Ausweichdrehort

Dreharbeiten auf der Wewelsburg
Museum, Jugendherberge und Feuerwehr unterstützen den Dreh auf der Wewelsburg. Foto: Jugendring

Allerdings rannten die Dortmunder bei der Gedenkstätte und dem Museum auf der Wewelsburg mit ihrer Initiative offene Türen ein. Gleiches galt in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.

Hierhin wurde kurzfristig ein Drehtag verlegt, weil der eigentliche Drehort im ehemaligen Lager Stukenbrock kurzfristig nicht zur Verfügung stand. Die Polizeiakademie dort wurde kurzfristig als Quartier für Bürgerkriegsflüchtlinge umfunktioniert – das Team brauchte einen neuen Drehort.

Die Dortmunder Mahn- und Gedenkstätte Steinwache sprang ein, weil sie sich sicher sein konnte, dass die Jugendlichen würde- und respektvoll mit dem Ort und den Opfern umgehen würden, verdeutlicht Markus Günnewig, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte .

Die Premiere ist für Dezember in Dortmund geplant

Allerdings – und das gilt für alle Drehorte – geht es hierbei um eine fiktive Geschichte. Sie hat mit dem eigentlichen Ort nichts zu tun. Sie dienen nur als Kulissen für den Film. Dieser hat zwei Zeitstränge: Die Gegenwart und die NS-Zeit. Die Steinwache diente unter anderem für die Gefängnis-Szenen.

Was bei dem Film herausgekommen ist, davon können sich die interessierten Zuschauerinnen und Zuschauer Mitte Dezember überzeugen: Dann soll der Film Premiere feiern. Das Projekt wird übrigens maßgeblich aus Mitteln des Kinder- und Jugendforderplan des Landes NRW finanziert.

 

Mehr zum Jugendring und den Botschaftern der Erinnerung auf nordstadtblogger.de:

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