40 Bewerber:innen für das Literaturstipendium ab Mai 2023

Dortmunds vierter „Stadtbeschreiber“ kommt aus der Schweiz: Alexander Estis folgt auf Elias Hirschl

Alexander Estis wird vierter Stadtbeschreiber. Der Kolumnist und Autor lebt in der Schweiz. Foto: Jonas Linnebank

Der in der Schweiz lebende Autor und Kolumnist Alexander Estis wird Dortmunds vierter Stadtbeschreiber. Er wurde von der Jury unter rund 40 Bewerber:innen für das Literaturstipendium ausgewählt und wird ab Mai 2023 für sechs Monate in Dortmund leben und schreiben. Derzeit ist Alexander Estis Stadtschreiber von Heilbronn.

Ein Spezialist für literarische Kleinformate

Über die Entscheidung freut er sich sehr und dankt der Jury: „Ich bin gespannt auf neue Begegnungen und auf die Gespräche mit der Dortmunder Bevölkerung, die ich führen möchte, um Geschichten, Sehnsüchte, Träume oder auch Ängste zu sammeln, die sich auf die Stadt Dortmund und deren Wandel beziehen“, so Estis.

Alexander Estis ist Schriftsteller und Kolumnist. Er wurde 1986 in einer jüdischen Künstlerfamilie in Moskau geboren; dort erhielt er eine Ausbildung an Kunstschulen und bei Moskauer Künstler*innen. 1996 siedelte er mit seinen Eltern nach Hamburg über. Nach Abschluss des Studiums in deutscher und lateinischer Philologie arbeitete er als Dozent für deutsche Sprache und Literatur an verschiedenen Universitäten. Seit 2016 lebt er als freier Autor in Aarau (Schweiz).

Alexander Estis arbeitet vorwiegend in literarischen Kleinformen. Diese zeichnen sich aus durch stilistische Vielfalt sowie die Verschmelzung von Satire und Ernst, von Essayistik und Belletristik, prosaischer und metrischer Form sowie von Wort und Bild. Zuletzt erschien sein fünftes Buch, die Prosasammlung „Legenden aus Kalk“.

Estis verfasst Essays, Glossen und Kolumnen u.a. für „Die Zeit“, Deutschlandfunk Kultur, NZZ, Tagesanzeiger, WOZ. Ferner übersetzt er Lyrik und Prosa aus dem Russischen und Lateinischen. Alexander Estis ist Mitglied in zahlreichen literarischen Vereinigungen. Für seine Texte erhielt er mehrfach Auszeichnungen und Stipendien.

Urbanen Visionen aus Dortmund eine Stimme geben

Alexander Estis wird vierter Stadtbeschreiber.
Alexander Estis wird vierter Stadtbeschreiber. Foto: Salman Abdo/ In-Haus-Media

In Dortmund möchte er der Bevölkerung mit seinem Projekt „Urbane Visionen“ eine literarische Stimme verleihen und sie dazu einladen, die Stadtentwicklung zu kommentieren und zu begleiten. In Gesprächen will er die mit der Stadt verbundenen Narrative, Sehnsüchte, Träume, aber auch Ängste herausarbeiten und als literarisch gestaltete Visionen publizieren.

Darüber hinaus will Alexander Estis sich mit Lesungen und Kooperationen mit Medien, Autor:innen und anderen Künstler:innen sowie Schreibwerkstätten und ähnlichen Mitmach-Formaten in die Stadtgesellschaft einbringen. Die Jury überzeugte er u.a. mit einer Textauswahl aus seinem Band „Fluchten“, der 2022 in der Salzburger Edition Mosaik erschienen ist.

„Seine Texte zeichnen sich durch hinreißende Lakonie, feine Stilistik und treffsichere Ironie aus. In satirischer Überhöhung, gepaart mit deskriptiver Nüchternheit, folgt er dem Diktum von Humor als Notwehr auf ganz eigene Weise, ausgestattet mit einem raumgreifenden und bildgewaltigen Erzählton. Irritierend, verstörend und zugleich von heiterer Melancholie und zum Kaputtlachen komisch, sind seine Texte“, so die Jury in ihrer Begründung.

Hintergrund: Das Stadtbeschreiber-Stipendium

  • Alexander Estis wird für die Dauer seines Stipendiums in einer von der Stadt angemieteten Wohnung in Dortmund nahe des Literaturhauses im Kreuzviertel wohnen.
  • Er erhält ein monatliches Honorar von 1800 Euro.
  • Das Stadtbeschreiber-Stipendium wird seit 2020 jährlich vergeben und setzt sich inhaltlich mit Transformationsprozessen in Dortmund auseinander.
  • In der Zeit des Stipendiums arbeitet der/die Stipendiat:in eng mit dem Kulturbüro, dem Literaturhaus Dortmund und weiteren Institutionen der regionalen Literaturszene zusammen, bringt sich in die Stadtgesellschaft ein und vernetzt sich mit lokalen Literaturakteur:innen.  
  • Mehr über Alexander Estis: estis.ch
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Reaktionen

  1. Künftiger Stadtbeschreiber Alexander Estis liest im literaturhaus.dortmund (PM)

    Noch bevor er im Mai in Dortmund als neuer Stadtbeschreiber antritt, stellt sich der Schweizer Autor Alexander Estis mit einer Lesung in Dortmund vor: Am Donnerstag, 2. Februar, 19 Uhr liest er im literaturhaus.dortmund (Neuer Graben 78) aus seinem Band „Fluchten“ und spricht über sein Werk mit Moderatorin Dr. Frederike Jacob. Der Eintritt ist frei.

    Niemand, der nicht schon einmal die Flucht ergreifen wollte – ob vor dem Krieg oder einer Umweltkatastrophe oder auch nur aus einer peinlichen Situation, einer langweiligen Gesellschaft, einem sklavischen Arbeitsverhältnis, einer belastenden Beziehung. Alexander Estis‘ „Fluchten“ erzählen von gewollten oder ungewollten, realistischen oder absurden, erfolgreichen oder missglückten Fluchtversuchen.

    Alexander Estis (Jahrgang 1986) wird Dortmunds vierter Stadtbeschreiber. Er wird ab Mai für sechs Monate in Dortmund leben, schreiben und an seinem Projekt „Urbane Visionen“ arbeiten, das der Bevölkerung eine literarische Stimme verleiht und sie dazu einlädt, die Stadtentwicklung zu kommentieren und zu begleiten.

    Mehr über Alexander Estis: estis.ch

  2. Welche Visionen haben die Dortmunder*innen? Stadtbeschreiber Alexander Estis ruft zum Mitmachen auf (PM)

    Seit Anfang Mai lebt der Schweizer Autor Alexander Estis in Dortmund. Der 36-Jährige hat das „Stadtbeschreiber“-Literaturstipendium 2023 erhalten und wird bis Ende Oktober der Stadt und ihren Menschen nachspüren.

    „Dortmunder Visionen“ lautet der Arbeitstitel seines Projekts. Dafür ruft er die Dortmunder*innen nun zur Mitarbeit auf: Welche Erwartungen, Hoffnungen, Träume, Sehnsüchte, aber auch Ängste, Befürchtungen, Dystopien oder gar Horrorvorstellungen verbinden die Menschen mit der Entwicklung und Zukunft der Stadt?

    „Das kann sich sowohl auf die gesamte Stadt oder Region beziehen als auch auf ein konkretes Viertel, auf eine Straße, auf einen Lieblings- oder Hassort, auf Ihr Haus oder Ihre Wohnung“, erläutert Alexander Estis. „Vom Warten auf die Reparatur einer zerbrochenen Straßenlaterne bis hin zu einer urbanen Utopie mit fliegenden Wohnhäusern ist alles erlaubt. Erzählen Sie mir gern die Geschichte, die Ihrer Vision zugrunde liegt!“

    Der Stadtbeschreiber wird diese Visionen literarisch überformen und publizieren. Der Name der Einreicher*innen wird dabei nicht genannt. Wer mitmachen will, schreibt an:
    visionen@literaturhaus-dortmund.de

    Live zu erleben ist Alexander Estis im Juni bei zwei Terminen im Literaturhaus Dortmund (Neuer Graben 78): Am Mittwoch, 21. Juni nimmt er teil an der Präsentation der Zeitschrift „Artic“. Am Freitag, 23. Juni erlebt man ihn im Gespräch mit Christian Kreis und Stefan Reiser.

    Alexander Estis ist Schriftsteller und Dortmunds vierter Stadtbeschreiber. Geboren 1986 in Moskau in einer jüdischen Künstlerfamilie, kam er 1996 nach Deutschland. Nach dem Studium lehrte er deutsche Sprache und Literatur an mehreren Universitäten. Seit 2016 lebt in der Schweiz. Insgesamt hat Alexander Estis bislang sieben Bücher veröffentlicht, zuletzt den Prosaband „Fluchten“ bei der edition mosaik. Für FAZ, NZZ, SZ, DIE ZEIT und andere Zeitungen schreibt Alexander Estis Kolumnen, Essays und Kommentare; seine Radiobeiträge sind regelmäßig im Deutschlandfunk zu hören. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet.

    Mehr über Alexander Estis: estis.ch.

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