
Das wohl größte Dortmunder Crowdfunding-Projekt für Kunst ist gelungen: Das Museum Ostwall (MO) hat ein expressionistisches Gemälde von Gabriele Münter geschenkt bekommen. Die „Freunden des Museums Ostwall“ organisierten das Crowdfunding und viele Bürger:innen unterstützen den Ankauf des Gemäldes. Der Öffentlichkeit wird „Abend vom Fenster/Blick auf Rue Lamblardie, Paris“ (1930) dann im Oktober 2026 präsentiert.
Bild einer bedeutenden Expressionistin erweitert die Sammlung
Das expressionistische Werk von Gabriele Münter passt perfekt ins MO. Es fügt sich in die Sammlung, deren Schwerpunkt unter anderem Expressionismus ist, und erweitert sie um eine bedeutende, international gewürdigte weibliche Position.
Darüber freut sich die Direktorin des Museum Ostwall, Regina Selter, sehr: „Das ist ein weiterer wichtiger Schritt für uns. Wir haben nur wenige Künstlerinnen in unserem expressionistischen Sammlungsbestand. Um dies nach und nach zu ändern, haben wir im vergangenen Jahr eine Ausstellung über Künstlerinnen im Expressionismus gemacht. Wir suchen aktiv und forschen zu den Gründen der Nicht-Erwähnung in der Kunstgeschichte: Wo sind eigentlich die Expressionistinnen?“
Deshalb wollten die Freunde des MO dem Museum gerade dieses Bild einer so bedeutenden Expressionistin im 75. Jubiläumsjahr des Museum Ostwall schenken. Der Freundeskreis bekam einen Hinweis, dass dieses Werk auf einer Auktion angeboten wird und griff sofort zu.
Die Stadtgesellschaft wird an der Sammlung beteiligt
Werke der Künstlerin Gabriele Münter sind auf dem Kunstmarkt nicht nur sehr selten, sondern auch sehr teuer. Dieses schien mit etwas über 100.000 Euro sogar erschwinglich. Trotzdem musste die Summe erstmal zusammengetragen werden: Die Freunde des Museum Ostwall geben 30.000 Euro, dazu kam Geld der Kulturbetriebe und aus dem Ankaufetat des Museum Ostwall. Darüber hinaus wurden die Dortmunder:innen zur Unterstützung aufgerufen.

„Wir wollten die Stadtgesellschaft daran teilhaben lassen, dass sie ihrem Museum dieses Bild schenken können. So ist die Idee des Crowdfunding entstanden“, so Benjamin Sieber, Vorsitzender der Freunde des MO. „So können die Besucher:innen ins Museum kommen und sagen: Ich war dabei“, sagt Sieber.
Auch Regina Selter fand die Idee der Bürger:innen-Beteiligung bei einem Ankauf sehr aufregend. „Wir werden die Bürger:innen in Zukunft noch häufiger fragen: Was wollt ihr im Museum sehen, was fehlt euch? Wir haben zu diesem Zweck bereits vor zwei Jahren einen Beirat gegründet.“
Im Oktober 2026 ist es dann für die Öffentlichkeit zu sehen
Das Gemälde von Gabriele Münter ist in vielerlei Hinsicht besonders: nicht leuchtend farbintensiv wie andere Gemälde der Expressionist:innen, sondern dunkel, zeigt es eine Eisenbahn mit dampfender Lokomotive, die durch eine abendliche Stadtlandschaft fährt. Es verbindet Münters großes Interesse für Maschinen und Technik geschickt mit der stimmungsvollen Pariser Szenerie.
Nach Restaurationsarbeiten wird es im Oktober 2026 der Öffentlichkeit in einer neuen Sammlungs-Präsentation vorgestellt. „Wir freuen uns sehr, dass es dieses Bild geworden ist, weil es gleich mehrere Lücken schließt.“
„Es ist unser erstes Gemälde von Gabriele Münter, und noch dazu zeigt es eine Stadtansicht. Wir haben sehr viele Landschaften der klassischen Moderne, aber wenig Stadtansichten“, freut sich Sammlungsleiterin Dr. Nicole Grothe. Sie verrät sogar schon, wie es im nächsten Jahr präsentiert wird: Gezeigt wird es zusammen mit einem Werk von Alexej von Jawlensky – das eine farbenfrohe Landschaft zeigt.