Dortmund hat weit über die Grenzen der Stadt gezeigt: „So geht Flüchtlingshilfe!“ – Hannelore Kraft vor Ort

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besucht das Dietrich-Keuning-Haus und bedankt sich bei den freiwilligen Helfern
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besucht das Dietrich-Keuning-Haus und bedankt sich bei den freiwilligen Helfern

Die Hilfsbereitschaft in Dortmund geht ungebrochen weiter: Selbst ganze Schulklassen lassen Schule Schule sein und fahren in die Nordstadt, um tatkräftig anzupacken. Für ihren Einsatz bekommen die Dortmunder Lob von allen Seiten – statt „nur“ mit dem BVB glänzt die Stadt national wie international mit unglaublicher Hilfsbereitschaft.

Angehende ErzieherInnen des Anna-Zillken-Berufskollegs kamen mit der ganzen Klasse

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besucht das Dietrich-Keuning-Haus und bedankt sich bei den freiwilligen Helfern
Hunderte Menschen packen ehrenamtlich im Dietrich-Keuning-Haus an. Fotos: Klaus Hartmann

Gleich am Montag morgen zu Unterrichtsbeginn haben die angehenden Erzieherinnen und Erzieher des Anna-Zillken-Berufskollegs ihren Lehrer Thomas Barg angesprochen, ob man denn heute nach der Ankunft der vielen Flüchtlinge am Sonntag nicht den Unterricht ausfallen lassen könnte, um im Dietrich-Keuning-Haus tatkräftig helfen zu können.

Eine kurze Nachfrage beim Leiter der Schule und schon zogen die jungen Menschen im Klassenverband samt Lehrer zum Begegnungszentrum in der Nordstadt, um ihre Hilfe anzubieten.

Nun stehen sie dort und sortieren Kinderkleidung und Schuhe nach Größe. Viel hat sich in der Skateboardhalle angesammelt. Zwischen Halfpipe und anderen Herausforderungen für den Skater türmen sich die Spenden der Dortmunder.

Das alles will sortiert werden, um die Sachen an die Flüchtlinge weitereichen zu können. „Größe Acht ist welche Größe“, ruft jemand durch die Halle? „Größe 43“, antwortet ein anderer Helfer.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft machte sich vor Ort ein Bild

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besucht das Dietrich-Keuning-Haus und bedankt sich bei den freiwilligen Helfern
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bedankt sich bei den freiwilligen Helferinnen und Helfern.

Nach dem Innenminister am Sonntag macht sich am Montag auch „Landesmutter“ Hannelore Kraft ein Bild von der gigantischen Hilfsbereitschaft. Sie ist zu Besuch, um sich ein Bild über die Situation in Dietrich-Keuning-Haus zu verschaffen.

Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer achten, in ihre Arbeit vertieft, kaum auf die Ministerpräsidentin des Landes NRW und den Troß der Medienschaffenden in ihrem Gefolge.

Kurz steht sie an der Bande der Skateboardanlage und betrachtet das emsige Treiben in der Halle – offensichtlich mit Genugtuung. „Hallo“, ruft sie in die Halle, „kommen sie doch einmal alle, ich möchte ihnen danken“, sagt sie. „Es werden noch weitere Züge mit Flüchtlingen eintreffen, die ganze Woche wird hier mit Sicherheit noch ihre Hilfe benötigt werden.“

Düsseldorf und Dortmund werden im Wechsel als Drehscheibe fungieren

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besucht das Dietrich-Keuning-Haus und bedankt sich bei den freiwilligen Helfern
Das Engagement und die Hilfsbereitschaft der Dortmunderinnen und Dortmunder ist ungebrochen.

Stadtdirektor Jörg Stüdemann in ihrer Begleitung ergänzt, dass man sich ab Dienstag mit Düsseldorf im Wechsel um die Verteilung der ankommenden Flüchtlingen kümmern werde.

„Wir hätten gerne mehr Zeit, um die Flüchtlinge einzukleiden“, kritisiert eine Helferin. „Oft sind die Busse schon da, bevor sich die Menschen versorgen konnten“, sagt sie. Jörg Stüdemann verspricht, dass man sich des Problems in den täglichen Sitzungen des Krisenstabs annehmen will.

Hannelore Kraft läuft durch Skateboardhalle, gibt Interviews und spricht mit den Helfern. Irgendwann kommt ein junger Mann zu ihr und fragt, ob die vielen Medienvertreter nicht mal langsam die Räumlichkeiten verlassen könnten – sie würden im Wege stehen.

„Weißt du denn nicht, wer das ist?“, fragt ein Kollege den jungen Mann, nachdem Kraft weitergezogen ist. „Ja doch“, antwortet er, „aber von mir aus könnte sie die Kaiserin von China sein, wir haben doch noch soviel zu tun.“ Dortmund packt eben lieber an…

Nationales und internationales Lob für Engagement in Dortmund

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besucht das Dietrich-Keuning-Haus und bedankt sich bei den freiwilligen Helfern
Die Skaterhalle am DKH hat sich in eine riesige Sortierhalle für die Sachspenden verwandelt.

Nicht nur die nationale und internationale Presse berichtet. Auch die Dortmunder Politik ist begeistert über das Engagement der vielen ehren- und hauptamtlichen Helferinnen und Helfer.

Denn auch in der Nacht zu Dienstag waren wieder hunderte Menschen am Hauptbahnhof, um die Flüchtlinge zu begrüßen, und im Keuning-Haus, um dort anzupacken.

„Wer am Hauptbahnhof war, der konnte erleben, zu was eine Stadt in der Lage ist, wenn große Hilfsbereitschaft und ehrenamtliches Engagement vieler Freiwilliger auf gut koordinierte und kooperierende hauptamtliche Arbeit treffen“, erklären der Kreisverband sowie die Ratsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen.

„Dortmund hat mit dem Willkommen für die aus Ungarn angereisten, überwiegend syrischen Flüchtlinge weit über die Grenzen der Stadt gezeigt: So geht Flüchtlingshilfe!“

Das Dortmunder Engagement setzt Maßstäbe für die Flüchtlingshilfe

Die Flüchtlinge sind in Dortmund angekommen
Die zahlreichen Flüchtlinge wurden in Dortmund willkommen geheißen.

„Das hat über das Wochenende hinaus Maßstäbe für den zukünftigen Umgang mit Flüchtlingen gesetzt. Dieses Engagement und diese Hilfsbereitschaft gilt es zu erhalten und vor dem Hintergrund der noch zu erwartenden Flüchtlinge – gerade auch bei der Unterbringung in den einzelnen Stadtbezirken – zu unterstützen und auszuweiten“, heißt es weiter von den Grünen.

„Die aktuelle Situation zeigt, dass NRW und die Kommunen noch vor viel größeren Herausforderungen stehen werden als angenommen“, erklärt SPD-Fraktionschef Norbert Schilff. „Die große Hilfsbereitschaft der Dortmunder Bevölkerung und der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ist überwältigend. Die SPD-Ratsfraktion dankt allen Dortmunderinnen und Dortmundern, die spontan den ankommenden Flüchtlingen zur Seite gestanden haben.“

Kritik: Eine solche Zusammenarbeit von Stadt und Land wäre auch bei der EAE nötig

So eine Kooperation und Koordination hätten sich die Grünen in den vergangenen Wochen auch zwischen Stadt und Land gewünscht.

„Was am Wochenende am Bahnhof und im Keuninghaus koordiniert und reibungslos funktionierte, muss in Zukunft als geordnetes Verfahren auch bei einer von der Verwaltung vorgenommenen Schließung der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Hacheney funktionieren.“

Sie fordern: „Eine ausreichende Verpflegung, eine gezielte Information über die Situation sowie Transportmöglichkeiten in die nächste Einrichtung für die vielen Flüchtlinge, die in Hacheney immer wieder vor den geschlossen Türen stehen.“

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Reaktionen

  1. Evangelische Kirche

    Flüchtlinge in Dortmund: Evangelische Kirche bietet der Stadt Unterstützung an

    Tausende von Flüchtlingen sind in den letzten Tagen in Dortmund angekommen. Die Evangelische Kirche in Dortmund bietet der Stadt Unterstützung an, „diese Menschen in Not angemessen und freundlich zu empfangen“. So formulierte es jetzt Ulf Schlüter, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, in einem Schreiben an Oberbürgermeister Ullrich Sierau.

    Über die Lösung der Wohnraumfrage, so Schlüter, ist der Kirchenkreis mit Stadtdirektor Jörg Stüdemann im Gespräch. Verschiedene Gebäude, die im Besitz der Kirche sind, werden dafür angeboten. Das Diakonische Werk bereitet sich kurzfristig auf die Übernahme weiterer Flüchtlingsunterkünfte vor. Es beteiligt sich aktuell an der logistischen Verarbeitung der umfangreichen Sachspenden am Bahnhof und im Dietrich-Keuning-Haus.

    Superintendent Schlüter versicherte darüber hinaus das kirchliche Engagement an einer weiteren Stelle. „Beim Einsatz gegenüber den Rechtsextremisten, die auf dem Rücken der flüchtenden Menschen ihre menschenverachtende Weltanschauung verbreiten wollen.“

    Schlüter betont in dem Schreiben, dass die Evangelische Kirche beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Dortmunder Bürgerinnen und Bürger ist. „Das breite und spontane Engagement ist ein großartiges Zeichen einer weltoffenen Humanität; gerade angesichts unserer deutschen Geschichte ist dies von hoher Bedeutung.“ Ebenfalls beeindruckend sei die logistische Leistung und die hohe organisatorische Kompetenz der Stadtverwaltung.

    Schlüter verspricht: „Die Kirchengemeinden und Arbeitsbereiche der Evangelischen Kirche werden auch künftig daran mitwirken, dass in Dortmund Vernunft und Menschlilchkeit die Atmosphäre und das Denken prägen.“

  2. Katholische Kirche

    Hilfen für Flüchtlinge: Suche nach Wohnraum – Hilfe an den richtigen Stellen gefragt

    Erzbischof Hans-Josef Becker hat in einem Brief an die Kirchengemeinden im Erzbistum Paderborn darum gebeten, zu überprüfen, wo gemeindeeigener Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen bereitgestellt werden könne. Eine Bitte, die Propst Andreas Coersmeier in Dortmund nachdrücklich unterstützt.

    In Kurl und in Aplerbeck haben katholische Gemeinden schon länger Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Über die Jugendhilfe St. Elisabeth und die Jugend- und Familienhilfe St. Bonifatius werden in Dortmund unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht und betreut. 24 dieser jungen Flüchtlinge leben zurzeit in einer Etage des DJH Jugendgästehauses Adolph Kolping.

    Die große Hilfsbereitschaft der Dortmunder gegenüber den ankommenden Flüchtlingen ist vermehrt auch in den Pfarrbüros der Kirchengemeinden zu spüren. „Viele melden sich und möchten helfen oder Sachspenden abgeben“, berichtet Propst Coersmeier. Das sehr erfreuliche Engagement sei jedoch nicht immer hilfreich. Insbesondere Sachspenden könnten schon aufgrund fehlender Lagermöglichkeiten oft nicht angenommen werden.

    Auch sei es für Gemeinden, in denen sich noch keine Unterstützerkreise für Flüchtlinge gebildet hätten, kaum möglich, Hilfsangebote zu koordinieren. Wer helfen möchte, kann sich auch auf der entsprechenden Internetseite der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Dortmund eintragen: http://www.dortmunderfluechtlinge.de Allerdings gibt es hier inzwischen ebenfalls die Schwierigkeit, die Hilfe zeitnah zu koordinieren, wie Manfred von Kölln von der Caritas Dortmund mitteilt. Wenn bekannt sei, an welchen weiteren Standorten Flüchtlinge in Dortmund untergebracht werden und wer sie dort betreut, könne im Umfeld der Einrichtungen ehrenamtliche Hilfe koordiniert werden.

    Für die von der Caritas Dortmund betreute Flüchtlingsunterkunft in der früheren Hauptschule am Ostpark hat sich ein großer Unterstützer- und Helferkreis gebildet. Dieser organisiert Deutschkurse, Kinderbetreuung, Dolmetscherdienste, Umzugshilfen und anderes mehr. Diese Hilfen sollen dann demnächst auch in den weiteren Übergangseinrichtungen angeboten werden.

  3. Linke & Piraten DO

    LINKE & PIRATEN zur Wohnungnot in Dortmund: „Leerstände können nicht mehr geduldet werden“

    Für Tausende Menschen wird in Dortmund händeringend preisgünstiger Wohnraum gesucht. Für finanziell schlechter gestellte Dortmunder Familien ebenso wie für Studenten, Hartz IV-Empfänger oder – ganz aktuell – für die zahlreiche Flüchtlinge. Dieser Wohnraum ist durchaus vorhanden, steht aber leer und wird nicht vermietet. Oftmals seit Jahren. Ein Unding, findet die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN.

    Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN möchte in der Ratssondersitzung am kommenden Montag deshalb die Stadtverwaltung beauftragen, die „Satzung über den Schutz und Erhalt von Wohnraum in Dortmund“ endlich konsequent anzuwenden. Diese Satzung ist immerhin seit drei Jahren in Dortmund gültig und stellt ein öffentliches Interesse an Wohnraum über das Recht des Eigentümers an einer leer stehenden Wohnung.

    Ein Leerstand von Wohnraum in Miethäusern, der länger als drei Monate andauert, gilt als Zweckentfremdung. Eine solche Zweckentfremdung ohne ersichtlichen Grund ist – so schreibt es die Satzung vor – genehmigungspflichtig. Andernfalls kann es für den Eigentümer sehr teuer werden.

    Doch bislang hat die Stadt Dortmund ihre diesbezüglichen Möglichkeiten nicht ausreichend genutzt, meinen die Linken & Piraten.

    Utz Kowalewski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN: „In Dortmund steht eine große Anzahl von Wohnhäusern leer. Damit bleibt Wohnraum für 3000 bis 5000 Menschen ungenutzt. Alleine auf der Brückstraße stehen die Wohnbereiche in rund 30 Häusern leer. Durch die schon seit Längerem zu beobachtenden Anspannungstendenzen auf dem Wohnungsmarkt insbesondere im Marktsegment der Wohnungen für Menschen mit niedrigem Einkommen – insbesondere für Familien – wirkt sich das Verhalten einer Vielzahl privater Vermieter ungünstig aus.“

    Kowalewski weiter: „Wegen der immer geringer werdenden Anzahl von Sozialwohnungen bei gleichzeitigen Zuwächsen bei Studenten und EU-Zuwanderern sowie aktuell durch den vermehrten Zuzug von Flüchtlingen aus Kriegsländern verknappt sich der Wohnungsmarkt weiter, so dass Leerstände nicht mehr im bisherigem Umfang geduldet werden können.“ 

Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN will deshalb diese Leerstände schnellstmöglich mit Leben füllen. Deshalb möchte sie darüber informiert werden, wie und wie oft die „Satzung über den Schutz und Erhalt von Wohnraum in Dortmund“ bislang angewendet wurde. Kowalewski: „Dabei soll auf die Zahl der leerstehenden Wohnungen, die Dauer des Leerstandes und die bisher angeordneten Maßnahmen zur Beseitigung der Zweckentfremdung eingegangen werden.“ 


  4. Dietrich-Keuning-Haus

    Veranstaltungen im DKH entfallen

    Das Dietrich-Keuning-Haus ist derzeit Anlaufpunkt und Ort der Erstversorgung für zahlreiche Flüchtlinge. Aufgrund der aktuellen Situation müssen in dieser und der nächsten Woche (bis einschließlich 19. September) leider alle kulturellen Veranstaltungen, Workshops und pädagogischen Angebote entfallen. Besucher/innen und Kursteilnehmer/innen können sich bei Rückfragen an die folgende Rufnummer wenden: 0231 50 25145.

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