Wanderausstellung „Kosmos des Lebens“ startet im MKK Dortmund

Die lebensnahen Bilder der Dortmunder Fotografie-Pionierin Annelise Kretschmer

Blick in die Ausstellung „Kosmos des Lebens“ im MKK Dortmund. Foto: Roland Gorecki für die Stadt Dortmund

Die Dortmunderin Annelise Kretschmer (1903-1987) gehört zu den bedeutenden Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Im MKK Dortmund wird ihr Schaffen mit etwa 60 Werken gewürdigt. Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag, 25. Januar 2024, um 18 Uhr. Es sind besonders viele Porträts ausgestellt, viele von Dortmunder Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Leonie Reygers. Sie war 1940 stellvertretende Leiterin des Museums für Kunst und Kulturgeschichte und später des Museums am Ostwall. „Sie ist also ganz eng mit unserem Museum verknüpft. Für uns ist das toll, dass wir die erste Station der Wanderausstellung sein können“, sagt Museumsdirektor Dr. Jens Stöcker. Mit der Wanderausstellung „Kosmos des Lebens. Die Fotografin Annelise Kretschmer“ würdigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Arbeit dieser Künstlerin.

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt Bilder einer Pionierin der Fotografie

Die Ausstellung wird am Donnerstag, 25. Januar 2024, um 18 Uhr im Museum für Kunst und Kulturgeschichte eröffnet und ist bis zum 21. April 2024 dort zu sehen. Anschließend wandert sie bis Oktober 2025 an acht weitere Standorte in Westfalen-Lippe.

In Dortmund wird die Ausstellung ergänzt mit Bildern aus dem MKK Dortmund. Rund 50 Ausstellungsreproduktionen aus dem Bestand des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster sowie sieben Vintage-Prints aus dem Bestand des MKK zeichnen Kretschmers künstlerische Entwicklung in vier Kapiteln nach.

Annelise Kretschmers Fotografien zeigen ein breites Spektrum an Motiven und Themen – kaum ein Lebensbereich bleibt ausgespart. Sie behauptete sich mit ihrem Fotoatelier in Dortmund in einer Zeit als Künstlerin, als Männer noch unangefochten das Kulturleben dominierten.

Eigene künstlerische Handschrift führt zu internationaler Anerkennung

Selbstporträt der Dortmunder Fotografin Annelise Kretschmer. Foto: Nachlass Annelise Kretschmer / LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster

In den künstlerischen Entwicklungen der Weimarer Republik wie der Neuen Sachlichkeit oder des Bauhauses erarbeitete sich Annelise Kretschmer eine eigenständige Position. Auch nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges verfolgte sie ein eigenes ästhetisches Konzept.

Ihre Aufnahmen – ob von Personen, Orten oder Gegenständen – trafen das Wesen: Mit besonderer Sensibilität fing Kretschmer Emotionen und Charakter des fotografierten Gegenübers ein.

Als eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Fotoatelier eröffneten, fand Annelise Kretschmer bereits in den späten 1920er-Jahren international Anerkennung. Sie nahm an wichtigen Ausstellungen des noch jungen Mediums Fotografie teil, wie der „Film und Foto“ in Stuttgart, und konnte in Zeitschriften publizieren.

Dortmunder Atelier war wichtiger Anlaufpunkt

Wäscherinnen, 1928, Silbergelatineabzug Foto: Nachlass Annelise Kretschmer / LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster

Die NS-Zeit bedeutete für Kretschmer, die einen jüdischen Vater hatte, nicht nur persönlich, sondern auch beruflich einen großen Einschnitt. Zwar konnte sie in geringem Umfang weiterarbeiten, an die frühen Erfolge aber nicht wieder anschließen.

Später war sie sehr gut in der Kunst- und Kulturszene vor allem von Dortmund vernetzt, ihr dortiges Atelier war ein wichtiger Anlaufpunkt. So zeigt die Ausstellung auch einen Einblick in das kulturelle und städtische Leben von Dortmund.

„Wir hoffen auf das Feedback von den Dortmunder:innen, die das Atelier besucht haben, wir suchen Fotos und Geschichten“, sagt Museumsdirektor Dr. Jens Stöcker. Anekdoten und Familienporträts könnten gerne an folgende E-Mail geschickt werden: CWalda@stadtdo.de.

Porträts von Künstler:innen bis Wissenschaftler:innen

Kuratorin Ute Christina Koch in der Ausstellung „Kosmos des Lebens“. Foto: Roland Gorecki für die Stadt Dortmund

Sie porträtierte zahlreiche Künstler:innen und Kulturschaffende. Aber auch andere Personen wie Industrielle oder Wissenschaftler:innen wurden von ihr fotografiert. Kretschmer entwickelte eine bildnerische Sprache, mit der sie die Persönlichkeit des Menschen einfangen konnte.

Ihre Porträt-Aufnahmen sprechen durch ihre Unmittelbarkeit an und berühren. Sie schafft eine Situation des direkten Kontaktes zwischen Betrachtenden und fotografischem Abbild.

„Mit dieser Ausstellung rücken wir eine ganz besondere Künstlerin in den Fokus. Ihre Arbeiten, vor allem ihre Porträts, bestechen durch Intensität und Unmittelbarkeit des Ausdrucks“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Ute Christina Koch.

Digitale Führungen und Begleitprogramm für Familien

Interessierte können sich nicht nur in der Ausstellung, sondern auch in digitalen Führungen der Künstlerin thematisch nähern, beispielsweise im Hinblick auf ihre Netzwerke. Die Führungen werden mittels eines QR-Codes vor Ort im Museum bereitgestellt.

Zudem haben die Geschichtsmanufaktur Dortmund und Sophie Reinlaßöder vom LWL-Museumsamt ein Begleitprogramm für Erwachsene sowie Familien entwickelt.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Das Museum hat im Dezember 2019 den Nachlass der Künstlerin erworben, bestehend aus 2.600 Fotografien als Originalvergrößerungen und etwa 13.000 Negativen.

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Weitere Informationen:

Foto-Ausstellung „Kosmos des Lebens“
Studio des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastr. 3, 44137 Dortmund
25. Januar 2024 bis 21. April 2024
Der Eintritt ist frei

Führungen
Am Sonntag, 28. Januar, gibt es ab 15 Uhr eine Kuratorinnenführung durch die Ausstellung, der Eintritt beträgt 3 Euro. Vom 4. Februar an finden an jedem zweiten Sonntag Führungen statt, zusätzlich gibt es Termine für After-Work-Führungen (29. Februar, 7. März und 18. April von 18 bis 19 Uhr, 3 Euro).

Workshops
Am 4. Februar können Familien mit Kindern ab sechs Jahren (14 bis 15:30 Uhr und 15:30 bis 17 Uhr) Leporellos gestalten. Leporellos sind eine schöne Art, Fotos aufzubewahren. In der Ausstellung entdecken Familien mit Kindern, wie die Fotografin Annelise Kretschmer ihre Bilder aufbewahrt hat. Anschließend werden eigene Leporellos gestaltet. Das Angebot ist kostenfrei, bitte anmelden.

Am 18. Februar von 13 bis 16 Uhr gibt es einen Workshop, der sich künstlerisch mit Fotografien auseinandersetzt: Im Workshop „Re-imagining Annelise. Experimentelles Arbeiten mit Fotografien“ erforschen die Teilnehmer:innen unter Leitung von Fotografin Aslı Özçelik die künstlerische Kraft, Altes zu zerstören, um Neues zu schaffen. Fotografien von Annelise Kretschmer und eigene Fotografien der Teilnehmer:innen werden mit Malerei und Nähtechniken zusammengeführt. 3 Euro pro Person, Anmeldung bitte bis zum 15. Februar 2024.

Podiumsdiskussion
Am Freitag, 14. März, ab 18 Uhr im STADT_RAUM sprechen Expert:innen aus Forschung und künstlerischer Praxis über Frauen in der Fotografie. Drei Impulsbeiträge von Tabea Borchardt, Nathalie Dimic und Rebecca Racine Ramershoven widmen sich der Fotografie als Frauenberuf, einem individuellen fotografischen Werdegang, dem Machtverhältnis zwischen Autorin und porträtierter Person sowie dem Selbstporträt von Frauen aus intersektionaler Perspektive. Das anschließende Podiumsgespräch öffnet den Raum für Austausch und Reflexion. Der Eintritt ist frei, es moderiert Aslı Özdemir.

Anmeldung zu Führungen und Veranstaltungen
Besucher:innen-Service des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK), Tel. (0231) 50-26028, info.mkk@stadtdo.de

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Reaktionen

  1. Fotos werden mit Malerei und Nähtechniken zu etwas Neuem: Workshop zur Ausstellung „Annelise Kretschmer“ – experimentelles Arbeiten mit Fotografien (PM)

    In einem Kreativ-Workshop im Museum für Kunst und Kulturgeschichte geht es um Fotobearbeitung. Am Sonntag, 18. Februar wird von 13 bis 16 Uhr experimentiert. In diesem Workshop arbeiten die Teilnehmer*innen experimentell mit eigenen Fotografien oder denen von Annelise Kretschmer. Die Fotografin Aslı Özçelik leitet den Workshop.

    Die Dortmunderin Annelise Kretschmer (1903-1987) gehört zu den bedeutenden deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte wird ihr Schaffen derzeit in der Ausstellung „Kosmos des Lebens“ mit etwa 60 Werken gewürdigt. Annelise Kretschmers Fotografien zeigen ein breites Spektrum an Motiven und Themen – kaum ein Lebensbereich bleibt ausgespart. Sie behauptete sich in einer Zeit als Künstlerin, als Männer noch unangefochten das Kulturleben dominierten.

    Der Workshop findet am Sonntag, 18. Februar von 13 bis 16 Uhr statt. Er kostet 3 Euro pro Person. Bitte bis zum 15. Februar anmelden: Besucher*innen-Service des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK),
    Tel. (0231) 50-26028, info.mkk@stadtdo.de.

  2. Fotos und Geschichten zu Annelise Kretschmer gesucht: Die bekannte Dortmunder Fotografin ist Thema der Salongeschichten im MKK (PM)

    Bei den nächsten „Salongeschichten“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte am Mittwoch, 21. Februar, ab 14:30 Uhr dreht sich alles um die Dortmunder Fotografin Annelise Kretschmer.

    Annelise Kretschmer war in Dortmund als Fotografin bekannt und beliebt. Zunächst führt ein gemeinsamer Rundgang durch die Ausstellung „Kosmos des Lebens. Die Fotografin Annelise Kretschmer“. Dabei geht es um das Leben der Fotografin sowie ihre Fotografien, die in einer Zeit entstanden sind, in der Männer noch das kulturelle Leben unangefochten dominierten.

    Fotos und Geschichten über Annelise Kretschmer

    Annelise Kretschmer war eine Vorreiterin für viele Frauen in der Branche. Sie eröffnete ein angesehenes Fotoatelier in Dortmund. Viele Dortmunder*innen ließen hier regelmäßig ihre Familienfotos machen. Wer noch Fotos aus dem Atelier hat und/oder Geschichten dazu kennt, kann sie gerne mitbringen.

    Nach der Führung gibt es Gespräche, Kaffee und Kuchen, die Kosten für den Nachmittag liegen bei 10 Euro. Bitte bis spätestens 12 Uhr am Veranstaltungstag anmelden unter info.mkk@stadtdo.de oder telefonisch: 0231 50-26028.

  3. frau* macht fotografie: MKK lädt zur Podiumsdiskussion über Frauen in der Fotografie zur Annelise-Kretschmer-Ausstellung (PM)

    Annelise Kretschmer gehört zu den bedeutenden Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Eine Pionierin in einer Männerwelt. Im MKK wird anlässlich ihrer Ausstellung über die Rolle der Frauen in Bildern und im Foto-Beruf geredet.

    Annelise Kretschmer (1903-1987) behauptete sich mit ihrem Fotoatelier in Dortmund in einer Zeit als Künstlerin, als Männer noch unangefochten das Kulturleben dominierten. Als eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Fotoatelier eröffneten, fand Annelise Kretschmer bereits in den späten 1920er-Jahren international Anerkennung.

    Mit Expert*innen aus Forschung und künstlerischer Praxis geht es bei der Gesprächsveranstaltung „frau* macht fotografie“ am Donnerstag, 14. März ab 18 Uhr um Frauen in der Fotografie. Veranstaltungsort ist der STADT_RAUM im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (Hansastraße 3).

    Vorträge und moderierte Diskussion

    Drei Impulsbeiträge beschäftigen sich mit der Fotografie als Beruf, dem Machtverhältnis zwischen Autor*in und porträtierter Person sowie dem Selbstporträt von Frauen. Moderiert wird die Veranstaltung von Aslı Özdemir. Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main und beschäftigt sich mit Fotografie, Video-Ton, Installation, Schreiben und Performance. Neben ihrer künstlerischen Praxis ist sie Sprecherin und Moderatorin in Lesungen bzw. von Talk-Formaten.

    Wege zur Fotografie: Eine autobiografisch-visuelle Erzählung

    Tabea Borchardt leistet einen der Impulsbeiträge zu der Veranstaltung. In einer autobiografischen und visuellen Erzählung beschäftigt sie sich mit den Wegen zur Fotografie. Sie studierte Fotografie an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Der Ausgangspunkt ihrer Arbeiten liegt in einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit der Veränderung fotografischer Abbildungen, Zeigeformen und Bewahrungspraktiken sowie Fragestellungen zur Dauer der Bilder und des Abgebildeten. Ihre Arbeiten wurden national und international gezeigt und befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen.

    Fotografin als Beruf

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts avancierte der Beruf der Fotografin zu einer Art Modeberuf und wurde in den Handbüchern zur Ausbildung und Berufswahl der Frau empfohlen. Nathalie Dimic nimmt in ihrem Kurzvortrag eigene Spuren ihres Werdegangs auf und erklärt, wie bürgerliche Frauen in die Berufstätigkeit starteten. Dennoch kommen Fotografinnen in der tradierten Fotografiegeschichte selten vor. Sie werden buchstäblich ‚ausgeblendet‘ oder als Ausnahme angesehen.

    Nathalie Dimic studierte Kunstgeschichte, Gender Studies und Kuratorisches Wissen in Marburg und Bochum. Sie arbeitet als Kunst- und Kulturwissenschaftlerin für verschiedene Kultureinrichtungen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Fotografie- und Geschlechtergeschichte sowie in der visuellen, materiellen und vestimentären Kultur.

    Das fotografische Porträt: Machtverhältnisse, Prozesse, Repräsentation

    Rebecca Racine Ramershoven beschäftigt sich mit dem Frauenporträt in der Fotografie und dem Machtverhältnis. Die Person, die das Foto macht, „fängt“ das Gegenüber ein und hat die Kontrolle über den Moment, über Ausschnitt und Ausdruck. Wie wirkt sich das die Betrachtung und Analyse von Bildern aus – insbesondere mit Blick auf race und Geschlechtsidentität?

    Rebecca Racine Ramershoven (*1987, Bad Nauheim) ist Fotografin und absolviert aktuell den Masterstudiengang Photography Studies & Practice an der Folkwang Universität der Künste in Essen. In ihren Arbeiten verhandelt sie mittels Fotografie, Bewegtbild und Objekten Fragen zu race-bezogener Repräsentation sowie soziokulturellen Themen und Möglichkeiten.

    Im anschließenden Podiumsgespräch kann man sich über die Themen weiter austauschen.

    WAS + WO: frau* macht fotografie: Gespräch im STADT_RAUM mit Tabea Borchardt, Nathalie Dimic und Rebecca Racine Ramershoven, moderiert von Aslı Özdemir

    WANN: Donnerstag, 14.03.2024, 18 bis 20 Uhr, Eintritt frei

  4. Kosmos des Lebens entdecken: Letzte Führungen in der Ausstellung über die Dortmunder Fotografin Anneliese Kretschmer (PM)

    Die Ausstellung zur Fotografin Annelise Kretschmer (1903-1987) präsentiert eine vielfältige Auswahl an Motiven und Themen aus dem Schaffen der Dortmunder Künstlerin. Ihre Kunst, die den Strömungen der Neuen Sachlichkeit nahesteht, zeichnet sich durch eine einzigartige Ästhetik aus, die den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Die Ausstellung im Musem für Kunst und Kulturgeschichte (Hansastr. 3) wird noch bis Sonntag, 21. April gezeigt. Der Eintritt ist kostenfrei.

    Vielfalt und Tiefe der Werke

    Mit rund 60 Fotografien bietet die Ausstellung einen umfassenden Einblick in das Schaffen von Annelise Kretschmer. Ihre Bilder erzählen Geschichten, fangen Emotionen ein und laden die Betrachter ein, in den Kosmos des Lebens einzutauchen.

    Letzte Führungen

    Bevor die Ausstellung am 21. April endet, finden während der Laufzeit noch drei Führungen statt:

    Öffentliche Führungen am Sonntag, 7. April und Sonntag, 14. April, jeweils 14 bis 15 Uhr. Kostenfrei und ohne Anmeldung.

    After-Work-Führung am Donnerstag, 18. April, von 18 bis 19 Uhr. Teilnahmegebühr: 3 Euro pro Person, ohne Anmeldung.

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