Das sind die Hintergründe der Projektleiter:innen und Künstler:innen

Die Ausstellung „PLANTAE“ vereint in Dortmund Kunst und Natur im Projektraum „Ka!sern“

Gevatter Frost (li.) und Carla Sophie Zimmermann (re.) vor dem selbstbemalten Fenster der Kunstausstellung „PLANTAE“. Foto: Berenice Becceril

Die Ausstellung „PLANTAE“, präsentiert von Kulti+, ist ab sofort im Kaiserviertel zu sehen. In der kleinen Räumlichkeit der Nachbarschaftsinitiative „Ka!sern“ fanden sich bei der Vernissage – trotzdem des strömenden Regens –  dutzende Menschen zusammen. Sie wollten gemeinsam der Botschaft lauschen, die Carla Sophie Zimmermann und Marvin Dörrie, aka Gevatter Frost, durch ihre Kunst übermitteln möchten. Plantae ist der lateinische Begriff für die Pflanzenwelt. Ein roter Faden, welcher in jedem der ausgestellten Kunstwerke seine Bedeutung findet – sowohl in Zimmermanns Ölgemälden, als auch in Gevatter Frosts graphischen Illustrationen.

Kulturschaffende in Dortmund präsentiert von Kulti+

Organisiert wurde die Ausstellung von dem Gemischte Tüte e.V. und dem Dings e.V. Sie präsentieren Kulti+, ein Projekt welches Kulturschaffenden in Deutschland eine Plattform bieten möchte. Berenice Becerril ist das Gesicht hinter der Gemischten Tüte und Teil der Band „Takina Nuna“, was auf Quechua „Musik für die Seele“ bedeutet. Die Band von Becerril begleitet die Vernisage mit harmonischen Instrumenten und Gesängen, während die Kunstinteressierten sich austauschen.

Foto: Stella Roga

Mit dem Gemischte Tüte e.V. verfolgt Berenice Becerril bestimmte Ziele. „Erstens ist es mir wichtig das Migranten-Image aufzubessern“, so Becerril.

„Ich komme von der Integrationsagentur und bin selber Kulturschaffende aus Ecuador und Mexico. Migranten durchlaufen hier in Deutschland viele Programme, wo ihnen Hilfe geboten wird. Wir brauchen aber nicht nur Hilfe, wir können auch super viel zurückgeben. Dafür möchte ich eine Plattform schaffen.“

„Uns ist die Vernetzung und die Öffnung wichtig. Kunst bietet Platz für alle“

„Außerdem geht es mir um interkulturelle Öffnung. Wichtig ist mir auch, dass die Gemischte Tüte ein Ort ist, wo Künstler sich vernetzen können. In der Kunstbranche arbeiten viele durch Bekanntschaften und Vernetzungen. Viele Migranten, die was mit ihrer Kunst erreichen möchten, haben diese Bekanntschaften hier nicht“, betont Becerril.

Takina Nuna probt bevor die ersten Besucher:innen eintrudeln. Foto: Stella Roga

„Ich fühle mich mit der Pflanzenwelt verbunden durch mein inneres Kind. Natur erinnert an die Leichtigkeit, die man als Kind verspürt hat. Das behandelt auch unser neues Lied ,Flechazo Al Corazón‘, für das unser heutiger Künstler, Gevatter Frost, das Cover kreiert hat“, so Becerril.

Die Projektleitern beschreibt Carla Sophie Zimmermanns Kunst als „leicht und weiblich“, und Marvin Dörries Arbeit als „graphischer New-School“.

Pflanzenwelt wird von zwei unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven beleuchtet

„Man würde nicht vermuten, dass die Schönheit der Pflanzen digital so gut dargestellt werden kann. Das hat Gevatter Frost hier aber bewiesen“, erzählt die Projektleiterin erfreut. Der Illustrator erzählt uns, dass in seiner bisherigen Arbeit die Pflanzenwelt den ein oder anderen Auftritt hatte.

Begleitet von Live-Musik Musik feierte die Ausstellung „PLANTAE“ ihre Vernissage Foto: Stella Roga

„Berenice hatte mir von der Idee erzählt, eine Ausstellung zu planen, und ich habe Carla dann mit ins Boot geholt. Carla und ich haben uns für Besprechungen getroffen, um ein passendes Thema für unsere gemeinsame Ausstellung zu finden. Nachdem ,PLANTAE‘ dann endgültig feststand, hab ich mich noch weiter in die Thematik eingearbeitet“, erzählt Gevatter Frost.

Das erste Werk, was dabei von Gevatter Frost entstand, ist auch das erste, was Kunstinteressierten beim Betreten der Auslage an der Kaiserstraße ins Auge fällt. Es handelt sich um eine alternative Interpretation des Sündenfalls. “In meiner Version ist Adam der, der sich verführen lässt. Die Geschichte umgedreht darzustellen, soll das Rollenverständnis aufbrechen. Das finde ich nur angebracht, in unserer heutigen Zeit“, so Gevatter Frost.

Zimmermann: „Das Thema für die Ausstellung stand sehr schnell fest.“

Carla Sophie Zimmermann ist gelernte Floristin und studiert seit einem Jahr Kunst auf Lehramt. Die Leidenschaft zur Botanik verfolgt sie weiter in ihrer künstlerischen Arbeit. Ihre Gemälde sind inspiriert von Alltagsmomenten. Um diesen spontanen Geschehnissen, die sonst im Trubel untergehen würden, Langlebigkeit zu verleihen, hält die Dortmunder Künstlerin sie mit dem Handy fest und verewigt sie dann auf Leinwand. Pflanzen hatten in Zimmermanns Kunst schon immer einen Platz. „Ich bewundere die Lebendigkeit, die die Pflanzen auf meine Gemälde übertragen“, erzählt die Kunststudentin.

Carla Sophie Zimmermanns Gemälde „FAMILIE”, ausgestellt im Ka!sern Projektraum. Foto: Stella Roga

„Ich bin eine handwerkliche Künstlerin. Meistens baue ich meine Leinwände selber. Während ich eher diese traditionelle Art der Kunst verfolge, filme ich mich selber dabei im Zeitraffer auf meinem Handy, um den Prozess meiner Kunst dann digital teilen zu können. Irgendwie witzig wie ich das traditionelle dann mit neuen Medien mische“, so Zimmermann.

Diese Mischung zwischen dem Traditionellen und neuer Digitalität findet sich auch im Zusammenspiel der Stile von Zimmermann und Frost.

Die ausgestellten Werke von Zimmermann und Frost vermischen sich im Kaiserviertel noch bis zum 11. August 2023. Unterstützt wird das Projekt „Kulti+“ von der Stadtteil-Schule Dortmund und dem Kulturbüro Dortmund. „Einer von uns wird immer hier sein, um den Besucher:innen Antworten zu unseren Werken geben zu können“, sagt Zimmermann.

Mehr Informationen:

  • Kostenloser Eintritt
  • Bis zum 11. August 2023 
  • Kaiserstraße 75, 44135 Dortmund
  • Mehr auf der Homepage von Kulti+
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Reaktionen

  1. Lesung von Philipp Reitza im Projektraum KA!SERN (PM)

    Am Freitag, 11.08.23 liest Philipp Reitza im Projektraum KA!SERN, Kaiserstraße 75 einige seiner unveröffentlichten Geschichten. Der Dortmunder Philipp Reitza bezeichnet sich selbst als Geschichtenerzähler & Küchenphilosoph. Zusammen mit Wladimir Kaminer produziert er den podcast „Alte weiße Männer empören sich…“. Folge 2 zum Thema Liebe wurde bei uns im Projektraum aufgenommen: https://youtu.be/4S0CegCt80w

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