Eine menschlich-solidarische Antwort auf das grausam Unmenschliche

Bundesweites Theaterprojekt zu NSU-Morden startet im Keuninghaus in der Nordstadt

Demonstration zum Gedenken der Ermordeten des NSU 2019 in Dortmund. Am 4. April 2006 wurde der Dortmunder Bürger Mehmet Kubaşik von rechtsextremen Gewalttätern in seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße heimtückisch ermordet. Archivfoto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

„Kein Schlussstrich!“, heißt es in diesem Herbst auch in Dortmund: Das Keuninghaus beteiligt sich am gleichnamigen bundesweiten Theaterprojekt. Ziel ist es, die Taten und Hintergründe des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) künstlerisch zu thematisieren. Damit ist das Keuninghaus Teil einer Kooperation von Theatern und Institutionen aus 13 Städten, die zwischen dem 21. Oktober und 7. November 2021 auf die Taten von damals und den Rassismus bis heute aufmerksam machen.

„Kein Schlussstrich!“ – Alle Veranstaltungen werden kostenlos angeboten

Keuninghaus-Direktor Levent Arslan. Archivfoto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger.de

Im Herbst jährt sich die Selbstenttarnung des NSU zum zehnten Mal. In Dortmund war im April 2006 Mehmet Kubaşik ermordet worden.

„Die Spur der Nazi-Morde führte quer durch Deutschland. Die bisher einmalige Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Städten für dieses bundesweite Kunst- und Theaterprojekt ist eine menschlich-solidarische Antwort auf das grausam Unmenschliche“, so der Direktor des Keuninghauses, Levent Arslan.

Als Teil der Veranstalter*innengemeinschaft und als einzige Soziokultureinrichtung sei es eine berührende Herausforderung, die man im Bewusstsein der besonderen Verantwortung gern angenommen habe.

Alle Veranstaltungen finden im Dietrich-Keuning-Haus statt und sind kostenlos. Anmeldung unter veranstaltungsorganisation@stadtdo.de. Für das Programm kooperieren das Schauspiel des Theater Dortmund und das Dietrich-Keuning-Haus. 

Alle Herkunftsstädte der Opfer sind an dem Projekt beteiligt

Gedenken am 12. Todestag von Mehmet Kubasik
Gedenken am 12. Todestag von Mehmet Kubasik. Witwe Elif Kubasik, mitte Archivfoto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Zum Dortmunder Programm gehört eine szenische Lesung in Kooperation mit dem Dortmunder Schauspiel, die die Liebesgeschichte von Mehmet Kubaşık und seiner Frau Elif thematisiert. Während der gesamten Projektlaufzeit gibt es ein Rahmenprogramm aus Ausstellungen, Musikveranstaltungen und Gesprächen.

Bundesweit beteiligt sind Akteure in den Städten, in denen Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşik, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter von Rassisten ermordet wurden.

Auch jene Städte sind beteiligt, in denen die Täter des NSU aufwuchsen, Aufenthalt oder Unterstützung fanden. Das Projekt will die Perspektiven der Familien der Opfer und der migrantischen Communities in den Fokus stellen – mit allen künstlerischen Mitteln, Diskussionen und Workshops.

01. Ausstellung „Offener Prozess“ , 21. Oktober bis 7. November

Auch dieses Foto eines Trauermarsches 2006 in Kassel ist Teil der Ausstellung. Foto: Ayse Guelec

In Dortmund startet das Programm mit der Ausstellung „Offener Prozess“, die vom 21. Oktober bis 7. November jeweils dienstags bis samstags von 10 bis 22 Uhr im Keuninghaus zu sehen ist. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung nimmt die ostdeutsche Realität, insbesondere in Sachsen, zum Ausgangspunkt, um eine Geschichte des NSU-Komplexes zu erzählen, die von den Migrationsgeschichten und den Kontinuitäten rechter und rassistischer Gewalt und des Widerstandes dagegen ausgeht.

Die Beiträge widmen sich den Lebensrealitäten von Gastarbeiter*innen, Migrationsgeschichten, dem Alltag in Deutschland und der rechtsterroristischen Gewalt wie dem Alltagsrassismus. Aktivistische Initiativen erinnern an Opfer dieser Gewalt und geben dem Widerstand eine Stimme. Die Ausstellung fordert zum Handeln auf.

02. Konzert: Ebow (mit Voranmeldung), 21. Oktober, 19.30 Uhr

Im Spiel mit unseren Erwartungen rappt die Münchenerin Ebow gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie und für eine offene und solidarische Gemeinschaft und verweigert sich dabei jeder Kategorisierung.

03. Vernissage „Correctiv: Im Fadenkreuz des rechten Terrors“, 25. Oktober, 19.30 Uhr

Rechter Terror richtet sich oft gegen Einzelne – aber er soll alle treffen. Nichts zeigt das besser als die 57 Porträts in dieser Ausstellung und im Begleitband. Die abgebildeten Menschen wurden von Rechtsextremen als Gegner:innen markiert und auf sogenannte „Feindeslisten“ gesetzt. Die Ausstellung macht sie sichtbar.

04. Lesung: Weiße Wölfe, 27. Oktober, 19.30 UhrWeisse Wölfe. Eine grafische Reportage über Rechten Terror von David Schraven und Jan Feindt. Copyright: Theater Dortmund/Jan Feindt

„Weiße Wölfe“ ist eine grafische Reportage über rechten Terror: Autor David Schraven und Grafiker Jan Feindt enthüllen darin die Ideologie der Neonazis und zeigen:

Es sind regionale Gruppierungen wie jene in Dortmund, die Anschläge nach Art des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) erst möglich machen.

Die Zuschauer:innen hören zu, sehen zu – und lernen die Einflüsse und Aktivitäten der rechten Szene in der Stadt Dortmund kennen. Es lesen David Schraven und Sascha Bisley, dazu gibt es eine Bildershow.

05. Konzert / HipHop: Microphone Mafia, 28. Oktober, 19.30 Uhr

Microphone Mafia aus Köln sind eine der ältesten aktiven Hiphop-Acts in Deutschland.

06. 60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei, 29. Oktober, ab 18 Uhr (mit Voranmeldung)

Journalistin Ferda Ataman. Archivfoto: Thomas Engel für Nordstadtblogger.de

Deutschland und seine türkischen „Gastarbeiter“: Ist es eine arrangierte Zweckbeziehung oder eine Liebe auf den zweiten Blick? Ist die Aubergine tatsächlich mit den Türken nach Deutschland gekommen? Entstand die Dönertasche in Deutschland? Waschen sich die Deutschen tatsächlich nur einmal in der Woche?

Gastarbeiter*innen aus der ersten und zweiten Generation sowie Zeitzeug*innen kommen zu diesen und anderen Themen zu Wort. Dazu gibt es Musik, Comedy, Tanz und Party sowie hausgemachte türkische Köstlichkeiten.

Mit dabei sind u.a. Lale Akgün (Politikerin), Günter Wallraff (Autor), Ferda Ataman (Journalistin), Ozan Ata Canani (Musiker), Özcan Coşar (Kabarettist, Moderator und Schauspieler), Serap Güler (Staatssekretärin in der Landesregierung NRW), Kübra Gümüşay (Journalistin und Autorin), Tayfun Keltek (Landesintegrationsrat NRW), das Ehepaar Sarıkaya (Bergmann und Sozialarbeiterin aus Dortmund), Jörg Stüdemann (Stadtdirektor der Stadt Dortmund) und Nesrin Tanç (Kulturwissenschaftlerin). Es moderiert Aslı Sevindim, Abteilungsleiterin im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.

07. Polittalk von und mit Jugendlichen, 30. Oktober, 19.30 Uhr

Nordstadt-Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum. Archivfoto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger.de

Ein Dialog auf Augenhöhe zwischen Jugendlichen aus der Dortmunder Nordstadt und Politiker*innen, u.a. mit der Bezirksbürgermeisterin Innenstadt-Nord, Hannah Rosenbaum.

Die Jugendlichen bekommen die Möglichkeit, ihre Meinung zu (Alltags-)Rassismus, Rechtsextremismus und Diskriminierung in Dortmund zu formulieren und in den Diskurs mit Vertreter*Innen aus Politik zu treten. Die Jugendlichen gestalten die Form und „Spielregeln“ der Polittalks in Eigenregie und setzen sie als Moderator*innen auf der Bühne um.

08. Oratorium „Manifest(o)“: Chor der Vergebung / Affetme Korosu, 31. Oktober, 19 Uhr

Eine musikalische Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex unter Einbeziehung verschiedener Laienchöre.

09. Gesprächskreis: Kein Schlussstrich! Wie erinnert Dortmund? 2. November, 19.30 Uhr

Ein Talk über den Umgang mit Erinnerungskultur, u.a. mit Ali Sirin (Bündnis Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund), Roxanna Lorraine-Witt (Safe Space e.V.) und Duygu Soeyler (Migrantifa NRW).

10. Film & Diskussion: Aussteiger, 3. November, 19.30 Uhr (mit Voranmeldung)

In Interviews und Erzählungen berichten Aussteiger aus der rechten Szene aus Dortmund und Umgebung. Im Anschluss findet eine Gesprächsrunde mit Aussteigerbegleiter*innen statt.

11. Musikalischer Abend mit poetischer Begleitung: Diversität (l)eben! 4. November, 20 Uhr

Let’s sing! Let’s rock! Let’s spread some love! Ein musikalischer Abend, an dem die Künstler*innen auf ihre Art sagen, was Frieden, Gerechtigkeit, Zusammenhalt und Gemeinschaft für sie bedeuten und wonach sie sich sehnen. Ein Abend, der einer Phantasiereise gleich kommt. Dabei sind Joyce Nuhill, & Wolfgang Brust, Rejoice & Rapha, El Festus, Mister Kibs & Jojo und Aylin Celik.

12. Szenische Lesung, 5. November, 19.30 Uhr (mit Voranmeldung)

Unter der Regie von Emel Aydogdu werden Teile des Theaterstücks „NSU-Monologe“, die Familie Kubasik betreffend, neu aufbereitet. Die Regisseurin schafft den Brückenschlag von der Geschichte der Familie Kubasik hin zu ihrer eigenen Biografie und lässt keinen Zweifel daran: Es hätte meinen Vater oder meinen Opa ebenso treffen können. Es hätte jeden treffen können. Zu jeder Zeit. Eine Kooperation zwischen Theater Dortmund, Schauspiel und dem Keuninghaus.

13. Oratorium „Manifest(o)“: Gleißendes Licht / Parlayan, Nur 7. November, 19 Uhr

Komponist Marc Sinan Archivfoto: Thomas Engel für Nordstadtblogger.de

Genozide und Morde von Staaten oder Einzelpersonen – die Geschichte ist voll von Menschen, die auf Gerechtigkeit warten. Wann werden diese Menschen sagen dürfen, dass Gerechtigkeit geschehen ist? 

Der Pianist Emre Elivar setzt mit seiner Performance ein Zeichen und erinnert durch die Komposition von Marc Sinan zugleich an die Schönheit wie die dunklen Abgründe menschlichen Handelns. Musikalisch ist das Programm ein Treffen der Gegensätze, eine wahnwitzige Überschreibung von Beethovens 5. Klavierkonzert, gerahmt von Kompositionen Mahir Çetiz‘, Olivier Messiaens und Franz Schuberts. 

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Weitere Informationen:

Träger von „Kein Schlussstrich!“ ist der Verein „Licht ins Dunkel e.V.“. Mitwirkende Institutionen sind neben dem Keuninghaus der ASA FF e.V. in Chemnitz, Theater Chemnitz, Kampnagel Internationale Kulturfabrik Hamburg, Theater Heilbronn, JenaKultur, Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena, Theaterhaus Jena, Staatstheater Kassel, Schauspiel Köln, Staatstheater Nürnberg, Theater Plauen-Zwickau, Volkstheater Rostock, Theater Rudolstadt-Eisenach, Deutsches Nationaltheater Weimar. 

Kein Schlussstrich! wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Weitere bisher feststehende Förderungen erhält das Projekt durch die Stadt Nürnberg/N2025, die Bundeszentrale für politische Bildung, die Innovationsförderung der Stadt Jena, die Staatskanzlei Thüringen, die Initiative „The Power oft he Arts“ der Philipp Morris GmbH, die Rudolf- Augstein-Stiftung sowie die Mitglieder des „Licht ins Dunkel e.V.“. 

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Reaktionen

  1. Gamze und Elif Kubaşık im Gespräch am 22. Oktober: Der Verlust / Die Perspektive der Frauen (PM)

    22. Oktober, 19.30 Uhr
    Eintritt frei

    Es sind nur ein paar Straßenecken von der Wohnung bis zum Kiosk in der Mallinckrodtstraße 190. 2004 hat Familie Kubaşık den kleinen Laden eröffnet. Ein Familienunternehmen ganz im Wortsinne. Niemals hätten sie sich träumen lassen, dass nur zwei Jahre später, am 04. April 2006, ihr Ehemann und Vater, kurz vor seinem 40. Geburtstag in diesem Kiosk erschossen wird. Mehmet Kubaşık ist das achte Mordopfer der NSU-Mordserie. Für die Familie ändert sich an diesem Tag das Leben von Grund auf.

    Gamze Kubaşık und Elif Kubaşık, Tochter und Ehefrau von Mehmet Kubaşık, sprechen über die Perspektive der Frauen auf den Verlust und darüber, wie der Mord an ihrem Ehemann und Vater sich auf ihr Leben und auf ihre Person ausgewirkt hat.

    Das komplette Programm zum Projekt Kein Schlussstrich! entnehmen Sie bitte Social Media Kanälen des Keuninghauses (Facebook) (Instagram) (youtube)

    Mit dem Vorhaben sollen die Perspektiven der Familien der Opfer und (post-)migrantischen Communities in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht und Räume zum Austausch geschaffen werden. Das Projekt wird von einem Kooperationsnetz aus Theatern und Institutionen in 15 Städten realisiert, die eigens dafür den Licht ins Dunkel e.V. als Trägerverein gegründet haben.

  2. Themenabend: 60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei (PM)

    29. Oktober, Einlass 17 Uhr, Beginn 18 Uhr
    Eine arrangierte Zweckbeziehung oder Liebe auf den zweiten Blick?! –

    So oder so, wir wollen dieses Ereignis mit spannenden Gäst*innen aus der ersten und zweiten Gastarbeiter*innen Generation sowie Zeitzeug*innen gebührend würdigen!

    Neben einem vielfältigen Kulturprogramm mit Musik, Comedy, Tanz, Party und hausgemachten Köstlichkeiten aus der türkischen Küche, möchten wir mit unseren Gäst*innen zunächst eine Zeitreise zurück in die Anfangsjahre wagen. Diese waren nicht unwesentlich auch von Klischees geprägt.

    Ist die Aubergine tatsächlich mit der Gastarbeiter*inneneinwanderung nach Deutschland gekommen? Ist die Dönertasche wirklich in Deutschland entstanden? Waschen sich die Deutschen tatsächlich nur ein Mal in der Woche? Welche Selbstverständlichkeiten von heute sind Koproduktionen der letzten sechsJahrzehnte des Zusammenlebens in Deutschland? Welche unentdeckten Gemeinsamkeiten haben wir vielleicht?

    Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Um Anmeldung unter Veranstaltungsorganisation@stadtdo.de ist erwünscht. Der Zutritt ist, soweit die Kapazitäten nicht überschritten werden, auch ohne Anmeldung möglich.

    Referenten*innen/ Künstler*innen

    Ehepaar Sarıkaya , Bergmann und Sozialarbeiterin aus Dortmund
    Lale Akgün, Politikerin
    Günther Wallraff, Journalist
    Tayfun Keltek, Politiker, Landesintegrationsrat NRW
    Ozan Ata Canani, Musiker (er wird die Veranstaltung musikalisch begleiten)
    Jörg Stüdemann, Stadtdirektor der Stadt Dortmund
    Moderation: Aslı Sevindim

    2. Panel: 2. Generation
    Ferda Ataman, Journalistin
    Serap Güler, Politikerin, Staatssekretärin in der Landesregierung NRW
    Nesrin Tanç , Kulturwissenschaftlerin
    Kübra Gümüşay , Journalistin, Bloggerin und Autorin
    Özcan Coşar, Comedian, Kabarettist, Moderator und Schauspieler
    Moderation: Özge Çakırbey und Aida Demirović-Krebs

    17.00 Uhr Einlass, Willkommen mit Teeempfang und Musik
    17.15 Uhr Grußworte
    17.30 Uhr Musik, Ozan Ata Canani
    18.00 Uhr Start 1. Panel / 1 Generation / Zeitzeug*innen
    19.30 Uhr Comedy mit Özcan Coşar
    20.00 Uhr Start 2. Panel / 2. und Folgegeneration(en)
    21.30 Uhr Gemeinsames Essen, traditionelle Snacks und Fingerfood
    22.00 Uhr Musik, Ozan Ata Canani
    22.45 Uhr After-Hour-Party / DJ-Musik

    Das komplette Programm zum Projekt Kein Schlussstrich! entnehmen Sie bitte Social Media Kanälen des Keuninghauses (Facebook) (Instagram) (youtube)

  3. Perspektive der Frauen: Gamze Kubašik und Elif Kubașik im Gespräch im Keuning.haus – am 22.10.2021 (PM)

    Liebe Freund*innen des Keuning.haus, sehr Geehrte*,
    gerne möchten wir Sie auf diese besondere Veranstaltung im Rahmen des interdisziplinären bundesweiten Theaterprojekts Kein Schlussstrich! aufmerksam machen:

    Gamze und Elif Kubaşık im Gespräch: Der Verlust / Die Perspektive der Frauen
    22. Oktober, 19.30 Uhr
    Eintritt frei

    Es sind nur ein paar Straßenecken von der Wohnung bis zum Kiosk in der Mallinckrodtstraße 190. 2004 hat Familie Kubaşık den kleinen Laden eröffnet. Ein Familienunternehmen ganz im Wortsinne. Niemals hätten sie sich träumen lassen, dass nur zwei Jahre später, am 04. April 2006, ihr Ehemann und Vater, kurz vor seinem 40. Geburtstag in diesem Kiosk erschossen wird. Mehmet Kubaşık ist das achte Mordopfer der NSU-Mordserie. Für die Familie ändert sich an diesem Tag das Leben von Grund auf.

    Gamze Kubaşık und Elif Kubaşık, Tochter und Ehefrau von Mehmet Kubaşık, sprechen über die Perspektive der Frauen auf den Verlust und darüber, wie der Mord an ihrem Ehemann und Vater sich auf ihr Leben und auf ihre Person ausgewirkt hat.

    Das komplette Programm zum Projekt Kein Schlussstrich! entnehmen Sie bitte unseren Social Media Kanälen.
    Mit dem Vorhaben sollen die Perspektiven der Familien der Opfer und (post-)migrantischen Communities in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht und Räume zum Austausch geschaffen werden. Das Projekt wird von einem Kooperationsnetz aus Theatern und Institutionen in 15 Städten realisiert, die eigens dafür den Licht ins Dunkel e.V. als Trägerverein gegründet haben.

  4. 29. Oktober, ab 17 Uhr: Themenabend: 60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei – Eine arrangierte Zweckbeziehung oder Liebe auf den zweiten Blick?! (PM DKH)

    So oder so, wir wollen dieses Ereignis am 29. Oktober ab 17 Uhr mit spannenden Gäst*innen aus der ersten und zweiten Gastarbeiter*innen Generation sowie Zeitzeug*innen gebührend würdigen!

    Neben einem vielfältigen Kulturprogramm mit Musik, Comedy, Tanz, Party und hausgemachten Köstlichkeiten aus der türkischen Küche, möchten wir mit unseren Gäst*innen zunächst eine Zeitreise zurück in die Anfangsjahre wagen. Diese waren nicht unwesentlich auch von Klischees geprägt.

    Ist die Aubergine tatsächlich mit der Gastarbeiter*inneneinwanderung nach Deutschland gekommen? Ist die Dönertasche wirklich in Deutschland entstanden? Waschen sich die Deutschen tatsächlich nur ein Mal in der Woche? Welche Selbstverständlichkeiten von heute sind Koproduktionen der letzten sechsJahrzehnte des Zusammenlebens in Deutschland? Welche unentdeckten Gemeinsamkeiten
    haben wir vielleicht?

    Referenten*innen/ Künstler*innen

    1. Panel: 1. Generation und Zeitzeug*innen
    Ehepaar Sarıkaya , Bergmann und Sozialarbeiterin aus Dortmund
    Lale Akgün, Politikerin
    Günther Wallraff, Journalist
    Tayfun Keltek, Politiker, Landesintegrationsrat NRW
    Jörg Stüdemann, Stadtdirektor der Stadt Dortmund
    Moderation: Aslı Sevindim

    2. Panel: 2. Generation
    Ferda Ataman, Journalistin
    Serap Güler, Politikerin, Staatssekretärin in der Landesregierung NRW
    Nesrin Tanç, Kulturwissenschaftlerin
    Kübra Gümüşay, Autorin
    Özcan Coşar, Comedian, Kabarettist, Moderator und Schauspieler
    Moderation: Özge Çakırbey und Aida Demirović-Krebs

    17.00 Uhr Einlass, Willkommen mit Teeempfang und Musik
    17.15 Uhr Grußworte
    17.30 Uhr Musik, Ozan Ata Canani
    18.00 Uhr Start 1. Panel / 1 Generation / Zeitzeug*innen
    19.30 Uhr Comedy mit Özcan Coşar
    20.00 Uhr Start 2. Panel / 2. und Folgegeneration(en)
    21.30 Uhr Gemeinsames Essen, traditionelle Snacks und Fingerfood
    22.00 Uhr Musik, Ozan Ata Canani
    22.45 Uhr After-Hour-Party / DJ-Musik

    Die Veranstaltung ist ebenfalls Teil der „Merhaba Heimat Kulturtage“.

  5. „Das Herz liegt begraben“: Szenische Lesung im Rahmen von „Kein Schlussstrich!“ (PM)

    Im Rahmen des Theaterprojekts „Kein Schlussstrich!“ zeigt das Dietrich-Keuning-Haus Dortmund in Kooperation mit dem Schauspiel Dortmund die szenische Lesung „Das Herz liegt begraben“ über die Lebens- und Liebesgeschichte Elif und Mehmet Kubaşıks am Freitag, 5. November, um 19.30 Uhr.

    Im Jahr 1991 kommen beide in Deutschland an. Sie entfliehen aus der Türkei und leben in Dortmund. Jahre später eröffnet Mehmet Kubaşık einen Kiosk in der Nordstadt. Am 04. April 2006 wird er das Opfer rassistischer Gewalt des NSU. Die Regisseurin Emel Aydoğdu wird den Spuren von Elif und Mehmet Kubaşık nachgehen und sich gleichzeitig auf eine Erinnerungsreise ihrer eigenen (Familien-) Geschichte und ihres Lebens zwischen der Türkei und Deutschland begeben.

    Mit Schauspieler*innen des Schauspiel Dortmund erzählt sie über die Begegnungen und Momente in der Türkei bis zur Ankunft in Deutschland, bis kurz vor dem Tag im April 2006, bis zur Gegenwart und beleuchtet so persönliche Erinnerungen und Geschichten eines vielschichtigen Lebens.

    Das dezentrale und interdisziplinäre Theaterprojekt „Kein Schlussstrich!“ findet statt vom 21. Oktober bis zum 7. November 2021. Mit Inszenierungen, Konzerten, musikalischen Interventionen im öffentlichen Raum, Lesungen, Gesprächsveranstaltungen, Begegnungsformaten, Workshops u.v.m. greift es künstlerisch die Taten und Hintergründe des NSU-Komplexes auf. Dadurch lädt es zum Erinnern an und der Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Rassismus in unserer Gesellschaft ein.

    Mit dem Vorhaben sollen die Perspektiven der Familien der Opfer und (post-)migrantischen Communities in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht und Räume zum Austausch geschaffen werden. Das Projekt wird von einem Kooperationsnetz aus Theatern und Institutionen in 15 Städten realisiert, die eigens dafür den „Licht ins Dunkel e.V.“ als Trägerverein gegründet haben. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

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