
Die Verbraucherzentrale in Dortmund gibt Einblick in die Arbeit im vergangenen Jahr. Zugleich beging man das 60 jährige Jubiläum der Beratungstätigkeit, die bislang von rund 1,65 Millionen Ratsuchenden in Anspruch genommen wurde.
Durchblick im Alltagsdschungel
Fast jede:r weiß, dass es die so genannten Verbraucherzentralen gibt. Auch wenn man selbst deren Dienste noch nicht in Anspruch genommen hat, kann man sich darin gewiss sein, dass wirksame Hilfe geleistet wird, wenn der alltägliche Dschungel in der Konsum- und Rechtswelt zuweilen zu dicht geworden ist.
Verbraucherzentralen widmen sich aufgrund eines staatlichen Auftrags dem Verbraucherschutz und sind auf Landesebene organisiert. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen wurde 1958 gegründet, und sieben Jahre später begann man auch in Dortmund. Somit kann dort auf nunmehr 60 erfolgreiche Jahre zurückblicken. ___STEADY_PAYWALL___
Wie in allen Verbraucherzentralen geht es auch in Dortmund darum, Verbraucher:innen in allen Fragen des privaten Konsums zu beraten. Dazu gehört unter Umständen auch die rechtliche Vertretung einzelner Fälle oder die Vertretung in Verbandsklagen. Tendenziell ergab sich bezüglich fragwürdiger Vertragsbedingungen und Geschäftspraktiken sowie Verbraucherbeschwerden ein Arbeitsschwerpunkt der Verbraucherzentralen bei Telekommunikationsdienstleistungsverträgen. Dieser Bereich ist auch in Dortmund besonders problembehaftet. Aufgrund fragwürdiger Vertriebsmethoden und Lockangebote geraten Menschen immer wieder in Not.
Kompetente Beratung und Hilfe in der Not
„Bürger:innen sind zunehmend verunsichert und suchen vermehrt unsere Unterstützung, z.B. mit Blick auf unseriöse Anbieterpraktiken oder teure vertragliche Bindungen über lange Laufzeiten“, meint Alexandra Kopetzki, Leiterin der Beratungsstelle in Dortmund im Jahresbericht 2024 und fügt hinzu: „Ich freue mich sehr, dass wir bei rund 75 Prozent unserer außergerichtlichen Rechtsdurchsetzungen erfolgreich waren. Dies verdeutlicht, wie sehr die Dortmunder: innen vom Verbraucherschutz profitieren.“

2024 kamen die Auswirkungen der Energiepreiskrise immer wieder zur Sprache. Die rechtlichen und wirtschaftlichen Facetten, für Verbraucher:innen nicht einfach zu verstehen, beschäftigten die Berater:innen in Dortmund. Dabei war es ein besonderes Anliegen, hinsichtlich der sozialen Dimension der Problematik allen Menschen passende Unterstützungen zu bieten.
Mailings fragwürdiger Firmen, unbegründete Gebührenabrechnungen für tatsächlich gar nicht genutzte TV-Dienstleistungen oder untergeschobene Energieverträge – die Liste der Probleme, mit denen Bürger:innen sich an das Team in der Reinoldistraße wenden, ist lang. Beispielsweise hatte man auch immer wieder damit zu tun, dass es Probleme mit dem so genannten „Pfändungsschutzkonto“ (P-Konto) der Postbank gab, dass Betroffene vor existenzgefährdenden Pfändungen schützen soll. Tatsächlich wurden durch die Postbank aber Freibeträge nicht berücksichtigt oder Pfändungsaufhebungen ignoriert. Damit Menschen gar nicht erst in derlei Schwierigkeiten geraten, können aber auch präventiv Beratungen – auch Schuldnerberatungen – in Anspruch genommen werden.
Der Jahresbericht weist aus, dass im Jahr 2024 zu insgesamt 9.808 Verbraucheranliegen beraten wurde, davon waren etwa 40 Prozent Rechtsberatungen. Die Beratungsinhalte bezogen sich zu etwa einem Drittel (31 Prozent) auf Kredit- und Finanzprobleme, gefolgt von Alltagsverträgen und Reklamationen (22 Prozent), Energie (20 Prozent), Digitale Welt (10 Prozent) sowie Mietrecht (9 Prozent).
Spiegel der ganzen Gesellschaft
Insgesamt gesehen ist der Beratungsbedarf groß. Im Bereich der Schuldner- und Insolvenzberatung liegt die Wartezeit bereits bei sechs Monaten. Auffällig ist, dass immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene in Überschuldungen geraten. Iris van Eik, Bereichsleiterin Beratung und Bildung der Verbraucherzentrale NRW, sagte, dass bereits acht Prozent der unter Zwanzigjährigen ein Verbraucherinsolvenzverfahren beantragen müssen. Alexandra Kopetzki hob hervor, dass Bestellungen per Smartphone aufgrund der eingeschränkten Übersichtlichkeit das Risiko erhöhen, in die Falle zu tappen. Fakeshops oder gefälschte Dienstleistungsangebote sind auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen.

Betroffen sind alle Bevölkerungsgruppen und Bildungsschichten. „Wir hatten sogar auch mal einen Bundestagsabgeordneten in der Beratung“, berichtete Iris van Eik, „unsere Beratungen sind ein Spiegel der ganzen Gesellschaft.“
Wichtig ist, dass die Verbraucherzentrale auch und besonders dann helfen kann, wenn Rechtsanwälte wegen geringer Streitwerte oder zu hoher Komplexität – etwa bei Energieverträgen – nicht tätig werden. Norbert Dahmen, Rechts- und Ordnungsdezernent der Stadt Dortmund, betonte in diesem Zusammenhang, dass die Stadt Dortmund gemeinsam mit dem Land NRW zur finanziellen Ausstattung der Beratungsstelle beiträgt.
Im Bereich der Prävention ist die Verbraucherzentrale auch für Kinder und Jugendliche da, die beispielsweise über Informationsangebote an Schulen erreicht werden. Überhaupt ist es, wie so oft, das Zusammenspiel verschiedener Beratungsstellen und Behörden der Stadt Dortmund, die zum Erfolg der Beratungsstelle beiträgt. Die multiprofessionelle Expertise, darin ist man sich sicher, wird immer wichtiger. Aber genau das ist in Dortmund schon gut eingespielt!
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!