Bewegung im Museum Ostwall: Wiedereröffnung mit neuem Konzept / Kunstpreis für Bastian Hoffmann

Das Museum Ostwall im Dortmunder U präsentiert seine Sammlung neu und zeigt parallel Arbeiten des MO-Kunstpreisträgers 2017, Bastian Hoffmann, im Schaufenster. Dessen Arbeiten sind bis zum 4. März 2018 zu sehen.

Überraschende Verbindungen zwischen unserer Lebensrealität und der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts

Was hat eine expressionistische Landschaft aus den 1910er Jahren mit meiner Alltagserfahrung zu tun? Wer genau hinschaut, wird sehen: Weit mehr als gedacht. Mit seiner aktuellen Sammlungspräsentation „Fast wie im echten Leben“ stellt das Museum Ostwall im Dortmunder U überraschende Verbindungen zwischen unserer Lebensrealität und der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts her.

Was sehen wir bei einem Ausflug ins Grüne? Leuchtende Berge und Täler, wie Alexej von Jawlensky sie 1912 malte? Industrielandschaften im Umbruch wie Matthias Koch, der 2009 den Umbau des ehemaligen Zechengeländes Phoenix-Ost in ein Wohn- und Naherholungsgebiet festhielt?

Oder hübsch zurecht gemachte Stadtmenschen beim Spaziergang im Park, wie August Macke sie seinerzeit mit dem Pinsel einfing? Verschiedene Themenräume mit Titeln wie „Ausflug ins Grüne“ oder „Freund oder Feind“ laden die Besucherinnen und Besucher ein, das eigene Leben mit der Bildwelt von Künstlerinnen und Künstlern aus über 100 Jahren Kunstgeschichte zu konfrontieren.

Sammlung des MO und das Museum als Institution neu denken

Die Präsentation ist der erste Schritt in einem Prozess, der zum Ziel hat, die Sammlung des MO und das Museum als Institution neu zu denken. Kuratorin Nicole Grothe und ihr Team sehen die aktuelle Neugestaltung, der im kommenden Herbst ein zweiter Schritt folgen wird, als „Work in progress“: Die Veränderung der Architektur hin zu luftigeren Räumen wird durch Spuren am Boden sichtbar.

Darüber hinaus gibt es einige Versuchsanordnungen zu mehr aktiver Besucherbeteiligung: Mitten in der Ausstellungsfläche werden ein „Workspace“ für Angebote der Kunstvermittlung eingerichtet sowie ein Arbeitsplatz, an dem die Besucherinnen und Besucher den Mitarbeiterinnen des MO über die Schulter schauen können. An einzelnen Aktionspunkten in der Ausstellung können die Besucher selbst kreativ werden können.

So werden sowohl neue Verbindungen zwischen den Kunstwerken der Sammlung des MO und der Alltagsrealität heute geknüpft, als auch Zusammenhänge zwischen dem Arbeitsalltag der Museumsmacherinnen und ihrem Produkt sichtbar.

„Today I want to show You“ – Ausstellung zum MO-Kunstpreis

In diesen Kontext fügt sich die Ausstellung „Today I want to show you“ des MO-Kunstpreisträgers Bastian Hoffmann nahtlos ein: Seine Video-Tutorials erinnern an Heimwerker-Tipps von Youtubern und untersuchen sowohl die Kulturtechnik des DIY („Do it yourself“) als auch die Alltagspraxis des Postens selbstgedrehter Videos.

Schritt für Schritt zeigt der Künstler, wie man Dinge selber macht. So stellt er z.B. in mühevoller Handarbeit aus Zementabgüssen eines Steins einen Schotterhaufen her – nur um diesen dann auf einem Untergrund aus natürlichem Schotter neben einem Gleisbett aufzuschichten. Warum investiert er Zeit und Arbeit, um Dinge zu produzieren, die offensichtlich sinnlos sind? Hoffmann hinterfragt die DIY-Kultur und führt gleichzeitig ihren Kern vor Augen: Das Tun als Wert an sich. Durch die sorgsame Herstellung von 600 künstlichen Steinen entsteht eben nicht irgendein, sondern ein besonderer Schotterhaufen.

Dinge bewusst und mit Hingabe zu tun, verbindet Hoffmanns Arbeiten mit den Performances der Fluxus-Bewegung, gehen aber darüber hinaus, denn Hoffmann ist in erster Linie Bildhauer. Am Ende jedes Tutorials steht eine Skulptur mit einer besonderen künstlerischen Qualität.

Die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern in derselben Lebensrealität, die wir alle mit ihnen teilen. Kunst ist eine besondere Art, die Welt zu sehen – gleichzeitig bestimmt unsere Lebenswelt die Art, wie wir Kunst sehen. Wer Spaß an dieser Begegnung hat, wird nach dem Besuch der beiden neuen Präsentationen des MO seine eigene Welt mit anderen Augen sehen.

Mehr Informationen:

  • „Fast wie im echten Leben“
    Museum Ostwall im Dortmunder U , Leonie-Reygers-Terrasse
  • „Today I want to show You …“ – MO-Kunstpreis für Bastian Hoffmann
    Bis 4.3.2018 im MO Schaufenster #20, Museum Ostwall im Dortmunder U
  • MUSEUM OSTWALL IM DORTMUNDER U, Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund
  • Öffnungszeiten: Di + Mi 11-18 Uhr, Do + Fr 11-20 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr, Montags geschlossen, An Feiertagen 11 – 18 Uhr
  • Eintrittspreise: 5 € / 2,50 €
  • Die Eintrittskarte für die Sammlung des Museum Ostwall berechtigt im Jahr des Kartenkaufs zum unbegrenzten kostenlosen Eintritt in die Dauerausstellungen des Museums Ostwall im Dortmunder U, des Museums für Kunst und Kulturgeschichte und des Brauereimuseums.
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Reaktionen

  1. Museum am Ostwall

    Museum Ostwall lädt Pädagogen zur Sonderführung

    „Fast wie im echten Leben“ fühlt man sich neuerdings im Museum Ostwall: Das MO hat seine Sammlung unter diesem Titel neu gestaltet. Daher gibt es auch neue Angebote der Museumspädagogik. Um die neue Ausstellung und die neuen Workshops bekannt zu machen, bietet das MO eine kostenlose Sonderführung für Pädagoginnen und Pädagogen am Mittwoch, 17. Januar, 16.30 Uhr (Ebene 5).

    Nach einer Kurzführung durch alle Themenbereiche der Ausstellung informiert das MO über Inhalte der Workshops, die für Schulklassen aller Altersgruppen und Schulformen buchbar sind. Außerdem wird das Projekt „RuhrKunstNachbarn“ vorgestellt, das kostenfreie Workshops für Schulklassen in Dortmund, Hagen oder Witten ermöglicht.

    Dabei geht es um die intensive Auseinandersetzung mit den Kunstmuseen und ihren Sammlungen sowie mit der Urbanität des Ruhrgebiets. Die Schülerinnen und Schüler erkunden die Ausstellungen der Museen und die nähere städtische Umgebung. Sie halten ihre Eindrücke in ihren eigenen Stadt-Kunst-Büchern fest. Um Anmeldung wird gebeten unter mo.bildung@stadtdo.de oder per Telefon: (0231) 50 277 91.

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