Alkohol am Arbeitsplatz nicht totschweigen: Suchtberatungen aus Dortmund beteiligen sich an bundesweiter Aktionswoche

Regelmäßiger Alkoholkonsum ist ein großes Problem – auch unter ArbeitnehmerInnen. Archivbild: Alex Völkel

Die Zahlen sind alarmierend: Etwa fünf Prozent der ArbeitnehmerInnen sind alkoholabhängig, bei den Führungskräften sind es bis zu zehn Prozent. Betroffene fehlen 16 Mal häufiger und erleiden 3,5 Mal mehr Arbeitsunfälle als gesunde KollegInnen. Diese Zahlen hat die Hauptstelle für Suchtfragen e.V. anlässlich der „Aktionswoche Alkohol“ zusammengestellt.

Caritasverband und Kreuzbund informieren mit einem Stand auf dem Platz von Netanya

Das Motto dieser bundesweit stattfindenden Aktionswoche lautet dieses Jahr „Alkohol am Arbeitsplatz“. An ihr beteiligt sich auch die Suchtberatung des Caritasverbandes Dortmund e.V. gemeinsam mit dem Sucht-Selbsthilfeverein Kreuzbund Dortmund e. V.

Am Mittwoch, 22. Mai, werden die Experten zwischen 10 und 13 Uhr an ihrem Infostand auf dem Platz von Netanya Rede und Antwort stehen. „Wir bieten einen Weg aus der Sucht heraus oder daran vorbei“, erläutert Mattis Kögler, Suchttherapeut bei der Caritas. Denn auch, wenn jemand (noch) nicht süchtig ist, sich aber wegen seines Alkoholkonsums Sorgen macht, ist er willkommen.

Wer zur Suchtberatung oder zum Kreuzbund kommt, kann sich sicher sein: „Er ist nicht allein mit dem Problem, mit der Scham und den Schuldgefühlen. Und diese Erfahrung tut einfach gut“, so Kögler weiter.

Häufig sind die Alkoholprobleme in Firmen bekannt, werden aber totgeschwiegen

Ziel der beruflichen und ehrenamtlichen Suchthilfe ist es zudem, Orientierung zu geben, einen Lernprozess anzustoßen und Halt in einer starken Gemeinschaft zu geben. Wie kann ich nicht trinken, obwohl ich Verlangen habe? Was kann an die Stelle der Sucht in meinem Leben treten? „Betroffene lernen auch, nicht zurückzukehren zum Alkohol. Dadurch bekommen sie mehr Zuversicht und Mut. Es lohnt sich also, zu uns zu kommen.“

Die Suchtberatungsstelle arbeitet zudem mit Betrieben zusammen, um sie bei der Lösung von Alkoholproblemen am Arbeitsplatz zu unterstützen. Denn häufig sind Alkoholprobleme bekannt, werden aber totgeschwiegen. „Das ist zwar verständlich aber dennoch ein großer Fehler“, betont der Suchttherapeut.

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Reaktionen

  1. Aktionstag Suchtberatung: „Kommunal wertvoll“ (PM LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW)

    Aktionstag Suchtberatung: „Kommunal wertvoll“

    Mit einem „Aktionstag Suchtberatung“ weisen Wohlfahrtsverbände und Suchtselbsthilfeverbände am 4. November 2020 auf die prekäre Finanzierung der ambulanten Suchthilfe hin. Der Aktionstag steht bundesweit unter dem Motto „Kommunal wertvoll!“. Ziel ist es, den Dialog mit der Politik in den Kommunen zu fördern. „Suchtberatung braucht eine stabile, kostendeckende und verlässliche Finanzierung“ sagt der Vorsitzende der LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW, Dr. Frank Johannes Hensel.

    Die Corona-Pandemie zeige, welch gute Arbeit die Suchthilfe vor Ort leiste. Trotz des notwendigen Lockdowns konnte im Frühjahr den meisten Menschen mit Suchtproblemen auch in der Krise geholfen werden. „Anerkennung erreichte uns nicht nur aus den Kommunen, sondern auch aus der Landespolitik“, sagt Hensel. Doch die Refinanzierung bleibe prekär, weil sie eine freiwillige Leistung der Kommunen sei, so Hensel. Deswegen bestünden landesweit erhebliche Unterschiede bei der Versorgungsqualität für Menschen mit Suchtproblemen. „Notwendig sind neben der Suchtberatung auch eine kommunale Suchthilfeplanung, die von Präventionsangeboten für Schulen und Arbeitgeber über Angehörigenberatung und Unterstützung von Kindern aus suchtbelasteten Familien besteht“, sagt Hensel.

    Hintergrund: In NRW gibt es 173 Einrichtungen der ambulanten Suchthilfe, die 80.166 Menschen betreuten (Stand 2018). Die Hilfen erreichen Menschen mit eigenen Suchtproblemen (89 %) und Personen aus ihrem sozialen Umfeld (11 %). 90 Prozent der Einrichtungen sind in Trägerschaft der Freien Wohlfahrtspflege.

    In Nordrhein-Westfalen gibt es mehr als vier Millionen Suchtkranke. Sie sind vor allem abhängig von Alkohol, Tabak oder Medikamenten. Weniger als ein Prozent der Suchtkranken sind von illegalen Drogen abhängig. Mindestens zwei Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen haben Alkoholprobleme und etwa 400.000 gelten als alkoholabhängig. Rund 100.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen weisen ein problematisches oder pathologisches Glücksspielverhalten auf. Mehrere zehntausend Menschen in Nordrhein-Westfalen sind abhängig von illegalen Drogen. (Quelle: MAGS)

    In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an. Ziel der Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege NRW ist die Weiterentwicklung der sozialen Arbeit in Nordrhein-Westfalen und die Sicherung bestehender Angebote. Die Freie Wohlfahrtspflege NRW weist auf soziale Missstände hin, initiiert neue soziale Dienste und wirkt an der Sozialgesetzgebung mit.

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