
Das Jahr 2025 war für das Handwerk im Kammerbezirk Dortmund von Stabilität, aber auch von großen Herausforderungen geprägt. Eine aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Dortmund zeigt überwiegend stabile Geschäftslagen und leicht optimistischere Erwartungen für das kommende Winterhalbjahr. Gleichzeitig belasten steigende Kosten, Fachkräftemangel und rückläufige Investitionen viele Betriebe. Kammerpräsident Berthold Schröder fordert deshalb klare politische Impulse und gezielte Entlastungen.
Konjunktur: Handwerk zeigt sich widerstandsfähig
Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu und die Handwerkskammer Dortmund blickt auf bewegte Monate zurück. Kammerpräsident Berthold Schröder zieht Bilanz: „Die Ergebnisse unserer aktuellen Konjunkturumfrage zeigen deutlich, dass das Handwerk nach wie vor ein stabilisierender Faktor in der regionalen Wirtschaft ist. 83 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage als stabil ein – und die Erwartungen für das kommende Winterhalbjahr sind sogar leicht optimistischer als im Vorjahr.“

„Das ist ein positives Signal, vor allem angesichts der insgesamt herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Lage.“ Allerdings, so Schröder weiter, dürften die Herausforderungen nicht unterschätzt werden: „Die Konjunktur stabilisiert sich zwar, aber auf einem schwächeren Niveau als vor der Corona-Pandemie. Viele Betriebe melden Rückgänge bei Umsatz, Nachfrage und Investitionen, und auch die Preisanpassungen nehmen zu.“
„Positiv hervorzuheben ist die Beschäftigungsentwicklung: 23 Prozent der Betriebe konnten mehr Mitarbeitende einstellen.“ Je nach Branche fällt der Blick in die Zukunft unterschiedlich aus: Während das Lebensmittelhandwerk vergleichsweise optimistisch auf die Wintermonate blickt, zeigen sich Bau- und gewerbliche Handwerke deutlich zurückhaltender.
Investitionen in Bildung und Qualifizierung
Bereits Ende 2019 hatte die Handwerkskammer Dortmund eine umfassende Investitionsoffensive zur Modernisierung ihrer Bildungsstätten gestartet. Ziel ist es, die Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote langfristig zu stärken und an die Anforderungen moderner Handwerksberufe anzupassen.
Ein wichtiger Meilenstein wurde Anfang 2025 erreicht, als Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, den Förderbescheid für den ersten Bauabschnitt an den Standorten Ardeystraße und Ausbildungszentrum Hansemann persönlich überreichte.
Damit begann offiziell die Umsetzung der Baumaßnahmen. Seit Oktober 2025 laufen die Arbeiten am Standort Ardeystraße auf Hochtouren.
Handwerk bleibt krisensicher – Fachkräfte dringend gesucht
Steigende Preise für Material, Energie und Löhne sowie der anhaltende Fachkräftemangel wirken sich zunehmend auf Betriebe aus. Verbraucher:innen müssen sich auf höhere Kosten und längere Wartezeiten einstellen. Schröder betont:
„Die Politik kann gegensteuern, aber das braucht Zeit. Entscheidend ist, dass wir in Ausbildung, Fachkräftegewinnung und Entbürokratisierung investieren. Das Handwerk bietet hervorragende Karriereperspektiven, gerade in den Zukunftsbranchen wie Klima- und Energietechnik.“
Gleichzeitig bleibt die Ausbildungslage angespannt. Bis Ende November 2025 wurden im Kammerbezirk Dortmund rund 3.674 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen – ein Minus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchs, finden aber oft keine geeigneten Bewerber. Das Bild vom Handwerk muss moderner werden, darum setzen wir uns für mehr Berufsorientierung an Schulen und für Praktika in Betrieben ein“, so Schröder.
Kampagnen für Nachwuchs, Vielfalt und Innovation
Um junge Menschen gezielt für das Handwerk zu begeistern, hat die Handwerkskammer Dortmund auch in diesem Jahr gezielt daran gearbeitet, das Image des Handwerks weiter zu stärken. Mit der neuen Kampagne „STÄNDIG du selbst.“ rückt sie die Themen Betriebsnachfolge und Unternehmensgründung stärker in den Fokus.

Auch die Initiative „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“ wurde 2025 mit zahlreichen Aktionen fortgeführt. Ein Höhepunkt war das bundesweite Netzwerktreffen für Frauen im Handwerk im Mai im Bildungszentrum Hansemann, an dem über 200 Handwerkerinnen und Interessierte teilnahmen. Die Kampagne wurde mit neue Gesichtern, einen praxisnahen Leitfaden für Betriebe und einer Broschüre zur Geschichte von Frauen im Handwerk ergänzt.
Besonders erfreulich ist die Unterstützung durch Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, als Schirmfrau der Kampagne. Auch die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz gewinnen weiter an Bedeutung. Mit der Großveranstaltung „Handwerk goes KI“ bot die Handwerkskammer Dortmund im Juni eine Plattform zum Austausch über aktuelle Anwendungen und Potenziale von KI im Handwerk.
Ausblick 2026 und Forderung nach Bürokratieabbau
Für das Jahr 2026 erwartet Schröder eine Fortsetzung des Spannungsfelds zwischen Stabilität und Unsicherheit. „Entscheidend wird sein, wie schnell die angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung umgesetzt werden. Wir brauchen jetzt klare Aufbruchsignale und Entlastungen für die Mitte der Wirtschaft. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei den richtigen Weichenstellungen bald wieder Wachstum sehen werden.“
Abschließend unterstreicht Schröder die Bedeutung des Bürokratieabbaus für die Betriebe: „Unsere Betriebe leiden unter einem Wust an Vorschriften. Die jüngsten Pakete der Bundesregierung zum Bürokratieabbau sind ein guter Anfang. Wenn wir diesen Weg konsequent weitergehen, können wir das Handwerk nachhaltig entlasten und stärken.“

