Die Gewerkschaft NGG warnt vor gesundheitlichen Belastungen durch zu lange Arbeitstage

Geplante Reform des Arbeitszeitgesetzes sorgt in Dortmund für klare Kritik

Eine Uhr deren Zeiger auf Acht steht
Die Gewerkschaft NGG kritisiert die Pläne der Bundesregierung, den Acht-Stunden-Tag zu kippen. Foto: NGG / Florian Göricke

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Dortmund warnt vor den Folgen überlanger Arbeitszeiten und verweist dabei auf aktuelle Berechnungen des Pestel-Instituts. In Dortmund werden demnach täglich rund 1,161 Millionen Arbeitsstunden geleistet. Die NGG sieht die Gesundheit der Beschäftigten gefährdet, sollte die Bundesregierung den Acht-Stunden-Tag kippen. Geschäftsführer Torsten Gebehart kritisiert die Pläne deutlich und verweist auf arbeitsmedizinische Erkenntnisse. Die NGG ruft ihre Mitglieder dazu auf, sich an der bundesweiten Kampagne des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) „Mit Macht für die 8“ zu beteiligen.

Große „Fleißpensum“ in Dortmund und Kritik an geplanter Arbeitszeitreform

Rund 1.161.000 Stunden arbeitet Dortmund – und zwar im Schnitt an jedem Tag. So viele Arbeitsstunden leisten nach Berechnungen des Pestel-Instituts alle Arbeitnehmer:innen zusammen: im Handwerk, in der Industrie, in den Dienstleistungen und im Handel. Die NGG sieht darin ein hohes Arbeitspensum, das bereits jetzt viele Menschen belaste. Schichtarbeit und Überstunden stellten zusätzlich eine Herausforderung dar.

Torsten Gebehart ist Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund.
Torsten Gebehart ist Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund. Archivfoto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

NGG-Geschäftsführer Torsten Gebehart kommentiert die Entwicklung deutlich. Er sagt: „Das ist das große Fleißpensum der Stadt – die Tages-Stechuhr von Dortmund. Viele schieben täglich Überstunden. Und auch Schichtarbeit ist eine Riesenherausforderung für die Beschäftigten: Gerade der Wechsel von Früh-, Tages-, Spät- und Nachtschicht reibt viele Menschen auf.“

Der Gebehart kritisiert zudem, dass die Bundesregierung jetzt auch noch an der Arbeitszeit rüttele: „Der Bund will den Acht-Stunden-Tag kippen. Künftig sollen 12-Stunden-Schichten möglich sein. Das darf auf keinen Fall passieren.“ Der Gewerkschafter warnt: Die Beschäftigten würden das teuer bezahlen – und zwar mit ihrer Gesundheit und ruft zur Teilnahme an der DGB-Kampagne „Mit Macht für die 8“ auf.

Warnungen vor gesundheitlichen Risiken durch überlange Arbeitstage

Die Gewerkschaft verweist auf mögliche gesundheitliche Folgen von „zu viel Arbeit am Stück“. Wer regelmäßig mehr als zehn Stunden am Tag oder über 40 Stunden in der Woche arbeite, der werde das irgendwann merken: „Es fängt mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühl an“, so Gebehart. Auch Verdauungsstörungen und Schlafstörungen seien oft Folgen von einer zu langen Arbeitszeit.

Er führt aus: „Viele Beschäftigte ignorieren diese Signale. Richtig schlimm wird es, wenn Überstunden in Dauerschleife zu einem Burnout, zu Depressionen, Diabetes oder zu einem übermäßigen Alkoholkonsum führen“ Besonders belastend seien zudem unregelmäßige Arbeitszeiten: „Vor allem Früh-, Spät- und Nachtschichten bringen die innere Uhr enorm durcheinander. Wenn die dann noch im Wechsel laufen, wird es für die Gesundheit schnell kritisch“, sagt Torsten Gebehart.

Gerade auch in der Lebensmittelindustrie gebe es oft Wechselschichten. „Rückenschmerzen, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit sind typische Phänomene bei der Arbeit in wechselnden Schichten“, so Gebehart. Gut die Hälfte der Beschäftigten klage über Schlafstörungen.

Erhöhtes Unfall- und Krankheitsrisiko laut arbeitsmedizinischen Erkenntnissen

Neben Erschöpfung und Schlafmangel weist die NGG auf steigende Unfallrisiken bei langen Arbeitstagen hin. Nach acht Stunden nehme die Ermüdung zu und die Konzentration ab. Längere Schichten könnten das Risiko deutlich erhöhen.

Torsten Gebehart ist Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund.
Gebehart weist auch darauf hin, dass lange Arbeitstage aus Sicht des Arbeitsschutzes nicht ungefährlich seien. Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Gebehart unterstreicht dies: „Denn das Unfallrisiko steigt nach 8 Stunden stark an. Die Ermüdung nimmt zu, die Konzentration ab. Zehn Stunden und mehr am Stück sind hoch riskant. Ab der 12. Stunde passieren statistisch doppelt so viele Unfälle wie bei einem Acht-Stunden-Tag.“

Der NGG-Geschäftsführer beruft sich dabei auf arbeitsmedizinische Untersuchungen. Eine hohe Wochenarbeitszeit wirke sich auch auf das Schlaganfallrisiko aus. Dies steige bei 41 bis 48 Wochenstunden um zehn Prozent. Bei 55 und mehr Stunden pro Woche sogar um 33 Prozent.

NGG: „Hände weg vom Arbeitszeitgesetz“

Gleichzeitig erschwerten noch längere Arbeitszeiten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so Gebehart. „Wer holt das Kind aus der Kita ab oder unterstützt pflegebedürftige Angehörige, wenn überlange und unplanbare Arbeitstage die Regel sind?“

Daher fordert die NGG, das Arbeitszeitgesetz nicht zu verändern – „Hände weg vom Arbeitszeitgesetz“. Die Tageshöchstgrenze sei ein zentraler Schutzmechanismus.

„Denn zum guten Gesundheitsschutz gehört, dass die maximale Arbeitszeit pro Tag ordentlich geregelt ist: Am Acht-Stunden-Tag darf keiner rütteln. Wer die Tageshöchst-Arbeitszeitgrenze aus dem Gesetz streicht, sägt an einem zentralen Pfeiler des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Das müssen die Bundestagsabgeordneten aus Dortmund und der Region wissen und mit nach Berlin nehmen“, fordert Torsten Gebehart.

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