Zum Wohl der Kinder und Jugendlichen: Die LAG Tanz NRW und der Kinderschutzbund Dortmund kooperieren

v.l. Martina Furlan (Geschäftsführerin Deutscher Kinderschutzbund Dortmund e.V.), Miriam Schupp (Bildungsreferentin LAG Tanz NRW), Nilüfer Kemper (Geschäftsführerin LAG Tanz NRW), Justo Moret (1. Vorsitzender LAG Tanz NRW).

Von Marius Schwarze

Einen Meilenstein in ihrer Kooperationsarbeit setzen die Landesarbeitsgemeinschaft Tanz NRW und der Kinderschutzbund Dortmund. Sie unterzeichneten einen Kooperationsvertrag, der die verbindliche Zusammenarbeit im Sinne des gesetzlich verankerten „Schutzauftrags bei Kindeswohlgefährdung“ unterstreicht.

Schutzkonzept von Bildungsreferentin Miriam Schupp als Grundlage der Vereinbarung

LAG-Bildungsreferentin Miriam Schupp. Fotos: Sarah Rauch

Formal unterzeichnet wurde der Kooperationsvertrag von Justo Moret, 1. Vorsitzender der LAG Tanz NRW, Nilüfer Kemper, Geschäftsführerin der LAG Tanz NRW und Martina Furlan, Geschäftsführerin Deutscher Kinderschutzbund Dortmund. Ebenfalls anwesend waren LAG Öffentlichkeitsarbeiterin Sina Langner und LAG-Bildungsreferentin Miriam Schupp.  ___STEADY_PAYWALL___

Im Jahr 2019 hatte sich Bildungsreferentin Miriam Schupp mit dem Thema Prävention sexualisierter Gewalt bei Kindern und Jugendlichen auseinandergesetzt. Im Austausch mit der Geschäftsführerin Nilüfer Kemper wurde entschieden, ein Schutzkonzept zu entwerfen, damit bei möglichen Vorkommnissen oder Verdachtsfällen schnell und zielgerichtet gehandelt werden kann. 

Die Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund Dortmund besteht schon seit Jahren. Bisher gab es noch keine vertragliche Kooperation des Trägers und der Fachberatungsstelle. In einem zehnmonatigen Recherche- und Diskussionsprozess mit dem Thema Gewalt, Gewaltprävention und Intervention, hat Miriam Schupp ihr Schutzkonzept fertig gestellt.

Schutz für Kinder und Jugendliche und Sicherheit und Rückhalt für die Pädagog*innen

Das Bunte Haus des Kinderschutzbundes ist in der Lambachstraße 4.
Das Bunte Haus des Kinderschutzbundes ist in der Lambachstraße 4 in der Nordstadt.  Foto: NSB-Archibild

Um die Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund Dortmund zu festigen, ließ Miriam Schupp das Konzept von einer Fachberatungsstelle konkretisieren. Dieser Prozess war der Auslöser für die Idee einer engeren Zusammenarbeit und schlussendlich der Kooperation.

Neben dem so entstandenen Schutzplan für die LAG als Träger, kann darüber hinaus im Ernstfall ein Handlungsleitfaden garantiert werden. So betont Miriam Schupp, dass es vordergründig um die Kinder und Jugendlichen, die eines Schutzes benötigen ginge. Aber es geht auch um die angestellten Tanzpädagog*innen, die in ihren Gruppen mit den Erfahrungen und Erlebnissen von betroffenen Kindern konfrontiert werden.

Ihnen soll so eine Möglichkeit gegeben werden, adäquat zu reagieren und zu handeln. Außerdem soll ihnen durch das Wissen, dass es einen Fachbereich gibt, an den sie sich im Ernstfall wenden können, der Rücken gestärkt werden, 

Riesenschritt in der Vernetzung und Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit

Martina Furlan ist die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Dortmund. Foto: Kinderschutzbund
Martina Furlan ist die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Dortmund. Foto: Kinderschutzbund/Archiv

Nicht nur die Zusammenarbeit selbst freut die LAG um Geschäftsführerin Nilüfer Kemper und Miriam Schupp, auch dass durch die Kooperation und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die Türen geöffnet werden, damit mehrere Träger oder Vereine sich um Kooperationen mit Fachberatungsstellen wie dem Kinderschutzbund bemühen können. 

Ein Hauptgrund für Kooperationen dieser Art sei zudem, dass viele Einrichtungen und Träger selber kein Fachpersonal bereitstellen können, um in solchen Fällen handlungsfähig zu sein. Für die LAG Tanz NRW selber sei dies aber auch ein Riesenschritt der Vernetzung. Schon lange befasse man sich mit dem Thema der sexualisierten Gewalt an Kindern und Jugendlichen, doch durch den Kinderschutzbund, haben sich neue Möglichkeiten aufgetan das öffentliche Interesse zu wecken und mehr Menschen zu erreichen. 

Nicht alle Kinder und Jugendlichen bekommen direkt eine Hilfestellung zugesichert, wenn sie Opfer von Sexualdelikten geworden sind. Martina Furlan führt in diesem Zusammenhang eine Statistik an, dass Kinder und Jugendliche im Schnitt sieben Erwachsene ansprechen und sich offenbaren bis tatsächlich gehandelt wird.

Weiterer wichtiger Bereich der Arbeit ist die Unterstützung hilfloser Eltern

LAG Tanz NRW und der Dortmunder Kinderschutzbund kooperieren in Zukunft noch intensiver. Fotos: Sarah Rauch

Dabei sind auch die Eltern nicht selten Anlaufstellen der Kinder, aber auch hier wird allzu oft nicht realisiert, dass sie die Wahrheit sagen. Es ginge nicht darum, dass den Kindern nicht geglaubt würde, es sei eher ein Schutzmechanismus der Eltern gegenüber ihren Kindern. Alleine die Vorstellung, dem eigenen Kind könnte so etwas widerfahren sein, ist für die meisten Eltern schockierend. Selten wissen sich Eltern in diesen Fällen zu helfen.

Das beleuchtet nochmals die Bedeutsamkeit einer solchen Kooperation, denn auch die Eltern sind in diesem Fall oft überfordert und wissen nicht, wo sie Hilfe finden können. Auch hier bietet die LAG Tanz NRW durch ihre Arbeit, den Eltern einen Blick auf mögliche Gefahren und weist darauf hin, dass es ein Thema ist, welches in vielen Lebensbereichen, Vereinen, Einrichtungen und sozialen Kreisen auftreten kann. 

Ziel der nun amtlichen Kooperation ist es also, präventiv auf Fälle sexueller Gewaltdelikte gegen Kinder und Jugendliche vorbereitet zu sein. Bei Aufkommen eines Verdachts, eine Fachberatungsstelle im Rücken zu haben, die durch Fachpersonal handeln und helfen kann. Die Sicherheit der eigenen pädagogischen Fachkräfte zu gewährleisten, die in Situationen, in denen sie direkt mit diesem Thema konfrontiert werden, Ruhe bewahren können und eine Möglichkeit haben, sich damit an Fachpersonal zu wenden.

Gewaltprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen

Mit Flyern und Broschüren wird aufgeklärt und das Tabuthema in die Öffentlichkeit getragen.

Und die Verbreitung der Bedeutung dieser Problematik, weil es ein gesamtgesellschaftliches, allgegenwärtiges und zeitloses Thema ist und es immens wichtig ist, ein angemessenes Handlungskonzept zu haben, damit den Kindern und Jugendlichen schnell und direkt weitergeholfen werden kann. 

Hinsichtlich der Relevanz solcher Präventions- und Interventionsmaßnahmen, ist es wichtig, dass der Auftrag sich mit diesem Thema zu beschäftigen, nicht nur Fachberatungsstellen obliegt oder eben Einrichtungen, die Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wahrnehmen, sondern dass es ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag ist, bei dem alle die Augen offen halten können und sollen.

Die Kooperationsvertragsunterzeichnung zwischen der LAG Tanz NRW und dem Kinderschutzbund Dortmund wird nicht die Letzte sein, und darüber können wir alle sehr froh sein.

 

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Reaktionen

  1. Der Kinderschutzbund sucht engagierte Mitarbeiter*innen (PM)

    „Das hatte ich mir anders vorgestellt – das war das anstrengendste Jahr meines Lebens“ sagt Frau S. über das erste Jahr mit ihren Zwillingen, die im Januar 2020 auf die Welt kamen. „Es gab eigentlich keine Möglichkeit, andere Eltern kennen zu lernen, jedenfalls nicht persönlich. Die ersten Monate mit den beiden Kindern waren so schwierig: ich war immer mit Stillen, Wickeln oder Fläschchen vorbereiten beschäftigt. Ich selber bin kaum zum Essen gekommen. Und wenn mein Mann abends nach Hause kam, bin ich einfach nur noch ins Bett gefallen. Manchmal habe ich gedacht, ich schaffe das nicht! Und durch die Kontaktbeschränkungen hatte ich auch niemanden, der mir bei der Versorgung der Kinder helfen konnte – meine Eltern und auch meine Schwiegereltern leben weiter entfernt. Zwischendurch habe ich gedacht, jetzt bekomme ich eine Depression“.

    So wie Frau S. ist es besonders in der Coronapandemie vielen jungen Eltern ergangen. So schön und bereichernd das Leben mit einem Baby auch ist, so herausfordernd und anstrengend kann es auch sein. Wenn dann noch Unterstützung von außen fehlt, kommen Eltern auch schon mal an ihre Belastungsgrenze. Nicht umsonst sagt ein Sprichwort, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen.

    Mit den Familienpat:innen, die Eltern mit Babys und Kleinkindern begleiten und unterstützen, hat der Kinderschutzbund ein Arbeitsfeld, in denen freiwillige Mitarbeiter:innen Familien praktisch und unkompliziert unterstützen können, insbesondere unter den besonderen Herausforderungen, vor denen junge Eltern während der Pandemie noch zusätzlich stehen. Wenn Sie sich vorstellen können als ehrenamtliche Familienpat:in Unterstützung zu leisten freuen wir uns auf Ihre Mail oder Ihren Anruf.

    Interessierte sollten wöchentlich ca. 3-4 Stunden Zeit für dieses Ehrenamt mitbringen. Die Teilnahme an einer vorbereitenden Schulung, die Anfang Februar beginnt und immer donnerstags ab 17.00h stattfindet, ist Voraussetzung. Soweit aufgrund der Inzidenzen nötig, kann diese Schulung auch online stattfinden.
    Eine regelmäßige Teilnahme ist Voraussetzung für die Arbeit in den Familien. Während der ehrenamtlichen Tätigkeit findet regelmäßig eine Praxisbegleitung statt.

    Interessierte erreichen uns per Email unter verwaltung@dksb-do.de oder telefonisch unter der Rufnummer 84 79 780. Wir informieren Sie gern und freuen uns auf Sie!

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