
Durch eine gut gemachte Kindergrundsicherung würde nach Auswertung der Daten der Bundesagentur für Arbeit allein in Dortmund die Lebenssituation von mehr als 40.200 Kindern und Jugendlichen verbessern. „Die Ampel-Koalition in Berlin muss sich jetzt endlich auf eine Kindergrundsicherung verständigen und ausreichend Geld dafür bereitstellen. Familien mit geringem Einkommen brauchen dringend mehr Unterstützung, damit ihre Kinder gut aufwachsen können“, sagt Jutta Reiter, Vorsitzende des DGB-Stadtverbands Dortmund.
Die bisherigen Regelsätze reichen nicht für eine gesellschaftliche Teilhabe
Mit der geplanten Kindergrundsicherung sollen die bestehenden Leistungen für Kinder gebündelt und die Beantragung bürgerfreundlicher werden. „Sozialleistungen dürfen doch nicht nur auf dem Papier stehen, die Hilfen müssen auch bei allen Familien ankommen, die sie benötigen“, erläutert Reiter. Neben einem einfachen Zugang fordert der DGB-Stadtverband Dortmund für die Kindergrundsicherung auch höhere Leistungen als Kinder und Jugendliche heute beim Bürgergeld erhalten.
Dort seien beispielsweise im Regelsatz für ein Kind zwischen 6 und 13 Jahren nur 4,48 Euro pro Tag für Lebensmittel vorgesehen. 8,89 Euro gibt’s monatlich für Kino, Kindertheater, Sport- und sonstige Freizeitveranstaltungen. Nur 2,83 Euro seien für Kinder- und Jugendbücher im Monat vorgesehen, rechnet Reiter und resümiert: „Das arme Kinder oft außen vor bleiben, weil das Taschengeld fehlt, ist in unserem reichen Land ein Skandal, den wir endlich beenden müssen.“
„Kinderarmut ist bitter und folgenschwer – sie raubt Entwicklungs- und Zukunftschancen“

In Dortmund lebten Ende 2022 30.474 Kinder und Jugendliche in Familien, die Bürgergeld erhalten. 9762 Kinder und Jugendliche erhalten den Kinderzuschlag, der an geringverdienende Eltern zusätzlich zum Kindergeld ausgezahlt wird. In Dortmund würden diese 40.236 Kinder mit den höheren Leistungen der Kindergrundsicherung eine Verbesserung erfahren. Hinzu kämen laut DGB noch Familien, die heute aufgrund ihres geringen Einkommens einen Rechtsanspruch auf Leistungen haben, diese aber nicht beantragen.
Zwar gebe es dazu keine aktuellen, belastbaren Zahlen, doch „diese Dunkelziffer ist erheblich“, ist sich Jutta Reiter sicher. Die Bundesregierung selbst hatte in der Vergangenheit geschätzt, dass nur 35 Prozent der leistungsberechtigten Familien den Kinderzuschlag beantragen. Bei Geringverdienenden, die ergänzend Bürgergeld erhalten können, betrage die Dunkelziffer bis zu 50 Prozent.
„Kinderarmut ist bitter und folgenschwer, da sie nicht nur Mangel im Hier und Jetzt bedeutet, sondern den Kindern Entwicklungs- und Zukunftschancen raubt. Nichts verursacht mehr Folgekosten und ist teurer als Kinderarmut zuzulassen. Geld für eine Kindergrundsicherung auszugeben ist auch eine Zukunftsinvestition“, fasst Reiterzusammen.
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