Tierschutz und Pandemie: Weniger Fundtiere und Vermittlungen beim Tierheim Dortmund im vergangenen Jahr

25.000 Tier wurden in 25 Jahren abgegeben. Nur ein Drittel ging an ihre Besitzer zurück. Foto: Alex Völkel
Es hat den Anschein, dass Haustiere durch die pandemiebedingten Veränderungen des Alltags besser in diesen integriert werden können. Verstöße gegen Tierschutz und Seuchenschutz bleiben jedoch leider auf hohem Niveau. Foto: Alex Völkel

Das Tierheim Dortmund zieht Bilanz für das Jahr 2020: 229 Hunde, 265 Katzen und 171 sonstige Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Ziervögel oder Schildkröten: Insgesamt 665 Tiere fanden im letzten Jahr im Tierheim eine vorübergehende Unterkunft. Damit nahm die Zahl an aufgenommenen Haustieren gegenüber dem Jahr 2019 mit 1.039 Tieren um 36 Prozent ab.

Weniger Fundtiere – Auswirkungen der Pandemie in diesem Fall durchaus positiv

Mit 354 ist die Zahl der Fundtiere rückläufig. Im Vorjahr waren es 537. Archivfoto: Karsten Wickern

Die Anzahl von an das Tierheim übereigneten Tieren blieb mit 35 (2019: 32) und den Notpflegen mit 123 (2020: 119) nahezu konstant. Übereignete Tiere werden vom Tierheim an neue Halter*innen vermittelt. Bei Notpflegen handelt es sich um Tiere, die von ihren Halter*innen aufgrund einer Notsituation, wie zum Beispiel einer schwere Krankheit oder dem Wohnungsverlust, im Tierheim für eine begrenzte Zeit untergebracht werden.  ___STEADY_PAYWALL___

Mit 354 Tieren nahm das Tierheim 2020 deutlich weniger Fundtiere auf als noch ein Jahr zuvor (2019: 537). Während die Anzahl der gefundenen Kleintiere vergleichbar mit 2019 war, wurden mit 168 aufgefundenen Katzen (2019: 251) und mit 75 aufgefundenen Hunden (2019: 148) deutlich weniger Tiere herrenlos aufgefunden.

„Wir führen diesen starken Rückgang auf die Corona-Pandemie zurück. In den vergangenen Jahren wurde nur knapp die Hälfte der Fundtiere von ihren Halter*innen abgeholt. Bei den nicht abgeholten Tieren lag der Verdacht nahe, dass diese vorsätzlich ausgesetzt worden waren. Durch die Veränderung des Alltags von vielen Tierbesitzer*innen scheint das Haustier wieder besser in den Alltag integriert werden zu können“, erläutert die Leiterin des Tierschutzzentrums Dortmund Sylvia Terweiden.

Tiere oft in katastrophalem Zustand – Häufige Verstöße gegen Tierschutz- und Seuchenrecht 

Sechs vernachlässigte Labradore warten auf ein neues Zuhause.
Sechs vernachlässigte Labradore. Foto: Tierheim

Zugleich bleibt die Anzahl der tierschutz- und seuchenrechtlichen Verstöße bei Hunden mit 75 (2019: 77) auf hohem Niveau. So ordnet zum Beispiel das Veterinäramt eine Sicherstellung an, wenn bei Hunden, die aus dem Ausland importiert und in Deutschland verkauft werden, kein ausreichender Impfschutz besteht. Vor allem die Sicherstellung aufgrund von tierseuchenrechtlichen Verstößen bereitet dem Team des Tierheims Sorgen. 

„Die sichergestellten Hunde werden teilweise im katastrophalen Zustand auf tagelangen Transportwegen aus dem Ausland nach Deutschland gebracht. Sie leiden häufig an schwerwiegenden Erkrankungen, die mitunter zum Tod führen können. Die Käufer*innen handeln teils aus wirtschaftlichen Überlegungen – ein Welpe aus dem Ausland ist günstiger als ein Welpe aus Deutschland – teils aus tierschutzrechtlichen Gründen. Die Einschätzung, einen Hund aus dem Ausland, vielleicht sogar aus einer Tötungsstation gerettet zu haben, spiegelt nicht die Realität wider“, so Sylvia Terweiden.

Durch den Kauf von Auslandswelpen wird dieser Wirtschaftszweig nur noch mehr beflügelt. Die Welpen werden häufig unter nicht artgerechten Bedingungen gezüchtet, nicht ausreichend versorgt und auch nicht tiermedizinisch behandelt. Der Kauf eines Auslandswelpen bedeutet, dass künftig noch mehr Welpen auf diese Weise ihr Leben beginnen werden. 

Ein Haustier bedeutet eine jahrelange emotionale, soziale und finanzielle Verantwortung

Das Tierheim zur Aufnahme heimatloser Haustiere startete mit einer Aufnahmekapazität von 150 Tieren . Foto: Alex Völkel
Die Anschaffung eines Haustieres sollte gut überlegt sein . Foto: Alex Völkel / Archiv

So empfiehlt das Tierheim Dortmund auch weiterhin, die Anschaffung eines Haustieres gut zu überlegen. Internetverkaufsforen oder der Kofferraum eines Autos sind keine seriösen Verkaufsflächen. Die Haltung eines Haustieres bedeutet eine jahrelange emotionale, soziale und finanzielle Verantwortung. 

Ist die Entscheidung für ein Haustier gefallen, lohnt sich immer auch ein Blick auf die Internetseite des Tierheimes Dortmund. Dort gibt es Haustiere – von der kleinen Maus über Exoten wie Spinnen und Schlangen bis zum Hund – die auf ein neues, gutes Zuhause warten. 

Das Tierheim hat in 2020 insgesamt 451 Tiere in ein neues Zuhause vermittelt; 63 Hunde, 210 Katzen, 178 Kleintiere. Damit wurde die Vorjahreszahl (2019: 686) deutlich unterschritten. Zum Jahreswechsel waren noch 44 Hunde, 39 Katzen und 34 Kleintiere im Tierheim untergebracht. Die Vermittlung erfolgt aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich nach vorheriger Terminabsprache. Interessierte wenden sich bitte mit einer E-Mail an tierheim@stadtdo.de. 

 

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Reaktionen

  1. Wenn kein Hahn nach Hähnen kräht: Tierheim Dortmund hat Gockel abzugeben (PM)

    Wenn kein Hahn nach Hähnen kräht: Tierheim Dortmund hat Gockel abzugeben

    Hunde, Katzen, Kaninchen – das sind eher typische Tierheimbewohner. Seit einiger Zeit kann man es an der Hallerey nun auch Krähen hören: Es sind mehrere Hähne im Tierheim untergebracht und warten auf Vermittlung.

    Bereits Ende September 2020 wurden zwei Hähne in der Nacht über den Zaun geworfen. Ein beigefarbener und ein roter Hahn begrüßten das Tierheimpersonal auf dem Außengelände des Hundebereiches. Beide waren noch nicht ausgewachsen und zu dünn. Inzwischen konnten sie vermittelt werden.

    Zwei weitere Hähne folgten Ende Februar, wieder wurden sie über den Zaun geworfen. Erneut handelte es sich um einen beigen und einen roten Hahn, noch nicht ausgewachsen und zu dünn. Die beiden Tiere warten nun im Tierheim auf ein neues Zuhause.

    Die Geschichte wiederholte sich in der vergangenen Woche erneut. Diesmal waren es zwei ältere Hähne und ein junger Hahn mit extrem vermilbten Beinen und Füßen, darunter einer mit zwei verkrümmten Zehen, die seitlich nach innen wachsen. Hier ist eine Vermittlung zunächst nicht möglich. Es wird Wochen intensiver Pflege brauchen, den Milbenbefall zu bekämpfen.

    „Hähne haben es bei einer Vermittlung natürlich schwerer, denn sie krähen laut – manchmal schon um 4 Uhr morgens“, so die Leiterin des Tierschutzzentrums Dortmund, Sylvia Terweiden. Zudem wird pro Hühnergruppe nur ein Hahn benötigt. Werden in dieser Gruppe kleine Hähne ausgebrütet, gibt es früher oder später Probleme und Streitigkeiten mit dem Althahn.

    Nicht selten kommen aufgrund des Lärms Streitigkeiten in der Nachbarschaft hinzu, die mitunter auch vor Gericht landen. Den Hähnen wird dann eine sogenannte Krähzeit auferlegt. Die Hähne müssen in einem schalldichten Stall untergebracht werden, den sie nur zu den festgelegten Krähzeiten verlassen dürfen. Daher sollte vor Anschaffung eines Hahns die Nachbarschaft mit einbezogen werden.

    Haltung von Hühnern und Hähnen ist meldepflichtig

    Was viele nicht wissen: Die Haltung von Hühnern und Hähnen muss vor der Anschaffung der Tiere beim Veterinäramt und bei der Tierseuchenkasse NRW angemeldet werden. Fragen zu den Haltungsbedingungen beantwortet das Veterinäramt gerne telefonisch (Tel. 0231 50 23970) oder per Mail: veterinäramt@stadtdo.de. Ein Kontakt zur Tierseuchenkasse NRW in Münster kann über die Internetseite aufgenommen werden: http://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierseuchenkasse.

    Das Tierheim Dortmund bittet um Unterstützung. Falls Informationen über die Herkunft der Hähne bekannt sind, können diese gerne per E-Mail an tierheim@stadtdo.de gesandt werden. Natürlich hilft das Tierheim auch bei der Vermittlung, wenn die weitere Haltung von Hühnern und Hähnen nicht möglich ist. Hierfür soll auch per E-Mail Kontakt mit dem Tierheim aufgenommen werden.

  2. Vorreiterin im Tierschutz: Als erste Stadt NRWs etabliert Dortmund eine städtische Tierschutzbeauftragte (PM Grüne und CDU)

    GRÜNE und CDU setzen sich für einen besseren Tierschutz in Dortmund ein. Im zuständigen Ausschuss beantragen beide Fraktionen die Einrichtung der Stelle einer/eines kommunalen Tierschutzbeauftragten.

    Verstöße gegen den Tierschutz wie zuletzt in Werne erschüttern. Doch auch in Dortmund kommt es zu Verstößen: Anfang des Jahres fand man tote Schafe in Mülltonnen in Dortmund-Oestrich und ein Schäfer ließ seine Schafe am Deusenberg im Winter festfrieren. Die Abteilung für Veterinärwesen ist originär für den Bereich der Kontrolle zuständig und deckt somit nur einen Teilbereich des kommunalen Tierschutzes ab. Für die Förderung des Tierschutzes bedarf es zusätzlicher Initiativen. Deshalb schlagen GRÜNE und CDU nun die Einrichtung eines/einer kommunalen Tierschutzbeauftragten vor.

    Die Person soll zunächst für 5 Jahre ernannt werden. Ihre Aufgaben sind u.a. die Erarbeitung von Projekten und Konzepten für besseren Tierschutz in Dortmund. Dies umfasst u.a. die Themenfelder Heim-, Haus-, Wild-, Nutz-, Zirkus- und Zootiere, Streunerkatzen und Tierversuche. Sie ist Ansprechperson für die Menschen in Dortmund und Tierschutzorganisationen, leistet Öffentlichkeitsarbeit und rückt das Thema in den öffentlichen Fokus.

    Lisa Denzel (Grüne) und Uwe Wallrabe (CDU), beide Mitglieder des Rates, erklären hierzu gemeinsam: „Als erste Stadt in NRW führen wir diese Position ein. Wir freuen uns, dass mit unserer Initiative nun die Möglichkeit besteht, den kommunalen Tierschutz in Dortmund zu stärken. Die Tierschutzbeauftragte wird durch Bildungsarbeit auch an Schulen und Kindergärten einen nachhaltigen Beitrag für den Tierschutz in Dortmund leisten.“

    Am 09. November berät der Ausschuss für Bürgerdienste, öffentliche Ordnung, Anregungen und Beschwerden, der auch für das Veterinäramt zuständig ist, über den gemeinsam eingebrachten Antrag.

    Link zum Antrag: https://gruene-do.de/meldung/tx_news/einrichtung-einer-kommunalen-ehrenamtlichen-tierschutzbeauftragten-m-w-d-der-stadt-dortmund/

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