Stadt Dortmund wird Grundstück mit Kirchturm in Lindenhorst kaufen – Tageseinrichtung für Kinder geplant 

Bei den Planungen für den Neubau einer Kita auf dem Gelände der ehemaligen Lindenhorster Kirche sollen denkmalgeschützte Baubereiche erhalten bleiben.

Der Rat der Stadt Dortmund hat den Ankauf einer Fläche in Lindenhorst beschlossen, auf der ein denkmalgeschützer Turm steht. Die Fläche gehört bislang noch der Evangelischen Kirche. Auf der Fläche am Kirchturm soll eine viergruppige Tageseinrichtung für Kinder entstehen. Die aktuelle Bedarfsplanung des Jugendamtes sieht vor dem Hintergrund steigender Kinderzahlen im Bereich Lindenhorst im Stadtbezirk Eving einen entsprechenden Bedarf dafür.

Abriss des heutigen Gemeindehauses aber Erhalt denkmalgeschützter Bauteile

Der Evangelische Kirchenkreis und die Stadt verhandeln über einen Verkauf. Foto: Katrin Pinetzki/ Stadt Dortmund
Im letzten Jahr begannen die Verhandlungen zwischen Stadt und Kirche. Foto: Katrin Pinetzki/ Archivbild

Für die Realisierung der Maßnahme wird in der Studie der Abriss des heutigen Gemeindehauses empfohlen, eine wirtschaftliche Umbaulösung dieses Gebäudes in der jetzigen Form lasse sich unter anderem aufgrund eines fehlenden zweiten Geschosses und der Vorgaben des Raumprogramms für Tageseinrichtungen für Kinder (TEK) nicht realisieren. ___STEADY_PAYWALL___

Sinnvoll sei an dieser Stelle die Errichtung eines Erweiterungsneubaus und der Erhalt der denkmalgeschützten Bauteile von Turm, Kirche und Pfarrhaus. Der neue Eingangsbereich soll eine Verbindung zwischen dem TEK-Neubau und dem Kirchenschiff erhalten. Das Kirchenschiff ist nach Einschätzung der Machbarkeitsstudie für die vorgesehene Nutzung als Mehrzweckraum gut geeignet. Die Größe der Räume biete Möglichkeiten für neue Konzepte und eventuell weitere Nutzungen.

Der denkmalgeschützte Kirchturm sei für das Funktionsprogramm der TEK zwar nicht erforderlich, besitze jedoch als ältester Turm Dortmunds eine herausragende denkmalpflegerische Bedeutung und ist daher zu erhalten. Der Sanierungsumfang des Turmes wird zu einem späteren Zeitpunkt noch gesondert vom Rat beschlossen. Der Kaufvertrag soll in Kürze unterzeichnet werden und die weiterführende Planung zur Realisierung der Tageseinrichtung für Kinder soll im Jahr 2021 erfolgen.

Turm der Lindenhorster Kirche ist letztes Relikt der Grafen von Dortmund

Der im 12. Jahrhundert erbaute Turm ist in desolatem Zustand und muss saniert werden.

Die evangelische Kirche Lindenhorst wurde als kleine Saalkirche im Jahr 1911 an den noch erhaltenen mittelalterlichen Turm angebaut. Dieser viergeschossige Turm wurde bereits um 1150 erbaut und ist somit der älteste Turm in Dortmund. Der Zustand des Turmes ist nach einer Sanierung im Jahre 1968 in einem höchst desolaten Zustand. 

Nach heutigem Kenntnisstand wurde die Sanierung damals nicht fachgerecht durchgeführt. Neben dem Kirchturm mit Kirchsaal besteht der gesamte Kirchenstandort weiterhin aus einem denkmalgeschützten Pfarrhaus und einem nicht-denkmalgeschützten Gemeindehaus als Erweiterungsanbau an das Pfarrhaus. 

Die kleiner gewordene Kirchengemeinde hat sich mit einer drei Kilometer entfernten Kirche auf einen anderen Standort konzentriert. Infolgedessen wurde die Kirche im Jahr 2013 entwidmet. Der romanische, denkmalgeschützte Turm der Lindenhorster Kirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und gehört damit zur ersten Bauphase steinerner Türme an Gemeindekirchen in Europa. 

Oftmals als Wehrtürme gedeutet sind sie bis heute häufig weithin sichtbare Wahrzeichen von Dörfern und Urkunden für das frühe Christentum. Der Turm gehörte zur Burgkapelle der Grafen von Dortmund. So wie die mittelalterlichen Innenstadtkirchen Dortmunds und die Stadtmauer die einzigen erhaltenen baulichen Zeugen der freien Reichsstadt Dortmund sind, handelt es sich bei dem Turm der ehemaligen Lindenhorster Kirche um das letzte erhaltene Zeugnis der Grafen von Dortmund. 

 

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Reaktionen

  1. Bund unterstützt Sanierung des ältesten Turms Dortmunds: Sabine Poschmann und Oliver Stens begrüßen Fördermittel für Lindenhorst (PM)

    „Der vollständigen Sanierung des Lindenhorster Kirchturms steht nun nichts mehr im Wege! Die fehlenden Mittel von rund 680.000 Euro, also fast 50 Prozent der Gesamtsumme, stellt der Bund zur Verfügung“, berichtet die Bundestagsabgeordnete Poschmann. Die Entscheidung wurde diesen Mittwoch im Bundestag gefällt.

    Das viergeschossige Denkmal wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Aufgrund einer fehlerhaften Sanierung in den 1960er Jahren ist der Zustand desolat. „Für Lindenhorst und für alle, die sich seit Jahren für den Turm engagieren – besonders der „Förderverein Lindenhorster Kirchturm“ –, sind das sehr gute Nachrichten!“, kommentiert der Evinger Bezirksbürgermeister Stens den Beschluss. „Es ist nicht nur ein Gewinn für Lindenhorst, sondern für die ganze Stadt. Der Turm ist ein Stück Geschichte, ein Relikt aus der Zeit der Dortmunder Grafen, das nun für die Zukunft erhalten bleibt“.

    Die Bundesmittel werden im Rahmen des Denkmalschutz-Sonderprogramms zur Verfügung gestellt. Die Sanierung des Turms soll bis 2025 abgeschlossen sein. Für die angrenzende ehemalige evangelische Kirche ist der Umbau in einen Kindergarten geplant.

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