Betriebsrat, Belegschaft und IGM machen gegen Vorstandspläne mobil

Sorgen bei Mercedes: Der Konzern überlegt, die eigenen Niederlassungen zu verkaufen

Eine emotionale Betriebsversammlung erlebten Beschäftigten der Niederlassung die Mercedes-Beschäftigten der Niederlassungen Dortmund, Unna und Lünen.
Eine emotionale Betriebsversammlung erlebten Beschäftigten der Niederlassung die Mercedes-Beschäftigten der Niederlassungen Dortmund, Unna und Lünen.

Dicke Luft und große Sorgen bei Mercedes Benz: Am heutigen Mittwoch (7. Februar 2024) lud der Betriebsrat die insgesamt 280 Beschäftigten der Niederlassungen Dortmund, Unna und Lünen zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung ein. Auf dieser emotionalen Betriebsversammlung sprach die Betriebsratsvorsitzende Alexandra Ebert vor den versammelten Kolleg:innen über die jüngste Entscheidung des Vorstands von Mercedes-Benz, die Strukturen zu prüfen und die Niederlassungen möglicherweise zu verkaufen.

Betriebsratsvorsitzende kritisiert „einen Schlag ins Gesicht unserer Kolleginnen und Kollegen“

In ihrer bewegenden Rede betonte die Betriebsratsvorsitzende Alexandra Ebert die Unzufriedenheit mit der einseitig getroffenen Vorstandsentscheidung, die am 19. Januar 2024 bekannt gegeben wurde, und nannte sie „einen Schlag ins Gesicht unserer Kolleginnen und Kollegen im Own Retail“ (Anm.d.Red.:  „Own Retail“ meint unternehmenseigene Verkaufs- und Servicestandorte). Die Vorstandspläne sind aus Sicht des Betriebsrats „vollkommen inakzeptabel und in keinster Weise nachvollziehbar“.

Betriebsratsvorsitzende Alexandra Ebert
Betriebsratsvorsitzende Alexandra Ebert

Vor allem, weil die Mitarbeitenden in den letzten Jahren zahlreiche Entbehrungen auf sich genommen und viele Zugeständnisse gemacht und somit ihren Beitrag geleistet haben, um die Profitabilität der Niederlassungen sicherzustellen.

Über die Diskrepanz zwischen den Vorstandsplänen und den Ergebnissen der Niederlassungen, die seit fünf Jahren profitabel sind und seit drei Jahren positiv zum Konzernergebnis beitragen, zeigte sich der Betriebsrat schockiert. Er betonte zudem das Knowhow, den Wert und die Loyalität der eigenen Belegschaft.

Ziel: Bestmögliche Konditionen für die Beschäftigten – Kündigungsschutz bis Ende 2029

Der Betriebsrat kündigte an, sich gegen die Vorstandsentscheidung zu wehren und in den kommenden Gesprächen mit der Unternehmensleitung für den Erhalt der Niederlassungen zu kämpfen. Zugleich wies er aber auch daraufhin, dass man die Augen nicht verschließen dürfe, und es trotz aller Anstrengungen doch zum Verkauf kommen könne als Resultat der Prüfung.

Dann ginge es vor allem in den Verhandlungen darum, bestmögliche Konditionen für die Beschäftigten zu erkämpfen. Die bestehende Beschäftigungssicherung „ZuSi 2030“, die bis Ende 2029 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, gebe in den Verhandlungen Rückhalt.

Zudem versicherte der Betriebsrat den Beschäftigten, dass er sich als deren Interessenvertretung in den Gesprächen nicht unter Druck setzen lasse und eine sorgfältige Prüfung aller Optionen vornehmen werde, um die bestmögliche Lösung im Sinne der Belegschaft zu finden.

IGM: „Die Belegschaften haben die in sie gesetzten Renditeerwartungen erfüllt“

Gewerkschaftssekretär Yunus Emre Yildirim
Gewerkschaftssekretär Yunus Emre Yildirim Foto: Bernd Röttgers

Unterstützung finden die Betriebsräte bei der IG Metall: Der Gewerkschaftssekretär der IGM-Geschäftsstelle Ruhrgebiet Mitte, Yunus Emre Yildirim, fordert den Vorstand auf, von seinen Planungen zum Verkauf der Niederlassungen Abstand zu nehmen: „Die Belegschaften der Niederlassungen haben in den letzten Jahren deutlich gezeigt, dass sie mit hoher Professionalität die in sie gesetzten Renditeerwartungen erfüllt haben.“

„Der geplante Verkauf ist daher ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen, die den Weg der Stabilisierung mit hoher Motivation und persönlichen Einsatz mitgestaltet haben. Die Niederlassungen sind als Teil der AG ein starker und verlässlicher Pfeiler in einer Zeit der großen Veränderungen innerhalb der Branche“, so Yildirim.

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Reaktionen

  1. Betriebsrat und Belegschaft zeigen sich massiv enttäuscht über Verkauf der konzerneigenen Niederlassungen (PM)

    Am 13. März 2024 lud der Betriebsrat die Beschäftigten der Niederlassung Dortmund/Unna/Lünen in Dortmund zur Fortsetzung der außerordentlichen Betriebsversammlung vom 7. Februar ein. Auf dieser bedeutenden Betriebsversammlung wurden die Beschäftigten über die aktuellen Entwicklungen im Own Retail Deutschland informiert. Dabei hat der Vorstand der Mercedes-Benz Group AG seine einseitig getroffene Entscheidung mitgeteilt, die konzerneigenen Niederlassungen zu verkaufen.

    Die Betriebsratsvorsitzende der Niederlassung Dortmund/Unna/Lünen sprach unmittelbar nach Verkündung der Entscheidung über die Enttäuschung und Bestürzung, die die Beschäftigten beim Erhalt der Nachricht über den geplanten Verkauf der Niederlassungen empfunden haben. Sie betonte, dass dies „eine Entwicklung sei, die uns alle vor neue Herausforderungen stellt und Unsicherheit über unsere Zukunft bringt“. Sie untermauerte in ihrer Rede den klaren Standpunkt des Betriebsrats zu dieser Unternehmensentscheidung: „Ich sage es in aller Deutlichkeit. Wir sind entschieden gegen den Verkauf der Niederlassungen! Wir halten die Pläne des Vorstands für eine krasse Fehlentscheidung und lehnen sie im Grundsatz ab. Sie gehen einzig und allein auf das Konto des Unternehmens“.

    Anhand der heute kommunizierten Vorstandsentscheidung lässt sich zudem konstatieren, „dass es nie eine wirklich ernsthafte Prüfung des Verkaufs gab, sondern dass dieser bereits im Vorfeld als strategische Maßnahme feststand: Kein Verkauf war keine Option“. Deshalb konnte der Verkauf seitens des Betriebsrats trotz intensiver Bemühungen, zahlreicher Alternativvorschläge und hartnäckiger Gespräche mit dem Mercedes-Benz Vorstand und der Geschäftsleitung des Own Retail Deutschlands auch nicht abgewendet werden. Dennoch hat der Betriebsrat in diesen Gesprächen erreicht, „dass das Unternehmen bereit ist, über die Absicherung der Arbeitsbedingungen zu verhandeln und Sorge dafür zu tragen, dass diese von den neuen Erwerbern erfüllt werden“.

    In den ab 18. März beginnenden Verhandlungen wird der Betriebsrat für faire Rahmenbedingungen kämpfen und sicherstellen, dass die Interessen der Beschäftigten gewahrt werden. Alexandra Ebert, Betriebsratsvorsitzende, betonte: „Wir wissen, was es heißt, Verantwortung für unsere Belegschaft zu übernehmen. Die Interessen und Bedürfnisse unserer Kolleginnen und Kollegen sind unsere oberste Priorität und klar ist auch, wir lassen niemanden im Regen stehen. Wir werden hart daran arbeiten, die Arbeitsbedingungen bestmöglich, umfassend, langfristig und nachhaltig abzusichern.“

  2. Frank Klute

    Auch da zeigt sich wieder was DAX gesteuerte Konzerne antreibt…….Profit um jeden Preis und über Leichen.
    Ich hoffe die MB Kunden geben diesem Konzern die richtige Antwort. Ein Konzern der trotz Milliardengewinnen und Zugeständnissen der Belegschaft trotzdem seine Werksniederlassungen schließt. Es mutet auch vor auch vor dem Hintergrund des Facharbeitermangels wie ein Witz an, hochqualifizierte Arbeitskräfte zu entlassen, obwohl die Arbeit ja vorhanden ist. Das zeigt auch, das diesem Konzern der Kunde egal ist, der jetzt noch länger auf Servicetermine und Reparaturen warten muß. Wir leben hier in Deutschland in einem Hochpreis und Hochlohnland das sollte auch dieser Konzern aktzeptieren, ansonsten finde ich ist ein Urdeutsches Unternehmen, das solche Machenschaften unterstützt unter dem Tesla Dach besser aufgehoben und sollte sich gleich in die Niedriglohnländer verabschieden.

  3. Arbeitnehmervertreter und Belegschaft demonstrieren Zusammenhalt: Gemeinsam für unsere Zukunft. Gemeinsam für unsere Arbeitsbedingungen. (PM)

    Unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Zukunft! Wir kämpfen für unsere Arbeitsbedingungen“ fand auf Einladung des Betriebsrats der Niederlassung Dortmund, Unna Lünen am Dortmund am 11. April 2024 eine weitere Betriebsversammlung im Rahmen einer bundesweit konzertierten Aktion statt. Die hohe Teilnahme der Beschäftigten an dieser Betriebsversammlung ist ein starkes Signal des Vertrauens in die bisherige Arbeit des Betriebsrats und eine Bestätigung der Zielsetzung, in diesen herausfordernden Zeiten für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen intensiv zu kämpfen.

    „Als Betriebsrat ist es uns ein Anliegen, Entscheidungsprozesse so transparent wie möglich zu gestalten. Besonders in der aktuellen Situation ist Transparenz von großer Bedeutung, damit unsere Kolleginnen und Kollegen wissen, wo sie stehen und wie sich Entscheidungen auf ihr weiteres Arbeitsleben auswirken“, so die Betriebsratsvorsitzende der Niederlassung Dortmund, Unna, Lünen.

    Am 13. März teilte die Geschäftsleitung von Mercedes-Benz mit, dass die Niederlassungen verkauft werden. „Diese einseitig getroffene Entscheidung des Vorstands hat bei den Beschäftigten im Own Retail für Enttäuschung und Bestürzung gesorgt. Die Hoffnung über den Verbleib der Niederlassungen war bei unseren Kolleginnen und Kollegen groß. Deshalb sitzt der Schock über die Vorstandsentscheidung nach wie vor tief und die Unsicherheit und Sorge über die Auswirkungen ist bei den Beschäftigten groß. Trotz unserer zahlreichen Bemühungen und hartnäckigen Gespräche konnten wir diese Entscheidung nicht beeinflussen. Den Verkauf der Niederlassungen halten wir für eine Fehlentscheidung, die wir im Grundsatz ablehnen“, fasst Alexandra Ebert, Betriebsratsvorsitzende der Niederlassung Dortmund, Unna, Lünen die Stimmung der Beschäftigten zusammen.

    Da der Vorstand jedoch an seiner Entscheidung festhält, ist es jetzt Aufgabe des Betriebsrats, die Arbeitsbedingungen bestmöglich zu schützen. „Klar ist: Wir werden dafür kämpfen, dass die hart errungenen Rechte und Absicherungen auch bei einem Verkauf erhalten bleiben“, gibt Alexandra Ebert die Zielrichtung vor.

    Ende März haben die Betriebsratsvorsitzenden und stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden der Niederlassungen sowie die zuständigen IG Metall-Betriebsbetreuer (für die Geschäftsstelle Ruhrgebiet Mitte: Yunus Emre Yildirim) ihre Kräfte gebündelt und gemeinsam eine Verhandlungsstrategie festgelegt, um gestärkt in die Sondierungsgespräche und anschließenden Verhandlungen mit der Geschäftsleitung zu gehen. Zusätzlich wurde eine Hintergrund-Kommission gebildet, die den Prozess engmaschig begleitet und eine schnelle Eskalation ermöglicht, falls erforderlich. „Wir treten als geschlossenes Team auf. Wir halten zusammen. Jeden Tag“, ergänzt Alexandra Ebert.

    In den jüngsten Sondierungsgesprächen mit der Geschäftsleitung wurde eine umfangreiche Auflistung erarbeitet, was genau unter Arbeitsbedingungen zu verstehen ist. Zeitnah werden auch die Beschäftigten in Form einer Befragung am Prozess beteiligt.

    „Wir wissen, dass das Unternehmen die Verhandlungen zügig abschließen will. Grundsätzlich ist es auch unser Ziel, rasch ein Verhandlungsergebnis zu erreichen, um die Unsicherheit der Beschäftigten zu reduzieren. Aber wir lassen uns nicht unter Druck setzen. Nachdem wir die Arbeitsbedingungen beschrieben haben, müssen im nächsten Schritt Grundsatzfragen bezüglich deren Absicherung bei der Veräußerung der Niederlassungen geklärt werden. Dafür nehmen wir uns die Zeit, die notwendig ist für eine sorgfältige Prüfung und Abwägung, um die bestmögliche Lösung im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen zu verhandeln. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst“, so die Betriebsratsvorsitzende der Niederlassung Dortmund, Unna, Lünen.

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