
Wegen des Verstoßes gegen das Vereinigungsverbot durch die Fortführung der verbotenen Organisation „Combat 18 Deutschland“ müssen sich vier Neonazis ab dem 26. Juni 2025 vor dem Dortmunder Landgericht verantworten. Einer der Angeklagten ist in Dortmund kein Unbekannter: Er schoss 2007 bei einem missglückten Raubüberfall eine tunesische Geisel nieder. Worum es sich bei „C18″ handelt und wo der bereits verurteilte Neonazi heute steht.
Die Gruppierung „Combat 18“ stammt ursprünglich aus Großbritannien
Das Netzwerk „Combat 18“, kurz „C18“, agiert europaweit und hat seinen Ursprung in Großbritannien. Unter der Parole „white revolution is the only solution“, ruft Combat18 Aktivist:innen zu Gewalt gegen Migrant:innen, Politiker:innen, queere Menschen, Journalist:innen und Gewerkschafter:innen auf. Es gibt keine feste Mitgliedschaft, jede:r kann sich als Teil von C18 verstehen und Anschläge verüben, so die Bundeszentrale für politische Bildung. Der Begriff „Combat 18″ steht für „Kampftruppe Adolf Hitler“.

Der deutsche Ableger der Gruppierung existiert spätestens seit 2014. Die Sicherheitsbehörden zählen bundesweit etwa 20 Mitglieder, wobei zwischen „Vollmitgliedern“ und „supportern“ unterschieden wird. „Die Gruppierung ist in sechs Bundesländern vertreten und dort in sogenannten Sektionen organisiert. Die bundesweite Gesamtorganisation untersteht einem in Thüringen ansässigen Rädelsführer“, erklärt das Bundesinnenministerium.
Die Mitglieder der Vereinigung haben sich zur Verschwiegenheit verpflichtet und gehen bei der Planung von Treffen und der Kommunikation über Chats konspirativ vor, so das BMI. Vereinszweck von „Combat 18 Deutschland“ ist nach Auffassung der Sicherheitsbehörden die Verbreitung einer menschenfeindlichen Ideologie, vornehmlich durch den Vertrieb von Tonträgern, die Organisation von Konzerten und den Verkauf von Merchandise-Artikeln.
„Combat 18 Deutschland“ ist mit dem Nationalsozialismus „wesensverwandt“, so das BMI
Im Januar 2020 erließ Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ein Verbot gegen „Combat 18 Deutschland“. Der Grund: Die Vereinigung richte sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung, da sie mit dem Nationalsozialismus wesensverwandt sei. Das heißt: „,Combat 18 Deutschland‘ bekennt sich zur NSDAP und ihren Funktionären, ist rassistisch, antisemitisch und fremdenfeindlich ausgerichtet und weist eine kämpferisch-aggressive Grundhaltung auf“, so das BMI.

Vor dem Dortmunder Landgericht beginnt am 26. Juni 2025 die Hauptverhandlung zum Strafverfahren (32 KLs 28/24) gegen Stanley R. (49), Keven L. (44), Gregor M. (45) und Robin Schmiemann (40). Die Bundesanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, die Organisation „Combat 18 Deutschland“ trotz des rechtskräftigen Verbots bis mindestens Frühjahr 2022 weitergeführt zu haben. Stanley R. soll ab Ende Oktober 2020 die Führung übernommen und mindestens 14 geheime Treffen organisiert haben.
Bei einem dieser Treffen habe ein sogenannter „Leistungsmarsch“ stattgefunden, bei einem anderen ein Aufnahmeverfahren für „Supporter“ (Anwärter), das Fragen zum Nationalsozialismus umfasste. Keven L. und Robin S. sollen diese Aufnahmerituale maßgeblich geplant und umgesetzt haben. Gregor M. wird beschuldigt, im Namen der Organisation Rechtsrockkonzerte organisiert und zusammen mit Stanley R. Tonträger sowie Kleidung mit Bezug zu „Combat 18 Deutschland“ produziert zu haben. Zudem soll Stanley R. laut Ermittlungen des Generalbundesanwalts die Vernetzung mit anderen rechtsextremen Gruppen vorangetrieben haben.
Angeklagter Robin Schmiemann unterhält eine Brieffreundschaft mit NSU-Täterin Beate Zschäpe
Während des NSU-Prozesses thematisierte die Nebenklage einen Brief von der verurteilten Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Der Empfänger: Der nun angeklagte Neonazi Robin Schmiemann. Für die intime Brieffreundschaft zur NSU-Täterin erlangte Schmiemann bundesweite Bekanntschaft. Lokal bekannt wurde der Dortmunder Neonazi aus dem Umfeld der „Oidoxie-Streetfighting-Crew“ allerdings bereits Jahre zuvor.

2007 schoss Neonazi Schmiemann, der zuvor seine Grundausbildung bei der Bundeswehr absolviert hatte, beim Versuch einen Plus-Supermarkt in einem Dortmunder Vorort zu überfallen seine tunesische Geisel mit mehreren Schüssen nieder. Das Opfer – das Schmiemann später als „Eseltreiber“ bezeichnete – überlebte nur knapp. Die Konsequenz: Schmiemann wurde zu acht Jahren Haft verurteilt.
Und was macht Robin Schmiemann heute? Der Angeklagte lebt mittlerweile nicht mehr in Dortmund und trat hier zuletzt im August 2022 öffentlich bei einer Neonazi-Kundgebung gegen das Verbot des „Nationalen Widerstands“ (NWDO) auf. Eine Vernetzung zur Dortmunder Szene scheint aber immer noch zu bestehen: Im Februar diesen Jahres demonstrierte Robin Schmiemann mit der Dorstfelder Reisegruppe beim sogenannten Bombengedenken in Dresden.
Neonazi-Influencer: Robin Schmiemann bekennt sich auf TikTok subtil zu C18 und dem NSU
Seit kurzem probiert sich der Neonazi Schmiemann als „lustiger“ Influencer auf TikTok, wo er mittlerweile fast 60.000 Likes erzielt hat. Hier bekennt er sich immer wieder subtil zum National-Sozialistischen-Untergrund, der 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle verübte und zehn Menschen ermordete.

Auf einem Foto zeigt sich Schmiemann vor der Zahl 18 („Combat18″, „Adolf Hitler“) in einem „Paulchen Panther“-Oberteil.
Der NSU hatte sich 2011 mit einem 15-minütigen Video selbst enttarnt, in dem sie das Cartoon von „Paulchen Panther“ geändert und Fotos von Medienberichten über ihre Taten und Fotos ihrer toten Opfer eingefügt hatten.
Unterlegt hat Robin Schmiemann das Video auf seinem TikTok-Account mit dem Liedtext „Wir gehen zusammen und zur Not auch über Leichen“.
Auf anderen Fotos zeigt sich der Neonazi grinsend, die Hände hält er zum „white power“-Zeichen geformt oder ermahnt seine Follower, nicht mit der Polizei zu sprechen.
In einem martialischen Video inszeniert sich der Neonazi zu einem Sound mit dem Text z.D.: „Ich bin ein verfickter Krieger, der für etwas Größeres gebaut wurde. Ich bin nicht hier, um Entschuldigungen zu suchen, sondern um ein Zeichen zu hinterlassen (…) und nichts wird jemals mich aufhalten.“
Quellen und weitere Informationen:
- Das Bundesinnenministerium zu „Combat 18 Deutschland“: www.bmi.de
- Die Bundeszentrale für politische Bildung zu „Combat 18“: www.bpb.de
- Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung zur Brieffreunschaft zwischen Zschäpe und Schmiemann: www.sz.de
- Transkript des NSU-Bekennervideos mit Paulchen Panther (pink panther): www.nsu-watch.info
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