
Wer bei der Commerzbank ein Konto hat, bekam kürzlich Post: Das Girokonto wird in Zukunft nicht mehr kostenlos sein, sondern 4,90 Euro monatlich kosten. Das trifft alle Kund:innen, die weniger als 50.000 Euro Gesamtvermögen bei der Bank liegen haben. Auch das neue Konto der Postbank „Postbank Giro pur“ soll nur gebührenfrei bleiben, wenn man bereit ist, der Nutzung von Kundendaten zu Werbezwecken zuzustimmen. Um extra Kosten zu vermeiden empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW daher bei Konto-Konditionen genau hinzuschauen.
Worauf man bei der Kontoauswahl achten sollte
„Bei Girokonten gibt es große Preisunterschiede und einen Wildwuchs von Bedingungen – kein guter Service bei einem so existenziellen Vertrag,“ sagt David Riechmann, Jurist und Bankenexperte bei der Verbraucherzentrale NRW.
Die Kosten für Bankkonten sind eines der wichtigsten Kriterien beim Kontenvergleich. Denn sie summieren sich über die Jahre. Kostenlose und auch kostengünstige Konten gibt es noch, aber meist sind sie an Bedingungen geknüpft, entweder an einen festen monatlichen Geldeingang oder an zusätzliche teure Verträge wie Versicherungen oder Bausparverträge.
Mehr als 60 Euro pro Jahr sollte man jedoch für ein Girokonto nicht ausgeben. Die Commerzbank läge mit 58,80 Euro jährlich darunter. Sogenannte „Rundum-Sorglos-Pakete“ können bis zu 300 Euro im Jahr kosten. Die andere Option sind Einzelpreise für Standardleistungen wie Überweisungen oder Kontoauszüge. Das erschwert den Kostenüberblick und kann schnell teuer werden.
Preiserhöhung bei bestehenden Konten und Sonderregelungen
Wenn auf eine Preiserhöhung nicht reagiert wird, gelten die alten Konditionen zunächst weiter. Denn seit einem Urteil des Bundesgerichtshofs im Jahr 2021 müssen Banken und Sparkassen bei Änderungen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen. Die Klausel, wonach sie von einer stillschweigenden Zustimmung ausgehen können, wenn Kund:innen einer Änderung nicht binnen zwei Monaten widersprechen, benachteilige Kund:innen unangemessen, so das Gericht.
Die Commerzbank verlangt eine Zustimmung bis zum 28. April mit Gültigkeit ab 1. Mai, oder eine Zustimmung bis zum 28. Mai mit Gültigkeit ab 1. Juni. Wer hartnäckig nicht reagiert, riskiert von der Bank vor die Tür gesetzt zu werden. Die Bank muss dann aber eine Kündigungsfrist von mindestens zwei Monaten einräumen.
Sonderregelungen gibt es zum Beispiel, wenn Banken ein Konto etwa als „lebenslang kostenlos“ beworben haben. Solche Kund:innen müssen eine Preiserhöhung nicht akzeptieren. Einige Kreditinstitute bieten zudem spezielle Konditionen für Studierende, Auszubildende, Rentner:innen oder Selbstständige an.
Bei der Commerzbank war das Girokonto bislang ab einem monatlichen Geldeingang von 700 Euro gebührenfrei. Die Gratiskonten für Schüler:innen und Studierende bleiben erhalten. Unter Umständen wird die Commerzbank aber Verwahrentgelte ab 50.000 € Kontoguthaben einführen.
Kontowechsel und Hilfe zu Bankangeboten
Die Geldinstitute sind verpflichtet, Wechselwillige beim Konto-Umzug zu unterstützen. Neben der Stiftung Warentest bietet seit Anfang dieses Jahres die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz Bafin, eine neutrale und vollständige Übersicht über alle Girokonten und Basiskonten.
Bei der Suche nach dem passenden Konto helfen Filtermöglichkeiten nach Postleitzahl, Kontoführungsgebühren, Dispo- oder Guthabenzinsen. Wichtig für den Vergleich sind aber nicht nur die Kontoführungsgebühren. Auch die Kosten für Debit- und Kreditkarten sollte man erfragen.
Nach Ansicht der Verbraucherzentrale NRW versuchen viele Institute derzeit, mit komplexen Modellen und teuren Paketen mehr Geld aus dem Privatgeschäft herauszuholen. Verbraucher:innen sollten das Preisverzeichnis sorgfältig lesen und auf Extra-Kosten achten, etwa für Kontoauszüge oder Bargeldeinzahlungen.
Abgetragen wird davon teure Versicherungen oder Sparpläne nur für einen Rabatt abzuschließen. Bei Fragen zu passenden Anlage- und Versicherungsprodukten können Betroffene sich in einer Beratungsstelle der Verbraucherzentrale helfen lassen.
Mehr Informationen:
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- Eine Checkliste zur Auswahl beim Girokonto gibt es unter: www.verbraucherzentrale.nrw/node/95567.
- Weitere Tipps bei Preiserhöhungen gibt es hier: www.verbraucherzentrale.nrw/node/13252.
- Wie man sich vor unnötigen Kosten schützt: www.verbraucherzentrale.nrw/node/106262.
- Der BaFin-Girokontenvergleich ist zu finden unter: https://kontenvergleich.bafin.de.